Meine Gedanken zu Dunkeldeutschland und Faschismus: Die AfDer werden nicht als Nazis wahrgenommen, sondern als "Gegenspieler" der anderen Parteien. Die "Nazikeule" war in der DDR-Bildung deutlich anders ausgeprägt als im Westen. Faschisten waren immer all jene, die gegen die DDR waren. Die Massenvernichtung von Minderheiten spielte gegenüber den inhaftierten Kommunisten nur eine untergeordnete Rolle, die KZ auf DDR-Staatsgebiet waren ja auch "alte" KZ, in denen vor allem die politischen Gefangenen saßen. Später kamen Kriegsgefangene/politische aus den besetzten Gebieten dazu. Die Rolle der Kommunisten in den Lagern, ihre Geheimorganisation und die Karriere nach der Befreiung stand immer im Vordergrund.
Ebenfalls im Vordergrund stand in der Propaganda die personelle Kontinuität 3.Reich und BRD, das was Ackerfurchenpatriot Rüdi immer mit Globke hervorholt. Faschisten waren die Bösen auf der anderen Seite der Mauer. Im Osten gab es keine Faschisten. Punkt. Ein wirkliches Nachdenken darüber, wie man ohne Kontinuitäten einen Staat weiter führt gab es nicht, genausowenig wie einen Aufstand der Jugend gegen die belasteten Eltern (aka 68). Ein Punkt, der die Verschleierung der eigenen Biografien im Osten erleichterte waren die enormen Migrations- und Fluchtbewegungen, erst vor den Russen, dann die Vertreibungen und schliesslich die "Rübermacher" (vor Mauerbau). Da war soviel Bewegung und alte soziale Bindungen waren nicht mehr. Es gab deutlich mehr Annonymität, neue Nachbar, völlig unbekannte Menschen. Die Stadtplanungspolitik (Neue Viertel statt wiederaufbau) begünstigte das Ganze noch. Meines Wissens nach wusste die Stasi einiges, hat dies auch als Kompromat benutzt, aber öffentliche Prozesse wie in der BRD gab es nicht/durfte es nicht geben. Deshalb wurde auch die Hooligan- und Skinbewegung nie an die große Glocke gehangen. Nazis waren immer die anderen, die ausserhalb der DDR im Westen lauerten.
Daher wirkt das Nazi-Argument im Osten anders, es wird als reiner Propagandabegriff gesehen, also als politische Diffamierung. Wirkliches Wissen über Faschismus, wie er aussieht und sich äussert wurde von der "antifaschistischen" Arbeiter- und Bauern-Partei nie verbreitet. Man wäre ja zu leicht auf den Trichter gekommen, dass es große Schnittmengen zwischen Faschismus und Totalitarismus gibt und die DDR/der Ostblock bis zur Halskrause drinsteckt (im Totalitarismus). Daher wurden Nazis immer mit dem Dritten Reich und der BRD dargestellt, über Kontinuitäten (bspw. wurde "Kongo-Müller" propagandistisch massiv ausgeschlachtet). "Ossis" können daher keine Nazis sein und die AfD bastelt daher auch an ihrem Ost-Image, weil sie darüber eine fest geschlossene Basis in den ostdeutschen Bundesländern aufbauen kann. Im Westen geht das nicht so einfach, dort erkennen die Menschen die einzelnen Elemente deutlich besser, sind sensibler für die Rhetorik und die "Altparteien"/gesellschaftlichen Organisationen haben eine deutlich bessere Verankerung in der Gesellschaft. Letzteres fehlt meiner Meinung nach vor allem auf dem ostdeutschen Land. Die SED_Massenorgas wurden zu Recht zerschlagen, aber nur wenig konnte da nachrücken... wo im Westen DRK, THW, DLRG, Sportvereine etcpp seit Jahrzehnten etabliert sind hängen solche Vereine/Verbände immer von Einzelpersonen ab. Daher haben es die Rechten auch relativ einfach mit Vereinen etc zu punkten. Sie stoßen in ein Vakuum, was dort leider verständlicherweise existiert, vor.