Und warum ist er nicht abgehauen? Ganz einfach, weil nichts mehr da ist, oder zu wenig, um woanders halbwegs gut leben zu können.
Allerdings glaube ich, dass er sich in der Tat bis zum besagten Tag im Juni 2016 unangreifbar fühlte, wofür das passive Verhalten mancher Behörden im Umgang mit ihm Vorschub geleistet hatte.
Da ist was dran. Ich habe einen Bekannten (wenn man das so nennen kann) der so furchtbar gerne den großen Industrieboss spielen würde. Allerdings flog er bei seinen zahlreichen Managerjobs meist gleich wieder raus, weil er entweder die Finger in der Kasse oder in Mädels in den Firmen hatte und es mit Spesen, Dienstwagen, Alkohol etc. auch nicht so genau nahm. Dazwischen mal kurz im Knast oder in U-Haft. Irgendwann ist man dann in der Industrie verbrannt und macht sich nozgedrungen selbständig. Und wieder das gleiche Spiel, das Geld der Geschäftspartner ist irgendwann weg, drei oder vier Insolvenzen in Folge, ohne dass die Staatsanwaltschaft trotz Betrug, Körperverletzung, Bedrohung, etc. groß ahndet, dann Ausflug ins Hotelgewerbe, nach drei Jahren wieder pleite.
Inzwischen ist man Mitte 60, spuckt aber nach wie vor große Töne und läuft durch die Gegend wie Marlon Brando in "der Pate". Die ganze ergaunerte Kohle ist weg, im REWE funzt die Kreditkarte nicht, der geleaste Benz steht in der Werkstatt, weil man die Rechnung nicht bezahlen kann, aber egal, man ist der Größte, el Cheffe, der Macho, der Silberrücken.
Aber langsam dämmert es wo man seinen Lebensabend verbringen wird, nämlich im Knast. Wobei aus meiner Sicht eine Hartz4 Existenz besser wäre. Nicht ehr im Lampenlicht, bedeutungslos, vergessen.
Das Fazit? Die meisten kriminellen Zeitgenossen schaffen es meist nicht, langfristig einen finanziellen Gewinn aus ihren Taten zu ziehen. Da hapert es schon an der kriminellem Laufbahn, die oft mehr recht als schlecht verläuft. Und wenn man dann wirklich mal ein paar Euronen auf der Seite hat, sind die schneller weg, als man kucken kann.