Kandidat Speitelsbach erhielt eine polizeiliche Belehrung
Nach teilweise heftiger Wortwahl im Bewerbungs-Flyer - Bei Vorstellungsrunde in Gutach gab sich Samuel Speitelsbach dann auch deutlich zurückhaltender
03.05.2019, 06:00 Uhr
Bürgermeisterkandidat Samuel Speitelsbach kandidiert nicht nur in Adelsheim, sondern auch in Gutach Schwarzwald. Das Foto zeigt ihn dort bei seiner Vorstellung. Foto: Lena Stangenberg
Ravenstein/Adelsheim. (joc/ahn) Nein, als ein ganz normaler Bürgermeister-Kandidat wird Samuel Speitelsbach, der sich in Adelsheim und in Gutach im Schwarzwald gleichzeitig in zwei Städten in Baden-Württemberg um den Chefsessel im Rathaus beworben hat, sicherlich nicht wahrgenommen. Das musste der Programmierer aus Hüngheim in diesen Tagen an mehreren Beispielen am eigenen Leib erfahren.
So hat ihm sein forscher Werbe-Flyer mit vielen extremen Formulierungen eine Strafanzeige (unter anderem wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Störung des öffentlichen Friedens) eingebracht und zusätzlich die Polizei auf den Plan gerufen, die jüngst einen "Hausbesuch" beim Kandidaten machte und ihm dabei viele gute "Ratschläge" gab, wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Heilbronn auf Anfrage der RNZ bestätigte.
Und auch bei der Vorstellungsrunde der Bürgermeister-Kandidaten in der Gutacher Gemeindehalle löste der 32-jährige Samuel Speitelsbach bei der Bevölkerung zwiespältige Gefühle aus. Der "Schwarzwälder Bote" schreibt: "Wenig Applaus, dafür aber viel Gelächter und zahlreiche wütende Bürgerstimmen erntete Samuel Speitelsbach ... - er stotterte sich stellenweise durch eine Rede, die vor allem eines stiftete: Verwirrung". Und weiter ist in der dortigen Tageszeitung zu lesen: "Nach der Veranstaltung ist Speitelsbach das beherrschende Gesprächsthema. Viel Positives war dabei aber nicht zu hören!"
Dabei gab sich Speitelsbach in Gutach - offenbar doch beeindruckt vom Auftritt der Ermittlungsbeamten - zurückhaltender. Den Besuch der Polizei verschwieg er bei der Vorstellung übrigens nicht. Er sagte, dass er gerade ein "Interview" mit der Polizei gehabt hätte, die ihm gewisse Äußerungen verboten und ihm aufgetragen hätte, nichts Größenwahnsinniges zu sagen. Dieser Zensur wolle er sich natürlich beugen. Und tatsächlich hielt sich der Kandidat denn auch mit volksverhetzenden und rassistischen Äußerungen zurück und vermied es zudem, eine Straftat anzudrohen.
Für Ausrufezeichen (und teilweise ungläubige Mienen) sorgte Speitelsbach allerdings trotzdem. Er eröffnete seine Rede in Gutach mit den Worten: "Europa steht in Flammen. Und was tun wir? Wir kümmern uns um den Klimaschutz!" Etwas später gibt er seine Meinung zur Asylpolitik preis: "Flüchtlinge sollen in ihren Herkunftsländern Arbeit und Frauen bekommen, damit sie nicht bleiben. Gutach schiebt ab!" Und auf sein Frauenbild angesprochen meinte er: "Nehmen Sie das von Donald Trump, das passt ziemlich gut!"
Nach diesen Eindrücken darf man gespannt sein auf die Vorstellung der Bürgermeister-Kandidaten am 19. Mai um 19.30 Uhr in der Eckenberghalle in Adelsheim, zu der neben Amtsinhaber Klaus Gramlich und Wolfram Bernhardt eben auch Samuel Speitelsbach aus Hüngheim erwartet wird ...