Naja, falls er vor lauter Stress mit der Wortmarke einen Herzinfarkt bekommt, kann ich ihm zumindest anbieten, ihn wie anno dazumal zu behandeln. Dann fühlt er zumindest wie im Kaiserreich.
Habe Eine Aufzeichnung gefunden, wie das Anfang der 60er war. War um 1900 herum nicht wirklich anders.
Im Jahr 1964 erlitt ein älterer
Kollege (55 Jahre) aus
dem Krankenhaus, in dem
ich als chirurgischer Assistent
tätig war, einen Herzinfarkt.
Dies war auf Grund
der Beschwerden und des
Elektrokardiogramms anzunehmen.
Weitere diagnostische
Möglichkeiten zur
Diagnosesicherung wie z.B.
Enzymbestimmungen gab es
noch nicht. Er wollte unbedingt
in seiner Klinik bleiben.
Mein damaliger Chef
erlaubte mir, den Kollegen
auf der chirurgischen Station
zu betreuen. Nach Besprechung
mit den Internisten
kamen als Behandlung nur
sechs Wochen Bettruhe und eine tägliche Spritze Corhormon (Extrakt aus
Rinderherzen) in Betracht. Der Behandlungsplan
laut Gotthard Schettler, Heidelberg, sah
1961 folgendes Schema vor:
8.00 Uhr Wecken, Frühstück und Schlafmittel
8.15 Uhr Bettenmachen und Zimmer
abdunkeln
12.30 Uhr Wecken, Blutdruck, Stuhlgang
12.45 Uhr Mittagessen, Schlafmittel
13.00 Uhr Zimmer verdunkeln
18.00 Uhr Wecken, Temperatur, Puls, Blutdruck,
Stuhlgang
18.15 Uhr Abendessen, Beruhigungsbad
19.15 Uhr Schlafmittel
Dieses relativ einfache Therapieschema ließ
sich auch in der chirurgischen
Abteilung bewerkstelligen.
Die Therapie musste
6 Wochen durchgehalten
werden, was auch geschah.
Nur auf das Beruhigungsbad
haben wir verzichtet, weil wir
nicht wussten, wie wir das
anstellen sollten, ohne den
Patienten zu belasten. Diese
Entscheidung erwies sich im
Nachhinein als richtig.
Eine Monitorüberwachung
war damals noch unbekannt.
Ein Elektroschockgerät gab
es in den Krankenhäusern
Deutschlands auch noch
nicht. Der Kollege hat die
Behandlung tapfer durchgehalten.
Er hegte jedoch nach
dieser Zeit den verständlichen Wunsch ausgiebig zu baden. Leider erlitt
er in der Badewanne einen Rückfall, weshalb
er noch einmal 6 Wochen Bettruhe abdienen
musste. Auch diese Anweisung hat er brav
befolgt.
Um auf den Kollegen zurückzukommen: Er
überlebte den Infarkt um etwa 12 Jahre. Er
litt aber unter einer schweren Angina pectoris
mit Beschwerden bei fast jeder Belastung, die
lediglich mit Nitroglycerinkapseln behandelt
werden konnten. Betablocker, ACE-Hemmer
und Calciumantagonisten gab es noch nicht,
von ASS war ebenfalls noch keine Rede.
Wohlan!!