Autor Thema: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?  (Gelesen 145465 mal)

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Offline SchlafSchaf

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Offline Sandmännchen

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #91 am: 13. März 2018, 19:06:28 »
Wer geht denn bitteschön bei einer Krebsdiagnose zum Auspendeln?  :facepalm:

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Offline Spielkind

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #92 am: 13. März 2018, 20:33:20 »
Wer geht denn bitteschön bei einer Krebsdiagnose zum Auspendeln?  :facepalm:

Sehr verzweifelte Menschen, leider. Die Diagnose macht immer noch Angst und gerade die Chemo auch. Haare fallen aus, es geht einem wirklich unfassbar elend. Und genau da grätschen solche unverantwortliche Scharlatane rein, mehr als einmal gesehen. Und die Opfer sind bei weitem nicht immer Esovorbelastet, da sind auch Leute dabei, denen man das niemals zugetraut hätte, die sind einfach in heller Panik und Angst ist leider ein schlechter Ratgeber.
 
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Offline BlueOcean

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #93 am: 13. März 2018, 21:16:20 »
Zitat
2008 hatte die mittlerweile Verstorbene und damals 41-jährige Frau die Diagnose Brustkrebs erhalten. Die Mediziner einer Klinik rieten zur sofortigen Entfernung einer Brust. Doch die Österreicherin wollte sich Anfang Januar 2009 bei dem Heilpraktiker eine zweite Meinung einholen. Per Auspendeln kam dieser zu dem Schluss, dass es sich um keinen Krebs und keinen Tumor handle.

Sehr schön, dass er mit zwei Jahren und drei Monaten auch wirklich ins Gefängnis muss. Ich hoffe nur, dass sich dieses Urteil in den entsprechenden Kreisen herum spricht.
Zitat
„Sie machen einfach so weiter“, sagte die Richterin und warf dem Heilpraktiker vor: „Ihre Verteidigerin zeigt mehr Empathie als Sie. Sie zeigen keine Reue.“ Dagegen wehrte sich der Verurteilte, erklärte, dass er den Tod der Patientin zutiefst bedauere, blieb aber bei seiner Einschätzung, dass er richtig behandelt habe. Deswegen dürfe man ihm seine Praxis auch nicht schließen. „Sie ist meine Existenzgrundlage.“

Unbelehrbar und einfach weiter machen... das macht einen fassungslos.
Zitat
Vorerst wird der Mann auch weiter praktizieren. Sein Berufsverbot greift erst beim endgültigen Abschluss des Prozesses. Und gegen das Urteil des Kelheimer Amtsgerichts gibt es die Rechtsmittel der Berufung und Revision.

Und das finde ich seitens unseres Rechtssystems unfassbar. Seit dem Tod ist beinah ein Jahr vergangen und der Mann ist nun verurteilt. Aber bis das ganze mal rechtskräftig wird darf er wirklich weiter praktizieren? Obwohl er heute noch behauptet, dass seine Behandlung richtig war? Gibt es dagegen keine Möglichkeit einer "Einstweiligen Verfügung" o.ä.? Das verstehe ich nun wirklich nicht,
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Müll Mann

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #94 am: 13. März 2018, 21:25:28 »
Und das finde ich seitens unseres Rechtssystems unfassbar. Seit dem Tod ist beinah ein Jahr vergangen und der Mann ist nun verurteilt.

Das ist schnell, denk mal daran, wie lange das bei unseren anderen Kunden so dauert.

Zitat
Aber bis das ganze mal rechtskräftig wird darf er wirklich weiter praktizieren? Obwohl
er heute noch behauptet, dass seine Behandlung richtig war? Gibt es dagegen keine Möglichkeit einer "Einstweiligen Verfügung" o.ä.? Das verstehe ich nun wirklich nicht,

Ich weiß nicht, als was der Herr genau "praktiziert". Als Heilpraktiker könnte ihm seine Zulassung entzogen werden, aber das Verwaltungsverfahren dauert vermutlich genauso lange wie der Rechtsweg im Strafrecht. Falls die "Praxis" als Gewerbe betrieben wird, dann käme eine gewerberechtliche Untersagung in Frage. Die Aufsicht über die Heilpraktiker ist leidet föderal zersplitttert und unter aller Sau, um es mal deutlich zu sagen.
 

Offline BlueOcean

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #95 am: 13. März 2018, 21:47:08 »
Er praktiziert als Heilpraktiker und das Gericht hat auch ein fünfjähriges Berufsverbot verhängt. Die Verfahrensdauer gefällt mir nicht, obgleich ich weiß, dass es leicht auch noch sehr viel gemächlicher vor sich gehen kann.

Aber dass der Mann jetzt unbeirrt weiter als Heilpraktiker praktizieren kann, das finde ich schwer zu akzeptieren.
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Offline Sandmännchen

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #96 am: 14. März 2018, 05:48:23 »
Ausübung des Berufs ist ein Grundrecht. Das mag eine Rolle spielen.

Krebsbehandlung, und zwar gerade zu Brustkrebs, hat große Fortschritte gemacht. Chemotherapie ist nicht mehr wie im letzten Jahrhundert, und bei Brustkrebs gibt es auch, je nach den Umständen, brusterhaltende Therapien. Man sollte sich unbedingt eine Zweitmeinung einholen, aber nicht beim Heilpraktiker. Und man sollte nach Kliniken recherchieren, die in der jeweiligen Krebsart viel Erfahrung und eine optimale Heilungsrate vorweisen können.

Und glücklich kann sich schätzen, wer in der Situation ein Freundschaftsnetzwerk hat, das einen berät und unterstützt.
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #97 am: 14. März 2018, 09:26:04 »
Wer geht denn bitteschön bei einer Krebsdiagnose zum Auspendeln?  :facepalm:

Sehr verzweifelte Menschen, leider. Die Diagnose macht immer noch Angst und gerade die Chemo auch. Haare fallen aus, es geht einem wirklich unfassbar elend. Und genau da grätschen solche unverantwortliche Scharlatane rein, mehr als einmal gesehen. Und die Opfer sind bei weitem nicht immer Esovorbelastet, da sind auch Leute dabei, denen man das niemals zugetraut hätte, die sind einfach in heller Panik und Angst ist leider ein schlechter Ratgeber.
Verzweifelte sicher. Aber ich unterstelle auch ein erhebliches Maß an Dummheit. Wer glaubt, einer Pendelei  vertrauen zu können, hat nicht alle Tassen im Schrank. Solches Verhalten ist mit Verzweiflung alleine nicht zu erklären.
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Offline HansOpel

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #98 am: 16. März 2018, 00:15:56 »
Wer geht denn bitteschön bei einer Krebsdiagnose zum Auspendeln?  :facepalm:

Sehr verzweifelte Menschen, leider. Die Diagnose macht immer noch Angst und gerade die Chemo auch. Haare fallen aus, es geht einem wirklich unfassbar elend. Und genau da grätschen solche unverantwortliche Scharlatane rein, mehr als einmal gesehen. Und die Opfer sind bei weitem nicht immer Esovorbelastet, da sind auch Leute dabei, denen man das niemals zugetraut hätte, die sind einfach in heller Panik und Angst ist leider ein schlechter Ratgeber.
Verzweifelte sicher. Aber ich unterstelle auch ein erhebliches Maß an Dummheit. Wer glaubt, einer Pendelei  vertrauen zu können, hat nicht alle Tassen im Schrank. Solches Verhalten ist mit Verzweiflung alleine nicht zu erklären.

Naja... wenn du die Optionen hast zwischen "♥♥♥" und "ach... alles wird gut" ist es nur menschlich den vermeintlich einfachen Weg zu wählen, und daran zu glauben, einfach weil man daa glauben WILL

Richtig ist es daher natürlich nicht.
 

Offline Caligula

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #99 am: 22. März 2018, 19:36:06 »
Jedes mal, wenn ich das lese, platzt mir der Hals ...
So etwas lese oder höre ich fast jeden Tag. Ich habe schon reichlich Hälse verbraucht. Hilfreich ist, dann die Hälse der anderen platzen zu lassen.
 
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #100 am: 22. März 2018, 23:34:56 »
Jedes mal, wenn ich das lese, platzt mir der Hals ...
So etwas lese oder höre ich fast jeden Tag. Ich habe schon reichlich Hälse verbraucht. Hilfreich ist, dann die Hälse der anderen platzen zu lassen.
Sag' mal, Du kommst aus dem medizinischen Bereich? Kann man da irgendwo verlässlich, strapazierfähige Hälse nachkaufen? Am Besten online? Mir platzt da ab und zu auch mal einer, kommt halt vor, wenn man hier im Forum mitliest.
 
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Offline Spielkind

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #101 am: 23. März 2018, 00:47:57 »
Ich wünschte, ich würde die Quelle für neue Hälse kennen. Ich hab zu diesem ganzen Themenkomplex noch einiges im Kopf, aber um das zu Posten brauch ich ein bissl Zeit und Ruhe.
 

Offline Caligula

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Wer heilt, hat Recht? Homöopathie
« Antwort #102 am: 23. März 2018, 19:29:20 »
Kann man da irgendwo verlässlich, strapazierfähige Hälse nachkaufen? Am Besten online?
Es wäre zumindest ein tragfähiges Geschäftsmodell. Der erste nennenswerte Versandhandel vor 100 Jahren war auch einer mit Wechselkragen aus Papier.
Allerdings müsste ich dann die physikalisch-technische Anstalt konsultieren, um entsprechende Modelle zu entwickeln.  :scratch:

Ansonsten hilft Prävention und Regeneration. Tief durchatmen, spazieren gehen, wie auch immer für äquaten Ausgleich sorgen.
Darüber hinaus kann man dann neue Hälse verordnen, je nach Indikationsstellung und Art der Manifestation. :)
Wenn man Pech hat, werden beim neuen Hals auch schon mal die Hände auf dem Rücken zusammengebunden.

Ich habe mir den ganzen Faden durchgelesen und da ist ja schon einiges eskaliert und durcheinander geraten.
Schon daran kann man sehen wie das Thema polarisiert und wie thematisch überlagert und verworren das bisweilen geführt wird. 

Und hier hat es gewiss Menschen, die gelernt haben kritisch und differenziert zu denken, handeln und sich auszutauschen und auch dazu bereit sind.
Sonst würde das nicht so gut funktionieren.
Und dann sollte man versuchen sich vorzustellen, wie eine Diskussion mit fanatischen Befürwortern aussieht, welche am Ende immer nur auf ein paar Runden Bullshit-Bingo hinaus laufen. 

Die Frage ist doch, was wird am Ende denn diskutiert? Wo will ich hin, hat es überhaupt ein Ziel.
Die Berechtigung der Aussage "Wer heilt hat recht", die Wirkung oder Nicht-Wirkung von Homöopathie, ihre nicht reproduzierbaren Erfolge, die Berechtigung des Berufs eines Heilpraktikers und die (nicht) Inhalte und (nicht) Qualfikation der gänzlich ungeregelten und willkürlichen Ausbildung?

Alles Bereiche haben miteinander zu tun, aber jede ist eine Angelegenheit für sich, mit separaten Auswirkungen und Problemstellungen.
Man denke an den unsäglichen Heilpraktiker Ross aus Brüggen, der als eine Art Mengele, seine Patienten als Versuchskaninchen, mit Bromopyruvat behandelt hat, etwas wofür jeder Arzt seine Approbation los ist. Und danach behauptet, die wären so oder so gestorben. Und davon gibt es eine ganze Menge
Da war nichts mit Homöopathie, das war synthetische Chemie pur. Und die Reaktionen und widerlichen Kommentare aus der HP-Szene bringen mich heute noch zur Weisglut.
Die Themen sind heterogen verwoben und doch zu trennen und zu lösen, deshalb auch der unschöne Verlauf so vieler Diskussionen.   

Ich werde die Antwort in mehrere Posts splitten müßen, da es sonst nur eine Textwand wird. Zwei nacheinander geht ja nicht.
« Letzte Änderung: 23. März 2018, 19:36:16 von Caligula »
 
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Offline Caligula

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #103 am: 25. März 2018, 15:50:24 »
Und wenn ich schon dabei bin und ein bisserl Zeit habe, schiebe ich noch etwas zum Thema Heulpraktiker/Unheilpraktiker nach. ;D

Es fängt schon damit an, dass mit der staatlichen Anerkennung von Heilpraktikern als „Heilkunde” Ausübende und durch die gesetzlich fixierte Berufsbezeichnung „Heilpraktiker” (vgl. Heilpraktikergesetz §1) Patienten oder auch Opfern suggeriert wird, es handle sich um staatlich geprüfte Heiler, die im Grunde äquivalent zu Ärzten ausgebildet sind und deren Kenntnisse sich zudem, anders als die vieler Ärzte, nicht auf ein oder zwei Fachgebiete beschränkten
Dies ist jedoch in keinster Weise so.

Medizinstudenten durchlaufen ein Studium welches über 6 Jahre geht und dann 5 oder 6 Jahre FA, auf diesem Weg und am Ende stehen reichlich komplexe und umfangreiche staatliche Prüfungen.
Heilpraktiker haben demgegenüber nur eine einzige Prüfung zu bestehen, in der sie nachweisen müssen, dass sie sich bestimmter Grenzen ihres Kompetenzbereichs bewusst sind, etwa bei der Behandlung von Infektionskrankheiten.
Und die können sie beliebig oft wiederholen. Darüber hinaus gibt es keine staatlich regulierte Ausbildung. Da kann jedes Institut machen was es will.

Zur Ausübung genügen ein Hauptschulabschluss, Mindestalter 25 Jahre, ärztliches Attest, polizeiliches Führungszeugnis und ein Test beim Gesundheitsamt, mit dem überprüft werden soll, ob der angehende Heulpraktiker eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt.

Dazu muss der Prüfling in einem schriftlichen Multiple-Choice-Test (mit 60 Fragen, 45 richtig beantworten ) und einer mündlichen Prüfung zeigen, dass er in der Lage ist, allgemeingefährdende Infektionskrankheiten und akute Krankheitszustände zu erkennen, um entsprechende Patienten umgehend an ausgebildete Ärzte weiterzuleiten. Dazu werden Grundlagen der Hygiene und der Differentialdiagnose abgefragt.
Eine Prüfung, wie und nach welchem Konzept ein zukünftiger HP seine Kunden zu heilen plant, gibt es nicht.

In Deutschland fehlt eine gesetzliche Definition des Berufs Heilpraktiker. Es gibt dazu weder eine Rechtsverordnung noch ein Standesrecht.
Eine Berufsordnung existiert zwar, ist aber nicht rechtlich bindend. Auch eine Ausbildungsordnung fehlt.
Heilpraktiker-Anwärter müssen weder einen Eignungsnachweis erbringen, noch ein Praktikum im Gesundheitsbereich absolvieren.
Das bedeutet, dass Heilpraktiker vor dem Test beim Gesundheitsamts nie mit Patienten in Kontakt gekommen sein müssen.
Im Heilpraktikergesetz kommen aus der Zeit gefallene Termini wie „auf Antrag des Reichsministers des Innern“ u. ä. vor. Was die Berufsregulierung angeht, ist es schmal gefasst.   

Natürlich kann man eine Satzung, die sich ein eingetragener Verein gibt, als „Berufsordnung“ bezeichnen, aber die Stringenz dieser Absichtserklärungen ist mit den Berufsordnungen freier Berufe nicht vergleichbar.
 
Es herrscht wohl Konsens, dass es unter Ärzten Scharlatane gibt. Aber wenn Ärzten berufliches Fehlverhalten nachgewiesen wird, dann hat das für sie Konsequenzen.     
Ein Heilpraktiker kann nicht zu Schadensersatz wegen Verletzung der Aufklärungspflicht oder der Nichteinhaltung von Fachstandards verurteilt werden: er hat keine, und es gibt keine.
Das ist das Schöne an der Unverbindlichkeit einer sogenannten Berufsordnung, die eben keine ist und keine weitergehende juristischen oder standesrechtlichen Konsequenzen hat

Und dennoch fühlen sich jede Menge HP den Ärzten gleichwertig und versuchen auch regelhaft den Eindruck einer medizin-nahen Tätigkeit zu erwecken.
Ich habe reihenweise ehemalige Avon-Beraterinnen, Tupperware-Verkäufer, bankrotte Wirte, ausgebrannte Banker und Versicherungvertreter gesehen, die sich plötzlich zum Heiler berufen fühlen und sich dann mit Kittel und Stethoskop ablichten lassen.

Eine substanzielle Ausbildung zum Pfleger lehnen die meisten ab und die werden wahrhaftig benötigt. Hat nicht den sozialen Status und macht richtig eklige Arbeit.
Dieses bizarre Selbstbild und -Einschätzung, wie daraus folgende Anmaßung und Überschätzung ist die größte Gefahr.
Heilpraktiker und Homöopathen, die Patienten eben nicht zum Arzt schicken, wenn er tatsächlich klinisch relevant erkrankt ist, gibt es wie Sand am Meer.
« Letzte Änderung: 25. März 2018, 15:54:16 von Caligula »
 
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Offline Caligula

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« Antwort #104 am: 26. März 2018, 19:33:47 »
Einen habe ich noch, dann ist gut. Aber das muss noch raus ;D Sonst kann ich nicht schlafen.
Kurz was zu Homöodingens
Die Frage nach dem Wirkprinzip der Homöopathie ist obsolet, solange es keine Hinweise darauf gibt, dass Homöopathie überhaupt wirkt, bzw. ob die Wirkung mit einem homöopathischen Mittel in Zusammenhang steht.
Dies steht bis heute, trotz vieler Publikationen, belastbar aus.
In den USA müssen frei verkäufliche Homöopathika (OTC-Produkte) mit einem Warnhinweis versehen werden, dass die Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist.

Entscheidend für die Entwicklung ist, zum einen, die Veränderung des Krankheitsbegriffes.
Der allgemein gute Gesundheitsstatus einer modernen Gesellschaft bedingt, dass wir heute etwas als behandlungsbedürftige Erkrankung empfinden, das unsere Vorfahren, geplagt von üblen Infektionskrankheiten, Seuchen und hoher Kindersterblichkeit, eher als unbedeutend eingestuft hätten.
Entsprechend sind die wirklich ernsten Erkrankungen unter der Gesamtzahl der behandelten Fälle stark zurückgegangen.
So geht man davon aus, dass ca. 80 % der Arzt/HP-Besuche Erkrankungen betreffen, die ohnehin von selbst wieder verschwinden.
Eine solche Situation lässt das Auftreten von pseudomedizinischen Methoden anwachsen, da in den meisten Fällen die tatsächlich vorgenommene Behandlung unerheblich ist.

Dazu kommt das Abrechnungswesen im Gesundheitssystem. Auch dies treibt  viele zum HP.
Solange Ärzte mit einer sehr bescheidenen Honorierung für Beratungsgespräche abgespeist werden, haben Heilpraktiker Zulauf, da sich der Kunde endlich aussprechen kann und sich mit seinen Ängsten ernst genommen fühlt.
Das geht, weil HP nicht nach Gebührenordnungen, sondern nach Zeit und zu einem beliebigen Stundensatz abrechnen können.
Maßnahmen wie Heilpraktiker in die ärztliche Gebührenordnung mit einzubeziehen, wurde von Heilpraktikern und Verbänden abgelehnt und würden die tollen Anamnese-Gespräche drastisch verkürzen.

Und für Ärzte ist die Abrechnung von homöopathischen Leistungen Ärzte wirtschaftlich attraktiv.
Die mögliche Vergütung umfass z.B.: 90 € Erstanamnese, 20 € Repertorisation, 20 € Analyse und 45 € Folgeanamnese.
Für diese 175 € versorgen niedergelassene Ärzte  5 "herkömmliche" Patienten ein ganzes Quartal lang, egal wie oft diese in der Praxis erscheinen werden.

Und dazu ganz aktuell ein Brief eines Kinderarztes an einen Schwurbelkollegen
https://kinderdok.blog/2018/03/23/brief-an-einen-schwurbelkollegen/
Zitat
So finde ich es echt lustig, dass Sie einem „meiner“ Kinder im Notdienst einen Harnwegsinfekt per Pendel und Irisdiagnostik angedichtet haben, es aber dabei nicht für nötig fanden, a) dies mit einem simplen Urinstatus oder gar einer Urinkultur abzusichern und b) das dann indizierte Antibiotikum zu verordnen. Andererseits ist es wohl aus Ihrer Sicht der Dinge konsequent. Richtig spannend ist hingegen Ihre Therapieempfehlung: Fußreflexzonenmassage.

Darf ich kurz anmerken, dass der Urin des Mädchens hier und heute völlig steril war, dafür aber eine knackige Mittelohrentzündung zu sehen war? Ach, Sie hatten gar nicht ins Ohr geschaut, obwohl die Mutter Ihnen erzählte, dass die Kleine sich permanent ans Ohr griff? Naja, Marginalien, oder?
Eigentlich unfassbar, aber der Mann ist tatsächlich zugelassener Arzt. Solche ♥♥♥en ziehen einem argumentativ den Stuhl unterm Hintern weg.
 
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