Autor Thema: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?  (Gelesen 145389 mal)

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Offline mork77

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #390 am: 27. Mai 2019, 09:54:33 »
Hevert sieht mit Sorge, dass gerade der lukrative Teil des Sortiments unter berechtigte Kritik gerät. Soso.

Der zitierten Studie entnehme ich, dass eine Kombination von klassischer Therapie plus Zauberkügelchen deutlich besser ist, als nichts zu tun. Was dann Hevert merkwürdigerweise so deutet, dass Homöopathie wirke.

Von doppelblind, randomisiert und Kontrollgruppe liest man in der Zusammenfassung nichts, was zusätzliche Zweifel nährt.

Vielleicht sollte man die Ergebnisse auch nicht ausgerechnet unter einem Chefredakteur mit Psiram-Eintrag herausgeben, wenn man erbst genommen werden will.

https://www.karger.com/Article/Abstract/486557

Ja, 343 Patienten ( nicht gerade viel)

Zitat
343 patients with hemophilia (PWH) from Nashik, Mumbai, and Surat presenting with hemarthrosis were prescribed homeopathic medicines in addition to paracetamol and RICE (rest, immobilization, cold application, and elevation).

Sie bekammen das also zusätzlich zur bösen Schulmedizin .

weiter

Zitat
In 1,580 of the 1,679 hemarthrosis episodes (94.1%), bleeding/inflammation was arrested and pain relieved with homeopathic medication.

und Paracetamol und RICE. Wie bitte sehr will man denn jetzt erkennen, ob es denen aufgrund der Homöopathie oder des Paracetamol besser ging? Darüber sagt das Abstract nichts aus.

Aber das ist Auch nicht das, was wir Schulmediziner meinen, wenn wir die Homöopathie kritisieren. Wenn die Homöopathie der Schulmedizin gleichgestellt werden will, dann muss sie sich Auch an den gleichen Massstäben messen lassen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pharmaforschung#Die_klinische_Forschung

Für Paracetamol gibt es derartige Forschungsergebnisse. Wo sind die Phase 0-III Studien für die Homöopathie?
Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt.
Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller
 
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Offline lobotomized.monkey

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #391 am: 27. Mai 2019, 11:53:25 »
Für Paracetamol gibt es derartige Forschungsergebnisse. Wo sind die Phase 0-III Studien für die Homöopathie?

Unterdrückt vom System(TM). Ist doch nicht so schwer zu verstehen. Jedenfalls leichter, als die Wirkungslosigkeit von Homöopathie.
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Offline Caligula

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #392 am: 27. Mai 2019, 18:22:33 »

https://www.karger.com/Article/Abstract/486557
Ja, 343 Patienten ( nicht gerade viel)
Zitat
343 patients with hemophilia (PWH) from Nashik, Mumbai, and Surat presenting with hemarthrosis were prescribed homeopathic medicines in addition to paracetamol and RICE (rest, immobilization, cold application, and elevation).

Zitat
In 1,580 of the 1,679 hemarthrosis episodes (94.1%), bleeding/inflammation was arrested and pain relieved with homeopathic medication.

und Paracetamol und RICE. Wie bitte sehr will man denn jetzt erkennen, ob es denen aufgrund der Homöopathie oder des Paracetamol besser ging? Darüber sagt das Abstract nichts aus.
Es wird seine Gründe haben, dass solche menschenverachtend dummen Versuche und Studien in Ländern wie Indien und oft auf dem afrikanischen Kontinent durchgeführt werden. 
Wollen die tatsächlich erzählen, dass sie nur mit den genannten Mittel und Methoden und ohne Faktorenkonzentrat, die beschriebenen und behaupteten Effekte erzielt haben? Hochgradig unseriös.
 
Die genannten Gründe des Anlasses zur "Studie" finde ich fadenscheinig. Indien ist grundsätzlich eine der Apotheken der Welt und produziert jedwedes Präparat.
Sie haben ein enorm hohes pharmazeutisches Produktionsvolumen und sind zuerst einmal der drittgrößte Exporteur von Medikamenten weltweit.
Bzw. sie besitzen die Mittel zum importieren.

Auch die die Apothekeninfrastruktur ist in den Metropolen sehr gut. Die Ursachen für Mangelversorgungen liegen woanders und werden durch solche Kasperl-Arbeiten nicht annähernd angefasst.
Das Problem liegt im Zugang im ländlichen Bereich, der Teilhabe an der ärztlichen Versorgung und in der Armut von Teilen der Bevölkerung, die sich selbst, die in Indien durchaus reichlich und sehr günstig zur Verfügung stehenden Medikamente nicht leisten können.
Die Zuckerkügelchen wird es auch nicht umsonst geben.

Außer R.I.C E gehören Behandlungen mit Faktorersatz (entweder prophylaktisch oder on Demand), für bestimmte Typen Emicizumab, Desmopressin, Tranexam- und Aminocapronsäure zum Standard.
Dazu ein vernünftiges Schmerzmanagement und Physiotherapie, sowie Massagen. Meditation und Yoga können auch helfen. Das ist Indien doch vorne.

Es geht auch nicht hervor inwieweit die konkrete Form und Typ für jeden Patienten bestimmt und berücksichtigt wurde (A oder B, Inhibitoren).
Hat alles keine Rolle gespielt? Ist aber für eine zielgerichtete Therapie unerlässlich. Dieses Pamphlet ist ein Muster ohne Wert.

Nein, es ist geradezu grob fahrlässig, Menschen wieder einmal eine adäquate Behandlung quasi zu verweigern und über eine längern Zeitraum mit diesem Mist zu traktieren.
Ich mag mir nicht vorstellen, dass in dem genannten Zeitraum keine andere Therapie stattgefunden hat. Dann sollte man herausfinden, wie viele in dem Zeitraum verstorben sind und nicht aufgeführt werden.

Und wie üblich bei den Schlangenölverkäufern und Pseudoheilern heißt es immer klotzen, nicht kleckern. Blutungen, Schmerzen, Schwellungen alles gleichzeitig verbessert, war ja klar.
Ich würde sagen Thema verfehlt, setzen 6. Wenn es keine echte Hilfe geben kann verkauft man ihnen Schrott, kostet die letzte Rupie und das Leben.
Aber bei soviel Menschen und evtl. noch aus einer niedrigen Kaste merkt das keiner. Ich könnte kotzen. 
 
« Letzte Änderung: 27. Mai 2019, 18:24:28 von Caligula »
 
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Offline physik durch wollen

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #393 am: 27. Mai 2019, 21:20:26 »
Wo sind die Phase 0-III Studien für die Homöopathie?
Sind nicht notwendig:
So dürfen die Hersteller dieser Mittel selbst über die Wirksamkeit entscheiden und müssen keinerlei wissenschaftlich belegten Nachweis zur Wirksamkeit erbringen.
siehe https://www.psiram.com/de/index.php/Binnenkonsens
Angst und Unmöglichkeit sind aus meinem Wortschatz gestrichen
 
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Offline kairo

Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #394 am: 28. Mai 2019, 11:34:35 »
Zitat
    Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur
    Muskelzuckungen

Her damit, die kriege ich regelmäßig, wenn ich lese, was da versprochen wird. Zusammen mit stoßartigem Ein- und Ausatmen (vulgo Lachen).
 
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Offline Lonovis

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #395 am: 28. Mai 2019, 17:26:01 »
. Zusammen mit stoßartigem Ein- und Ausatmen (vulgo Lachen).

Da gibt es bestimmt auch Globoli! Nimm xcrementum caninum und dir wird das lachen vergehen.
« Letzte Änderung: 28. Mai 2019, 17:53:06 von Lonovis »
Dummheit schützt vor Strafe nicht!

Captain Andra für die USSF
 
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Offline kairo

Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #396 am: 28. Mai 2019, 18:05:49 »
Nimm xcrementum caninum und dir wird das lachen vergehen.

Stimmt; das liegt in hinreichender Konzentration (hyperhomöopathisch) auf der Straße rum und wirkt überhaupt nicht lustig.
 
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Offline theodoravontane

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #397 am: 28. Mai 2019, 21:17:18 »
Stimmt; das liegt in hinreichender Konzentration (hyperhomöopathisch) auf der Straße rum und wirkt überhaupt nicht lustig.

Aber dann ist es ja gerade verkehrt. Hahnemann hat postuliert, man müsse Gleiches mit Gleichem vergelten ähm, bekämpfen.

Also wäre Distickstoffmonoxid (umgangssprachlich Lachgas) das Mittel der Wahl. Entsprechend verstärkt, also soweit verdünnt, daß es keine Wirkung mehr haben kann, müsste es gegen Lachen wirken. Beweis: Homöpathen lachen nie, wenn es um Homöopathie geht. Das liegt zweifelsfrei an der Lachgas-Potenz in der Atemluft!

Wobei jetzt Homöopathie und Lachen eh … naja, irgendwie gegensätzlich sind. Wer darüber lacht wird nicht gesunden und wer die Homöopathie versucht, der lacht möglicherweise nicht mehr lange.
« Letzte Änderung: 28. Mai 2019, 21:21:36 von theodoravontane »
"Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler wieder machen, aber ein bißchen früher anfangen, damit ich mehr davon habe."

Marlene Dietrich
 
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Offline kairo

Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #398 am: 29. Mai 2019, 09:44:46 »
Also wäre Distickstoffmonoxid (umgangssprachlich Lachgas) das Mittel der Wahl. Entsprechend verstärkt, also soweit verdünnt, daß es keine Wirkung mehr haben kann, müsste es gegen Lachen wirken. Beweis: Homöpathen lachen nie, wenn es um Homöopathie geht. Das liegt zweifelsfrei an der Lachgas-Potenz in der Atemluft!

Könnte hinhauen. Lachgas hat eine euphorisierende Wirkung. ("Lachgasbuden" waren im 19. Jahrhundert eine beliebte Jahrmarktsattraktion.) Wenn also die Homöopathen nicht oder nur im Keller lachen, haben sie die richtige Dosis erwischt.
 
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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #399 am: 1. Juni 2019, 07:33:57 »
Als ich das gelesen, habe ich gleich wieder Blutdruck bekommen:  :(


Zitat
31. Mai 2019, 19:26 Uhr
Alternativmedizin
Homöopathie-Firma mahnt Skeptiker ab

Ein Hersteller homöopathischer Arzneimittel geht mit Unterlassungserklärungen gegen Kritiker vor.

Die ehemalige Homöopathin Natalie Grams wird aufgefordert, nicht mehr zu behaupten, homöopathische Arzneimittel wirkten "nicht über den Placebo-Effekt hinaus".

Das deutsche Arzneimittelrecht sieht Sonderregeln für homöopathische Arzneimittel vor. Diese müssen meist nicht zugelassen, sondern lediglich registriert werden.
Spoiler
Von Christoph von Eichhorn
Als prominente Kritikerin der Homöopathie ist Natalie Grams einiges gewohnt - fast täglich wird die Aussteigerin aus der Szene in sozialen Netzwerken beschimpft. Aber einer Unterlassungsforderung mit Vertragsstrafe von 5100 EUR für den Fall der Zuwiderhandlung sah sie sich bislang noch nicht gegenüber. Damit droht die Pharma-Firma Hevert der ehemaligen Homöopathin. Diese fordert sie auf, nicht mehr in der Öffentlichkeit zu behaupten, homöopathische Arzneimittel wirkten "nicht über den Placebo-Effekt hinaus".

Diese Woche machte Grams die Unterlassungserklärung auf Twitter öffentlich, Tausende teilten den Beitrag. Anlass ist laut dem Schreiben ein Interview mit dem Portal Die Rheinpfalz von Anfang Mai, in dem Grams vom Reporter gefragt wurde: "Machen wir es kurz: Wirken Homöopathika?" und sie antwortete: "Nicht über den Placebo-Effekt hinaus."

"Hevert hat mich abgemahnt, obwohl ich den Stand der Wissenschaft vertrete", sagt Grams - und wiederholt ihre Aussage: Es gebe nun einmal keine wissenschaftlich haltbaren Belege, dass homöopathische Arzneimittel über den Placebo-Effekt hinaus wirken. Positive Effekte von Globuli und anderen homöopathischen Arzneien sind nach dieser Sicht demnach nicht anders als damit zu erklären, dass Menschen an die Wirkung glauben. Die Unterlassungserklärung sei ihrer Meinung nach ein "Versuch, Kritiker mundtot zu machen". Die Unterlassungserklärung habe sie nicht unterzeichnet, einer Klage sehe sie gelassen entgegen.

"Einflussreiche Lobbygruppen" würden der Homöopathie schaden wollen, erklärt der Hersteller
Dabei war Grams in dem Interview gar nicht auf Produkte von Hevert eingegangen. Der Hersteller aus Nußbaum in Rheinland-Pfalz vertreibt etliche naturheilkundliche Präparate, die gegen Leiden wie Rheuma, Schlafstörungen oder Kreislaufbeschwerden helfen sollen. Auf Anfrage erklärt die Firma, in Großbritannien seien einflussreiche Lobbygruppen aktiv geworden, "um die Homöopathie als Ganzes und ohne fundierte wissenschaftliche Grundlage zu verunglimpfen". Das hätte gesetzliche Einschränkungen durch die Politik zur Folge gehabt. "Um ähnliches in Deutschland - dem Mutterland der Homöopathie - zu verhindern, geht Hevert entschlossen gegen ungerechtfertigte und nicht fundierte Diskreditierungen der Homöopathie durch Lobbygruppen und andere Meinungsbildner vor." In einem Statement auf Facebook hatte sich Hevert kürzlich in vergleichbarer Weise geäußert.

Grams ist nicht die Einzige, die den Unmut zu spüren bekam. Auch der Bremer Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeske bekam ein Anwaltsschreiben, ebenfalls mit der Aufforderung, eine Aussage nicht zu wiederholen. In der ARD-Sendung "Lebensmittel Check", ausgestrahlt vor mehr als einem Jahr, hatte Glaeske zu einem homöopathischen Mittel zur Gewichtsreduktion (auch dieses stammt nicht von Hevert) gesagt: "Das macht wahrscheinlich gar nichts." Grundsätzlich fehle "bei allen Mitteln, die homöopathisch daherkommen, ein Wirksamkeitsnachweis." Anders als Grams hat Glaeske jedoch schriftlich zugesichert, die Aussage nicht zu wiederholen. Er habe sich über sich selber geärgert, sagt Glaeske. "Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen. Als Tatsachenbehauptung ist es so nicht richtig."

Dazu muss man die Absurditäten des deutschen Arzneimittelrechts kennen. Homöopathische Arzneimittel unterliegen grundsätzlich nicht denselben gesetzlichen Anforderungen wie übrige Arzneimittel. Die meisten Stoffe müssen nicht wie andere Medikamente zugelassen, sondern nur registriert werden. Ein Wirksamkeitsnachweis wird nicht gefordert. Falls ein homöopathisches Mittel beansprucht, gegen ein bestimmtes Leiden zu helfen, ist zwar eine Zulassung nötig. Dabei vertraut das Arzneimittelgesetz aber den Herstellern. Bei diesem "Wirksamkeitsnachweis" kommen nicht die üblichen wissenschaftlichen Standards der Medikamentenzulassung zum Tragen, wie etwa umfassende randomisierte Studien an Probanden. Es handelt sich vielmehr um einen sogenannten "Binnenkonsens": Die Homöopathen bescheinigen sich quasi selbst, dass ein Mittel wirkt, ausgehend etwa vom "Homöopathischen Arzneibuch".

Insofern sei es tatsächlich nicht richtig, es gebe keinen Nachweis der Wirksamkeit bei bestimmten homöopathischen Arzneien, argumentiert Glaeske. Zugleich handle es sich bei diesem Nachweis aber um einen "Zirkelschluss", der wissenschaftlich gesehen nicht akzeptabel sei. "Der Binnennachweis entspricht nicht den methodischen Anforderungen an einen Nachweis für die therapeutische Wirksamkeit und den therapeutischen Nutzen", betont Glaeske. Am therapeutischen Nutzen homöopathischer Arzneien habe er auch weiterhin erhebliche Zweifel. Der Fehler, und damit das Einfallstor für die ganze Diskussion, liege aber im Gesetz.

Ist das rechtliche Vorgehen eine Reaktion auf sinkende Absatzzahlen?
Die Antwort Heverts deutet daraufhin, dass der Hersteller genau auf diese Eigenheit des Gesetzes abzielt. Die Behauptung von Grams ignoriere neben wissenschaftlichen Erkenntnissen "institutionalisierte Zulassungsverfahren, wie beispielsweise die Nachweispflicht der Wirksamkeit von homöopathischen Arzneimitteln beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte". Basierend auf diesen "Überprüfungsmechanismen" stelle die von Frau Grams aufgestellte Behauptung eine falsche Tatsachenbehauptung dar.

Weitere Unterlassungserklärungen gebe es derzeit nicht, so Hevert. Mit einem Journalisten der taz bemühe man sich aber um einen "konstruktiven Austausch". Dieser hatte in einem Artikel negativ über die Homöopathie berichtet. Grams hat noch einen anderen Verdacht, warum die Branche härter gegen Kritiker vorgeht: "Die Absätze für Homöopathie sinken". Dies liege unter anderem daran, dass die Öffentlichkeit die Homöopathie mittlerweile skeptischer sehe. Der Zenit der Homöopathie dürfte überschritten sein, meint Grams.

Von 2016 auf 2017 sank die Zahl der verkauften Packungen homöopathischer Arzneien laut dem Marktforschungsinstitut IQVIA um etwa vier Prozent. Legt man die selbe Datengrundlage an, gingen die Zahlen nach Recherchen des Medizinblogs "Medwatch" 2018 weiter zurück. Die Umsätze werden mittlerweile teilweise mit teureren Verkaufspreisen aufgefangen.

Die wissenschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit von Homöopathie ist bislang äußerst dünn. In einer Übersichtsarbeit des Londoner Homöopathie-Forschers Robert Mathie heißt es: "Aufgrund der geringen Qualität, der geringen Anzahl und der Heterogenität der Studien" ließen die aktuellen Daten keinen Rückschluss auf die Wirksamkeit von individualisierten homöopathischen Therapien zu. Und das BfArM merkt in seinem Jahresbericht 2017/2018 im Hinblick auf Homöopathika mit Indikationsanspruch für schwere Krankheiten an, bislang sei noch kein Arzneimittel zugelassen worden, "bei dem sich der Antragssteller auf eine zum Beleg der Wirksamkeit geeignete Studie berufen hätte."

[close]
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/natalie-grams-homoeopathie-hevert-unterlassungserklaerung-1.4469545
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #400 am: 1. Juni 2019, 09:19:38 »
Ich hoffe, Hevert und Grams ziehen die Sache durch. Wenn es für Grams dann ein Crowdfounding für die Gerichtskosten gibt beteilige ich mich gerne. Den Rückzieher von Glaeske verstehe ich ehrlich gesagt nicht, auch er hat nichts falsches gesagt. Das der Wirksamkeitsnachweis bei homöopathischen Mitteln fehlt ist eine Tatsachenbehauptung und sie ist nach den allgemein anerkannten wissenschaftlichen Standards richtig. Ob Hevert mit dem "Binnenkonsens" durchkommen würde halte ich für durchaus fraglich. Aber da können mich die Rechtsgelehrten sicher aufklären.
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #401 am: 1. Juni 2019, 10:13:43 »
Wenn es für Grams dann ein Crowdfounding für die Gerichtskosten gibt beteilige ich mich gerne.

Würde ich auch machen!

Voraussetzung wäre allerdings, man würde davon erfahren.

Leider habe ich von der Abmahnung erst durch diesen Artikel erfahren, ich guck mal, ob sie auf FB ist.
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #402 am: 1. Juni 2019, 10:55:23 »
Ich habe gerade den GWUP Bericht zum Thema gesehen. Falls es zum Prozess kommt hat Grams bereits ein Crowdfounding angekündigt. Ich gehe davon aus dass die GWUP dann auch darüber berichten wird.
https://blog.gwup.net/2019/05/25/laecherlich-globuli-pharma-will-wirksamkeit-der-homoeopathie-mit-unterlassungserklaerungen-herbeizwingen/

Aus den Kommentaren:
Spoiler
Th. Koch
26. Mai 2019 um 14:07

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fa. Hevert tatsächlich Klage erheben wird.

Es handelt sich vielmehr um einen Einschüchterungsversuch, wie er von wirtschaftlich starken Unternehmen gerne gegenüber Einzelpersonen unternommen wird, um diese durch Androhung finanzieller Nachteile (Prozesskosten!) in die Knie zu zwingen.

Das Risiko, dass eine Klage abgewiesen würde und damit die Aussage über die fehlende physiologische Wirksamkeit der Homöopathie eine gerichtliche Bestätigung erhielte (auch wenn das formal nicht der Entscheidungsinhalt wäre), ist aber im Grunde zu groß. Zwar soll man mit Prognosen über Gerichtsentscheidungen vorsichtig sein (und zB die Hamburger Pressekammer hat sich den Ruf als „Zensurkammer“ wirklich hart erarbeitet).

Die angekündigte Unterlassungsklage der Eso-Pharma-Firma, deren Argumentation btw an das übliche Geschwurbel von Reichsbürgern und Verschwörungstheoretikern erinnert, dürfte aber keine Aussicht auf Erfolg haben. Im Einzelnen:

1. Die in Rede stehende Aussage, dass Homöopathie keine über den Placebo-Effekt hinausgehende physiologische Wirkung hat, ist eine Tatsachenbehauptung, keine Meinungsäußerung. Auch Tatsachenbehauptungen werden aber von Art. 5 Abs. 1 GG (Meinungsfreiheit) geschützt, es sei denn, sie sind (bewusst und nachweislich) unwahr (z.B. Leugnen des Holocaust).

Das ist hier nicht der Fall, so dass das Gericht nur dann eine Unterlassungspflicht aussprechen kann, wenn diese vor Art. 5 Abs. 1 GG Bestand haben könnte.

2. Die danach erforderliche Abwägung fällt hier ohne Weiteres zugunsten der Äußerung aus.

a) Es handelt sich weder um einen Boykottaufruf noch wird auch nur empfohlen, homöopathische Produkte nicht zu kaufen. Vielmehr erfolgt allein die Feststellung, dass homöopatische (ähh – da klemmt die Tastatur) „Arzneimittel“ keine physiologische Wirkung haben. Diese Auffassung entspricht dem Stand der Wissenschaft und ist jedenfalls gut vertretbar, wenn nicht sogar (offensichtlich) zutreffend.

b) Es handelt sich zudem nicht um eine private Streitigkeit, sondern um eine Äußerung in einer die Öffentlichkeit wesentlich berührenden Frage. In derartigen Fällen gilt nach ständiger Rechtsprechung eine Vermutung für die freie Rede, solange keine „Schmähkritik“ vorliegt. Diese Grenze wird hier erkennbar nicht überschritten.

c) Eine kritische Auseinandersetzung mit einem Produkt oder einer Produktart muss daher jeder Anbieter aushalten. Ein Verbot der Kritik an Homöopathie wäre verfassungswidrig (und aus Sicht des demokratischen Rechtsstaats in hohem Maße besorgniserregend).
[close]
« Letzte Änderung: 1. Juni 2019, 11:05:04 von Rolly »
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #403 am: 2. Juni 2019, 12:17:47 »
Zitat
Grundsätzlich fehle "bei allen Mitteln, die homöopathisch daherkommen, ein Wirksamkeitsnachweis."

Die Aussage ist so (leider) tatsächlich falsch und könnte von einem Gericht abgestraft werden. Denn "Mittel, die homöopathisch daherkommen", enthalten oft neben unwirksamer Homöopathie auch Wirkstoffe aus der Kräuterapotheke, die erwiesenermaßen wirksam sind. Solche Mittel sind die am häufigsten verschriebenen und aus meiner Sicht üble Mogelpackungen, weil sie durch die realen Wirkungen der Kräutermedizin eine Wirkung der irrealen Homöopathie suggerieren.

Wenn man die Aussage auf rein homöopathische Medikamente oder auf die homöopathischen Wirkstoffe beschränkt, stünde man besser da.
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Offline Rolly

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #404 am: 2. Juni 2019, 19:04:51 »
Mittel, die "homöopathisch daherkommen" sind aber NICHT homöopathisch, sondern enthalten eben Wirkstoffe. Niemand, der einigermassen mit Intelligenz und Wissen gesegnet ist bezweifelt die Wirksamkeit von pflanzlichen (und auch tierischen, z.b. Tetrodotoxin) Arzeneimitteln.
Ein (Haupt-) Merkmal von homöopathischen Mitteln ist aber gerade die Potenzierung (https://de.wikipedia.org/wiki/Hom%C3%B6opathie#Potenzierung), bei der die sog. "Urtinktur" bis unter die Nachweisgrenze verdünnt wird. Deshalb sind die Mittel ja auch nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam. Ich denke schon dass es möglich ist einem Richter, zur Not unter Zuhilfenahme von Sachverständigen, den Unterschied von rein homöopathischen Mitteln (und nur um diese geht es bei den Aussagen von Grams und Glaeske sowie bei der Unterlassungserklärung https://twitter.com/NatalieGrams/status/1131958510080733185) zu Kombipräparaten zu erklären. Weiß jemand ob Hevert überhaupt solche Kombipräperate (die übrigens vollständig der Hahnemannschen Lehre widersprechen würden!) herstellt?
« Letzte Änderung: 2. Juni 2019, 19:14:36 von Rolly »
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