Apropos Betrugsanzeigen, das versteh ich sowieso nicht, warum die Anleger der Reichsbank die Füße so still halten. Oder bekommt man davon nur nichts mit? Bis auf den Fall Gantz (und da wohl auch ohne Anzeige) ist doch noch nichts in der Richtung nach außen gesickert?
Die völlige Offenheit dieses "Königreichs" ist eine scheinbare: Manche Dinge kamen erst Jahre später ans Licht.
Mögliche Erklärungen:
Stochern im Nebel ...
a) Alle Anleger, die ihr Geld wieder haben wollten, haben es bekommen. Dagegen sprechen aber die Verträge und die getätigten Ausgaben von Fitzek.
Als er auf den Herrn Ganz angesprochen wird, erklärt er vor der Kamera, dass jeder der sein Geld zurück wollte, das auch bekam. Vermutlich hat er, typisch für Schneeballsysteme, bis zur ersten Pfändung den Schein aufrechterhalten können und ausgezahlt.
b) Alle Anleger haben ihre Spareinlagen als verloren akzeptiert.
c) Es laufen Anzeigen, aber keiner gibt es gerne zu, dass er sein Geld beim König versenkt hat.
d) Alle Anleger glauben nach wie vor an die ganz große Sache. (Dann müsste aber mehr los sein auf dem Staatsgelände, zu den Feierlichkeiten)
Du vergisst die Psychologie der Zielgruppe:Das sind Menschen, denen diese schnelllebige Zeit zu gefährlich, zu böse, zu schnell, zu undurchschaubar ist. Sie suchen eine lebenswerte Perspektive. (Und das allein ist nicht per se schlecht!)
Wir werden uns
hier einig sein, dass das mit dem einfachen, harmonischen Leben im Idealstaat nicht ganz so einfach ist. Und so ähnlich, aber viel schlichter, ist wohl auch der Erfahrungshorizont der bisherigen Geldgeber (das dürften über die Jahre um die 1000 Personen gewesen sein): Diese Klientel ist suchend, Misserfolge bestätigen im Grunde nur, dass man weitersuchen muss. Das Geld ist halt abgeschrieben, war doch eine schöne Idee.
Ich kann mir vom Gefühl her nicht vorstellen, dass da mehr als ein Dutzend Strafanzeigen zusammen kamen, wenn überhaupt so viele.
Perspektive wechseln - wir schauen in das Büro eines typischen Staatsanwalts:Der ist chronisch überlastet. Das meiste auf seinem Schreibtisch ist auf Kleinkindniveau: Opa zeigt Nachbarn an. Oma zeigt Fahrerflucht beim ausparken an. Kleinkriminalität, Ladendiebstähle. Graffiti. Internet-Behumse, gern für 800 €.
Für den ändert sich doch gar nichts, wenn da mal eine wirre Anzeige wegen "mein Königreich hat mich beim Königskonto beschissen" reinkommt: Das wird (so vermute ich) genau so eingestellt wie der andere Quatsch, den ich oben erwähnte.
Ja, das ist alles sehr unschön. Wenn man das anders haben will, mehr Rechtsstaat, dann muss man allen Bürgern aber vorher sehr deutlich sagen: Leute, das kostet, das kostet richtig. 10% mehr Lohnsteuer sind dafür ok?