Ich finde es traurig, dass ich die markierten Lieder als junger Mann kurz nach dem Abi bei der Bundeswehr gelernt habe. Ja, die Sänger trugen Uniform und wurden von der GmbH bezahlt, um uns auszubilden. Ist allerdings über ein Vierteljahundert her, aber ich habe Angst, dass heute die unmarkierten Lieder nicht "vergessen" werden.
Das hätte ich nicht gedacht. Nach '90 "durfte" auch ich Wehrdienst bei dem kurz zuvor noch Klassenfeind gewesenen Heer leisten und habe nicht die geringste Anspielung auf Wehrmachtszeiten erlebt. Während der Grundausbildung musste unsere Kompanie nur ein einziges Lied lernen. Irgendwas mit "die Infanterie ist die Königin des Heers" oder so'n Quatsch. Ansonsten gab's da gar kein Gegröhle in der Hinsicht.
Vielleicht haben sich die fränkischen Dienstgrade damals ja auch extra zusammengerissen. Schließlich hatte man ja schon ausgebildete Leute aus dem Osten vor sich, denen man nicht mehr erzählen musste, was "Die Augen - links!" bedeutet, DDR-vormilitärischer Ausbildung sei Dank. Irgendwelche Gesangsstunden oder sonstige pseudo-zusammenhaltsstärkende Maßnahmen mit Anlehnung an die "gute alte Tradition" wären in der Zeit und bei diesen Ossis sowieso gescheitert.
Es war für die westlichen Unteroffiziere schwierig. Da waren junge Leute, die bis eben noch bereit waren, auf die Bundeswehr zu schießen und jetzt - schwuppdiwupp - offiziell freiwillig in genau dieser ja ach so hingebungsvoll dienten. Tja, wofür Soldaten in den Krieg ziehen würden, ist ja sooo beliebig, das konnte man gerade in dieser Zeit sehen.
Dementsprechend entschuldigten sich jedenfalls auch die Unteroffiziere bei Zielübungen, dass man momentan nur sowjetische Panzermodelle zur Verfügung hätte, man solle sich vorstellen, es wären amerikanische, haha hihi.
Die wussten durchaus, dass es einfach nur von Geburtsort, familierer und staatlicher Prägung abhängt, wer wann auf wen schießt.
Ob mir deshalb diese Lieder erspart blieben?
Noch mehr Off Topic:
Der Pirx war zu DDR-Zeiten in einem Technik-Instandhaltungsbetrieb beschäftigt, der im Ernstfall (Krieg) den benachbarten NVA-Truppen unterstanden hätte.
Die NVA-Kaserne ist jetzt ein Solarpark.
Der Pirx hatte seine Bundeswehr-Grundausbildung in einem fränkischen Panzergrenadierbataillon.
Das Bataillon gibt's nicht mehr.
Der Pirx diente ein paar Monate bei den Heeresfliegern in Ostdeutschland.
Dort ist jetzt ein Zivilflughafen.
Der Pirx diente ein paar Monate bei einem Panzerbataillon in Ostdeutschland.
Da ist inzwischen ein Flüchtlingsheim und kein Panzer.
Falls jemand einen Demilitarisierungsguru engagieren möchte...
Kein Wunder, dass ich nie zu Reservistenübungen einberufen wurde.