Er ist wieder da und gleichzeitig nicht und er hat tonnenweise HK's im Gepäck. Zu seinem Abschied hatte N.N. ja noch die Veröffentlichung weiterer Videos angedroht. Nun ist es soweit und er kocht seine Reise nach Rom aus dem August 2022, vgl. #15361, noch einmal auf und... Das Video ist aktuell, also keine bloße Konserve.
Ein Auftakt: N.N. filmt einen konservierten bzw. rekonstruierten Fries eines antiken römischen Tempels - Ara Pacis Augustae – und erfreut sich an einem mit HK geschmückten Ornamentband. Die ersten 35 Sekunden des Nichtvideos sind unbedingt anschauenswert, wird in diesen doch die schier unbegrenzte Inkompetenz von N.N. deutlich. Er hockt irgendwo, der Hintergrund ist abgehangen, und wartet, während die Kamera bereits läuft, denkt sich noch ein paar Lügen aus, im Hintergrund laufen die ersten Takte von L'amour toujours von Gigi D'Agostino, um dann sein Deppengrinsen aufzusetzen. Er scheidet einleitend aus: „Mit der Beschäftigung dieses Tempels, den ich da [in Rom] entdeckt habe, kam bei mir auch ein Wandel in meinem Verhältnis zum Hakenkreuz zustande […].“
N.N. erzählt, dass er sich das Museum, in dem der Fries ausgestellt ist, angeschaut hat, indem er einfach alles abgefilmt hat, um sich die Aufnahmen später anzuschauen. Ach ja, Frau N.N. blieb derweil im Auto, wie es sich für eine dt. Frau gehört.
„Der Friedensaltar […]. Was ich über ihn herausgefunden habe, das war ganz besonders spannend für mich und ich denke, es hat eine herausragende Bedeutung und eine zukunftsweisende Bedeutung auch und es steckt soviel mehr in diesem Altar, als nur Steine und schöne Ornamente.“
Es folgen die erwartbaren Vorlesereien von Wiki-Artikeln über Kaiser Augustus z.B., nachgewürzt mit der üblichen Dummheit von N.N., z.B.: „Er ist natürlich, wir wissen es, ja, als Germanen, bis zum Limes gekommen, weiter nicht.“ Was für ein Zufall: das umlaufende Band mit den HK ist 33 cm hoch „33, die Zahl, in dem Alter bin ich aufgewacht und Freimaurer höchster Grad, Adolf Hitler und alles das.“ Über Troja, die Etrukser und Schliemann stolpert N.N. durch einen Wald aus lauter HK, begegnet dabei Remus und Romulus, denen „nebenbei“ insgesamt 18 Adler erschienen sein sollen und das kann nun wirklich kein Zufall sein, schließlich gab es auf den Standarten der römischen Legionen auch Adlerfiguren, und auf den Fahnen der Nazis, und bei den Preußen
Bei Minute 20 wird es kurz aufschlussreich und eklig. N.N. legt dar, dass es für ihn völlig egal ist, ob eine Geschichte – etwa die von Remus und Romulus und deren vorgebliche Aufzucht durch eine Wölfin – wahr ist oder nicht, Hauptsache es gibt überhaupt eine Geschichte, die erzählt werden kann, auch wenn diese völlig Banane ist. „Der Mythos ist entscheidend, der Mythos ist immer wichtig, wichtiger als die tatsächlichen Ereignisse. […] Das haben wir in der heutigen Zeit ja auch. Schauen wir uns Israel an. Der Mythos des Auszugs aus Ägypten, das gelobte, das versprochene Land, das begründet ja den Anspruch der Juden auf diesen Landstrich, auch wenn 80% damit gar nichts zu tun haben, weil sie aus der chasarischen Steppe stammen. […].“
Weil N.N. einfach nicht genug von HK bekommen kann, nimmt er sich das „Lexikon politischer Symbole“ von Karlheinz Weißmann zur Hand und „endlich versteht man mal, wieso man überall einen fünfzackigen Stern sieht.“ Weißmann wirft die These in Frageform auf, ob das HK nicht von einem Volk über die ganze Welt verbreitet wurde, Zitat Weißmann „[...] dass das Hakenkreuz ausschließlich von den arischen Völkern gebraucht worden sei und die älteste Form des Kreuzzeiches überhaupt darstelle.“ Zitat N.N. „Ja, von den arischen Völkern.“
Wer es besonders dumm mag, dem sei Minute 27 empfohlen. N.N. landet über den Untergang Trojas – dort gäbe es die ältesten archäologischen Befunden von HK, natürlich durch einen Deutschen – im 13. Jahrhundert vor Christus, bei den Kometen Phaeton, der für das Absaufen der helgoländischen Atlanter und Atlanterinnen verantwortlich war, hüstel.
Noch dümmer? Ok, gern. Bei Minute 29 säuselt N.N., um die weite Verbreitung des HK-Symbols zu erklären: „Möglicherweise […] Es ist aber auch denkbar, das war jetzt mein Gedanke dazu, dass die Träger dieses Hakenkreuzes – waren es die Arier? wer auch immer – sehr reisefreudig waren, vielleicht auch Technologien kannten, die uns nicht bekannt sind, die vielleicht schneller über die Ozeane reisen konnten. Es gibt die Legende der Hopi-Indianer […].“ Erich von Däniken hat an dieser Stelle den Chat verlassen.
Bei Minute 31 schlägt es dem bodenlosen Fass die Sprossen aus der Wand. N.N. will über die Samarra-Kultur, angesiedelt in Mesopotamien, wo man eine Variante des HK gefunden hat, sprechen, findet auf Wiki aber zunächst nur die Samara-Kultur, benannt nach der Fundstelle in der Nähe der gleichnamigen russischen Stadt an der Wolga. Das kann doch nicht sein Ernst sein? Ist es aber; traurig, aber wahr und konsequent dumm. Zwei abgestorbene Hirnzellen später ist N.N. bei den Anunnaki und der Stadt Ur, „[...] die Möglichkeit, dass das Hakenkreuz vielleicht sogar außerirdischen Ursprungs sein könnte, von den Anunnaki mitgebracht, wenn dann diese Mythologie, diese Sage auch einen Funken historische Wahrheit beinhalten würde.“
„Doch damit jetzt zurück zu mir.“
„Das ist das Vitale. Also das verstehe ich gut, dass dann dieses Hakenkreuz auch das Zeichen dafür ist und der Kampf gegen diesen Hakenkreuz, ist ja der Kampf gegen das Leben offenbar. Nicht der Kampf gegen die Nazis, darf man nicht verwechseln, der Kampf gegen das Leben, gegen die Urkraft, so könnte man das deuten.“
Es folgt im Potpourri des Wahnsinns ein Abstecher zur Rael-Bewegung: die Menschen stammen von Außerirdischen ab, die auch das HK auf die Welt brachten, bla, bla, bla. Das ist mal wieder so konsequent gedanklich ungeordnet, unsystematisch und jeder Satz ein Widerspruch zum Satz zuvor.
„Deswegen habe ich jetzt mein Frieden mit dem Hakenkreuz gemacht, ohne es auf die Hitler-Zeit zu beziehen. Da wurde es verwendet und wir sehen ja, da hat es auch gewirkt, das war ja auch eine mächtige Zeit […]. Und ich denke, das ist für uns ganz grundlegend, dass wir einen Mythos haben, das wir etwas haben, das uns Kraft gibt, Kraftquellen, und dass wir es anbeten, dass wir unsere Kraft auch aus der Anbetung beziehen […] Wenn wir uns als die Nachkommen der Atlanter, der Arier begreifen, dann können wir an diese Welt anknüpfen.“
Die letzten fünf Minuten widmet sich N.N. dem in seiner Sicht bevorstehenden Kampf zwischen den Juden und dem Rest der Welt, also sagt besser den Ski-Urlaub ab, denn die Apokalypse steht bevor. „Aber in 2000 Jahren gibt es die Welt wahrscheinlich gar nicht mehr, weil jetzt die große Einheit, die große Vernichtung kommt. Ich glaube, das soll das Ende der Welt sein, wenn der [jüdische] Messias kommt. Vielleicht erleben wir es, vielleicht auch nicht. Vielleicht kommt auch alles ganz anders. […] Ich finde es sehr spannend, sehr interessiert und eben sichtbar, der Kampf gegen das Hakenkreuz, der Kampf gegen Edom, der Kampf gegen die Arier, gegen uns.“
Sein Schlusswort:
„Ich weiß, es war durcheinander, sicherlich auch nicht immer ganz stimmig, mag sein, das ist mir aber egal. Das ist die Art, wie ich Dinge begreife und eben auch darstelle. [...]“
Eine pointierte und empfehlenswerte Zusammenfassung vom Nervling'schen Gedankenmurks hat der dunkle Parabelritter auf seinem Zweitkanal unter
https://www.youtube.com/watch?v=o6EksVNsVcs mit dem Titel „Der heilige Gral der Nazis“ gemacht.
Aus einem Spiegel-Interview mit dem schwedischen Antisemitismus-Forscher Christer Mattson:
„Ich erzähle gern ein Gedankenexperiment des Soziologen Zygmunt Bauman: Die gegenwärtige Gesellschaft, die er liquide nennt, befindet sich demnach gewissermaßen in einem Flugzeug. Jeder weiß, wie er an seinen Platz gekommen ist, kennt aber kaum jemanden um sich herum und weiß auch nicht, wer am Steuer sitzt. Und dann stellen sie sich vor: Es kommt die Durchsage, dass niemand lenkt. Für viele Menschen ist das unerträglich. Sie können diese Art von Unsicherheit nicht ertragen. Daher ist es leichter, sich vorzustellen, dass wir von den falschen Menschen gelenkt werden als von gar niemandem. Viele radikalisieren sich lieber, als diese Unwägbarkeit zu akzeptieren.“
https://www.spiegel.de/ausland/antisemitismus-experte-was-wir-jetzt-mit-bin-laden-auf-tiktok-sehen-ist-nur-ein-vorgeschmack-a-70ab6675-5af5-4d6f-80bb-62d7d45272e7Das passt m.E. ganz gut zu N.N., der irgend Knacks mit sich herumträgt und diesen Knacks mit seinen „Forschungen“ kitten will, auch wenn diese „Forschungen“ zu vorgeblichen Zusammenhängen bestenfalls hanebüchen dumm sind.
Das musikalische Gegengift liefert heute Tschaikowski.