Würde wieder mal in mehrere Fäden passen, aber ist stelle es mal bei der afd ein.
Spoiler
Rechtsextremes Gedankengut, das bis in die Mitte der Gesellschaft reicht, ist die Ursache für den Aufstieg der AfD. Da seien die Forschungsergebnisse eindeutig, sagt der Wissenschaftler Davide Cantoni von der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Umgekehrt kann man natürlich spekulieren, dass die Wahlergebnisse der AfD auch eventuell Rechtsextreme erstarken und fühlen lassen, dass deren Gedankengut doch weiter verbreitet ist, als sie es bisher dachten. Aber grundsätzlich ist unsere erste Aussage erstmal die: Die AfD hat Erfolg, weil es ein nationalkonservatives Milieu gibt, von dem sie Stimmen bekommen kann."
Wahlverhalten wurzelt tief in der Geschichte
Das sieht der Rechtsextremismus-Forscher Matthias Quendt ähnlich. Er ist Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena: "Die AfD ist dort stark, wo früher schon die NPD stärker war. Das heißt, die AfD ist dort stark, wo der Rechtsextremismus stärker war. Das kann man auf Länderebene, auf Kreisebene, sogar auf Gemeindeebene rekonstruieren. Wir haben das erforscht. Es ist in der Tat so, dass die AfD ein rechtsextremes Einstellungspotenzial mobilisiert, das sie selber nicht erfunden hat, sondern das im Grunde schon immer in Deutschland anzutreffen ist."
Und auch vererbt werde, nicht genetisch aber kulturell, sagt der Münchner Davide Cantoni. Der Historiker und Soziologe hat das Abstimmungsverhalten in 11.000 deutschen Gemeinden untersucht. "Wir haben die Wahlergebnisse in allen deutschen Gemeinden bei der letzten Bundestagswahl mit den Wahlergebnissen in der Weimarer Zeit verglichen. Es zeigt sich dabei, dass es eine Kontinuität gibt zwischen den damaligen Wahlergebnissen und heute. Sprich, die Gemeinden, die damals in den 20er-, 30er-Jahren eher für die NSDAP gewählt haben, die wählen heute im Schnitt häufiger für die AfD."
Erfolg der AfD im Osten hängt mit Ängsten zusammen
Interessant ist auch, dass dieser Zusammenhang erst seit dem Wahlkampf 2017 nachzuweisen ist, als die AfD sich deutlich stärker als deutschnationale Partei präsentierte, im Vergleich zu 2013, wo sie als eher wirtschaftsliberale Partei von Bernd Lucke zur Wahl stand. Ost und West unterscheiden sich bei dieser Kontinuität kaum.
Der besondere Erfolg der AfD in den neuen Bundesländern hat nach Meinung des Wissenschaftlers Matthias Quendt andere Ursachen, wie Unzufriedenheit und Existenzangst. "Und weil die Zivilgesellschaft deutlich schwächer ist. Weil es auch nicht die Traditionen der 1968er-Bewegungen hier gibt, die zu einer Liberalisierung geführt haben. Also zu einer Auseinandersetzung nicht nur mit der Staatsform des Nationalsozialismus, sondern auch auf der individuellen Ebene, mit der Frage 'Was hat das mit uns als Bürger in einer Demokratie zu tun?'." Das seien Aspekte, die dazu führten, dass der Rechtsextremismus in Ostdeutschland verbreiteter sei, auch wenn man nicht sagen könne, dass er ein ostdeutsches Phänomen sei.
Rechtsextreme Einstellungen in der DDR
Mit bis in die 1950er-Jahre zurückreichenden Studien kann man belegen, dass in den alten Bundesländern 13 Prozent der Menschen ein geschlossenes, rechtsextremes Weltbild haben. In Ostdeutschland gab es zu DDR-Zeiten diese Art der Sozialforschung kaum. Allerdings existiert eine Jugendstudie aus den 1980er-Jahren, die rechtsextreme Einstellungen unter Auszubildenden gemessen hat und zeigte, dass rechtsextremes Gedankengut unter diesen jungen Leuten stark verbreitet war. Aus aktuellen Studien lässt sich herauslesen, dass in den ostdeutschen Bundesländern der Anteil rechtsextremistisch orientierter Personen bei etwa 20 Prozent liegt.