Ich finde meinen Text über Herrn Paulsen irgendwie ehrlicher:
Es war einmal Herr Paulsen und sein Leben war mal wieder an einem Tiefpunkt angelangt. Zunächst hatte er es noch mit normalen Berufen versucht, aber kurz nachdem er eine Videothek übernommen hatte, kam Netflix auf den Markt und dass er als Koch nur mit lebendigem Wasser kochte, vermochten die meisten seiner Gäste (oder eigentlich alle) nicht herauszuschmecken.
Aber Herr Paulsen sah sich ohnehin zu Höherem berufen. Er wollte als Erfinder Fuß fassen, aber als das Auto seiner Mutter allein mit Wasser einfach nicht fahren wollte, befand er, dass die Leute in Deutschland eben noch nicht bereit für so etwas wären. „Ich mache ja nur Angebote“, sagte er mit einem verbitterten Lächeln.
Aber dann hörte Herr Paulsen von einem Stamm, der nackt in einer großen Schleife des Amazonas leben sollte. Diese Menschen sollten so dumm sein, dass sie dachten, der Mond hätte ein Gesicht und könnte sprechen.
Herr Paulsen witterte seine Chance. Mit derart dummen Menschen müsste doch was zu machen sein.
Herr Paulsen flog zum Amazonas und fand alsbald den Stamm, von dem er gehört hatte. Aber er musste feststellen, dass diese Menschen gar nicht so dumm waren, wie er gedacht hatte. In seinem Eifer hatte er übersehen, dass der Mond mit dem Gesicht und der Fähigkeit zu sprechen lediglich auf einem Kinderbuch abgebildet war, welches bei den Kindern des Stammes sehr beliebt war. Und nackt waren die Menschen dieses Stammes die meiste Zeit an Tag leider auch nicht.
Aber weil Herr Paulsen schon mal da war, ließ er sich in der Nähe des Stammesgebietes nieder und gründete sein Königreich. Zwar musste die Herrscherfamilie des Stammes feststellen, dass es vereinzelt junge Männer gab, die das mit dem Königreich irgendwie cool fanden und sich daher temporär Herrn Paulsen anschlossen. Aber diese jungen Männer lagen dem Stamm ohne Ausnahme ohnehin nur auf der Tasche und deshalb sah die Herrscherfamilie keinen Handlungsbedarf. Herr Paulsen und sein Königreich gerieten in Vergessenheit.
Das wollte Herr Paulsen aber nicht akzeptieren. Ein Königreich, von dem niemand Kenntnis nahm, war in seinen Augen kein richtiges Königreich. Er begann, sich bei der Herrscherfamilie ins Bewusstsein zu rufen, in dem er sich bei Nacht auf das Stammesgebiet schlich und öffentliches Eigentum beschädigte. „Schlechte Presse ist besser als gar keine Presse“, verkündete er seinen staunenden Anhängern.
So kam es, dass die Herrscherfamilie Herrn Paulsen kurzerhand einsperrte, ohne Prozess, ohne Prüfung seiner Schuldfähigkeit. “Wäre ich doch in Deutschland geblieben“, winselte Herr Paulsen. „Dort behandelt man selbst Feinde des Rechtsstaates mit rechtsstaatlichen Mitteln.“