Mich hat fast mehr schockiert, wie freudig die bewaffneten Zivilisten von der Polizei begrüßt wurden.
Wie ich in einem früheren Posting schonmal geschrieben habe, ist das in US nichts Ungewöhnliches.
Hat ein Bürger CCW, so bedeutet das für die Cops: ein extrem braver Bürger, der noch nicht einmal seine Frau angeschrien hat (das wäre nämlich häusliche Gewalt, dann ist nix mehr mit Waffentragen), der auch noch besser schießen kann als die nur mäßig ausgebildeten Cops und die Gesetze des jeweiligen Bundesstaates extrem (!) gut kennt.
Derartige brave Bürger werden von der Polizei gerne als Hilfskräfte eingesetzt.
Die Sache in Kenosha ist allerdings erheblich komplizierter als es uns durch deutsche Medien vermittelt wird.
Vermutlich werden mir meine folgenden Ausführungen kein Like und kein Karma einbringen, aber ich finde, zur Orientierung (bei der Beurteilung sind wir noch lange nicht) sollte man mehr sehen als das, was wir vorsetzt bekommen (sorry, soll kein Medienbashing à la „Lügenpresse“ sein; aber da ginge in der Berichterstattung schon noch einiges, das betrifft auch die USA-Korrespondentin der tagesschau!).
Fangen wir mit Jacob Blake an: Er kam aus Illinois nach Wisconsin für „einen Neuanfang“ nach einer Verurteilung wegen bewaffneten Einbruchdiebstahls. Dann verübte er in betrunkenem Zustand (!) eine Bedrohung (!) mit illegal besessener Waffe (!) und Widerstand gegen Vollzugsbeamte (!). Danach erfolgte ein ausstehender Haftbefehl wegen Vergewaltigung (offenbar eines 13-jährigen). Die Polizei wurde im aktuellen Fall wohl gerufen, weil Blake in das Haus einer Frau unerlaubt eingedrungen (!) ist und sich einfach die Schlüssel genommen (!) hatte.
Für US-Verhältnisse waren die Officer ziemlich „nett“ zu ihm, als Tasern nichts half, forderten sie ihn auf, sich auf den Boden zu legen, wohl auch, um den Haftbefehl vollziehen zu können. Blake widersetzte sich aktiv und ging zum Auto, in dem sich auf der Fahrerseite ein Messer befand. Wenn gestern der Spiegel berichtet, dies sei den Cops bekannt gewesen, so ändert sich nichts, denn in der US-Rechtsprechung (und die zählt hier) ist höchstrichterlich festgestellt worden, der Polizist in den USA muß nicht warten, bis eine Situation so eskaliert, dass sie für ihn real lebensgefährlich wird. Sondern es reicht aus, daß ein durchschnittlicher Polizeibeamter in dieser Situation sich bedroht fühlen konnte (dabei ist es erlaubt, bzw. gesetzlich nicht geregelt – was im Common Law extrem wichtig ist -, je nach Bundesstaat, daß einem Flüchtigen auch in den Rücken geschossen werden darf). Das Haupt-Ziel ist, ihn zu stoppen (sieht man in DE anders, schon wegen der Hintergrundgefährdung sieht man vom Hinterherschießen ab, in Augsburg hat es dann bis zur tatsächlichen Ergreifung auch mal 7 Monate gedauert, aber man kriegt sie letztlich).
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/ermittler-finden-messer-in-auto-von-jacob-blake-a-3e429054-8592-4f50-90e2-056a321ef58eJa, die Cops wußten von seinen Vorstrafen, das Autokennzeichen reicht und die Zentrale informiert die Officer vor Ort über Vorstrafen, Krankenversicherung, Sozialversicherungsnummer und überhaupt alles. Datenschutz ist in den USA anders geregelt als bei uns, auch Internetpranger mit den verurteilten Sexualstraftätern und ihren Wohnadressen sind nicht unbedingt ein Problem.
Kommen wir zu Kyle Rittenhouse, 17, aus Antioch im US-Bundesstaat Illinois. Der ist zwar aus einem Nachbarstaat, hat aber eine FOID, darf also mit elterlicher Erlaubnis eine Waffe besitzen und führen. Ob mit dem Verbringen der Waffe nach MI nun Bundes- oder Landesrecht berührt ist, bedarf noch der Prüfung.
Es wurde behauptet, er sei nur nach MI gekommen, um Randale zu machen, es erscheint derzeit aber als wahrscheinlicher, dass er dort gearbeitet hat und auf die Nachricht von geplanter (!) Randale hin, speziell auf diesem Gelände, sich mit anderem auf das Grundstück begab, um es vor Randalieren zu schützen (was durch Landesrecht gedeckt ist).
Er war auf einem Privatgrundstück und hatte die Erlaubnis des Besitzers, dort eine Waffe zu führen.
Er floh, weil ihn durch mehreren Personen angedroht wurde, ihn zu entwaffnen.
Er rief den Notruf an, mußte aber wieder vor einem Mob flüchten.
Angegriffen wurde er von hinten wohl mit Skateboard, Messer und sogar einer Pistole, seine Gegenwehr kann man durchaus auch als Notwehr sehen.
Für den getöteten Angreifer Jeff Rosenbaum ist bisher bekannt: Er war ein registrierter Sexualverbrecher (Vergewaltiger), hatte sexuellen Umgang mit Minderjährigen. Dazu zahlreiche Vorfälle mit Körperverletzung, Verletzung von Schutzverfügungen gegen Nachstellung, Drogen, Brandstiftung etc.
Auf einer Tankstelle kam es zu einer aufgeheizten Situation, als eine Gruppe von Nachbarschaftswächtern und BLM-Unterstützern in einen verbalen Disput gerieten. Hierbei fiel der 36-Jährige Joseph Rosenbaum durch aggressives Verhalten auf. So rief er den Nachbarschaftswächtern wohl zu: „Shoot me, nigga!“.
Der ebenfalls getötete Anthony Huber fiel auf mit: Häuslicher Gewalt durch Würgen, Freiheitsberaubung, Körperverletzung, etc.
Der Angreifer Gaige Grosskreutz (durch einen Schuss in den Arm verletzt): Einbruchdiebstahl, verurteilter Verbrecher, hätte deswegen keine Waffe tragen dürfen, hat aber offenbar Rittenhouse mit einer Kompakt-Glock angegriffen, also illegaler Waffenbesitz.
Für die Verteidigung von Rittenhouse haben brave Bürger bisher über 25.000 $ gesammelt.
Es folgen einige Links, die sind zum Teil mit „explizitem“ Inhalt, also nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Seelen:
https://www.the-sun.com/news/1364053/donald-trump-jr-jacob-blake-arrest-history/https://nypost.com/2020/08/26/videos-capture-wild-moments-that-led-to-deadly-shootings-in-kenosha/https://www.dailywire.com/news/graphic-additional-footage-of-kenosha-shooting-surfaces-onlinehttps://dailycaller.com/2020/08/26/alleged-kenosha-shooter-he-help-people-protect-property-before-shooting/https://www.snipershide.com/shooting/threads/breaking-antifa-rioter-headshot-and-killed-at-kenosha-was-a-convicted-child-rapist-served-12-5-years-in-az-penal-system.7025168/https://twitter.com/RealJamesWoods/status/1299103726305554433?fbclid=IwAR1d9xY-XgnH0mZz9TZqXUferN5Z3GUI4XlaN1B7zii3-yXQEvtHkZD2zYoAndy Ngo dürfte wohl der beste Journalist sein, was solche Themen angeht. Wer sich dafür interessiert, guckt bei ihm.
Das ist alles natürlich noch unfertig uns „aus der Lameng“, aber ich bin dennoch jetzt schon mit der Berichterstattung hierzulande nicht zufrieden.
Unser
stabiles sehr stabiles Genie kann da nicht viel tun, das ist klar, aber leider vermittelt er nicht den Eindruck, Präsident
aller Amerikaner zu sein.
Er könnte beide Seiten zu Mäßigung aufrufen, was er nicht tut.
Statt dessen sät er Zweifel in die Methode der Briefwahl und behauptet kac.kfrech, wenn er die Wahl verliere, könne es nur an der Fälschung der Briefwahl liegen.
Wobei für die Schwarzen oft nichts anderes bleibt als Briefwahl: Wer sich mit 3 Jobs gerade so über Wasser halten kann, der macht nicht an einem Dienstag frei, um zum Wählen zu gehen.
Wobei noch zuvor die Hürde der Registrierung steht.
Und in Zeiten von Corona überlegt es sich sowieso jeder zweimal, ob man wirklich zur Wahl gehen soll oder nicht doch besser per Brief wählen.
Sich an Randale oder gar Verbrechen zu beteiligen, zahlt sich für Schwarze zweimal nicht aus, weil Verurteilten nämlich das Wahlrecht entzogen wird, dann können sie wieder nicht mitbestimmen wie es läuft (gab‘s bei uns auch mal: „Verlust der Bürgerlichen Ehrenrechte“, wird aber nur noch ganz selten ausgeurteilt).
Das Ganze ist eine ziemlich verfahrene Situation und unser Held tut leider überhaupt nichts Heldenhaftes, um sein Land da irgendwie rauszubringen.