Wären youtube, twitter, Facebook und Co. da mal wirklich konsequent, so gäbe es eine Menge, Menge, Menge, Menge mehr zu löschen. Man denke nur an die ganzen MMS-Videos, von denen der selbsternanten Virologen und unserer Klientel mal gar nicht zu reden.
Spoiler
Falschinformationen zum Coronavirus Techkonzerne gehen gegen von Trump geteilte Videos vor
Facebook, Twitter und YouTube haben Videos gelöscht, in denen Falschinformationen zum Maskentragen und zu einem angeblichen Corona-Heilmittel verbreitet werden. Die Clips hatten schnell Millionen Klicks.
Von Max Hoppenstedt
28.07.2020, 16.01 Uhr
Facebook, YouTube und Twitter haben mehrere Videobeiträge gelöscht, die eine Art Pressekonferenz einer Gruppe mit dem Namen "America’s Frontline Doctors" dokumentieren. In den Videos, die zuvor innerhalb weniger Stunden millionenfach angesehen wurden, fallen vor der Kulisse des amerikanischen Verfassungsgerichts zahlreiche gefährliche Falschaussagen über das Coronavirus.
Eine Rednerin, die sich als Ärztin aus Houston vorstellt, behauptet etwa, dass keine Masken nötig seien, um die Corona-Pandemie einzudämmen und dass es keinerlei Lockdowns brauche. Sie behauptet auch, dass sich eine Covid-19-Infektion erfolgreich mit den Mitteln Hydroxychloroquin, Zithromax und Zink behandeln ließe.
An Mediziner gerichtet, die laut ihr nicht anerkennen würden, dass Hydroxychloroquin Covid-19-Patienten heilen könnte, sagt sie: "Ihr seid wie die guten Deutschen, die zugeschaut haben, wie die Juden getötet wurden, ohne den Mund aufzumachen."
Videoaussagen widersprechen wissenschaftlichen Erkenntnissen
Den Aussagen der Frau zum Coronavirus widersprechen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Dass Masken helfen, die Übertragung des Coronavirus einzuschränken, ist in der Forschung unstrittig und umfassend untersucht worden. Masken gelten als eine der effizientesten Maßnahmen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie.
Auch dass das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin Corona heilen kann, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Andrew McLachlan, leitender Mediziner an der Sydney Universität in Australien, sagte gegenüber dem Magazin "Cnet", dass kein mögliches Corona-Medikament so ausführlich untersucht worden sei wie Hydroxychloroquin.
Mehrere Studien haben dabei gezeigt, dass das Mittel keinen positiven Effekt hat und dass es die Behandlungs- oder Überlebenschancen von Patienten nicht erhöht. Eine der umfassendsten Untersuchungen wurde dabei von der Oxford Universität an mehr als tausend Patienten durchgeführt. Studien hatten auch vor gefährlichen Nebenwirkungen des Medikaments gewarnt. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat dem Medikament im Juni die Zulassung zur Notfallbehandlung entzogen und bereits im April zur Vorsicht bei dem Mittel gemahnt.
Trotz fehlender wissenschaftlicher Belege hatte US-Präsident Donald Trump Hydroxychloroquin bereits als mögliches "Geschenk des Himmels" bezeichnet. Er hatte das Mittel angeblich auch selbst eingenommen, später jedoch wieder abgesetzt.
Account von Trump Jr. offenbar gesperrt
Laut CNN teilte Donald Trump über seinen Twitteraccount am späten Montagabend deutscher Zeit mehrere Versionen der fragwürdigen Videos. Twitter löschte die Videos jedoch. Am Dienstagmorgen war auf Trumps Twitteraccount nur noch der Hinweis zu sehen, dass drei Tweets nicht mehr verfügbar seien, zudem führte ein Videolink ins Leere. Ein Sprecher von Twitter sagte CNN dazu, dass der Dienst seine Regeln gegen Missinformation zu Covid-19 durchgesetzt habe.
Laut Tweets mehrerer Journalisten unternahm Twitter inzwischen Schritte gegen den Account von Donald Trumps Sohn, der das Video ebenfalls geteilt hatte. Der Berater von Trump Jr. schrieb auf Twitter, dass dieser 12 Stunden nichts posten könne, weil er das inzwischen gelöschte Video gepostet habe. Der Account selbst ist aber online weiterhin sichtbar.
Virale Verbreitung durch rechtspopulistische Website
Zur Verbreitung der Aussagen der "America's Frontline Doctors" mit den Falschaussagen über angebliche Corona-Heilmittel hatte offenbar insbesondere die rechtspopulistische Website "Breitbart" beigetragen. Ein "Breitbart"-Video zum Thema zählte laut CNN am Montagabend zu den am meisten aufgerufenen Facebook-Posts weltweit. Bevor das Video von Facebook gelöscht wurde, erreichte es dort laut CNN mehr als 14 Millionen Aufrufe innerhalb weniger Stunden. Laut dem Analysedienst Crowdtangle wurde das Video mehr als 600.000 Mal auf Facebook geteilt.
Facebook hat den Beitrag von "Breitbart" nach Angaben des Mediums inzwischen gelöscht. Videos vom Auftritt der "America's Frontline Doctors" waren jedoch auf anderen Accounts auf Facebook am Dienstagvormittag noch verfügbar. Teilweise hatten diese mehrere Hunderttausend Aufrufe.
Auch auf YouTube verbreiteten sich Versionen des Videos. Der Videodienst von Google löscht diese jedoch auch.