Ich packe es mal hier rein, weil ja auch Eichelburg zu den genannten "Experten" gehört, auch wenn er im Artikel nicht aufgeführt ist.
Die genannten Personen sind fast alle Mitglied bei der AfD oder dort zumindest als "Promoter" tätig, schaut man sich den Youtube-Kanal von Friedrich und Weik an, findet man dort auch sehr viel "reichsbürgerdeppisches". wobei dies bis auf Florian Homm eigentlich für alle gibt. Dirk Müller ist ja schon sehr lange "Star" in der Reichsbürgerszene, ob gewollt oder nicht. Das Buch von Weik und Friedrich wird u.a. auch von Schrang bzw. Elsässer promotet.
Spoiler
Das Geschäft mit der Angst vor dem Kurssturz
Die Crash-Propheten haben gerade Hochkonjunktur im Buchhandel und TV. Das Problem dabei: Sie warnen als Broterwerb, ein Indikator für eine Krise sind sie nicht.
Es wird zur Katastrophe an der Börse kommen – zumindest wenn man sich an den Fachbücher-Verkaufslisten und den Talk-Shows im deutschen Fernsehen orientiert. «Der grösste Crash aller Zeiten» von Marc Friedrich und Matthias Weik ist in Deutschland das meistverkaufte Sachbuch – auch in der Schweiz erscheint es ganz vorne in der Hitparade. Unter den zehn meistverkauften deutschen Sachbüchern findet man auch noch «Weltsystemcrash» des Vermögensverwalters Max Otte. Und weil sich leichtes Schaudern gut verkaufen lässt, tingeln Crash-Autoren auch durch Talk-Sendungen und Interviews.
Simple Argumente und Lösungen
Steht uns also eine grosse Börsenkorrektur bevor? – Vielleicht. Aber dieses Risiko besteht immer. Diese Buchautoren verfügen gegenüber Anlagestrategen und gut informierten Investoren jedoch über keinen Informationsvorsprung. Ali Masarwah, Finanzmarktexperte beim Analyseunternehmen Morningstar, nennt fünf typische Merkmale für Crash-Propheten: Ihre Argumente sind simpel und auf den ersten Blick logisch; ihre Prophezeiungen sind Teil ihres Geschäftsmodells; in Fachkreisen nimmt sie keiner ernst; sie sind Medienstars; ihre Lösungen sind scheinbar einfach.
Nur mit Rezession zusammen
Ein Crash ist technisch gesehen eine Korrektur am Aktienmarkt von über 20%. Solche Abwertungen hat es gemäss Anastassios Frangulidis, Chefstratege der Privatbank Pictet, seit 1987 nur gegeben, wenn die Wirtschaft rezessive Tendenzen aufwies. Momentan verlangsame sich das Wachstum – in den USA im vierten Quartal auf 1% – das sei aber noch keine Rezession. Auch die Zinskurve sei nicht mehr invers, was viele Beobachter als Vorzeichen einer Rezession deuteten. «Jede Rezession folgte auf eine inverse Zinskurve, aber nicht jede inverse Zinskurve führte in eine Rezession.»
Absturz bringt Umsatz
«Die Panikmacher haben einen Markt zu bewirtschaften», sagt Frangulidis. Ein Teil der Anleger denke in solchen Szenarien und warte auf solche Bücher. «Die Panik ist ein gutes Geschäft», sagte auch der legendäre Anleger André Kostolany schon vor Jahrzehnten. Zahlreiche Marktteilnehmer sind interessiert, dass Anleger aufschrecken und aktiv werden. Da wären einmal die Leerverkäufer, die sich mit günstigen Aktien eindecken wollen, und dann jene Anleger, die den optimalen Einstieg verpasst haben und hoffen, dass dieser Zeitpunkt jetzt wieder kommt. Aber auch Börsen und Vermögensverwalter haben Interesse, wenn etwas «läuft».
Nur kurzes Gedächtnis
Die «Börsen-Gurus» profitieren vom schlechten Gedächtnis der Anleger. Man könnte es mit einer Strategie beim Roulette vergleichen. Ich setzte jedes Mal auf die grüne Null und verliere meistens. Wenn dann aber die Kugel auf der Null liegen bleibt, veranstalte ich einen Riesenhallo und erzähle allen von der Verfünfundreissigfachung des Einsatzes. Zahlreiche Besucher im Kasino werden mich als erfolgreichen Spieler in Erinnerung behalten.
Genau gleich ist es bei Börsencrash-Propheten. Sie verfolgen ihre Schwarzmalerei über Jahre und liegen damit offensichtlich mehr falsch als richtig. Treffen aber Prognose und Börsencrash aufeinander, kann der Prophet Jahre von seinem Ruhm leben. Es ist ja auch bezeichnend, dass diese Hellseher meistens nicht von ihrer Performance als Anleger leben, sondern von den Einnahmen aus Buchverkäufen und Medienauftritten. Die gleiche Frage muss sich der Anleger übrigens bei jedem Börsenbrief stellen: «Wieso kauft der Autor für seinen Lebensunterhalt dieses hoffnungsvolle Unternehmen, dessen Kurs sich innert Kürze vervielfachen wird, nicht selbst, anstatt einen Börsenbrief zu schreiben?»
Schreiben braucht Zeit
Zum Jahreswechsel 2018 kam es mit einer Kurskorrektur von 19% fast zu einem Crash. Und im Sommer 2019 sahen die Vorzeichen für die Wirtschaft wenig erfreulich aus. Kein Wunder, kommt es jetzt zu einer Flut von «Crash»-Büchern. Es braucht ja auch noch einige Wochen Zeit, ein solches zu schreiben.
Wie «vergesslich» das Publikum ist, zeigt sich etwa am Umstand, dass die Bestseller-Autoren Friedrich und Weik bereits 2014 ein Werk publizierten mit dem Namen «Der Crash ist die Lösung». Der Crash kam auf jeden Fall nicht. Der ehemalige Hedge-Fund-Manager Florian Homm publizierte im Februar dieses Jahres das Buch «Der Crash ist da». Die Börsenschwäche im Dezember 2018 inspirierte ihn wohl dazu. Was viele Leser ausblendeten: Homms Fonds «Absolute Capital Management» brach 2007 zusammen, die Investoren verloren Millionen.
Notenbanken beschuldigen
Viele Crash-Propheten machen die Notenbanken und ihre Politik für die kommende «schlimme Lage» verantwortlich. Die Geldpolitik habe in der Aufarbeitung der Finanzkrise eine wichtige Rolle gespielt und eine grosse Last auf sich genommen, weil strukturelle Probleme bestanden hätten, sagt dazu Frangulidis. «Diese strukturellen Probleme sind weiterhin nicht gelöst», fügt er an. Die Notenbanken hätten ihr Pulver auch noch nicht verschossen. In den USA und Grossbritannien gebe es noch Raum für Zinssenkungen, in Europa und der Schweiz könnten die Notenbanken ihre Bilanzen noch weiter verlängern – und auch fiskalpolitische Massnahmen könnten die Wirtschaft noch ankurbeln.
Wir sind in der Nachspielzeit
Je länger der Aufschwung geht, desto mehr Anleger sind mit dabei, die noch nie einen Crash erlebt (aber schon viel davon gehört) haben. Die laufende Börsen-Hausse geht in ihr zehntes Jahr – das ist aussergewöhnlich lang. Die US-Konjunktur befindet sich in der längsten Expansionsphase der Geschichte. Der Aktienzyklus ist gemäss Frangulidis in einem sehr fortgeschrittenen Zustand: «Wir befinden uns in der Nachspielzeit – aber diese beträgt bei einem 90-minütigen Fussballspiel ebenfalls noch 30 Minuten.»
Es wäre jedoch für Investoren falsch, jetzt bereits aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Dies soll man erst bei ersten Zeichen einer Rezession machen. «Ein Portefeuille sollte aber jederzeit so aufgebaut sein, dass es zu Wachstumswerten auch Anlagen mit einer negativen Korrelation zum Risiko gibt», sagt der Pictet-Stratege. Solche Anlagen sind etwa Gold, sichere Staatsanleihen und Futures auf Volatilitätsindizes.