Meines Erachtens sollte die Europäische Union einer weiteren von UK beantragten Verlängerung zustimmen.
Aber nicht bedingungslos. Es war sogar bis in vernünftige Kreise der britischen Presse durchgedrungen, was Merkel am 21. August 2019 tatsächlich zu Bobbele gesagt hatte. Wie man in Leeds sah, scheinen das sogar einige Briten gelesen zu haben, natürlich nicht alle:
Wenn Bobbele einen Vertrag ohne Backstop und am 31.10. damit gehen wolle, soll er binnen 30 Tagen, also bis zum 20. September, eine brauchbare Alternative präsentieren.
Er will aber keinen Vertrag und sieht folglich nicht ein, daran einen Gedanken zu verschwenden. Anstatt im Parlament für eine Mehrheit für einen solchen Plan zu sorgen, hat er es in eine zweite Runde Sommerferien geschickt und drängt nun darauf, es so schnell wie möglich aufzulösen (was die Folge einer Ansetzung von Neuwahlen wäre). Und er selber tingelt in Wahlkampfmanier im Lande herum, um jedem in Wort und Bild zu zeigen, daß ihm diese Angelegenheit am Allerwertesten vorbei geht.
Wenn wir einen no deal Brexit erzwingen, haben wir nicht nur moralisch eine Mitschuld auf uns geladen, wir haben auch in eklatanter Verletzung unserer Solidaritätspflicht unserem Mitglied Irland ohne große Not massiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden zugefügt.
Stimmt. Jeder Buchstabe und jedes Komma. Nur ist es nicht die EU, die einen No-Deal erzwingt, sondern die britische Regierung. Es steht nicht in der Macht der EU, das zu ändern. Wobei man die Ansage, das Parlament werde auch keinem anderen oder wie auch immer geänderten Vertrag zustimmen, zwar nach den jüngsten Ereignissen bezweifeln dürfte. Nur bemüht sich die britische Regierung nach Kräften darum, daß es dazu nicht kommt.
Zumal das UK meiner Ansicht nach auch gerade am Höhepunkt der Fieberkurve ist ...
Vorausgesetzt, daß das UK am Höhepunkt der Fieberkurve ein handlungsfähiges Parlament hätte, würde man nicht mehr über einen Mißtrauensvotum nachdenken und sich ohne Federlesens auf eine Ersatzregierung verständigen. Vielleicht hast Du ja Recht und das steht auf der Agenda der Opposition für die nächsten fünf Wochen. Nur würde es nicht reichen, nur eine Regierung zusammenzustellen, man müßte sich auch auf eine Lösung für die irländische Grenze einigen, die man vor dem 31. Oktober der EU präsentieren kann.
... und möglicherweise nun wo die Lügen der Populisten von der Realität eingeholt werden, ...
Werden sie nicht. Das Problem ist, daß man die Wirkungen eines No-Deal-Brexits nicht - jedenfalls nicht auf regulärem Wege - zu Lehrzwecken demonstrieren kann.