Das Volk weiß schließlich was gut für es ist.
Richtig!
Aus diesen Grunde haben leider die Mütter und Väter des Grundgesetzes Volksabstimmungen auf Bundesebene nicht (mehr) zugelassen. Sonst bekämen wir womöglich wunderbare Entscheidungen, die ganz oder in Teilen verfassungswidrig sind (wie in der Schweiz, wo die Regierung die verfassungswidrigen Teile des Ergebnisses der Abstimmung zur Einwanderungsinitiative zu umschiffen sucht ohne das groß an die Glocke zu hängen (oder, hart ausgedrückt: den verfassungswidrigen Willen des Volkes mißachtet).
Queen agrees ...
Queen accepts ...
Habe ich genau
so erwartet. Macht unser Bundespräsident auch nicht anders. Ein Verfassungsorgan stellt sich nicht gegen ein anderes, das gehört sich nicht. Der Bundespräsident zögert höchstens ein paar Tage um sein Mißfallen auszudrücken (wie Horst Köhler), aber er sträubt sich letztlich nicht gegen die Unterschrift.
Und weil ich eh schon den advocatus diaboli und mich also unbeliebt mache:
Wenn die Süddeutsche davon spricht, einige Abgeordnete der Tories wollten zusammen mit Labour den Plan verhindern und zum "Obersten Gericht" ziehen, dann wüßte ich doch gerne, auf welcher Grundlage des geschehen soll! Welches Gewohnheitsrecht, welches erlassene Gesetz mit Verfassungsrang und welche Bestimmung aus dem Common Law kann da angeführt werden? Welcher Präzedenzfall?
Und genau da bleiben die Gegner von Johnsons Vorgehen im Ungefähren.
Es wird nur allgemein bemängelt, Johnsons Vorgehen verstoße gegen "die Demokratie".
Da muß ich aber fragen: Was ist das?
Es gibt verschiedene Formen der Demokratie.
So ist es in der us-amerikanischen Demokratie möglich, daß ein Bewerber mehrere Millionen (!) Stimmen mehr hat als der Konkurrent und dennoch nicht zum Zuge kommt. Ginge es nach der Mehrheit "im Volk" wäre Trump nicht Präsident.
Dennoch ist er zweifellos auf legale Weise ins Amt gekommen.
Johnson würde überhaupt nicht "vom Volk" gewählt. Sondern von 240.000 Mitgliedern seiner Jartei zum Parteivorsitzenden gewählt. Sonst nix.
Und die englische Demokratie kommt sogar vollkommen ohne Verfassung aus.
Johnson und seine Berater gehen zielstrebig und äußerst rasch den Brexit an.
Die Geschwindigkeit und die Rücksichtslosigkeit sind für seine Gegner überraschend.
Überraschend, aber nicht illegal wie es derzeit scheint.
Lerneffekt: Die Deutschen bemerken gerade, daß es nicht überall auf der Welt zugeht wie in Deutschland.
So, und jetzt ohne Ironie und Sarkasmus: Wie man sieht, können wir jeden Tag Gott auf Knien danken, daß unsere Bundes-Verfassung so ist wie sie ist. Und daß es ein Verfassungsgericht gibt, das über ihre Einhaltung wacht.
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