Die Fakten sind: Das Parlament macht die Gesetze und solange es dort eine ausreichende Mehrheit gegen den no deal Brexit gibt, kann das Parlament diesen verhindern, wenn es bereit ist, die notwendigen Schritte zu setzen.
Tja, wenn ... Die Leute, die das wollten, sind aber nicht damit durchgekommen, die notwendigen Schritte zu ergreifen, als dafür die Gelegenheit und auch noch Zeit war. Dazu kommt eine Spezialität der Briten, bei denen das Parlament nicht die Macht hat, aus eigenem Antrieb etwas auf die Tagesordnung zu setzen. Deshalb konnte Bobbele bei seiner Antrittsrede eine PM abkanzeln, sie habe nun oft genug über das Austrittsabkommen abgestimmt.
Und festzustellen, daß man in weniger als acht Wochen weder eine andere Regierung installieren, die um weiteren Aufschub bitten würde, noch mit der EU irgendetwas aushandeln kann, hat mit Übernahme Cummingscher Propaganda nichts zu tun. Selbst wenn Cumming das als Hinterfotzigkeit Bobbeles gemeint haben sollte, als er wem auch immer klarmachte, daß es vor dem 31.10.2019 keine Neuwahlen gebe - man kann nicht einfach Mitte September verkünden, nächste Woche würde gewählt, denn die Parteien hätten ja in der Sommerpause genug Zeit für den Wahlkampf gehabt, damit dem Wahlsieger wenigstens noch drei Wochen Zeit bliebe, sich Koalitionspartner zu suchen und mit denen einen Koalitionsvertrag auszuhandeln und schließlich seine Regierung aufzustellen. Bei den Piefkes, wie man bei Euch die Deutschen nennt, hat das beim letzten Mal noch ein halbes Jahr gedauert, nachdem die Wahl durch war.
Ein Beschluss, keinen no deal Brexit zu wollen, ist doch ein positiver Beschluss. Es ist ein Beschluss, alle notwendigen aktiven Handlungen zu setzen, damit das UK nicht ohne Austrittsabkommen aus der EU austritt.
Nö, zumindest nicht in der Form, wie er gefaßt wurde. Da war es nichts weiter als eine Absichtserklärung. Als es dann darum ging, dem konkrete Handlungen folgen zu lassen, sind alle Vorschläge durchgefallen.
Der Fahrplan danach ist eh klar: Neuwahlen und ...
... sich dann über Farages Wahlsieg wundern? Dir scheint entgangen zu sein, daß der bei der Wahl zum EP, bei der im UK lebende EU-Ausländern Probleme bekamen, ihr Wahlrecht wahrzunehmen und die man zumindest mangels anderer belastbarer Daten als Maßstab für die Stimmung im Land werten sollte, mit seiner neu gegründeten Brexit-Partei mit mehr als 30,5% mit Abstand die meisten Stimmen holte.
Danach folgten die Liberaldemokraten mit 19,6%, Labour mit 13,7% die Grünen mit 11,8%, die Tories mit satten 8,8% und die SNP mit 3,5%. Das ganze bei einer Wahlbeteiligung von 36,9% - das heißt, weit mehr als der Hälfte der Wahlberechtigten ist die EU eh Wurscht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Europawahl_im_Vereinigten_K%C3%B6nigreich_2019(eventuell mit neuem Referendum) den Brexit abblasen.
Wer soll das machen? Die Queen? Mir fällt immer wieder auf, daß in den entscheidenden politischen Kreisen nicht weiter als bis zum nächsten Schritt gedacht wird: Jetzt muß erstmal Bobbele weg, dann wird man sehen. Daß vor dem 31. Oktober ein Regierungschef benötigt würde, der bei der EU mit substantiellen Argumenten um Aufschub bittet oder das Abkommen vom Parlament ratifiziert worden sein müßte (wie auch immer die Abstimmung darüber auf die Tagesordnung kommen sollte, das Thema gab es ja schon einmal), scheint niemanden zu interessieren.
Und die Europäer vergessen immer wieder, daß die Grenze zwischen Brexiteers und Remainern nicht zwischen Tories und Labour verläuft, sondern quer durch alle Parteien und Schichten geht.
https://www.sueddeutsche.de/politik/brexit-may-unterhaus-eu-grossbritannien-1.4363094Spoiler
Noch mehr Zahlen
Der britische Guardian hat eine Liste der Ja- und Nein-Wähler nach Parteizugehörigkeit veröffentlicht. Demnach hatte die Premierministerin zumindest eine große Mehrheit ihrer Konservativen hinter sich (wenn auch nicht genug), doch die Abgeordneten der anderen Parteien verweigerten sich fast geschlossen ihrem Brexit-Deal. Hier die Zahlen:
Ja
Konservative: 235
Labour: 3
Unabhängige: 4
Nein
Konservative: 75
Labour: 238
SNP: 35
Unabhängige: 17
Liberaldemokraten: 11
DUP: 10
Plaid Cymru: 4
Grüne: 1