Staatsgründer Adrian Ursache Vollstrecker verschont den Zwergstaat "Ur" – Quelle:
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Reuden -
Mit quietschenden Reifen jagt der Wagen über den Feldweg davon. Die Gruppe Männer, die zuvor auf das Auto zugelaufen waren, schaut ihm zufrieden nach „Das war der Chef vom Verfassungsschutz“, erklärt einer von ihnen, „der hat Angst bekommen.“ Freudige Gesichter in der Runde der 70 bis hundert Menschen, die die Straße vor dem Maisfeld am Ortsrand von Reuden belagern. Ein Sieg. Über den Staat!
Gerichtsvollzieher hatte sich angekündigt
Gegen den geht es hier an diesem strahlenden Sommermorgen, zu dem ein Gerichtsvollzieher sich angekündigt hat, um das Haus Nummer 5 zwangsräumen zu lassen. Eine Grundschuld ist nicht bedient worden, die Bank hat gemahnt, man hat sich vor Gericht getroffen, einmal war auch schon ein Vollstreckungsbeamter samt Polizeieinsatzkommando da.
Adrian Ursache, ein 42-Jähriger, der früher mal Mister Germany war, sich dann als Unternehmer versuchte und dann schließlich seinen eigenen Staat gründete, hat die Beamten damals mit seiner Handykamera in die Flucht geschlagen. Er sei auf seinem Staatsgebiet, rief er hinterm Gartenzaun hervor, die Polizei könne ihm gar nichts.
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Der frühere Mister Germany Adrian Ursache in besseren Tagen mit seiner Frau - früher ebenfalls Gewinnerin eines Schönheitswettbewerbs - im heimischen Wohnzimmer in Reuden.
Adrian Ursache Wie aus Mister Germany ein „Staatsmann“ wurde
Ursache, der seinen Ministaat das „Reich Ur“ nennt, wurde mit dem Internetvideo seiner Aktion zum Held der bunten Mischung von alten und jungen Männern und einigen Frauen, die sich nun auf seinen Aufruf hin vor dem Familiensitz in der Alten Poststraße versammelt haben, um der Staatsmacht Paroli zu bieten.
Sie seien keine Reichsbürger, betont Michel, der aus Berlin gekommen ist, um den bedrohten Staatsgründer mit seinem „Amt für Menschenrechte“ zu beschützen. „Wir haben für alles Belege“, sagt Holger, der eine dicke Akte vorblättert, und auf Stellen hinweist, an denen Richter und Justizbeamte grobe Fehler gemacht haben. „Da fehlt die Unterschrift, da ist sie unleserlich“, sagt er, „das ist ungültig, da gibt es ein Urteil des Verfassungsgerichtes.“ Dass Ursaches Staat existiert, ist hier keine Frage: „Adrian hat eine Urkunde, die das beweist“, versichert ein Mann, der aus Dresden angereist ist.
Wahre Wirklichkeit hinter falscher Realität
Überall stehen sie hier in der Menge, in der Adrian Ursache mit sonorer Stimme Vorträge hält. Auskenner und Erweckte wie Wolfgang, Michel und Holger, die die wahre Wirklichkeit hinter der falschen Realität entdeckt haben, die „die Medien doch von der Lobby vorgegeben bekommen“, wie Andreas glaubt, der Jahre gebraucht hat, um sich „rechtlich zu belesen“.
Korrigierte Amtspapiere
Jetzt weiß er, was die Großbuchstaben bedeuten, mit denen der Name im Personalausweis geschrieben ist. Es hat etwas mit dem alten Rom zu tun, auch da seien die Namen von Sklaven anders geschrieben worden als die von Bürgern. Darum heiße ja auch der Personalausweis so: „Weil wir Personal der BRD-GmbH sind“.
Ganz klar ist für alle, die im Ur-Garten zelten und den Reden des Staatsgründer lauschen, dass jemand wie Adrian Ursache ins Visier der Leute rückt, die sie hier nur die „Mächtigen“ oder „die Konzerne“ nennen. Wer genau dahintersteckt, bleibt allerdings unklar: Die Banken, sagt einer. Die Besatzer, meint ein anderer.
Applaus für Ursaches Forderungen
Eloquent spricht Ursache, er macht Witze über Angela Merkel, die er „Frau Ferkel“ nennt, bekommt Applaus für die Forderung, Deutschland müsse „endlich souverän werden“ und die DDR-Volkskammer gehöre wiedergegründet. Der Mann mit dem Basecap („hab’ meinen Aluhut nicht dabei“) ist eine Lichtfigur, der ihre Anhänger sogar den Umstand nachsehen, dass sie selbst die Grundschuld auf das Haus aufgenommen und nicht mehr bedient hat. „Damals wusste er noch nicht Bescheid“, entschuldigt ihn Unterstützer Holger.
Jetzt schon und jetzt sollen sie ruhig kommen, ruft Adrian Ursache. Er habe keine Angst. Der Gerichtsvollzieher aber erscheint nicht, auch nicht nach Stunden, und auch nicht, als die Menge langsam zerbröselt. So ist es diesmal ein Sieg ohne Gegner, dem irgendwann ein Rückspiel folgen wird. „Wenigstens hat es nicht geregnet“, sagt Wolfgang. (mz)