Oh, danke, dann ist das der "Busenkumpel" von Tilo Paulenz (AfD), Sebastian Thom (NPD). Da findet auch mal wieder zusammen, was ohnehin zusammen gehört.
Paulenz soll ja auch (glaubt man den Internetgerüchten) die "Todeslisten" an seine Parteikollegen verteilt haben, die diese dann im Internet großzügig mit entsprechenden Aufforderungen (z.B. Heiner Merz, Landtag BaWü, dessen Ermittlungsverfahren diesbezüglich ja auch irgendwie im Sande verlaufen ist) an "das Volk" verteilt haben.
Zwei "Reichsbürger" die in einer ZDF-Sendung aufgetreten sind, jetzt aber nichts mehr davon wissen wollen? Hat jemand einen Plan wer das sein könnte?
Spoiler
Raub-Prozess vor dem Landgericht
Brutale Hiebe mit dem Stock
Andreas D. Becker 14.01.2020 0 Kommentare
Eine verworrene Geschichte präsentierte der Angeklagte in einem Prozess vor dem Landgericht Oldenburg, in dem es um einen schweren Raubüberfall geht. Es ist eine Episode aus dem Delmenhorster Drogenmilieu.
Sie wollten sich doch bessern. Dem Kind zuliebe, das Ende 2018 geboren und den beiden sofort weggenommen wurde. Sie klangen dabei ganz glaubhaft. Deswegen stellte Richterin Melanie Hübel den beiden im April 2019 vor dem Amtsgericht Delmenhorst noch eine positive Sozialprognose, auch weil sie einen Drogenentzug gestartet hatten. Nun sitzen die beiden – er wird an diesem Dienstag 35 Jahre alt, sie ist gerade 34 geworden, seit gut einer Woche sind sie geschieden – wieder vor Gericht, die guten Vorsätze hielten nicht lange. Am 17. Juni 2019 sollen sie einen Mann überfallen haben. Während die Frau als Lockvogel diente, die dafür sorgte, dass das spätere Opfer überhaupt seine Wohnungstür öffnete, schlugen und traten ihr Mann und ein weiterer Angeklagter zu und stahlen schließlich auch ein Portemonnaie, zwei Gramm Kokain und einen Haustürschlüssel. Anschließend bedrohte der Hauptangeklagte sein Opfer noch mit einer Waffe. Besonders schweren Raub wirft die Staatsanwaltschaft dem Trio vor.
Es ist ein verworrener Fall, den Richter Michael Nowak da verhandeln muss. Der Angeklagte erzählt nämlich eine ganz andere Geschichte als das 51-jährige Opfer und seine Ex-Frau, während der dritte Täter schweigt, ab und zu die Augen schließt und während der Verhandlung immer mal wieder wegzudösen scheint. Es spricht nach dem ersten Verhandlungstag aber einiges dafür, dass die Geschichte des Opfers näher an dem ist, was da am 17. Juni geschah. Es ist eine Geschichte von roher Gewalt aus dem Delmenhorster Drogenmilieu, es ist auch eine Geschichte aus Düsternort, die viel über die Nachbarschaft an den Blöcken an der Schwabenstraße erzählt. Es ist aber vor allem eine Geschichte, in der Wirklichkeit und Fiktion wie in einem Drogenrausch miteinander verwoben zu sein scheinen.
Dealer zu Hause aufgesucht
Was also ist genau geschehen am 17. Juni? Sicher ist, dass sich die drei Angeklagten auf zur Wohnung des Mannes machten, der sie angeblich auch immer mal wieder als Dealer mit Drogen versorgt hat. Nun ging es eventuell darum, dass der Hauptangeklagte den Personalausweis seiner Ex-Frau dort wieder eintreiben wollte. Oder zumindest dem Gerücht auf den Grund gehen wollte, dass der Freund oder Bekannte oder Dealer den Ausweis an sich genommen hatte. Zudem war da ja noch die Sache, dass der Angeklagte Schulden beim Opfer hatte. 270 Euro sollen es gewesen sein. „Deswegen hat er mich in der Entgiftung mit Anrufen terrorisiert“, sagte der 35-Jährige aus. Und eigentlich hofften er und seine damals Noch-Frau darauf, dort auch ein bisschen Kokain zu bekommen. Auf Kredit, wie er sagte. Trotz der hohen Schulden. Man kann es ja mal versuchen.
In der Erinnerung des Hauptangeklagten war es nun so, dass seine Frau klingelte. Das Opfer öffnete die Tür, sah seinen Bekannten, griff nach einem Stock, den er im Flur griffbereit stehen hatte, „und dann hat er mir sofort zwei, drei Schläge verpasst“. Der Angeklagte zeigte auf seine Stirn und seinen Oberkiefer, gezielt dort habe er hingeschlagen. Nicht ohne Grund. Der 35-Jährige erzählte von einer früheren Attacke, die sich Ende 2018 zugetragen habe. Damals sei er in einen Hinterhalt gelockt worden. Danach wurde ihm der Schädel zertrümmert vom jetzigen Opfer, plastische Chirurgie habe er gebraucht, mehrere Metallplatten mussten eingesetzt werden, um die Knochen zu flicken. Aber angezeigt habe er den Vorfall nie. Aus Angst vor Vergeltung.
„Ich habe ihm den Knüppel dann abgenommen und ihm einen gegeben“, erzählte der Angeklagte weiter, was gegen 18.15 Uhr an jenem 17. Juni des vergangenen Jahres passiert sein soll. Da sei der ehemalige Freund rausgestürmt, habe ihn wie ein Catcher zu Boden geworfen. Der dritte Angeklagte habe den 35-Jährigen dann aus der Situation befreit, danach seien sie geflüchtet. Und überhaupt habe er sich nur zusammen mit dem dritten Angeklagten dorthin getraut, weil er Angst vor dem Opfer hatte. Es war nicht ganz einfach, dieser Erzählung, die immer wieder ausfranste, zu folgen.
Zwei Platzwunden davongetragen
Wobei auch nicht sicher ist, ob die Erzählung des Opfers, die in Teilen von der Ex-Frau des Angreifers gestützt wurde, und die sozusagen auch der Plot der Anklage ist, ganz genau das wiedergibt, was tatsächlich passiert ist. Auch diese Geschichte beginnt damit, dass die Angeklagte klingelte und klopfte. Als sich das Opfer schließlich dazu durchrang, ihr zu öffnen, soll der Angeklagte schon auf ihn zugestürmt sein, ihn gepackt und im Hausflur vor der Wohnung zu Boden geschleudert haben. Dann soll der Angeklagte den Stock aus dem Flur gegriffen haben und das am Boden liegende Opfer zwei Mal auf den Kopf geprügelt haben, zwei Platzwunden waren die Folge. Zudem habe der dritte Angeklagte dem am Boden liegenden Mann mehrmals in den Rücken getreten.
Was dafür spricht: Es gibt einen Untersuchungsbericht aus dem Josef-Hospital, in dem steht, dass beim Opfer eine vier und eine sieben Zentimeter lange Platzwunde genäht wurden. Weitere Verletzungen wurden nicht festgestellt. Trotzdem leide er bis heute unter Schwindel, wie der 51-Jährige aussagte. Er könne kein Fahrrad mehr fahren, im Bus werde ihm durch das Geschaukel regelmäßig schlecht. Wenn er zu Fuß unterwegs sei, schaffe er kaum einen Kilometer Strecke. Deswegen fordert er nun auch noch 2500 Euro Schmerzensgeld.
Für die Version, dass der 51-Jährige übelst zusammengeschlagen wurde, spricht auch, dass die Spurensicherung im Hausflur drei große Blutflecke fand und das auch dokumentierte. Zudem wurden im Wohnungsflur des Opfers blutige Schuhabdrücke gefunden – von Schuhen des Angeklagten. Und die Mit-Angeklagte sagte aus, dass sie hörte, wie das Opfer geschrien hat „wie am Spieß“, als sie vor dem Haus auf ihren Ex-Mann und deren Begleiter wartete.
Keine Hilfe von Nachbarn
Als das Opfer am Boden lag, rannte der Angeklagte in die Wohnung, stahl die beschriebenen Dinge, verschmähte aber trotz Sucht-Drucks die bereits konsumfertige, mit einer Kreditkarte auf einer CD-Hülle portionierte Linie Kokain, die sich das Opfer zum Eigenkonsum vorbereitet hatte. Das Kokain-Gedeck ließ sich anhand der Tatort-Fotos der Polizei erkennen. Als der 35-Jährige aus der Wohnung zurückkam, soll er dem 51-Jährigen eine silberne Pistole, deren Griff mit weißem Klebeband umwickelt war, vor den Kopf gehalten und ihm gedroht haben: „Ich erschieße dich, wenn du die Bullen rufst.“ Das Opfer wurde nach eigener Aussage ohnmächtig – und lag so lange im Hausflur, bis er das Bewusstsein wieder erlangte. Hilfe aus den Nachbarwohnungen gab es nicht, trotz des Krachs, trotz seiner Hilfeschreie. Er schaffte es schließlich zurück in die Wohnung, um einen Notarzt zu rufen. Einige Tage später entschloss sich der 51-Jährige, gegen die drei Täter Anzeige zu erstatten.
Es blieb im Dunkeln, was der eigentliche Grund für den Besuch und die Tat war. Warum sie mitgemacht habe, fragte der Vorsitzende Richter die Angeklagte. „Vielleicht war es Motivation genug, dass ich nicht ein paar an den Hals kriege. Das war sonst ja oft genug der Fall.“ Sie erzählte, dass ihr Ex-Mann unter Psychosen leide und gewalttätig ist. So sei er schon mit einer Axt bewaffnet durch Düsternort gezogen, habe Passanten ein Messer an den Hals gehalten. Dazu passt auch eine Aussage aus dem Delmenhorster Prozess im April: Ein Zeuge sagte aus, dass der Mann mit einer Schreckschusspistole aus dem Haus gestürmt sei, geflucht und geschimpft und schließlich auf den Bürgersteig geschossen habe. Der Angeklagte bestritt das damals. Für eine Ohrfeige, die er seiner Frau verpasst hat, und für diverse andere Delikte wurde er übrigens vom Amtsgericht im April zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt, allerdings auf Bewährung. Seine Frau wurde ebenfalls wegen mehrerer kleinerer Delikte zu einem Bußgeld von 90 Tagessätzen à zehn Euro verurteilt.
Bereits in dem Prozess wurde deutlich, dass beide seit Jahren massiv an Drogenproblemen leiden. Der 35-Jährige erzählte in Delmenhorst, dass er mit 14 Jahren angefangen habe, Heroin zu spritzen. Seine Drogenkarriere begann vier Jahre früher. Schon damals konsumierte er Cannabis und Ecstasy. Allein im vergangenen Jahr habe er fünf Mal einen Entzug gestartet. Direkt vor der Tat waren die beiden, die sich noch vor wenigen Jahren öffentlich in einer Fernsehdokumentation des ZDF dazu bekannten, Reichsbürger zu sein, dies aber vor dem Amtsgericht als Verleumdung bezeichneten, wieder in einer Entgiftung gewesen, hatten diese jedoch vorzeitig abgebrochen.
Der Prozess wird am Freitag, 17. Januar, um 9 Uhr vor dem Landgericht Oldenburg fortgesetzt.