"Anastasia" in Freiburg.
Die Bewegung ist ja fest mit den (Wahn)Vorstellungen unserer Klientel verbunden. Egal ob Obererpel, Fitzek, Monika, Jo oder wer auch immer, alle propagieren die "Anastasia-Glückseeligkeit", inklusive der AfD.
Unsere Flodder-Familie Griesbach ist ja seinerzeit nicht zuletzt auch deshalb nach Russland gezogen, weil sie der Meinung waren, da wäre es schon so weit, schließlich hat Putin (so wird es in den Kreisen ja verbreitet), jedem Russen 2000 oder 5000 qm Land geschenkt um die Freiheit (und Selbstversorgung) zu fördern. Eine der Werbungen für dieses Projekt seinerzeit im Anhang.
Bedauerlich ist, dass die AAS diese intensive Verknüpfung wohl nicht wirklich auf dem Schirm hat.
Spoiler
Öko und antisemitisch
Anja Bochtler
Von Anja Bochtler
Fr, 15. November 2019
Freiburg
Marius Hellwig sprach über die "Anastasia"-Bewegung, deren Fans eine Gruppe in Freiburg planen.
FREIBURG. Beinahe hätte im Mai ein Gründungstreffen für eine "Anastasia"-Gruppe im Haslacher Stadtteiltreff stattgefunden – weil Kritiker den Stadtteiltreff über die Hintergründe der antisemitisch-verschwörungstheoretisch geltenden "Anastasia"-Bewegung informierten, wurde es abgesagt. Was steckt hinter der Bewegung, die sich auf die zehn "Anastasia"-Bände des russischen Autors Wladmir Megre bezieht? Darüber sprach Marius Hellwig von der Berliner Amadeu-Antonio-Stiftung auf Einladung des Demokratiezentrums Freiburg an der Hebelschule.
Auf den ersten Blick könnten sie wirken wie linke Öko-Kommunen: Auf den "Landsitzen" der Anastasia-Bewegung leben Familien zusammen und bauen auf jeweils einem Hektar zur Selbstversorgung Bio-Gemüse an. In Russland, wo die Bücher von Wladmir Megre zwischen 1996 und 2010 zuerst erschienen, sind sie am weitesten verbreitet. Doch auch in Deutschland gebe es derzeit 17 "Landsitze", drei davon in Baden-Württemberg, zwei in den Landkreisen Lörrach und Waldshut, berichtet Marius Hellwig.
Der Historiker und Islamwissenschaftler, der sich aus Angst vor rechtsextremen Übergriffen nicht mehr fotografieren lässt, stieß vor rund vier Jahren auf die Bewegung, als er über völkischen Rechtsextremismus im ländlichen Raum forschte. Inzwischen wird sie unter anderem vom Landesamt für Verfassungsschutz als völkisch, rassistisch und antisemitisch eingestuft.
In einem historischen Abriss zeigt Marius Hellwig, dass ökologisches und esoterisches Denken seit langem oft rechte Verknüpfungen hat: Von der "Rassenlehre" des Anthroposophen Rudolf Steiner bis zum SS-Funktionär und Reichsbauernminister Walter Darré, dem "Blut-und-Boden"-Autor Oswald Spengler und anderen bekannten Nationalsozialisten. Einige von ihnen blieben auch nach 1945 auf der Öko-Schiene, bilanziert Marius Hellwig: So wie Baldur Springmann, einst Mitglied der SS, der sich später auf biologisch-dynamische Landwirtschaft konzentrierte, 1980 Mitbegründer der Grünen und 1982 bei der ÖDP war – bei beiden Parteien blieb er aber nur kurz.
Stark geprägt von den üblichen Stereotypen
Marius Hellwig fasst zusammen, welche Aspekte der "Anastasia"-Bewegung als problematisch gelten: Die stark esoterisch geprägten Romane beziehen sich auf Verschwörungstheorien – die Welt sei beherrscht von "Dunkelmächten", der Rückzug auf die Familienlandsitze werde als Lösung aller Probleme angesehen. Die Bücher bezögen sich auf vermeintliche Gespräche zwischen dem Autor und einer blonden Frau namens Anastasia, einer allwissenden Märchenfigur, die isoliert in der Taiga lebe. Nach der "Anastasia"-Ideologie seien Kranke selbst schuld an ihren Krankheiten, weil sie falsch leben oder fühlen würden. Männer seien schöpferisch, Frauen nur die Musen des Mannes.
Dazu kommen laut Hellwig antisemitische Inhalte: Da es seit mehr als einem Jahrtausend Pogrome gegen Juden gebe, sei davon auszugehen, dass "die" Juden selbst Schuld hätten, so die "Anastasia"-Bewegung. Juden seien wohlhabend und hätten die Kontrolle über Regierungen, Medien und Finanzen – die üblichen antisemitischen Stereotype. Die "Anastasia"-Bewegung sei sowohl mit den "Reichsbürgern" als auch bekannten Rechtsextremisten verknüpft, betont Marius Hellwig: Bei den jährlichen "Anastasia"-Festspielen, zu denen vor einem Jahr 500 Menschen kamen, sei unter anderem Sonnhild Sawallisch vom antisemitischen "Bund für Gotterkenntnis" aufgetreten, auf dem Landsitz in Grabow habe 2015 ein Sturmvogellager für Kinder aus rechtsextremen Familien stattgefunden.
Unter den rund 60 Menschen im Publikum ist die Frau, die im Mai die "Anastasia"-Gruppe gründen wollte. Sie ist um die 60, erzählt, dass sie alle zehn "Anastasia"-Bände je drei Mal gelesen habe. Sie verteidigt die "Anastasia"-Bewegung, die Rechtsextremen seien "nur schwarze Schafe". Sie hat ein paar Bekannte mitgebracht – bisher gebe es aber keine "Anastasia"-Gruppe in Freiburg, sagt sie.
https://www.badische-zeitung.de/oeko-und-antisemitisch