Autor Thema: Presseschnipsel  (Gelesen 1264681 mal)

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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6435 am: 8. November 2019, 17:57:06 »
Hier gab es 100 Tagessätze. Er wollte es wissen. Jetzt weiß er es.



Zitat
Nazi-Tattoos: Mann muss 1300 Euro Strafe zahlen
Erschienen am 08.11.2019

Manuela Müller

Ein 44-jähriger Plauener zeigte auf Facebook seinen nackten Oberkörper, der mit Hakenkreuzen tätowiert ist. Mehrere Gerichte haben sich damit beschäftigt. Jetzt gibt es ein rechtskräftiges Urteil.
Plauen/Zwickau. Mit nacktem Oberkörper darf der Neonazi aus Plauen nicht mehr auf die Straße gehen. Er hat sich Zeichen tätowieren lassen, die verboten sind in Deutschland: ein Hakenkreuz auf dem Oberarm, ein Hakenkreuz auf der linken Brust, ein Sonnenrad auf der rechten Brust und die Losung "Sieg Heil". Wer Symbole des Nationalsozialismus verwendet, muss mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe rechnen.
Spoiler
Der arbeitslose Maurer ist vom Landgericht Zwickau verurteilt worden. Auf seine Facebook-Seite hatte er Fotos seines nackten Oberkörpers gestellt. Seine mehr als 4500 Facebook-Freunde konnten sie sehen. Das kostet den 44-Jährigen 1300 Euro. Zahlt er die Strafe nicht, muss er für 100 Tage ins Gefängnis. Das Urteil ist seit wenigen Tagen rechtskräftig. Mit dem Fall hatten sich mehrere Gerichte beschäftigt.

Das erste war das Amtsgericht in Plauen. Es hatte den 44-Jährigen freigesprochen, weil nicht zweifelsfrei klar sei, ob er die Fotos selbst ins Internet gestellt hatte, hieß es. Der 44-Jährige hatte das abgestritten. Weil die Staatsanwaltschaft dagegen in Berufung ging, verhandelte das Landgericht Zwickau als nächste Instanz neu darüber. Es sprach den Mann schuldig und verhängte eine Geldstrafe. Das Urteil wollte er nicht akzeptieren und hatte es vor dem Oberlandesgericht Dresden angefochten. Diese Revision nahm er jedoch zurück, und damit gilt das Urteil des Landgerichts Zwickau.

Die Theorie, dass ein Fremder die Nazi-Tattoo-Posen heimlich auf seien Facebook-Seite gestellt haben könnte, erschien dem Gericht als wirklichkeitsfremd. Denn genau diese Fotos fanden die Ermittler in der Bildergalerie seines Computers. Außerdem habe er selbst von seinem Rechner aus ständig sein Facebook-Profil geöffnet. Auch an dem Tag, als ein Polizist zufällig im Netz über die Seite gestolpert war.

Der Freispruch des Amtsgerichts hatte im Vogtland für Irritationen gesorgt. Wegen seiner Tätowierungen gab es bereits mehrfach Probleme. Vor zwei Jahren war er im Hofer Amtsgericht als Zeuge geladen. Als er auf den Gängen des Gerichts wartete, zog er seine Jacke aus. Das Hakenkreuz auf dem Oberarm war gut zu erkennen - auch für einen Polizisten, der ihn daraufhin angezeigt hatte. Der Plauener musste daraufhin eine Geldstrafe zahlen. Auch auf Facebook hatte er 2017 schon mit Hakenkreuz posiert. Wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisatoren verurteilte ihn das Gericht damals ebenfalls zu einer Geldstrafe. Auch Facebook reagierte, legte seinen Zugang lahm und sperrte ihn 30 Tage lang aus dem sozialen Netzwerk aus.

Die Polizei durchsuchte die Wohnung und die Gartenlaube des 44-Jährigen. Beides sei voller Hakenkreuze gewesen. Sie beschlagnahmten sein Handy und den Computer und fanden dort viele Fotos mit nationalsozialistischen Symbolen. Der Mann lebt allein und ist seit mehreren Jahren arbeitslos.
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https://www.freiepresse.de/vogtland/plauen/nazi-tattoos-mann-muss-1300-euro-strafe-zahlen-artikel10654867
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6436 am: 9. November 2019, 09:43:08 »
Ob er da den Pöter meint? Meiner Erinnerung nach war das ja der Einzige, der im Video gedroht hat bis jetzt. Die anderen waren/sind ja alles nur Papier-/Facebookterroristen.

Zitat
Letztens hatte ein sogenannter Reichsbürger bei Youtube ein Video eingestellt, in dem er sagte: "Ich liquidiere Gnisa." Und nach einer Pause kam der Zusatz: "Natürlich nur verbal, im Gerichtssaal." Ich habe nichts unternommen, und nach zwei Wochen hat der Mann nachgelegt und mich auf Youtube schwerer Straftaten bezichtigt. Da habe ich ihn angezeigt. Aber ich habe mich auch gefragt, ob es zu der Eskalation gekommen wäre, wenn man den Mann schon nach dem ersten Video in die Schranken gewiesen hätte. Insofern ist es gut, dass die Bundesregierung gesetzlich festschreiben will, dass die Staatsanwaltschaft einen Auskunftsanspruch gegenüber Plattformbetreibern bekommt und ihr die Namen der Urheber genannt werden müssen."
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2019-11/48133311-westfalen-blatt-der-richterbund-vorsitzende-jens-gnisa-wirft-die-frage-auf-ob-die-meinungsfreiheit-im-internet-zu-weit-geht-007.htm

Spoiler
Westfalen-Blatt: Der Richterbund-Vorsitzende Jens Gnisa wirft die Frage auf, ob die Meinungsfreiheit im Internet zu weit geht.
Bielefeld (ots) - Jens Gnisa, der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, hat die Frage aufgeworfen, ob die Grenzen der Meinungsfreiheit angesichts von Hass-Postings nicht zu weit gesteckt sind.

Im Interview mit dem WESTFALEN-BLATT sagte er: "Das Bundesverfassungsgericht fasst die Meinungsfreiheit sehr weit, was ich grundsätzlich gut finde. Allerdings frage ich mich, ob wir angesichts des Internets die Grenzen der Meinungsfreiheit inzwischen nicht zu weit gezogen haben. Früher galt die Devise, es sei besser, dass Bürger Dampf ablassen können, als dass sich da irgendetwas aufstaut. Aber genau das haben wir heute: Die Menschen posten immer schlimmere Beleidigungen und verbale Angriffe in ihren Zirkeln, bekommen dafür Beifall, legen vielleicht nach, und alles schaukelt sich hoch. Wenn der Hass dann in Gewalt umschlägt, bleibt es nicht bei Äußerungen, sondern es kommt zu Taten wie dem Anschlag auf Regierungspräsident Walter Lübcke."

Auf die ungesühnten Beleidigungen gegen die Grünen-Politikerin Renate Künast angesprochen sagte Gnisa, der Richterbund habe "reichlich" Reaktionen von Bürgern bekommen. "Ich rate, die Ruhe zu bewahren und den Rechtsweg abzuwarten. Jetzt ist erst mal das Kammergericht als Beschwerdeinstanz gefragt."


Auch er bekomme Hass-Mails, sagte Gnisa. "Nach jeder Talkshow, in der ich auftrete. Einer schrieb, er wünsche sich, dass meine Kinder umgebracht würden und der Täter einen milden Richter finde."

Auf die Frage, ob er so etwas anzeige, antwortete der Richterbund-Vorsitzende: "Wenn ich mich intensiv um jede Zuschrift kümmern würde, bekäme ich meinen Tag nicht mehr organisiert. Letztens hatte ein sogenannter Reichsbürger bei Youtube ein Video eingestellt, in dem er sagte: "Ich liquidiere Gnisa." Und nach einer Pause kam der Zusatz: "Natürlich nur verbal, im Gerichtssaal." Ich habe nichts unternommen, und nach zwei Wochen hat der Mann nachgelegt und mich auf Youtube schwerer Straftaten bezichtigt. Da habe ich ihn angezeigt. Aber ich habe mich auch gefragt, ob es zu der Eskalation gekommen wäre, wenn man den Mann schon nach dem ersten Video in die Schranken gewiesen hätte. Insofern ist es gut, dass die Bundesregierung gesetzlich festschreiben will, dass die Staatsanwaltschaft einen Auskunftsanspruch gegenüber Plattformbetreibern bekommt und ihr die Namen der Urheber genannt werden müssen."

Das gesamte Interview auf www.westfalen-blatt.de
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6437 am: 9. November 2019, 09:47:17 »
Zitat
Tobias Ginsburg berichtet in Höxter von seinem monatelangen Undercover-Leben

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Sa., 09.11.2019
Tobias Ginsburg berichtet in Höxter von seinem monatelangen Undercover-Leben Ein Spion unter Reichsbürgern
Undercover in der »Reichsbürger-Szene«: Tobias Ginsburg hat angesichts von Morddrohungen sein Aussehen geändert – ein aktuelles Foto durfte in Höxter nicht gemacht werden.

Undercover in der »Reichsbürger-Szene«: Tobias Ginsburg hat angesichts von Morddrohungen sein Aussehen geändert – ein aktuelles Foto durfte in Höxter nicht gemacht werden. Foto: privat
Von Greta Wiedemeier

Höxter (WB). Der prototypische Reichsbürger? Männlich, über 50, aus dem Osten stammend und mitten in einer schweren Lebenskrise. »Von wegen«, sagt Tobias Ginsburg. Der jüdische Autor hat sich acht Monate lang undercover inmitten der »Reichsbürger-Szene« bewegt und stellte das Weltbild vieler Höxteraner bei seinem Vortrag im Jacob-Pins-Forum gehörig auf den Kopf.

Ginsburg bezeichnete es grundlegend als beruhigend, dass in Deutschland aktuell eine hohe Ablehnung gegen Extremismus jeglicher Art herrsche – »das bringt bloß nicht viel, wenn wir uns nicht auch inhaltlich damit beschäftigen, was diese Menschen eigentlich glauben«. Und genau das tat er: Er nahm 2017 am »Wochenende der offenen Tür« im »Königreich Deutschland«, einem von Peter Fitzek in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) gegründeten Fantasiestaat, teil und lernte Bewohner und Besucher von Angesicht zu Angesicht kennen.
Morbide Neugier

»Es ist fast schon eine morbide Neugier«, erklärte er, warum er sich über Monate immer tiefer in die gefährliche Szene hineinbegab. Ginsburg berichtete von esoterisch angehauchten jungen Menschen, von planlosen aber hochintelligenten Studienabbrechern, von Politikern der AfD, die heute im Bundestag säßen, und – das sei für ihn die größte Überraschung gewesen – von »unglaublich vielen stinknormalen Leuten«, die Interesse am »Königreich Deutschland« zeigten. Bürgern mit einem geregelten Einkommen, einem Haus und einer Familie. »Da waren sogar Steuerberater dabei«, verriet er. Es seien eben nicht nur die »armen, irren Spinner vom äußersten Rand der Gesellschaft«. Und genau das sei das Gefährliche.
Wilde Verschwörungstheorien

Es war immer wieder ungläubiges Lachen zu vernehmen in den Räumen des Jacob Pins Forum – einige Begegnungen und Überzeugungen von Einzelpersonen schienen schlicht zu abstrus, um mitten in Deutschland Realität sein zu können. Allerlei wilde Verschwörungstheorien über Chem-Trails, über Chips, die Kindern bei Impfungen eingepflanzt würden und über den Personalausweis, der jeden Einzelnen zum Personal der »GmbH BRD« mache, kursierten im »Königreich« in Wittenberg. Und doch: 19.000 Reichsbürger in der Bundesrepublik Deutschland sind es offiziell. »Und da mache ich den Behörden einen Vorwurf: Das klingt, als seien es absolute Zahlen. Dabei fangen wir erst an zu zählen«, so Ginsburg. Einig seien die Reichsbürger sich vor allem in einem Punkt: Der Glaube an eine Weltverschwörung, die das deutsche Volk knechten oder sogar auslöschen möchte und an der der Staat maßgeblich beteiligt ist.
Hass-Mails und Morddrohungen

»Erschreckend« lautete wohl das Wort, dass man während und nach dem Vortrag des 33-Jährigen am häufigsten im Publikum vernahm. Denn Ginsburg nahm in Höxter kein Blatt vor den Mund. Er berichtete in deutlichen Worten detailliert von aufschlussreichen Autofahrten mit Mitgliedern der Szene, von PR-Treffen in zahlreichen großen Städten Deutschlands, von Versammlungen in winzigen Dorfkneipen und nannte auch die Namen derjenigen, die sowieso schon in der Öffentlichkeit stehen. Nachdem er seine Erfahrungen in seinem Buch »Reise ins Reich. Unter Reichsbürgern« festgehalten hatte, habe er viele Hass-Emails und auch regelmäßig Morddrohungen erhalten. »Aber je mehr Macht man diesen Leuten zugesteht, desto mehr Macht bekommen sie auch«, weiß er und warnte abschließend vor zunehmend verschwimmenden Grenzen: »Die einen tragen Anzug, die anderen lange wallende Klamotten.«
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https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Hoexter/Hoexter/4023775-Tobias-Ginsburg-berichtet-in-Hoexter-von-seinem-monatelangen-Undercover-Leben-Ein-Spion-unter-Reichsbuergern
"Die förmlich-respektvolle Höflichkeit schafft den nötigen Raum für inhaltliche Verachtung."
-Chan-jo Jun, Philosoph (und Rechtsanwalt)
 
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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6438 am: 9. November 2019, 10:41:53 »
Das gesamte Interview auf www.westfalen-blatt.de


Das stelle ich mal ein. Ohne Morddrohungen geht es heutzutage wohl nicht.  :(


Zitat

Sa., 09.11.2019
Richterbund-Chef Jens Gnisa aus Bielefeld über den Hass im Internet »Gehen die Grenzen der Meinungsfreiheit zu weit?«



Bielefeld (WB). Jens Gnisa (56), Direktor des Bielefelder Amtsgerichts, ist Bundesvorsitzender des Deutschen Richterbundes, in dem Richter und Staatsanwälte organisiert sind. Christian Althoff sprach mit ihm über den Fall Renate Künast, Hassmails und die Änderung der Strafprozessordung.

Im September hat das Landgericht Berlin entschieden, Renate Künast sei durch die Begriffe ›Stück ♥♥♥‹ und ›Drecks-F...‹ nicht beleidigt worden. Hat der Deutsche Richterbund dazu Reaktionen von Bürgen bekommen?

Jens Gnisa: Oh ja, reichlich. Ich rate, die Ruhe zu bewahren und den Rechtsweg abzuwarten. Jetzt ist erst mal das Kammergericht als Beschwerdeinstanz gefragt.

Sie werden ja wahrscheinlich nicht das Urteil ihres Kollegen kommentieren wollen, aber ist es angebracht, dass Meinungsfreiheit so weit gehen soll?

Gnisa: Das Bundesverfassungsgericht fasst die Meinungsfreiheit sehr weit, was ich grundsätzlich gut finde. Allerdings frage ich mich, ob wir angesichts des Internets die Grenzen der Meinungsfreiheit inzwischen nicht zu weit gezogen haben. Früher galt die Devise, es sei besser, dass Bürger Dampf ablassen können, als dass sich da irgendetwas aufstaut. Aber genau das haben wir heute: Die Menschen posten immer schlimmere Beleidigungen und verbale Angriffe in ihren Zirkeln, bekommen dafür Beifall, legen vielleicht nach, und alles schaukelt sich hoch. Wenn der Hass dann in Gewalt umschlägt, bleibt es nicht bei Äußerungen, sondern es kommt zu Taten wie dem Anschlag auf Regierungspräsident Walter Lübcke.
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Bekommen Sie auch Hassbriefe oder E-Mails?

Gnisa: Ja, nach jeder Talkshow, in der ich auftrete. Einer schrieb, er wünsche sich, dass meine Kinder umgebracht würden und der Täter einen milden Richter finde.

Zeigen Sie so etwas an?

Gnisa: Wenn ich mich intensiv um jede Zuschrift kümmern würde, bekäme ich meinen Tag nicht mehr organisiert. Letztens hatte ein sogenannter Reichsbürger bei Youtube ein Video eingestellt, in dem er sagte: »Ich liquidiere Gnisa.« Und nach einer Pause kam der Zusatz: »Natürlich nur verbal, im Gerichtssaal.« Ich habe nichts unternommen, und nach zwei Wochen hat der Mann nachgelegt und mich auf Youtube schwerer Straftaten bezichtigt. Da habe ich ihn angezeigt. Aber ich habe mich auch gefragt, ob es zu der Eskalation gekommen wäre, wenn man den Mann schon nach dem ersten Video in die Schranken gewiesen hätte.      Insofern ist es gut, dass die Bundesregierung gesetzlich festschreiben will, dass die Staatsanwaltschaft einen Auskunftsanspruch gegenüber Plattformbetreibern bekommt und ihr die Namen der Urheber genannt werden müssen.

Die Bundesregierung hat auch eine neue Strafprozessordnung auf den Weg gebracht, die unter anderem den Verlauf umfangreicher Verhandlungen straffen wird. Wird künftig kurzer Prozess gemacht?

Gnisa: Ganz bestimmt nicht. Der Prozess wird zwar geändert, aber die Rechte der Angeklagten und ihrer Verteidiger werden kaum eingeschränkt. Für Montag hat mich der Rechtsausschuss des Bundestags als Experten geladen, und ich werde mich dort für die geplanten Änderungen aussprechen. Konkret geht es darum, dass manche Anwälte Prozesse verschleppen, indem sie zum Prozessauftakt die Besetzung des Gerichts rügen. Das führt dazu, dass die Anklage erst Tage später verlesen werden kann. Künftig soll es so sein, dass die Anwälte ihren Antrag frühzeitig stellen müssen. Dann kann das Gericht die Fragen vor dem ersten Verhandlungstag klären.

Auch bei Befangenheitsanträgen gegen Richter soll es eine Änderung geben.

Gnisa: Ja. Heute ist es noch so, dass ein Befangenheitsantrag einen Prozess oft für Tage unterbricht. Demnächst soll weiterverhandelt werden dürfen, während parallel über den Antrag beraten wird. Ist er unbegründet, wird der Prozess einfach fortgesetzt. Ist er begründet, muss der Prozess mit einem anderen Richter von vorne beginnen. Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen, dass geschätzt nur Anträge im unteren einstelligen Prozentbereich begründet sind.

Die neue Strafprozessordnung soll auch erlauben, unbekannte DNA-Spuren vom Tatort auf Augenfarbe, Haarfarbe und Hautfarbe zu untersuchen. Die Wissenschaft ist aber schon viel weiter und kann auch Aussagen zur geographischen Herkunft des Unbekannten treffen. Warum werden diese Möglichkeiten nicht genutzt?

Gnisa: Mit den geplanten neuen Möglichkeiten können wir jene Tätermerkmale herausfinden, die uns auch ein Augenzeuge hätte nennen können. Das ist, denke ich, eine gute Begrenzung. Weitere Eingriffe, etwa die Feststellung von Krankheiten, wären schon sehr weitgehend und großen Teilen der Gesellschaft wahrscheinlich auch nicht vermittelbar.

Welche Änderung ist bei den Nebenklägern geplant?

Gnisa: Heute kann sich jeder Nebenkläger einen eigenen Anwalt nehmen, der zumeist vom Staat bezahlt werden muss. In Zukunft soll das Gericht mehreren Nebenklägern, die die gleichen Interessen haben, einen gemeinsamen Anwalt beiordnen können. Dabei geht es weniger darum, dass man Geld spart. Es strafft einfach den Prozessverlauf ganz erheblich, denn jeder Nebenklageanwalt kann ja Anträge stellen, Zeugen befragen und plädieren. Da wiederholt sich heute noch vieles. Denken Sie an den Loveparade-Prozess, wo das Gericht in einer Messehalle verhandeln musste, um alle Prozessbeteiligten unterzubringen.

Werden Angeklagte heute anders verteidigt als früher?

Gnisa: Von einem kleinen Teil der Rechtsanwälte schon. Eigentlich ist es ja Aufgabe eines Verteidigers, darüber zu wachen, dass die Rechte des Angeklagten gewahrt werden und sich das Gericht an die Vorschriften hält. Es gibt aber zunehmend Verteidiger, die versuchen, mit einer Antragsflut Rechtsfehler des Gerichts zu provozieren, um dann nach einer Verurteilung ihr Rechtsmittel darauf zu stützen. Das ist zwar zulässig, aber so ein Vorgehen verschleppt Prozesse natürlich zusätzlich.Im Bundesdurchschnitt dauert heute ein Verfahren beim Landgericht einschließlich der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen 19,4 Monate. Das ist viel zu lange, und ich begrüße es, dass mit der geplanten Änderung der Strafprozessordung Forderungen umgesetzt werden, die der Deutsche Richterbund seit Jahren erhoben hat und die hoffentlich zu strafferen Prozessen ohne rechtsstaatliche Einbußen führen werden.
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https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Bielefeld/Bielefeld/4024320-Richterbund-Chef-Jens-Gnisa-aus-Bielefeld-ueber-den-Hass-im-Internet-Gehen-die-Grenzen-der-Meinungsfreiheit-zu-weit
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6439 am: 10. November 2019, 11:40:43 »
Wenn etwas undenkbar ist für einen Menschen, dann ist es auch unmöglich!
Selbstverständlich konnte Anfang 1990 noch niemand das Ende der DDR voraussehen!
Also muß es geplant worden sein! Von langer Hand!


 :facepalm:



Zitat
Die Mauerfall-Verschwörung
Ist das letzte Rätsel des Herbstes 1989 gelöst?

Von Steffen Könau 10.11.19, 08:15 Uhr

Steckt hinter Wende und Mauerfall eine ganz andere Geschichte?
Michael Wolski will den wahren Grund für das Ende der DDR gefunden haben.
Halle (Saale) -
Es fing schon lange vor dem Tag an, an dem Michael Wolski zum ersten Mal wirklich stutzte. „1986 ging es wohl los“, sagt der gebürtige Freiberger, der zu DDR-Zeiten Mitarbeiter des Firmenimperiums von Erich Honeckers Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski war. Nach einer Leningrad-Reise wurde Wolski plötzlich einvernommen: Mit wem er geredet habe, was die sowjetischen Genossen hätten wissen wollen. „Man spürte das Misstrauen, das aufgekommen war, seit Gorbatschow in Moskau übernommen hatte.“

Aus heutiger Sicht wenig verwunderlich, hatte DDR-Staatschef Honecker von der Auslandsspionageabteilung der Staatssicherheit doch die Mitteilung bekommen, dass in amerikanischen Strategierunden über Moskauer Ideen gesprochen wurde, die DDR aufzugeben.
Spoiler
Michael Wolski über den Mauerfall: Es war ein geplantes Ende
Wolski, kein Stasi-Mann, sondern als Leiharbeiter bei einer US-Firma angestellt, die in der DDR Geschäfte machen wollte, wusste damals noch nichts davon. Erst im Januar 1990 stolpert er über einen Hinweis, dass hinter der friedlichen Revolution, der Wende und dem Mauerfall vielleicht eine ganz andere Geschichte stecken könnte:

„Mein damaliger Chef wies mich an, eine Firma, die ich in der DDR gründen sollte, nicht zu gründen, weil es die DDR sowieso nicht mehr lange geben werde.“ Niemand, so Wolski, habe zum damaligen Zeitpunkt schon über die deutsche Einheit gesprochen. „Aber die wussten das schon.“ Wieso eigentlich?

Der studierte Ökonom beginnt zu recherchieren, er liest Bücher, macht sich fortwährend Notizen und er befragt frühere Kollegen bis hin nach Moskau und in die Schweiz, wo er nach dem Ende der DDR für viele Jahre tätig ist.

„Ich habe Splitter gesammelt und zusammengesetzt“, sagt er heute, inzwischen sehr sicher, die einzig wirklich wahre Geschichte von Mauerfall und deutscher Einheit erzählen zu können. „Auch wenn ich weiß, dass ich mich damit bei allen in die Nesseln setze, direkt zwischen die Stühle.“

Wolski schrieb ein Buch („1989 Mauerfall Berlin“) über seine Theorie
Denn Wolskis Theorie zufolge, die er in seinem Buch „1989 Mauerfall Berlin“ ausbreitet, war die Öffnung der Grenze in Berlin ebenso wenig Zufall wie zuvor die Öffnung der Grenze in Ungarn, die Suspendierung des Schießbefehls und die Ernennung des weltkriegserfahrenen Geheimdienstlers Wladimir Semjonow zum sowjetischen Sonderbotschafter in Bonn.

Eine Bemerkung von Eduard Schewardnadse verrate alles, sagt Wolski: Gorbatschows Außenminister habe früh angekündigt, dass „die Existenz zweier deutscher Staaten die Sicherheit Europas bedrohe“ und man sich in Moskau deshalb Gedanken mache, „wie eine gefährliche Unlenkbarkeit der Ereignisse zu vermeiden wäre“.

Hat Wolski den Schlüssel zum letzten Rätsel rund um das Ende der DDR gefunden?
Michael Wolski glaubt, den Schlüssel zum letzten Rätsel rund um das Ende der DDR nach nur knapp einem Jahr Siechtum gefunden zu haben. „Man muss sich doch nur mal überlegen, wie lange es normalerweise dauert, einen Vertrag abzuschließen - und sei es nur, um eine kleine Firma zu kaufen.“ Jahre, sagt der 67-Jährige. Und so eine Einheit, die soll in zehn Monaten herbeiverhandelt worden sein?

Nein, Wolski ist fest überzeugt, dass die wahre Geschichte des Mauerfalls viel früher beginnt, nicht im Sommer ’89 und auch nicht im Frühjahr. „Es ging Gorbatschow und seinen Leuten um das Überleben der Sowjetunion“, sagt er, „und sie waren sicher, dass sie das nur sichern konnten, wenn ihnen die anderen sozialistischen Länder nicht mehr wie Klötze am Bein hängen.“ Schewardnadse habe sogar einmal ausdrücklich davon gesprochen, dass die UdSSR „Ballast abwerfen“ müsse, um zu überleben. „Und genau das haben sie dann auch gemacht.“

Wann begann die Geschichte des Mauerfalls?
Nur eben über Umwege. „Denn seine Generale hätten es Gorbatschow nie durchgehen lassen, das aufzugeben, wofür so viele sowjetische Soldaten im Zweiten Weltkrieg gestorben waren.“

Wolskis Theorie vom Mauerfall als Ereignis, bei dem die sowjetische Führung im Hintergrund die Fäden zog, während der sowjetische Geheimdienst den Ablauf über Jahre hinweg minutiös organisierte, setzt bei diesem Konflikt an: Wie konnte die Sowjetführung den teuren Ballast der osteuropäischen Bruderländer loswerden, ohne dabei ertappt zu werden, genau das vorzuhaben?

So begründet Wolski seine Theorie zum Mauerfall:
Das Schicksal von Stalins Geheimdienstchef Lawrenti Beria muss die Männer um Gorbatschow gemahnt haben. Beria hatte im Sommer 1953, wenige Tage vor dem Arbeiteraufstand in der DDR, im Politbüro der KPdSU eine deutsche Wiedervereinigung vorgeschlagen. Zwei Wochen später wurde der seinerzeit mächtigste Mann der Sowjetunion verhaftet, ein halbes Jahr später erschossen.

Beim großen Spiel um die Sicherung der Fortexistenz der Sowjetunion seien Gorbatschow und seine Leute deshalb äußerst vorsichtig vorgegangen. „Sie mussten eine Situation schaffen, in der die Mauer wie von selbst fiel“, beschreibt Michael Wolski die „verdeckte Aktion“ (Wolski), die seiner Ansicht nach im Jahr 1985 oder 1986 ihren Anfang nahm.

„In diese Zeit fiel auch eine Änderung des Umgangs der DDR mit den sowjetischen Genossen“, erinnert sich Wolski, „man war jetzt misstrauisch und argwöhnte, dass die UdSSR nicht mehr treu zur DDR stand.“

Ein Eindruck, den damals auch der spätere Honecker-Nachfolger Egon Krenz gewann. Je mehr in der Sowjetunion von Reformen die Rede war, desto energischer habe Honecker eine Annäherung an die Bundesrepublik gesucht, ohne den Konflikt mit Gorbatschow zu scheuen. Der setzte erst auf wirtschaftlichen Druck, indem er der DDR die Öllieferungen kürzte. Später jedoch, glaubt Wolski nach drei Jahrzehnten Forschung, habe Moskau beschlossen, die DDR lieber ganz loszuwerden.

KGB-Agenten im Politbüro
Ein Manöver auf dem ganz großen Schachbrett der Weltpolitik, vor Ort durchgeführt von Einflussagenten, auf die der KGB bis ins SED-Politbüro setzen konnte. Die Zeitabläufe sprächen eine deutliche Sprache, sagt Wolski, der frühere Mitarbeiter von Devisenbeschaffer Schalck-Golodkowski, der als Verfechter einer Westöffnung der DDR mit Ziel deutsch-deutscher Konföderation galt.

„1989 kam erst der Abbau der Grenzanlagen in Ungarn, dann das Grenzpicknick mit der ersten Massenflucht, dann die Botschaftsbesetzungen mit täglicher Berichterstattung in der Tagesschau.“

Zugleich sei der Schießbefehl an der deutsch-deutschen Grenze aufgehoben worden und über - den offiziell in den Ruhestand versetzten, aber immer noch in Bonn lebenden - Wladimir Semjonow habe es Geheimgespräche mit dem ebenso erfahrenen neuen US-Botschafter Vernon Walters gegeben. „Da begegneten sich zwei alte Haudegen des Kalten Krieges auf Augenhöhe.“

Wolski erkennt Muster im Feintuning der Ereignisse Anfang November:
Auch im Feintuning der Ereignisse Anfang November glaubt Michael Wolski ein Muster zu erkennen. Nach dem 7. November, in der Sowjetunion als „Tag der Oktoberrevolution“ begangen, seien die Sowjet-Truppen in der DDR planmäßig bis zum 12. November in ihren Kasernen gewesen.

Auch die SED-Spitze war am 9. November aus dem Spiel, weil sie bis in den späten Abend tagte. Nur Günter Schabowski hatte die Sitzung verlassen, um die Grenzöffnung bekanntzugeben, dies aber mit Absicht in der Rolle eines überforderten älteren Herren getan, der gar nicht weiß, was er da Grundstürzendes sagt.

Teil des Planes, meint Wolski. „Die Aussage, ,sofort, unverzüglich’“, sagt er, „war ja falsch, die neue Reiseregelung war ja nur ein Entwurf.“ Doch niemand konnte den Satz zurückholen: Als die Menschen zur Grenze pilgerten, waren die Politbüromitglieder auf dem Weg nach Wandlitz. Und als sie die Nachricht erreichte, dass Grenzoffiziere angesichts des Drucks der Menschenmenge die Schlagbäume geöffnet hatten, war es für jedes Eingreifen zu spät.

Diese Reaktion sei ein deutlicher Fingerzeig auf die Planmäßigkeit gewesen:
Für Michael Wolski ist nicht zuletzt die Reaktion der sowjetischen Botschaft ein deutlicher Fingerzeig auf den planmäßigen Charakter der Ereignisse: „Als die Nachricht vom Mauerfall die sowjetische Botschaft erreichte, schlief der Botschafter schon, der als Einziger berechtigt gewesen wäre, Gorbatschow in Moskau zu wecken.“

Der Gesandte an der Botschaft entschied, seinen Chef schlafen zu lassen, denn er habe Anweisung gehabt, nur im Fall überraschender Ereignisse Alarm zu schlagen. „Überraschend kam das für die Russen also offenbar nicht“, meint Michael Wolski, der dem nächsten Jahr schon entgegenfiebert. „Dann läuft in vielen Archiven die 30-jährige Sperrfrist ab“, erklärt er, „und ich rechne damit, dass wir noch viel Neues erfahren werden.“ (mz)
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https://www.mz-web.de/politik/wende1989/die-mauerfall-verschwoerung-ist-das-letzte-raetsel-des-herbstes-1989-geloest--33439320
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6440 am: 10. November 2019, 12:57:08 »
Naja, wirklich neu und aufsehenerregend ist das Ganze für Historiker nicht. Fakt ist, dass die Betonköpfe im WP für Gorbi Ballast waren... und dass die Subventionierung dieser Regimes Mittel banden, die er für die SU brauchte. Nicht umsonst wurde bspw. der Ankauf von DDR-Gütern in den frühen 80igern reduziert (MIkroelektronikprogramm) und gleichzeitig Rüstungsgüter nur noch gegen konvertible Währung herausgerückt (MiG 29, BMP 2, T-72). Die DDR war dabei noch ein Lichtblick, da sie D-Mark erwirtschaftete. Polen war seit Beginn der Solidarnosc kein Nettogewinn mehr, Rumänien noch nie gewesen. Ungarn und Tschecheslowakei standen eh unter Beobachtung. Nun war es aber auch so, dass in der DDR aufgrund der vielfältigen Verbindungen der Wohlstandsdruck am größten war, weshalb die DDR als "Frontstaat" des WP immer die A-Karte hatte... und gleichzeitig eine sehr teure SU-Garnision brauchte. Die GSSD war die modernste und schlagkräftigste SU-Formation, aber damit auch die teuerste (auch wenn ein Teil der Stationierungskosten von der DDR getragen wurden). Mit dem Kredit, den FJS 1983 für die DDR einfädelte und mit seimen Privatbesuch 1987 bei Gorbi wurde für letzteren klar, dass mit der BRD Geschäfte möglich waren. Gorbi war immer in erster Linie SU-Politiker, womit das Überleben und die Wohlfahrt der SU vor allem anderen kam. Mit der DDR-Führung verband ihn nix und letztendlich war der WP und die Länder in Osteuropa immer nur strategische Verfügungsmasse für die SU gewesen. Mit der einfachen Zustimmung zur "Überlassung" dieser Länder ist Gorbi "Ballast" losgeworden und hat sogar noch was dafür bekommen.
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6441 am: 10. November 2019, 14:51:08 »
Naja, wirklich neu und aufsehenerregend ist das Ganze für Historiker nicht. Fakt ist, dass die Betonköpfe im WP für Gorbi Ballast waren... und dass die Subventionierung dieser Regimes Mittel banden, die er für die SU brauchte. Nicht umsonst wurde bspw. der Ankauf von DDR-Gütern in den frühen 80igern reduziert (MIkroelektronikprogramm) und gleichzeitig Rüstungsgüter nur noch gegen konvertible Währung herausgerückt (MiG 29, BMP 2, T-72). Die DDR war dabei noch ein Lichtblick, da sie D-Mark erwirtschaftete. Polen war seit Beginn der Solidarnosc kein Nettogewinn mehr, Rumänien noch nie gewesen. Ungarn und Tschecheslowakei standen eh unter Beobachtung. Nun war es aber auch so, dass in der DDR aufgrund der vielfältigen Verbindungen der Wohlstandsdruck am größten war, weshalb die DDR als "Frontstaat" des WP immer die A-Karte hatte... und gleichzeitig eine sehr teure SU-Garnision brauchte. Die GSSD war die modernste und schlagkräftigste SU-Formation, aber damit auch die teuerste (auch wenn ein Teil der Stationierungskosten von der DDR getragen wurden). Mit dem Kredit, den FJS 1983 für die DDR einfädelte und mit seimen Privatbesuch 1987 bei Gorbi wurde für letzteren klar, dass mit der BRD Geschäfte möglich waren. Gorbi war immer in erster Linie SU-Politiker, womit das Überleben und die Wohlfahrt der SU vor allem anderen kam. Mit der DDR-Führung verband ihn nix und letztendlich war der WP und die Länder in Osteuropa immer nur strategische Verfügungsmasse für die SU gewesen. Mit der einfachen Zustimmung zur "Überlassung" dieser Länder ist Gorbi "Ballast" losgeworden und hat sogar noch was dafür bekommen.
Da möchte ich doch ein wenig reingrätschen und sagen, dieser Erklärungsansatz greif zu kurz.
Mit Beginn der 1980er Jahre war die SU auf mehreren Ebenen mit Herausforderung konfrontiert, welche Energie, Geld, Materialen und Personen stark banden.
So der Einmarsch in Afghanistan mit annäherend 130.000 Soldaten - vornehmlich bestausgestattete Kampfeinheiten mit modernsten Gerät -, der sich anders entwicklete als geplant. Die SU würde in Kämpfe mit schweren Verlusten an Mann und Material verwickelt, die ebenso kostspielig wie aufwendig ausgeglichen werden mussten.
Gleichzeitig erlebt die KPdSU in ihren Führungsebenen eine Stagnation der Entscheidungen. Die Vergreisung des Politbüros und ZK ist an den Breschnew und seinen zwei Nachfolgern bildhaft für viele. Auch auf andere Ebene sind jene Greise dominant. Zugleich drängen jüngere Kader wie Jelzin und Gorbatschow (Beispiele) nach oben. Hier entsteht also so etwas wie ein Generationenkonflikt, mit unter auch ein Mentalitätskonflikt.
Parallel dazu sind in der KPdSU wie auch in den Ministerien mindestens zwei große Gruppe dominierend. Ab Mitte der 1980er endgültig im Widerspruch und Konflikt. Zum einen, die Reformer und, zum anderen, die "Tradionalisten" aus Altkadern, Militär und Geheimdiensten. Bis zur Wahl von Gorbi als Generalsekretär dominieren die Letztgenannten, nach der Wahl stellen sie aber immer noch einen erheblichen Machtfaktor. Sie stehen den Reformideen Gorbis mehr als bremsend entgegen.
In wirtschaftlich-technologisch, auch militärisch-technologisch, gerät die SU durch die EDV-Technologien (Fernsehen, Satelliten, EDV_Technik allg.) ebenso wie das massive Aufrüstungprogramm von Reagan (Navy der 600 Schiffe, Star-Wars-Konzept, etc.) in Zugzwang. Überdies fordert die sowjetische Zivilgesellschaften nach gewissen alltäglich Annehmlichkeiten.
Deine geschilderten Faktoren im WP, der DDR, Polen, Rumänien, etc. kommen hinzu.
Auch der Anspruch die Länder des WP als geostrategische Pufferstaaten bei einem möglichen NATO-Angriff musste finanziert, kontrolliert und stetig beobachtet werden.
In der SU sind darüber hinaus auch zivile "Oppositionsgruppen" engagiert, die einen enormen Überwachungsapparat verursachten. Dann fallen mir noch die auswärtigen Engagement in Afrika und Südamerika ein, die Geld ohne größere Gegenleistungen banden oder durch dortige Wendungen sich nicht auszahlten - Stichwort Ägypten.

Ich würde mich hinreissen lassen die These aufzustellen, dass die SU ab den 1975er/1980er Jahren mehr reagieren als agieren konnten. Gorbi versuchte durch seine Reformen wieder das Heft des Handels in die Hände zu kriegen, war aber starken inneren Widerständen und äußeren, geostrategischen Pfade ausgesetzt. Daher konnte er nur stückhaft Maßnahmen umsetzen. Im Zuge der sich immer schneller entwickelten zivilgesellschaftlichen Protestbewegungen in Polen, Ungarn und der DDR ab, spätestens 1987, musste/konnte er desöfteren ad hoc Entscheidungen treffen.
Ich folge dir in der Aussage des Rückzuges auf die Interessen der SU allein und somit der neuen Entscheidungsmöglichkeiten für die Ostblockstaaten eigenständig zu agieren.

Klar ist aber, dass dieser Michael Wolski nicht den Stein der Weisen entdeckt und nun publiziert hat.
Meine Wiedergabe ist ja auch nicht vollständig, sondern skizziert nur mehr Aspekte als du, geschätzer @Schreibtischtäter es tatest, ist aber trotzdem unvollständig.
Eine globalhistorische Arbeit zu den Jahren um 1989/90 wäre als zusammenfassendes Werk begrüssenswert, nur welche Historikerinnen und Historiker wollen die nächsten zehn Jahren ein solches Werk verfassen?
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6442 am: 10. November 2019, 17:29:46 »
@Agrippa , @Schreibtischtäter : Da ließe sich sicher einiges zusammentragen.
Mein persönlicher Fokus liegt eher auf diesem Herrn Wolski.
Man fragt sich ja: wie kommt der auf so etwas?

Nun ist ist ja der Sozialismus/Kommunismus zunächst einmal eine Geschichtstheorie.
Teils sogar eine, die durchaus überzeugende Erklärungsmodelle bietet.
Aber dann wird sie zur Ideologie, indem sie die Wirklichkeit der Theorie anpassen will und nicht umgekehrt.
Wenn Wirklichkeit und Theorie nicht zusammenpassen, dann muß es an der Wirklichkeit liegen.
Das geht im wirklichen Leben eine Zeitlang gut, aber irgendwann knirscht es.
In der DDR hat es schon 1953 geknirscht. Deutlich.

Auch in Ungarn und der Tschechoslowakei hat es geknirscht.

In der freien Welt reagiert man auf so etwas und justiert nach. Nicht in einer Diktatur, da knüppelt man zusammen.

Nun ist dieser Herr Wolski durch sein Studium wohl Ingenieur geworden und als Student wurde er ja nur ausgewählt und im Studium belassen weil er „ideologiefest“ war. Dazu kommt, daß Ingenieure wohl häufig ein gewisses mechanistisches Weltbild haben, also der festen Meinung sind, wenn man dies und jenes tue, dann komme auch automatisch dies oder jenes dabei heraus.
Aber so ist die Welt halt nicht und noch 30 Jahre nach dem endgültigen Niedergang gibt es noch Zeitgenossen, die daran glauben, es habe auf gar keinen Fall an der DDR liegen können.

Deutlicher kann ein Scheitern eigentlich gar nichts sein: wirtschaftlich, sozial, gesellschaftlich, rechtlich: alles Mist. Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

Nun hatten wir in der Bundesrepublik solche Vögel ja auch, 30 Jahre nach Ende der Diktatur, also 1975. Beim Adolf sei es schon richtig gewesen, es gab natürlich keine Verbrecher, man konnte sein Fahrrad noch ohne abzusperren stehenlassen, hieß es. Daß die Verbrecher ganz offiziell im KZ oder in den Vernichtungslagern quälen und morden durften, ja sogar sollten, wurde „mal eben“ ausgeblendet. Nur: „Bei uns“ hatte diese glorreiche Zeit „nur“ 12 Jahre gedauert, im Osten aber 56 Jahre.

Wer 1989 genau 56 Jahre alt war oder jünger, der hatte 100% seines Lebens in einer Diktatur verbracht.

Und die DDR war in Teilen ja nun wirklich nur ein rot angestrichenes Drittes Reich.
Kein Wunder, daß immer noch einige annehmen, die BRD sei nur eine anders angestrichene DDR. Aus dem Gedankenkonstrukt kommt man nicht so einfach raus.

Die meisten haben es verstanden. Daß die BRD etwas ganz anderes ist. Wenn die BRD tatsächlich eine anders angestrichene DDR wäre, dann dürfte Herr Krenz schon längst nicht mehr reden. Denn Diktaturen leiten einen Macht- und Paradigmenwechsel meist mit dem Ableben der jeweiligen Machthaber ein. Bei uns pensioniert man sie und läßt sie schwallen, solange es nicht das Strafrecht betrifft.

Zurück zu Herrn Wolski: Was er wohl nicht verstanden hat, ist, daß es wohl tatsächlich eine Art Verschwörung gegeben hat, nämlich gegen die SU. Kurz nach seinem Amtsantritt (1981) hat Reagan wohl die erdölexportierenden Staaten dazu verleitet, mehr Erdölvorräte bei der OPEC anzugeben als tatsächlich gefunden worden waren. Damit sank der Preis auf dem Weltmarkt, die SU konnte ihr quasi einziges Produkt nicht mehr verkaufen und so ihre internen Verluste nicht mehr kompensieren. Und das war‘s dann.

Staaten, die etwas breiter aufgestellt sind, überleben so etwas. Mit Mühe, aber sie überleben.

Ihr habt natürlich beide recht, aber im Januar 1990 war ein Ende der DDR zumindest gedanklich in sehr nahe Nähe gerückt. Dazu brauchte es dann keine Verschwörung mehr.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6443 am: 11. November 2019, 14:36:15 »
Das klingt fast nach einem unserer "Volkskammer"-Angehörigen. Da wurde vor einiger Zeit auch mal was von einer Zwangsräumung geschrieben, allerdings ist sowas bei denen ja schon fast alltäglich. Miete muss man nicht zahlen, da Wohnen ein Grundrecht ist, ebenso wie Strom, Wasser, Gas und der Rest.
Spoiler
Bei dem Brand in einer Bruchsaler Wohnung starb vermutlich der Bewohner.
Bei dem Brand in einer Bruchsaler Wohnung starb vermutlich der Bewohner. | Foto: EinsatzReport24
Offenbar drohte Räumung
Tödlicher Wohnungsbrand in Bruchsal: Bewaffneter soll DDR-Flagge gehisst haben

Die Bruchsaler Silberhölle macht normalerweise ihrem Namen keine Ehre. Sie ist ein beschauliches, verkehrsberuhigtes Wohngebiet am Hang. Um so fassungsloser zeigen sich die Anwohner darüber, was sich in ihrer Nachbarschaft in der Nacht zum Sonntag abgespielt hat.

Was bisher bekannt ist: Ein 53-jähriger mutmaßlicher Sportschütze, Typ klassischer Einzelgänger, offenbar bis an die Zähne bewaffnet, hatte sich im zweiten Geschoss eines Mietshauses verbarrikadiert. Er besaß mehrere Waffen und hatte Schussfallen aufgestellt, die Wohnung regelrecht verdrahtet und einen schweren Waffenschrank von innen vor die Haustür geschoben

Laut Informationen der Feuerwehr waren sogar die Fenster verbarrikadiert, so dass die Einsatzkräfte zunächst gar nicht näher herankamen. Was sich in den späten Abendstunden des Samstags in der Wohnung abspielte, das werden Kriminalpolizei und Landeskriminalamt nun rekonstruieren müssen.

Anwohner berichten von Explosionen

Am Ende ist der Mann tot, seine Leiche verbrannt. Über 100 Feuerwehrleute aus Bruchsal, Bad Schönborn, Ubstadt-Weiher und Stutensee kämpfen gegen die Flammen und bringen sich selbst in Gefahr. Lange Zeit können die Kräfte das Feuer nur von außen bekämpfen. Zu gefährlich wäre es, in die Wohnung einzudringen. Immer wieder gibt es Durchzündungen. Anwohner berichten von Explosionen.

Hatte der Mann auch Sprengstoff in der Wohnung? Keine ganz unrealistischen Überlegungen. Gefunden wurde aber offenbar nichts.

Dem Mann drohte wohl die Räumung – verschiedenste Vermutungen im Umlauf

Nach ersten BNN-Informationen drohte dem Mieter die Räumung seiner Wohnung. Er hatte angeblich schon länger seine Miete nicht gezahlt. Ist das der Grund für diese Aktion? Und was hat es mit einer DDR-Flagge an seinem Fenster auf sich? Sie soll der 53-Jährige am Tag, es ist der 9. November, 30. Jahrestag des Mauerfalls, aufgehängt haben. Später wird auch sie ein Raub der Flammen.

Handelt es sich womöglich um einen Reichsbürger, einen Rechtsradikalen, einen Waffennarr, oder war es eine Verzweiflungstat? Die Vermutungen und Gerüchte im Umfeld schießen ins Kraut.
Obduktion soll mehr Erkenntnisse bringen

Von Polizei und Staatsanwaltschaft gab es dazu bis Sonntagabend keine Antworten. Eine Obduktion soll mehr Erkenntnisse bringen. Zum Glück wurden keine weiteren Bewohner verletzt. Sie konnten das Gebäude rechtzeitig verlassen. Die Stadt Bruchsal hat acht von ihnen noch in der Nacht in Gasthäusern untergebracht.

Auch bei der Stadt ist man ob der Vorkommnisse alarmiert. Dort erwartet man jetzt erste Ermittlungsergebnisse. Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick lobte die gute Zusammenarbeit der Einsatzkräfte. „Auch die Nachbarn und Anwohner haben sehr besonnen reagiert.“
[close]
https://bnn.de/lokales/bruchsal/bewaffneter-soll-vor-toedlichem-wohnungsbrand-in-bruchsal-ddr-flagge-gehisst-haben

https://bnn.de/lokales/bruchsal/bruchsaler-wohnungsbrand-mutmasslicher-sportschuetze-hatte-sich-verbarrikadiert-und-bewaffnet
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6444 am: 11. November 2019, 15:53:48 »
@Agrippa So weit wollte ich das gar nicht ausführen...

Agieren konnte die SU schon noch und die Massnahmen haben langfristig Früchte getragen. So ziemlich alles, was Russland zwischen 1990 und ca 2010 an Rüstungsgütern neu vermarktet hat, beruht auf den Forschungen der 80iger, tlw. damals bis zum Prototyp vorhanden. Auch geopolitisch war Gorbatschow handlungsfähig, die "ad hoc" Entscheidungen zeigten das ja. Es war eine Anpassung der Politik an die Mittel, da die SU immer weniger in der Lage gewesen ist, ihren Anspruch auch zu untermauern... auch weill man sich bis in die 70iger hinein überdehnt hatte. Die ungezählten Afrikakonflikte haben dem Ostblock viel abverlangt, ohne dass daraus ein Gewinn entstanden ist. Dazu kam die Konkurrenz mit China um den asiatischen Raum (nicht nur an der Grenze, sondern auch um die "roten" Staaten Südostasiens, Vietnam, Laos, Kambocha). Immer dann, wenn man nicht mehr nur mit Waffenlieferungen oder anderer Hardware, sondern mit konvertiblen Währungen ran musste wurde es kompliziert... und nur die konvertiblen Währungen waren flexibel (und gefragt) genug bei den neuen "Freunden".

Viel wichtiger war die Wirtschaftspolitik der SU, diese beruhte eben nicht nur auf dem Export von Öl. Beispielsweise versuchte man sich auch als Baumwollexporteur, wofür der Aralsee geopfert wurde (Bewässerungswirtschaft in den Steppen Zentralasiens). Auch andere Rohstoffe wurden gehandelt, bspw. Bergbauprodukte... dabei gab es allerdings mehrere Probleme: a) auch andere Nationen, insb. Entwicklungs- und Schwellenländer, boten sowas an, b) die Margen im Primärsektor sind grausam und c) die Produktivität der späten sowjetischen Wirtschaft war einfach grottig. Letzteres lag auch daran, dass sich seit Jahrzehnten eine Schattenwirtschaft aufgebaut hatte, die unter Gorbi nur offensichtlich wurde. Über die südlichen Grenzen (Kaukasus, Iran, Afghanistan etc) wurde über Jahrzehnte geschmuggelt, was das Zeug hielt. In den 80igern kam China noch dazu. Das alles lief an GOSPLAN (Behörde für Wirtschaft) vorbei, einerseits wurden der Planwirtschaft die Ressourcen entzogen, mit denen diese plante, andererseits liefen insbesondere Konsumgüter zu, die nicht im Plan erfasst waren. Die Perestroika hat diese Dinge nur legalisiert... und den Kollaps dadurch etwas herausgezögert... aber die Grundsteine für das Oligarchenunwesen sind deutlich älter. In die gleiche Sparte passt auch die Ölgeschichte. Es ist richtig, dass unter Reagan der Ölpreis massiv fiel. Im GleichenZeitraum fiel aber auch die Förderung in der SU um ein Drittel, das konnte Reagan nicht beeinflussen. Die SU versuchte, mit Erdgasexporten gegenzuhalten, aber wirklich genützt hat das nicht. Darüber hinaus musste man das Versagen der sowjetischen Landwirtschaftspolitik eingestehen und in den USA/Kanada Getreide importieren, weil man selbst nicht mehr genug Erträge hatte.

Wichtig bei allen Betrachtungen des wirtschaftlichen Geschehens im Ostblock ist, dass Ideologie im Zweifelsfall immer vor Wirtschaftlichkeit kam, selbst wenn klar war, dass man rote (sic) Zahlen schrieb. Das war so in den Beziehungen über den RGW, wo festgelegt wurde, wer was für die anderen produziert (und wo im Zweifelsfall "schwächere" Länder mal n Goodie bekamen, siehe Ikarus-Busse). Noch schlimmer war es in den Beziehungen zu Afrika, wo Hochwertgüter (Rüstung, Maschinen, Schwerindustrieprodukte wie Turbinen/Kraftwerksausstattung) über kaum verzinste Langzeitdarlehen überlassen wurden und Rohstoffe über kurzfristige Verpflichtungen, tlw. in konvertiblen Währungen gekauft wurden. Ein besonders krasses Beispiel ist Äthiopien und die DDR. Hier war Äthiopien ggü. der DDR langfristig sowas von verschuldet (tlw. ging fast ein Drittel der Jahresproduktion des LKWs W50 aus der DDR nach Äthiopien, dazu kam landwirtschaftliches Gerät und natürlich Rüstungsgüter, dazu ein ganzes Betonwerk), in der kurzfristigen Zahlungsbilanz war jedoch die DDR der säumige Schuldner (verdammte Kaffeesachsen ;) ). Im geringeren Maße galt das Gleiche auch für Mosambik. Damit waren eigentlich alle Versuche, gewinnbringende Aussenwirtschaftsbeziehungen aufzubauen, von vornherein behindert. In der DDR hat Erich dem Schalk-Golokowsky immer wieder dazwischengefunkt, bspw. bei Instandsetzungsdeals für ältere SU-Technik für Irak und Syrien.

die ganze Situation des Ostblocks ist so komplex, wie sie bei handelnden Menschen nur sein kann. Aber viele Bürger innerhalb des Blockes haben nur sehr wenig ungefiltertes mitbekommen, auch und gerade was die Lage der SU anging. Anders als in der Beziehung zwischen BRD und USA gab es sehr wenige persönliche Kontakte, auch die DSF blieb ein reiner Propagandaverein. Umso mehr galt dies für die aussereuropäischen "Brudervölker", die Unterstützung der Volksbefreiungsorgas rund um die Welt war in erster Linie ein Kampf gegen den Westen, auch wenn man es anders dargestellt hat. Wirkliche Verbrüderung bspw mit Vertragsarbeitern oder zwischen den Soldaten des WP ausserhalb offizieller Termine wurde unterbunden.
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6445 am: 11. November 2019, 16:32:40 »
Den hatten wir wohl noch nicht:


Zitat
Das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen hat bei einem mutmaßlichen Reichsbürger aus Sebnitz mehrere Waffen sichergestellt. Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurden die Ermittler am Samstag von Zeugen verständigt, nachdem der 35-Jährige in einem sozialen Netzwerk mit mehreren Schusswaffen posiert hatte. Die Dresdner Kriminalpolizei habe festgestellt, dass der Mann bereits durch Körperverletzungsdelikte sowie Verstöße gegen das Waffengesetz auffällig geworden und der Reichsbürgerszene zuzuordnen sei.

Den Angaben zufolge erteilte ein Ermittlungsrichter einen Durchsuchungsbeschluss. Spezialkräfte des LKA fanden demnach in der Wohnung des Mannes und in der seiner Lebensgefährtin eine Taschenlampe mit Elektroschocker, drei Schreckschusswaffen samt Munition, einen Morgenstern, einen sogenannten Totenschläger sowie diverse Macheten und Messer. Gegen den 35-Jährigen wird wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt.
https://www.t-online.de/region/id_86790798/mutmasslicher-reichsbuerger-loest-polizeieinsatz-aus.html

https://www.sueddeutsche.de/dpa/dpa-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-191111-99-682946
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6446 am: 11. November 2019, 18:04:04 »
Den hatten wir wohl noch nicht:
Zitat
Das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen hat bei einem mutmaßlichen Reichsbürger aus Sebnitz mehrere Waffen sichergestellt. Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurden die Ermittler am Samstag von Zeugen verständigt, nachdem der 35-Jährige in einem sozialen Netzwerk mit mehreren Schusswaffen posiert hatte. Die Dresdner Kriminalpolizei habe festgestellt, dass der Mann bereits durch Körperverletzungsdelikte sowie Verstöße gegen das Waffengesetz auffällig geworden und der Reichsbürgerszene zuzuordnen sei.

Hier noch die Polizeimeldung dazu:

Zitat von: Polizei Sachsen
Mutmaßlicher Reichsbürger löste Polizeieinsatz aus

Zeit:     08.11.2019, gegen 17.00 Uhr
Ort:      Sebnitz

Am Samstag löste ein mutmaßlicher Reichsbürger (35) aus Sebnitz einen Polizeieinsatz aus.

Hintergrund waren Bilder des 35-Jährigen, die er in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht hatte. Dabei posierte er mit verschiedenen Schusswaffen. Zeugen hatten die Fotos gesehen und die Polizei verständigt.

Bei den nachfolgenden Überprüfungen stellte sich heraus, dass der 35-Jährige bereits mit Körperverletzungsdelikten sowie Verstößen gegen das Waffengesetz in Erscheinung getreten war und zudem der Reichbürgerszene zuzuordnen ist.

Im Zuge der Ermittlungen der Dresdner Kriminalpolizei erwirkte die Staatsanwaltschaft bei einem Ermittlungsrichter einen Durchsuchungsbeschluss.

Daraufhin verschafften sich Spezialkräfte des Landeskriminalamtes Sachsen Zutritt zur Wohnung des 35-Jährigen. Der Mann selbst wurde dort nicht angetroffen. In den Räumen fanden die Beamten eine Taschenlampe mit Elektroschocker.

Später machten die Polizisten den Gesuchten in der Wohnung seiner Lebensgefährtin ausfindig. Dort stellten die Beamten drei Schreckschusswaffen samt Munition, einen Morgenstern, einen sogenannten Totschläger sowie diverse Macheten und Messer sicher.

Gegen den 35-jährigen Deutschen wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz eingeleitet. Gleichzeitig führten die Beamten mit dem Mann eine Gefährderansprache durch. (ml)
Sebastian Leber über Rüdi: Hoffmanns Beweisführung ist, freundlich ausgedrückt, unorthodox. Es geht in seinen Filmen drunter und drüber wie bei einem Diavortrag, bei dem der Vortragende kurz vor Beginn ausgerutscht ist und alle Dias wild durcheinander auf den Boden flogen.
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6447 am: 11. November 2019, 19:56:39 »
Meinen die da etwa unseren "veganen Germanen" (wobei der ja nicht alleine ist, da gibt es z.B. ja auch noch Philipp Gölitz, Veganer, Reichsbürger und Chemtrailgläubiger mit großem Missionierungsdrang) ?
Zitat
Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, betonte zudem, Rechtsextremismus sei inzwischen für viele seiner Anhänger keine Ideologie mehr, sondern sogar zu einer Lebenshaltung geworden - eine, die sich mit anderen modernen Lebensweisen mische. So gebe es inzwischen rechtsextreme Veganer, die mit ihrer entsprechenden Ernährung ihren eigenen und "den Volkskörper" stärken wollten. Innerhalb der Szene hat nach Angaben des Berichtes die NPD zuletzt an Bedeutung verloren. Dagegen hat die rechtsextreme Partei "Der III. Weg" Zulauf.

Spoiler
Thüringen
Verfassungsschutz warnt von Neonazi-Veganern
Nach Einschätzung des Thüringer Verfassungsschutzes sind Rechtsextremisten zunehmend gewaltbereit geworden. Zudem verbinden manche von ihnen ihr Neonazi-Dasein inzwischen mit anderen modernen Formen der Lebensführung.

Erfurt - Während sich die Struktur der rechtsextremen Szene in Thüringen in einem Wandel befindet, hat die Zahl der vom Thüringer Verfassungsschutz als besonders gewaltbereit eingestuften Neonazis zwischen 2017 und 2018 nicht verändert - ein Ausweis dafür, dass zum Beispiel Verbote von rechtsextremen Organisationen die Szene nur bedingt schwächen. In beiden Jahren habe der Inlandsnachrichtendienst etwa 250 Rechtsextremisten in Thüringen in die entsprechende Kategorie eingestuft, heißt es im aktuellen Verfassungsschutzbericht, der am Montag in Erfurt vorgestellt worden ist. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) warnte davor, dass die Gewaltbereitschaft der Szene in den vergangenen Monaten weiter zugenommen habe. Der Mord an dem Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und der Anschlag auf eine Synagoge in Halle - beide passiert 2019 - hätten die Analyse des Landes-Verfassungsschutzes aus dem vergangenen Jahr bestätigt. Dass auch im Freistaat Rechtsextreme zunehmend an Kampfsporttrainings oder -turnieren teilnähmen, unterstreiche die zunehmend Militanz der Szene, erklärte Maier.

Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, betonte zudem, Rechtsextremismus sei inzwischen für viele seiner Anhänger keine Ideologie mehr, sondern sogar zu einer Lebenshaltung geworden - eine, die sich mit anderen modernen Lebensweisen mische. So gebe es inzwischen rechtsextreme Veganer, die mit ihrer entsprechenden Ernährung ihren eigenen und "den Volkskörper" stärken wollten. Innerhalb der Szene hat nach Angaben des Berichtes die NPD zuletzt an Bedeutung verloren. Dagegen hat die rechtsextreme Partei "Der III. Weg" Zulauf.

 

Im Verfassungsschutzbericht 2018 heißt es, insgesamt seien im vergangenen Jahr etwa 900 Männer und Frauen der rechtsextremen Szene zuzuordnen gewesen. Das seien etwa sieben Prozent mehr als 2017. Zudem zählte der Nachrichtendienst damals etwa 130 Salafisten, die einer radikalen Auslegung des Islam folgen. Außerdem nennt der Dienst in seinem Bericht die Zahl von etwa 140 gewaltbereiten Linksextremisten.

Ob die AfD ganz oder in Teilen zu einem Beobachtungsobjekt des Thüringer Verfassungsschutzes wird, ist unterdessen noch immer nicht entschieden. Laut Maier werde es dazu eine Absprache mit den anderen Verfassungsschutzbehörden geben. In der nächsten Woche will der Thüringer Verfassungsgerichtshof seine Entscheidung zur Klage der AfD gegen die Bezeichnung als "Prüffall" verkünden.
[close]
https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Verfassungsschutz-warnt-von-Neonazi-Veganern;art83467,6993122

Philipp findet ihr hier
https://www.facebook.com/p.goelitz/
oder hier
https://www.facebook.com/LiveYourLifeandYourLove
« Letzte Änderung: 11. November 2019, 20:02:10 von Gutemine »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6448 am: 11. November 2019, 19:59:44 »
Meinen die da etwa unseren "veganen Germanen"
Wohl kaum. Was sollte den Verfassungsschutz in Thüringen ein Möhrchenlutscher aus Siegen interessieren?
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Offline Agrippa

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #6449 am: 12. November 2019, 10:15:25 »
Spoiler
@Agrippa So weit wollte ich das gar nicht ausführen...

Agieren konnte die SU schon noch und die Massnahmen haben langfristig Früchte getragen. So ziemlich alles, was Russland zwischen 1990 und ca 2010 an Rüstungsgütern neu vermarktet hat, beruht auf den Forschungen der 80iger, tlw. damals bis zum Prototyp vorhanden. Auch geopolitisch war Gorbatschow handlungsfähig, die "ad hoc" Entscheidungen zeigten das ja. Es war eine Anpassung der Politik an die Mittel, da die SU immer weniger in der Lage gewesen ist, ihren Anspruch auch zu untermauern... auch weill man sich bis in die 70iger hinein überdehnt hatte. Die ungezählten Afrikakonflikte haben dem Ostblock viel abverlangt, ohne dass daraus ein Gewinn entstanden ist. Dazu kam die Konkurrenz mit China um den asiatischen Raum (nicht nur an der Grenze, sondern auch um die "roten" Staaten Südostasiens, Vietnam, Laos, Kambocha). Immer dann, wenn man nicht mehr nur mit Waffenlieferungen oder anderer Hardware, sondern mit konvertiblen Währungen ran musste wurde es kompliziert... und nur die konvertiblen Währungen waren flexibel (und gefragt) genug bei den neuen "Freunden".

Viel wichtiger war die Wirtschaftspolitik der SU, diese beruhte eben nicht nur auf dem Export von Öl. Beispielsweise versuchte man sich auch als Baumwollexporteur, wofür der Aralsee geopfert wurde (Bewässerungswirtschaft in den Steppen Zentralasiens). Auch andere Rohstoffe wurden gehandelt, bspw. Bergbauprodukte... dabei gab es allerdings mehrere Probleme: a) auch andere Nationen, insb. Entwicklungs- und Schwellenländer, boten sowas an, b) die Margen im Primärsektor sind grausam und c) die Produktivität der späten sowjetischen Wirtschaft war einfach grottig. Letzteres lag auch daran, dass sich seit Jahrzehnten eine Schattenwirtschaft aufgebaut hatte, die unter Gorbi nur offensichtlich wurde. Über die südlichen Grenzen (Kaukasus, Iran, Afghanistan etc) wurde über Jahrzehnte geschmuggelt, was das Zeug hielt. In den 80igern kam China noch dazu. Das alles lief an GOSPLAN (Behörde für Wirtschaft) vorbei, einerseits wurden der Planwirtschaft die Ressourcen entzogen, mit denen diese plante, andererseits liefen insbesondere Konsumgüter zu, die nicht im Plan erfasst waren. Die Perestroika hat diese Dinge nur legalisiert... und den Kollaps dadurch etwas herausgezögert... aber die Grundsteine für das Oligarchenunwesen sind deutlich älter. In die gleiche Sparte passt auch die Ölgeschichte. Es ist richtig, dass unter Reagan der Ölpreis massiv fiel. Im GleichenZeitraum fiel aber auch die Förderung in der SU um ein Drittel, das konnte Reagan nicht beeinflussen. Die SU versuchte, mit Erdgasexporten gegenzuhalten, aber wirklich genützt hat das nicht. Darüber hinaus musste man das Versagen der sowjetischen Landwirtschaftspolitik eingestehen und in den USA/Kanada Getreide importieren, weil man selbst nicht mehr genug Erträge hatte.

Wichtig bei allen Betrachtungen des wirtschaftlichen Geschehens im Ostblock ist, dass Ideologie im Zweifelsfall immer vor Wirtschaftlichkeit kam, selbst wenn klar war, dass man rote (sic) Zahlen schrieb. Das war so in den Beziehungen über den RGW, wo festgelegt wurde, wer was für die anderen produziert (und wo im Zweifelsfall "schwächere" Länder mal n Goodie bekamen, siehe Ikarus-Busse). Noch schlimmer war es in den Beziehungen zu Afrika, wo Hochwertgüter (Rüstung, Maschinen, Schwerindustrieprodukte wie Turbinen/Kraftwerksausstattung) über kaum verzinste Langzeitdarlehen überlassen wurden und Rohstoffe über kurzfristige Verpflichtungen, tlw. in konvertiblen Währungen gekauft wurden. Ein besonders krasses Beispiel ist Äthiopien und die DDR. Hier war Äthiopien ggü. der DDR langfristig sowas von verschuldet (tlw. ging fast ein Drittel der Jahresproduktion des LKWs W50 aus der DDR nach Äthiopien, dazu kam landwirtschaftliches Gerät und natürlich Rüstungsgüter, dazu ein ganzes Betonwerk), in der kurzfristigen Zahlungsbilanz war jedoch die DDR der säumige Schuldner (verdammte Kaffeesachsen ;) ). Im geringeren Maße galt das Gleiche auch für Mosambik. Damit waren eigentlich alle Versuche, gewinnbringende Aussenwirtschaftsbeziehungen aufzubauen, von vornherein behindert. In der DDR hat Erich dem Schalk-Golokowsky immer wieder dazwischengefunkt, bspw. bei Instandsetzungsdeals für ältere SU-Technik für Irak und Syrien.

die ganze Situation des Ostblocks ist so komplex, wie sie bei handelnden Menschen nur sein kann. Aber viele Bürger innerhalb des Blockes haben nur sehr wenig ungefiltertes mitbekommen, auch und gerade was die Lage der SU anging. Anders als in der Beziehung zwischen BRD und USA gab es sehr wenige persönliche Kontakte, auch die DSF blieb ein reiner Propagandaverein. Umso mehr galt dies für die aussereuropäischen "Brudervölker", die Unterstützung der Volksbefreiungsorgas rund um die Welt war in erster Linie ein Kampf gegen den Westen, auch wenn man es anders dargestellt hat. Wirkliche Verbrüderung bspw mit Vertragsarbeitern oder zwischen den Soldaten des WP ausserhalb offizieller Termine wurde unterbunden.
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@Schreibtischtäter Ich seh schon, wenn wir das weiter aufschlüsseln und alle unser Wissen, unsere Gedanken und Überlegungen zusammentragen werden wir zwei Dinge erreichen.
Erstens, einen spannenden Diskurs und, zweitens, einen ernsthaften Rüffel wegen Offtopic von den Moderatoren.

Meinen die da etwa unseren "veganen Germanen" (wobei der ja nicht alleine ist, da gibt es z.B. ja auch noch Philipp Gölitz, Veganer, Reichsbürger und Chemtrailgläubiger mit großem Missionierungsdrang) ?
Zitat
Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, betonte zudem, Rechtsextremismus sei inzwischen für viele seiner Anhänger keine Ideologie mehr, sondern sogar zu einer Lebenshaltung geworden - eine, die sich mit anderen modernen Lebensweisen mische. So gebe es inzwischen rechtsextreme Veganer, die mit ihrer entsprechenden Ernährung ihren eigenen und "den Volkskörper" stärken wollten. Innerhalb der Szene hat nach Angaben des Berichtes die NPD zuletzt an Bedeutung verloren. Dagegen hat die rechtsextreme Partei "Der III. Weg" Zulauf.

Spoiler
Thüringen
Verfassungsschutz warnt von Neonazi-Veganern
Nach Einschätzung des Thüringer Verfassungsschutzes sind Rechtsextremisten zunehmend gewaltbereit geworden. Zudem verbinden manche von ihnen ihr Neonazi-Dasein inzwischen mit anderen modernen Formen der Lebensführung.

Erfurt - Während sich die Struktur der rechtsextremen Szene in Thüringen in einem Wandel befindet, hat die Zahl der vom Thüringer Verfassungsschutz als besonders gewaltbereit eingestuften Neonazis zwischen 2017 und 2018 nicht verändert - ein Ausweis dafür, dass zum Beispiel Verbote von rechtsextremen Organisationen die Szene nur bedingt schwächen. In beiden Jahren habe der Inlandsnachrichtendienst etwa 250 Rechtsextremisten in Thüringen in die entsprechende Kategorie eingestuft, heißt es im aktuellen Verfassungsschutzbericht, der am Montag in Erfurt vorgestellt worden ist. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) warnte davor, dass die Gewaltbereitschaft der Szene in den vergangenen Monaten weiter zugenommen habe. Der Mord an dem Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und der Anschlag auf eine Synagoge in Halle - beide passiert 2019 - hätten die Analyse des Landes-Verfassungsschutzes aus dem vergangenen Jahr bestätigt. Dass auch im Freistaat Rechtsextreme zunehmend an Kampfsporttrainings oder -turnieren teilnähmen, unterstreiche die zunehmend Militanz der Szene, erklärte Maier.

Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, betonte zudem, Rechtsextremismus sei inzwischen für viele seiner Anhänger keine Ideologie mehr, sondern sogar zu einer Lebenshaltung geworden - eine, die sich mit anderen modernen Lebensweisen mische. So gebe es inzwischen rechtsextreme Veganer, die mit ihrer entsprechenden Ernährung ihren eigenen und "den Volkskörper" stärken wollten. Innerhalb der Szene hat nach Angaben des Berichtes die NPD zuletzt an Bedeutung verloren. Dagegen hat die rechtsextreme Partei "Der III. Weg" Zulauf.

 

Im Verfassungsschutzbericht 2018 heißt es, insgesamt seien im vergangenen Jahr etwa 900 Männer und Frauen der rechtsextremen Szene zuzuordnen gewesen. Das seien etwa sieben Prozent mehr als 2017. Zudem zählte der Nachrichtendienst damals etwa 130 Salafisten, die einer radikalen Auslegung des Islam folgen. Außerdem nennt der Dienst in seinem Bericht die Zahl von etwa 140 gewaltbereiten Linksextremisten.

Ob die AfD ganz oder in Teilen zu einem Beobachtungsobjekt des Thüringer Verfassungsschutzes wird, ist unterdessen noch immer nicht entschieden. Laut Maier werde es dazu eine Absprache mit den anderen Verfassungsschutzbehörden geben. In der nächsten Woche will der Thüringer Verfassungsgerichtshof seine Entscheidung zur Klage der AfD gegen die Bezeichnung als "Prüffall" verkünden.
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https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Verfassungsschutz-warnt-von-Neonazi-Veganern;art83467,6993122

Philipp findet ihr hier
https://www.facebook.com/p.goelitz/
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Meinen die da etwa unseren "veganen Germanen"
Wohl kaum. Was sollte den Verfassungsschutz in Thüringen ein Möhrchenlutscher aus Siegen interessieren?


Ich denke auch nicht, dass unser Kunde "Der vegane Germane" aus Siegen gemeint ist. Leider gibt es sicherlich auch anderswo rechtsextreme Veganer. Von den Unterstützern des Ungermanen sind viele rechtsextrem und vegan.
Dieses Jahr im Mai war der Ungermane auf dem "Wardon-Heureka-Kongress", der im thüringischen Guthmannshausen stattgefunden haben soll. Hier könnte ein Verbindungspunkt liegen. Aber ich hoffe doch, der VS in NRW hat den Siegener Veganen-Vorfeld-Nazi auf dem Radar.
Tertius gaudens!
 
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