Über Jens Hessler haben wir wohl noch nichts? Jedenfalls hat die SuFu nicht angeschlagen.
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Die Landkreise Hof und Kulmbach wollten in Fels zügig ihr Vorkaufsrecht geltend machen. Sie bezogen sich auf das bayerische Naturschutzgesetz. Der Kauf des Hauses solle dem Naturpark Frankenwald dienen, der ein neues touristisches Zentrum bekommen soll, in dem es um Erholung und Naturgenuss gehe. Auch ein Förderprogramm gebe es dafür, "Naturoffensive Bayern" heißt es.
Hessler wehrte sich gegen die drohende Verdrängung. Er reichte Klage ein. Seitdem liegt der Fall beim Verwaltungsgericht Bayreuth.
Der Hofer Landrat Dr. Oliver Bär will sich nicht äußern, er akzeptiere die Hoheit des Gerichtes. Das hatte im vergangenen Jahr noch angedeutet, zügig entscheiden zu wollen. Eine Anfrage unserer Zeitung hat aber ergeben, dass eine schnelle Lösung in dem Fall wohl nicht abzusehen ist. Ein Sprecher der Justiz verweist auf viele andere zu bearbeitende Verfahren. Schmecken dürfte Bär und seinem Kulmbacher Amtskollegen Klaus Peter Söllner der Stillstand in dem Fall nicht. Denn es gebe "keine Hinweise darauf, die für einen Rückzug von Hessler aus der rechtsextremistischen Szene sprechen", schreibt der Verfassungsschutz.
Der Vater von vier Kindern hatte sich kurz nach seiner Umsiedlung bei einem spontanen Besuch der Presse geläutert gezeigt. Er sei Aussteiger, habe das Emsland verlassen, weil er dort "verbrannt" sei. "Ich will hier einfach in Ruhe leben", behauptete er. Einen Nazitreff sollte es nicht geben. Wohl aber einen Handel, der die rechte Szene mit Textilien, Bild- und Tonträgern und Konzertkarten versorgt und nicht wenig Geld umsetzt. Die Ermittlungsbehörden rechnen Hessler nach wie vor den Versandhandel "das-Zeughaus.com" zu, der in Santa Ponca, Mallorca, registriert ist, dem früheren Wohnort Hesslers. Dorthin war dieser gezogen, nachdem ihn das Gericht in Lingen verurteilt hatte.
Karten für drei geplante Rechtsrockonzerte in Thüringen im August und Oktober vergangenen Jahres hat Hessler nachweislich auf der rechtsextremen Seite Zeughaus angeboten, wie der Verfassungsschutz bestätigt. Zu der Zeit war er bereits ein Neu-Bayer. Die Kartenbestellung läuft damals über eine schlichte E-Mail, wie ein Testkauf der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zeigt. Hessler bittet um Überweisung auf sein Konto, pro Karte verlangt er 35 Euro zuzüglich Versandgebühr. Der vierfache Familienvater schließt "mit kameradschaftlichem Gruss". Gruß mit ss. Die E-Mail liegt unserer Zeitung vor.
Seine neue Homepage für den Vertrieb von Wikingerkleidung dient Hessler offensichtlich nur als Fassade. Wer bei "daszeughaus.net" bestellen will, findet nur rund ein Dutzend Produkte vor, darunter zwei Trinkhörner. Kaum zu glauben, dass damit jemand eine Großfamilie ernähren und ein 8000 Quadratmeter großes Grundstück samt riesigem Haus unterhalten kann - die 25 Katzen noch nicht eingerechnet, die seine Frau nach Hesslers Auskunft im Jahr 2018 mit nach Bayern gebracht hat. Sie züchte erfolgreich Main Coons, amerikanische Waldkatzen, und sei schon mehrfach prämiert worden.
Wo Jens Hessler in der rechten Musikszene steht, zeigt ein Rechtsstreit aus dem Jahr 2013 zwischen der Band Freiwild aus Südtirol und Stahlgewitter. Den deutschsprachigen Italienern wurde damals vorgeworfen, Inhalte ihres 2010 erschienenen Song "Schenkt uns Dummheit, kein Niveau" bei Stahlgewitter abgekupfert zu haben. Konkret ging es um ein Gitarren-Riff, das 2006 im Stahlgewitter-Lied "Auftrag Deutsches Reich" auftauchte. Hessler, so berichteten mehrere Medien übereinstimmend, sagt damals vor dem Landgericht Hamburg, er habe den Song geschrieben und wolle wegen der Urheberrechtsverletzung nun Geld sehen. Ein vom Gericht bestellter Gutachter kam zu dem Schluss, dass das Riff von Stahlgewitter im Original nicht den Wesenskern der Stelle ausmache. Damit hätte Freiwild keine Urheberrechtsverletzung begangen. Selbst dann nicht, wenn die Band das Riff übernommen hätte.
Der Verfassungsschutz bezeichnet den Musik-Verkauf als einen Eckpfeiler der Szene, um Kontakte zu knüpfen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Die Konzerte der Bands seien wichtige Sammelpunkte. "Dabei darf nicht vergessen werden, dass die rechtsextremistische Musik ein wichtiges Eintrittstor für (unpolitische) Jugendliche in die Szene ist." Einschlägige Vertriebe und Versandhandel zielten darauf ab, mit immer neuen Produkten die Bedürfnisse von Szene-Anhängern anzusprechen. Die seien "Verfassungsfeinde". Ihr Ziel sei es, "die Fundamente unsere Gesellschaft und unserer Demokratie zu untergraben".
Auf die Frage, warum die Behörden Hesslers neues Heim nicht durchsuchen und den Handel unterbinden, verweist der Verfassungsschutz an die Polizeidirektion Oberfranken in Bayreuth. Die sieht keine "besonderen Vorkommnisse am Anwesen Fels", schreibt Sprecherin Anne Höfer. "Zu polizei- oder ermittlungstaktischem Vorgehen können keine Auskünfte erteilt werden."
Jens Hessler will sich aktuell nicht äußern. Am Freitag öffnet er die Tür, sieht den Reporter, stöhnt, und schließt die Tür wieder.
Das ist ein wenig wie ein Schulaufsatz der 8.Klasse, deucht mir. Das mit dem Vorkaufsrecht kommt überfallartig und wird nicht richtig erklärt. Ganz verstehe ich nicht, was das Gericht entscheiden soll.