Warum hat man den abgeschafft?
Ganz abgeschafft hat man den sozialen Wohnungsbau nicht.
Aber ziemlich zurückgestutzt.
Die Gemengelage ist komplex.
Die FDP hatte 1982 die Koalition mit der SPD aufgekündigt, weil Herr Lambsdorff der Meinung war, es herrsche zu wenig Manchester-Kapitalismus in Deutschland ("Leistung muß sich wieder lohnen!", "Geistig-moralische Wende"). gerade recht kam da "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt von Geier Sturzflug (muß ich wieder mal hören).
In der Folge wurden die Kündigungsfristen für Mieter herabgesetzt und auch z.B. die Kündigungsmöglichkeiten bei Arbeitsverträgen erleichtert (Schauspieler, Sänger etc, die bis dato 15 Jahre bei einem Theater engagiert waren, galten als unkündbar. Seitdem gibt es fast nur noch max. 2-Jahresverträge und auch 63-jährige Sänger müssen bei einem Neuengagement neu "vorsingen", einen Umzug in eine 500 km entfernte Stadt kann man ja einem 63-jährigen locker zumuten. Erworbenes Wohneigentum kann der ja leicht vermieten und davon seine neue Miete bezahlen).
Die SPD war sowieso der Meinung, an den Mieten verdienten nur die Vermieter als Schweinekapitalisten, die Mieter hätten rein gar nichts davon, und so hat man gemeinsam in den 90ern dafür gesorgt, daß auch die steuerliche Absetzbarkeit von Vermieteigentum ziemlich gestrichen wurde, was die Bautätigkeit so einigermaßen zum Erliegen brachte.
Daß die Mieter von einem Überangebot von Wohnungen über günstige Mietzinse profitieren, wollte die SPD einfach nicht sehen.
Das ging lange Jahre sogar ganz gut, der Mietmarkt war lange ein Mietermarkt, die Mieter mußten nicht allzutief in die Tasche greifen.
Aber nun ist durch die gewollte Verknappung eben ein Vermietermarkt entstanden.
Auch Söder wollte noch vor kurzem als bayerischer Minister von den Ideen der New Economy profitieren und hat zehntausende staatlicher Wohnungen an die Augsburger Patrizia verschleudert.
Der Berliner Senat tat solches schon Jahre zuvor, hat jetzt bemerkt, was für einen Bockmist man da angerichtet hat und will jetzt die vor Jahren an Privat verkauften Wohnungen wieder zum drei- oder vierfachen Preis zurückkaufen.
Helmut Schmidt war stets ein Anhänger von Keynes, aber in den 90ern liefen dann alle den tollen Ideen der New Economy hinterher. Wenn amerikanische Professoren etwas quaken, dann muß es stimmen.
Die SPD hat da fein mitgemacht (weswegen ihr die Gewerkschaften auch bald die Kündigung geschrieben haben) und wundert sich jetzt über mangelnde Zustimmung.
So kurz, so polemisch.
Edith sagt: Es gibt etwas zu ergänzen!
Private können ja alles besser!
Deshalb wurde die Post privatisiert, die letzten Beamten wurde von Merkel während der Fußball-WM 2010 pensioniert (Danke, Merkel!), damit es nicht so auffällt, seitdem bekommen Postzusteller einen Hungerlohn, so geht es uns allen besser.
Die Engländer waren mit der Privatisierung ihrer BR schon überaus erfolgreich gewesen, das wollte man in Deutschland im Neid auf Tony Blair unbedingt nachmachen, bekanntlich kann der Staat ja nichts so gut machen wie die Privaten.
Daß die staatlichen Bahnen überhaupt erst so richtig entstanden entstanden waren, weil durch den Wiener Börsenkrach zu wenig Kapital nach Deutschland floß und obendrein ein Privatunternehmer wie Strousberg fallierte ud somit Personen- wie Gütertransport gefährdet waren, soll nun wirklich kein Gegenargument sein, denn wie wir seit der „Privatisierung“ der DB gesehen haben, ist wirklich alles viel besser geworden seitdem!
(Auch beim Umweltschutz! Früher hat die staatliche Bahn die Güter der staatlichen Post in eigenen Postwagen befördert, jetzt hat man den Posttransport nur noch auf der Straße und hat viel Fläche mit schönen neuen Postverteilzentren zugepflastert!)
Vor allem mußte der shareholder value erhöht werden, dazu mußte dann aber die „Deutschland AG“ aufgelöst werden. Früher stützten sich Allianz und Münchner Rück gegenseitig durch Aktientausch, jetzt fehlt die Stütze, das macht alles dynamischer.
Unternehmer „alten Schlags“ haben das mal so konstruiert, weil sie mehrere Wirtschaftskrisen erlebt hatten und auf alle Eventualitäten vorbereitet sein wollten. Aber heute gibt es ja keine Krisen mehr - vor allem bei den Banken-, da braucht man das nicht.
Die MAN hatte immer schon drei Geschäftsfelder, die Diesel-Schiffsmotoren, die Druckmaschinen und die Nutzfahrzeuge. Wurden grad keine Druckmaschinen gebraucht, stützten Gewinne aus den Dieseln die andere Sparte und vice versa. Man mußte niemanden entlassen. Aber der shareholder value! Jetzt sind es drei getrennte Firmen, wenn bei einer die Zahlen nicht stimmen, werden ein paar Hundert entlassen, die bekommen dann Alg I und H4, das ist für alle viel besser.
Und KUKA (ebenfalls Augsburg) ging inzwischen ganz an die Chinesen, die haben bei der Übernahme versprochen, niemanden zu entlassen. Das war natürlich nur ein Scherz, sie entlassen jetzt 700.
Die Regierung überlegt sich, ob sie ausländische Übernahmen jetzt doch auch blockieren können soll, aber vermutlich ist das auch ein Scherz (ausländische „Investoren“, manchmal liebevoll „Heuschrecken“ genannt, dürfen auf gar keinen Fall verschreckt werden, schon die Zerschlagung von Märklin war ja überaus erfolgreich. Die Firma erholt sich gerade).
Die Osram (nochmal Augsburg) wurde auch outgesourced, der Übernehmer versprachen, es werde alles so bleiben wie es ist, keiner werde entlassen, diese Firma ist inzwischen geschlossen, das Inventar wird gerade verkauft.
So ist alles viel dynamischer und viel besser als in den verschnarchten 70ern und 80ern!
Deutschland als Billiglohnland gefällt der FDP! Die Mieter können doch auf 50 Quadratmeter etwas zusammenrücken!
Nochmals entschuldige ich mich, falls das jetzt etwas sarkastisch oder polemisch rübergekommen sein sollte, man ist ja grundsätzlich doch eher positiv eingestellt!