Autor Thema: Presseschnipsel  (Gelesen 1264517 mal)

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3960 am: 10. September 2018, 15:26:34 »
Die Rechten aller Couleur haben losgetrommelt, kaum dass die Nachricht bekannt war (mit Ausnahme von Liebich was ich verwunderlich fand). Wobei sie vermutlich auch von dem bekanntlich rechtsextremen Bruder des Opfers auf dem "kurzen Dienstweg" informiert worden waren. Und neben Rachegelüsten wurden sie gewiss auch sehr von der Idee bestärkt gleich ein zweites Chemnitz inszenieren zu wollen.

Das hat aber trotz (und vermutlich auch wegen) der großen Präsenz der Angereisten nicht funktioniert. Denn wenn von zehn Rednern nur eine gruselige Jenny aus Köthen kommt und die anderen noch nicht einmal in dem Bundesland wohnen ist das wahrlich kein überzeugender "Volkszorn". Und wenn die von ausreichend Polizei eingehegten Neonazis dann auf dem Rückweg ein paar ihrer Parolen brüllen... Da distanziert sich dann sogar die AfD. 8)
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Offline Grashalm

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3961 am: 10. September 2018, 17:11:38 »
Ich vermute mal, dass wir so etwas wie in Köthen und Chemnitz in nächster Zeit öfters sehen werden.
 

Offline SchlafSchaf

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3962 am: 10. September 2018, 17:31:03 »
Durchsuchungen der Fraktionsräume von Pro Chemnitz, dabei wurde auch eine Kanzlei durchsucht

Spoiler
Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren gegen drei Beschuldigte. Ihnen wird demnach vorgeworfen, eine Kopie des Haftbefehls gegen einen der Tatverdächtigen im Fall des vor mehr als zwei Wochen Getöteten auf einer Facebook-Seite veröffentlicht zu haben. Bei den Durchsuchungen seien nun diverse Speichermedien beschlagnahmt worden.

Ob es sich bei der durchsuchten Kanzlei um jene des "Pro-Chemnitz"-Vorstands Martin Kohlmann handelte, gab die Staatsanwaltschaft nicht an. "Pro Chemnitz" sitzt mit drei Abgeordneten im Stadtrat. (Hier erfahren Sie, wer hinter "Pro Chemnitz" steckt)
[close]

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/sachsen-behoerden-durchsuchen-fraktionsraeume-von-pro-chemnitz-a-1227436.html
An Rüdiger Hoffmann: Der Faschist sagt immer, da ist der Faschist  (in Anlehnung an die Signatur des geschätzten MitAgenten Schnabelgroß)

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Offline Caligula

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3963 am: 10. September 2018, 19:54:00 »
Mal sehen wie es jetzt in Sachsen-Anhalt läuft. In den Kreisstadt Köthen ist letzte Nacht ein 22-jähriger Deutscher nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit zwei Afghanen gestorben.

Gottlob hat die Polizei daraufhin sehr schnell mit der fortlaufenden Veröffentlichung von Fakten begonnen. Aus diesen Einzelinformationen hat sich mittlerweile eine völlig andere Geschichte ergeben:

Polizei aus dem vorläufigen Obduktionsbericht zitiert, dass der Tod nicht Gewalt eingetreten ist, sondern durch Herzversagen aufgrund einer kardiologischen Vorerkrankung.

Der Innenminister und Ministerpräsident haben reagiert. Die Landeskirchen haben schon heute Nachmittag vor Ort des Opfers gedacht. Und gottlob war die MZ auf ihrer Online-Seite für einen Sonntag erfreulich fix die ständig eintrudelnden Nachrichten mit Besonnenheit zu veröffentlichen.
Soweit so gut.
Aber glaubst Du, dass sich das noch adäquat vermitteln lässt. Ob es in der Wahrnehmung am Ende noch eine Rolle spielt, ob der Mensch direkt an den Tritten gestorben ist, oder in evtl. in Folge dessen, weil Risikogruppe?
Ich denke nicht. Es gab Zeiten, da hätte man schulterzuckend und zynisch gesagt, da habe sich die richtigen getroffen und für einen ist es dumm gelaufen.
Heute sieht das anderes aus.

Die Gesellschaft wurde und wird seit Jahren täglich eskaliert und skandalisiert und man kann kaum den Fernseher anmachen, ohne dass sich die üblichen Verdächtigen empören, entsetzen und Schuldzuweisungen vornehmen.
Jedes noch so unwichtige Ferkel wurde durchs Dorf getrieben.

Weit vor Flüchtlingsproblematik, die ist in letzter Konsequenz nur das Opfer, das zum ungünstigsten Zeitpunkt vorbeikommt und alles abbekommt.
Dazu gibt es kaum einen gesellschaftspolitischen Aspekt in den letzten Jahren, der nicht im Kontext von Flüchtlingen und Migration diskutiert wurde. Permanente Zwangskonsultation.
Egal um was es ging und da haben sich noch ganz andere Farben exponiert und versucht Kapital zu schlagen, als die blau-braunen Zombies.
 
Und alle die, die über viele Jahre nicht wenig mitgestaltet haben an der Stimmung und davon profitiert haben, sitzen jetzt jeden Tag medial zu Gericht und sind betroffen, dass sich da Menschen manipulieren und aufhetzen lassen, ja sowas aber auch.

Haben die ganzen Experten nie darüber nachgedacht, dass man über so etwas nie dauerhaft die Kontrolle hat? Das es einen ein -und überholt.
Und es braucht mehr als ein paar rechte Deppen, die eh immer dabei sind wenn es ums randalieren geht, die werden schnell müde und haben es alle nicht so sehr mit ausdauernder Beschäftigung.
Und wenn das Bier alle ist... dann lässt die Motivation noch schneller nach. Durch dieses andauernde Theater treiben aber immer mehr Menschen ab, die durchaus als vernünftiger einzuschätzen sind. 

Jetzt stellt sich heraus, dass einer der mutmaßlichen Täter auch kurz vor Abschiebung stand.
Ich warte auf den Tag wo der erste AfD-Kasper oder ähnliche Deppen, Gerüchte streuen, dass diese Taten mit Absicht begangen werden, um die Abschiebung zu verhindern.
So was in der Art ist ja schon mal kursiert.

Und heute hatte ich so einen Schwachkopf in der Methadon-Ambulanz, der faselte etwas von einer "Hindukusch-Matratze", ich wusste zuerst gar nicht worum es geht.
Musste nachfragen und dann fing der an zu erzählen und ich dachte nur, seit wann schaust du den Nachrichten? Seine Gedanken kreisen sonst um etwas anderes.   
Selbst die fühlen sich schon bedroht. Und diese Menschen haben doch eigentlich ganz andere Sorgen, an denen gewiss kein Flüchtling schuld ist.
Ich bin nur noch fassungslos.
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3964 am: 10. September 2018, 20:36:13 »
Ich denke, dass es wirklich eine entscheidende Rolle spielen kann wie Politik, Polizei, Zivilgesellschaft und die Medien auf solche Vorkommnisse reagieren. Und ich bin durchaus positiv überrascht, dass es bisher jedenfalls weitaus besser zu laufen scheint als in Sachsen.

Heute war der Ministerpräsident vor Ort, die Kirchen hatten wieder zum Gedenken geladen, der Bürgermeister ist im Dauereinsatz und die Demonstrationen am Abend sind weitgehend friedlich verlaufen. "Thügida" (was immer die auch in Sachsen-Anhalt verloren haben) hatte etwa 200 Teilnehmer. Und der danach stattgefundene AfD-Trauermarsch nur ungefähr 350. Das verläuft sich...

Die Polizei war sich da vorher nicht so sicher und hatte vorsichtshalber berittene Polizei, Hubschrauber und Wasserwerfer in Bereitschaft (was so manchen Heißsporn aus dem rechten Lager aber auch abgeschreckt haben dürfte).
« Letzte Änderung: 10. September 2018, 20:46:06 von BlueOcean »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3965 am: 10. September 2018, 23:37:33 »
Denn wenn von zehn Rednern nur eine gruselige Jenny aus Köthen kommt und die anderen noch nicht einmal in dem Bundesland wohnen...

Die gruselige Jenny heißt übrigens, wie jetzt bekannt ist, Jennifer Rodrian und kommt auch nicht aus Köthen, sondern ist aktive Neonazi aus Bitterfeld.

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_84427210/rednerin-in-koethen-an-linke-ihr-werdet-brennen-.html
 
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Offline BlueOcean

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3966 am: 10. September 2018, 23:56:36 »
@Caligula Ich stimme Dir aber sehr wohl zu, dass die völlig überzeichnete politische und mediale Dauerskandalisierung eines überschaubaren und bereits in die richtigen Bahnen gelenkten Problems der beste Nährboden für solcherlei Eskalation und Radikalisierung sind.

Weswegen ich auch nicht im mindesten begriffen habe oder begreife warum die irrlichternden Leithammel der CSU das eigentlich schon längst im Abebben begriffene Thema wieder derart aufgeblasen und virulent gemacht haben.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3967 am: 11. September 2018, 07:10:50 »
Der Hammel haut mit Absicht alles kurz und klein, weil er nicht mehr Kalif anstelle des Kalifen sein darf.
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
˙uǝllǝʇsɹoʌ uǝɥɔsuǝɯ uǝɥɔılʞɔülƃ uǝuıǝ slɐ soɥdʎsıs sun uǝssüɯ ɹıʍ ˙uǝllüɟnzsnɐ zɹǝɥuǝɥɔsuǝɯ uıǝ ƃɐɯɹǝʌ lǝɟdıƃ uǝƃǝƃ ɟdɯɐʞ ɹǝp

P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 

Offline echt?

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3968 am: 11. September 2018, 07:38:49 »
Übrigens ist "Trauermarsch" doch genau der richtige Begriff. Man muss sich nur die Marschierenden ansehen!
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3969 am: 11. September 2018, 10:20:30 »
Sehr langer Artikel über Reichsbürger und eine Analyse der psychischen Hintergründe warum jemand sich der Szene zubewegt

https://www.huffingtonpost.de/entry/reichsburger-was-tun-wenn-der-reichsburger-kommt_de_5b8e9644e4b021ab2c5f97dc

Vom gleichen Autor noch eine Hintergrundbeleuchtung zu Ursache

https://www.huffingtonpost.de/entry/adrian-ursache-der-abstieg-vom-model-zum-gefahrlichen_de_5b90cf69e4b021ab2c5f97fd
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3970 am: 11. September 2018, 10:47:28 »
Schon der zweite PEGIDA- Schläger von Chemnitz identifiziert und endlich nun die "Freiheit-für-Oma-Hetz-Kundgebung" wegen wörtlich: "fehlendem Unrechtsbewußtsein" der "Versammlungsleiterin" verboten.

Zitat
Montag, 10.09.2018

Mutmaßlicher Chemnitz-Schläger wiedererkannt

Teilnehmer einer Pegida-Demonstration
© SZ

Dresden. Bei der Pegida-Kundgebung in Dresdens Innenstadt wurden am Montagabend die Personalien eines 59-Jährigen aufgenommen. Der Mann soll am 27. August am Rande einer Kundgebung in Chemnitz einen Journalisten mit einer Fahnenstange geschlagen zu haben.

(...)

Am Nachmittag bekam die 58-Jährige dann Besuch von Versammlungsbehörde und Polizei, die der Dame eröffneten, dass sie aufgrund ihres - wie die Polizei es ausdrückte - „fehlenden Unrechtsbewusstseins“ nicht als zuverlässige Versammlungsleiterin eingeschätzt werden könne.


Spoiler
Eine Person hatte den Mann wiedererkannt und Polizisten daraufhin angesprochen. Die griffen daraufhin zu - wie bereits vor einer Woche. Auch da hatten Polizeibeamte auf der montäglichen Pegida-Veranstaltung einen 65-Jährigen vorläufig festgenommen. Auch er wird verdächtigt, in Chemnitz einen Journalisten tätlich angegriffen zu haben.

Schon bevor Pegida startete, wurde eine Versammlung unter dem Motto „Meinungsfreiheit-Gefangene“ abgesagt. Dabei handelt es sich um einen schon in den letzten Wochen in Pegida-Nähe aufgebauten Stand mit „Informationsmaterialien“. Die 58-jährige Anmelderin hatte dort schon mehrfach Dinge ausliegen, die den Verdacht der Volksverhetzung erregten. Jetzt hatte die Versammlungsbehörde offenbar genug davon und kündigte der Dame an, ihr die Auslage der Materialien zu untersagen.

Um das zu umgehen, schickte die 58-Jährige den Behörden eine Liste ihrer „Exponate“ vorab zu. Schon bei einer ersten Prüfung wurde festgestellt, dass nicht nur ein Hakenkreuz zu sehen ist, sondern auch eine Collage, welche die Leugnung des Holocausts bebilderte. Die Folge: Eine Strafanzeige wurde aufgenommen. Am Nachmittag bekam die 58-Jährige dann Besuch von Versammlungsbehörde und Polizei, die der Dame eröffneten, dass sie aufgrund ihres - wie die Polizei es ausdrückte - „fehlenden Unrechtsbewusstseins“ nicht als zuverlässige Versammlungsleiterin eingeschätzt werden könne. Die 58-Jährige zog daraufhin ihre Versammlungsanzeige zurück.


Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist auch das ist kein Novum in Dresden: Bereits Ende Juli kassierte die Polizei am Rande einer Pegida-Demo rechtes Propagandamaterial an einem Stand. (szo/mja)

[close]

Geht doch!

@echt? Dann müsste es aber "Schauermarsch" heißen. ;)
« Letzte Änderung: 11. September 2018, 10:49:09 von dieda »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3971 am: 11. September 2018, 12:41:35 »
Die Hakenkreuze selber an die Behörde zu schicken, erleichtert die Strafverfolgung natürlich ungemein.
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Offline dieda

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3972 am: 11. September 2018, 13:56:55 »
PRO Chemnitz- Mitgründer und Schatzmeister sowie Adrian Ursache- und Gruppe- Freital- Maik S(eidel??)- Verteidiger Martin Kohlmann in Focus der Ermittler:

Endlich!

https://www.sz-online.de/sachsen/ermittlungen-gegen-pro-chemnitz-mitbegruender-4011507.html

Spoiler

Dienstag, 11.09.2018
Ermittlungen gegen Pro Chemnitz-Mitbegründer

Martin Kohlmann von Pro Chemnitz bei einer Demonstration in Chemnitz.

© Paul Sander

Chemnitz. Im Fall des veröffentlichten Haftbefehls eines Tatverdächtigen nach dem Tötungsverbrechen von Chemnitz wird gegen Pro Chemnitz-Mitbegründer Martin Kohlmann ermittelt. Wie die rechtspopulistische Bewegung auf ihrer Facebook-Seite mitteilte, ist der Anwalt und Vorsitzende der Stadtratsfraktion ein Beschuldigter. „Dadurch, dass Herr Kohlmann selber als Beschuldigter geführt wird, ist ihm eine Vertretung der anderen Beschuldigten nicht möglich“, heißt es auf der Internetseite.

Am Montag hatten Beamte des Landeskriminalamtes die Fraktionsräume der Bewegung sowie drei Wohnungen und eine Anwaltskanzlei durchsucht. Laut der Staatsanwaltschaft Dresdenweiter zur Lokalausgabe Dresden wird gegen drei Beschuldigte ermittelt. Es seien Speichermedien sichergestellt worden.

Wie die „Freie Presse“ (Dienstag) berichtet, waren Kohlmanns Kanzlei und Wohnung im Visier der Ermittler. Es sei nichts durchsucht worden, die Beamten hätten sich laut Kohlmann aber seinen Computer angeschaut und gezielt nach dem Haftbefehl gesucht. „Sie haben aber nichts gefunden, also durfte ich die Computer behalten“, sagte Kohlmann. Allerdings seien sein Dienst-Handy sichergestellt und ein Computer aus dem Fraktionsbüro mitgenommen worden.
Links zum Thema

    Durchsuchungen bei „Pro Chemnitz“
    Haftbefehl weitergegeben - Ermittlungen gegen 15 Personen
    Justizbeamter verbreitete Haftbefehl

Auf der Facebook-Seite von Pro Chemnitz war vor zwei Wochen der Haftbefehl gegen einen der Männer veröffentlicht worden, die einen 35-jährigen Deutschen getötet haben sollen. Ein Justizbeamter hat zugegeben, den Haftbefehl fotografiert und weitergegeben zu haben. Die Veröffentlichung des Haftbefehls ist strafbar. (dpa)
[close]


Nun schon 15 Personen wegen der Weitergabe des Haftbefehls im Focus der Justitz:
https://www.sz-online.de/sachsen/haftbefehl-weitergegeben-ermittlungen-gegen-15-personen-4008851.html

Spoiler

Donnerstag, 06.09.2018
Haftbefehl weitergegeben - Ermittlungen gegen 15 Personen

15 Bedienstete der JVA Dresden gehören der WhatsApp-Gruppe an, in die der bereits als Leck ausgemachte Beamte das Foto des Dokuments zu einem der Tatverdächtigen im Tötungsfall eines Chemnitzers geschickt hatte.

© dpa

Dresden. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines Haftbefehls aus der Justizvollzugsanstalt Dresdenweiter zur Lokalausgabe Dresden stehen weitere 15 Bedienstete unter Verdacht. Sie gehören der WhatsApp-Gruppe an, in die der bereits als Leck ausgemachte Beamte das Foto des Dokuments zu einem der Tatverdächtigen im Tötungsfall eines Chemnitzers geschickt hatte, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden am Donnerstag sagte. Ursprünglich standen 18 Personen unter dem Verdacht des Geheimnisverrats. „Die Ermittlungen gegen drei Beschuldigte wurden zwischenzeitlich eingestellt.“ Geprüft werde, ob die Verdächtigen das Bild selbst weiter verbreitet haben.

Nach Angaben des Justizministeriums wurden zudem gegen mehrere Bedienstete auch Disziplinarverfahren eingeleitet. „Es kann aber sein, dass sie das Foto nur zugeschickt bekommen haben“, sagte ein Sprecher. Die Konsequenzen für Geheimnisverrat reichten vom Verweis über Geldstrafe oder Kürzung der Bezüge bis zur Entlassung.

Daniel Z., Mitarbeiter der JVA Dresden, hatte zugegeben, den Haftbefehl gegen einen des Totschlags verdächtigten Irakers zum gewaltsamen Tod eines 35-Jährigen in Chemnitz fotografiert und weitergegeben zu haben. Das teilweise geschwärzte Dokument war unter anderem auf Internetseiten der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz, einem Kreisverband der AfD sowie des Pegida-Gründers Lutz Bachmann verbreitet worden. Z. ist aktuell suspendiert. (dpa/SZ)
[close]

zu oben noch den vergessenen Link:
https://www.sz-online.de/nachrichten/mutmasslicher-chemnitz-schlaeger-wiedererkannt-4011467.html

Man kann ja von Kretschmer persönlich halten was man will, aber einen Satz rechne ich ihm ganz, ganz hoch an:

Zitat
In diesen "Kampf gegen Rechtsextremismus" schloss Kretschmer auch die AfD mit ein.

In Chemnitz habe man erlebt, wie aus Worten Taten würden. Wenn die AfD von "Merkels Gästen" spreche und "Volksverräter" rufe, stelle sie sich damit außerhalb der Rechtsordnung und sorge für die Radikalisierung der Gesellschaft.

Die Partei sei keine Alternative für Deutschland, sondern wolle eine "Alternative zu Deutschland".

"Und dem werden wir uns entgegenstellen."

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-09/michael-kretschmer-chemnitz-regierungserklaerung-sachsen-rechtsextremismus
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-09/regierungserklaerung-chemnitz-sachsen-michael-kretschmer


Edith sagt, wichtiger Nachtrag:

https://www.sz-online.de/sachsen/angreifer-in-chemnitz-offenbar-mitarbeiter-von-sicherheitsfirma-4011528.html


Angreifer in Chemnitz offenbar Mitarbeiter von Sicherheitsfirma


Spoiler
Dienstag, 11.09.2018
Angreifer in Chemnitz offenbar Mitarbeiter von Sicherheitsfirma

Mainz/Chemnitz. Ein Mann, der in Chemnitz aus einer spontanen Demonstration heraus ausländisch aussehende Menschen attackiert haben soll, war angeblich Mitarbeiter einer bundesweit tätigen Sicherheitsfirma. Das berichtet das ZDF-Magazin „Frontal 21“ (Dienstag).

Demnach habe ein Sprecher des Unternehmens Securitas bestätigt, dass der Vorfall und Mitarbeiter dort bekannt seien. Schon Ende August habe man sich „mit sofortiger Wirkung von dem Mitarbeiter getrennt, weniger als zwölf Stunden, nachdem uns das Video bekannt wurde“, wird der Sprecher zitiert.

Auf dem Video vom 26. August, dessen Echtheit Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen zunächst angezweifelt hatte, ist zu sehen, wie Männer hinter anderen Menschen herrennen. Dabei sind Rufe zu hören wie „Haut ab! Was ist denn, ihr Kanaken?“ und „Ihr seid nicht willkommen!“. „Securitas Deutschland hat gegenüber rechtsradikaler oder fremdenfeindlicher Gesinnung eine Null-Toleranz-Politik“, sagte der Unternehmenssprecher laut ZDF.

Die Spontandemo war unter anderem von der rechten Hooligan-Gruppe „Kaotic Chemnitz“ initiiert worden. Anlass dafür war der Tod eines 35-jährigen Deutschen am frühen Morgen des 26. August. Er war niedergestochen worden. Tatverdächtig sind drei Asylbewerber aus Syrien und dem Irak, von denen zwei in Untersuchungshaft sitzen. Nach dem dritten Mann wird gefahndet. (dpa)

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« Letzte Änderung: 11. September 2018, 14:08:31 von dieda »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3973 am: 11. September 2018, 14:08:31 »
Interessantes Interview des Spiegel über Verschwörungstheorien mit dem Autor von "Nichts ist, wie es scheint":

Spoiler
Wieso so viele Menschen den größten Irrsinn glauben

Die Anschläge vom 11. September 2001 haben einen gewaltigen Schub an Verschwörungstheorien ausgelöst; auch in Deutschland gibt es viele Anhänger kruder Gedankenkonstruktionen. Woher kommt das Phänomen? Von Cordula Meyer, Jörg Schindler, 13. August 2017

Michael Butter ist Professor für Amerikanistik an der Universität Tübingen und Initiator eines EU-Forschungsprojekts zur vergleichenden Analyse von Hintergründen, Nutzen und Gefahren von Verschwörungstheorien.

SPIEGEL: Herr Butter, halten Sie es für denkbar, dass wir alle von reptilienartigen Außerirdischen in menschlicher Gestalt regiert werden?

Butter: Hmm... denkbar vielleicht. Aber doch sehr, sehr unwahrscheinlich.

SPIEGEL: Es gibt aber offenbar sehr viele Menschen, die das glauben. Im Internet bringt es die Suchanfrage "Reptiloide" auf rund 100.000 Treffer.

Butter: Es ist ja auch eine interessante Vorstellung, auch wenn ich die zugrunde liegende Theorie bis heute nicht richtig verstanden habe. David Icke, der prominenteste Vertreter des Reptiloiden-Mythos, kann ziemlich überzeugend auftreten. Außerdem hat er etwas, was Verschwörungstheoretiker sonst nicht haben: Humor.

SPIEGEL: Von seinen Anhängern kann man das nicht unbedingt behaupten. Die halten Barack Obama und George W. Bush für Reptiloiden...

Butter: ... und Hillary Clinton. Der haben Donald-Trump-Anhänger im Wahlkampf ja auch angedichtet, sie treffe sich regelmäßig mit Artgenossen in einer Washingtoner Pizzeria. Dort missbrauche sie Kinder, töte sie und trinke ihr Blut.

SPIEGEL: Die Sache machte Schlagzeilen und wurde sogar von Trumps Team befeuert.

Butter: Ja, da hört der Spaß dann auf.

SPIEGEL: Der mächtigste Mann der Welt ist auch dank solch kruder Verschwörungstheorien ins Amt gekommen. Müssen wir Ähnliches in Europa befürchten?

Butter: Auf jeden Fall bedienen Populisten auch hierzulande gezielt Verschwörungstheorien. Das wird allmählich wieder gesellschaftsfähig. Ich denke aber nicht, dass jemand, der so wie Trump Verschwörungstheorien verbreitet, in Deutschland eine reale Chance hätte, die Mehrheit zu bekommen. Aber: Das hatte man bei Trump auch gedacht.

SPIEGEL: Wieso sind so viele Leute bereit dazu, den größten Irrsinn zu glauben?

Butter: Weil Verschwörungstheorien den Zufall beseitigen und dem Einzelnen die Chance geben, eine simple Erklärung für etwas zu finden, was ihn nervt, verängstigt oder belastet. Wir alle haben schon mal auf ein Ikea-Regal eingeschlagen, weil wir es nicht zusammengekriegt haben, und den Leuten, die die blöde Bedienungsanleitung geschrieben haben, böse Absicht unterstellt. Verschwörungstheorien erlauben, mit dem Finger auf Schuldige zu zeigen. Das können dann wahlweise die Politik, die Medien oder auch die Flüchtlinge sein.

SPIEGEL: Aber normalerweise kriegt man sich ja irgendwann wieder ein und findet die richtigen Schrauben.

Butter: Ja, aber mit Verschwörungstheorien kann sich der Einzelne zudem aus der Masse herausheben, weil er derjenige ist, der versteht, wie der Hase läuft. Wenn ich weiß, wer wirklich die Welt regiert oder was wirklich hinter den Kondensstreifen von Flugzeugen steckt, dann bin ich was Besonderes.

SPIEGEL: Und ein Fall für den Arzt?

Butter: Das dachte man lange. Aber wenn Studien zu dem Ergebnis kommen, dass etwa jeder zweite Amerikaner mindestens an eine Verschwörungstheorie glaubt, macht man es sich zu einfach, die alle für verrückt zu erklären.

SPIEGEL: Wie erklären Sie sich das Phänomen?

Butter: Ich glaube, Verunsicherung spielt eine entscheidende Rolle. Und Marginalisierung. Man hat das Gefühl, die Welt ist nicht mehr die, die sie mal war, es schwimmen einem die Felle weg, das macht Angst.

SPIEGEL: Sind Verschwörungstheorien immer Gedankengebilde von rechts?

Butter: Nein, aber sie sind fast immer konservativ. Deshalb sind auch mehr Männer als Frauen anfällig für Verschwörungsmythen. Deren tradierte Rolle ist in den letzten Jahrzehnten viel stärker infrage gestellt worden. In den USA konnte der weiße Mann aus der Arbeiterklasse früher unwidersprochen sagen: Ich stehe in der sozialen Hierarchie weit oben. Ich stehe über den Frauen, ich stehe über den Schwarzen, ich stehe über den Latinos. Wenn sich das verändert, fragt man sich, warum. Und wenn ich glauben kann, dass dahinter ein finsterer Plan steht, dann impliziert das, dass man ihn wieder rückgängig machen kann, sobald man die Schuldigen davongejagt hat.

SPIEGEL: Es sind ja nicht nur Menschen aus der Arbeiterklasse, die sich in Scharen aus der faktischen Welt verabschieden.

Butter: Natürlich nicht. Weil es sich um weit mehr als eine ökonomische Marginalisierung handelt. Es geht um Lebensmodelle. Schwule und Lesben dürfen heiraten. Frauen streben in Spitzenpositionen. Da muss doch eine Verschwörung dahinterstecken! Es ist auch kein Wunder, dass die populistischen Bewegungen Dinge wie Sexualerziehung an Schulen attackieren. Trump hat dieses Unbehagen sehr geschickt angezapft.

SPIEGEL: Ist das eigentlich neu, so unverhohlen mit Verschwörungstheorien Politik zu machen?

Butter: Nein, in keiner Weise. Es ist eher ungewöhnlich, dass wir in den letzten paar Jahrzehnten im Westen eine Phase erlebt haben, in der das nicht geschehen ist. Wenn man den großen historischen Bogen spannt, dann stellt man fest, dass Verschwörungstheorien lange Zeit absolut zentral für politische Prozesse in Europa wie auch in den USA waren. Im 18., 19. und noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es normal, Verschwörungstheoretiker zu sein. Es heißt oft, Abraham Lincoln würde sich angesichts der Wahl Trumps im Grabe umdrehen. Dabei hat Lincoln auch Verschwörungstheorien verbreitet.

SPIEGEL: Zum Beispiel?

Butter: Lincoln war Gegner der Sklaverei. In einer seiner berühmtesten Reden bezichtigte er 1858 seinen Widersacher Stephen Douglas, an der Spitze einer gigantischen Verschwörung zu stehen, die die Sklaverei in ganz Amerika einführen wolle - bis hinein in die weiße Arbeiterschaft.

SPIEGEL: Sie sagen, das faktische Zeitalter, aus dem wir gerade kommen, war nicht der Normal-, sondern der Ausnahmefall?

Butter: Ja, aber man sollte nicht den Fehler machen, Trump und seine Leute als irre zu beschreiben. Der neue US-Präsident steht in einer wunderbaren Tradition.

SPIEGEL: Jetzt übertreiben Sie.

Butter: Nein. Führende Intellektuelle machten im 18. und 19. Jahrhundert mit Verschwörungstheorien ganz selbstverständlich Politik. George Washington können wir in diese Reihe stellen. Oder Thomas Jefferson. Die waren überzeugt, dass es ein gigantisches britisches Komplott gäbe, dessen Ziel die Abschaffung der Freiheit war. Washington schreibt bereits 1774, dass es einen "systematischen Plan" der britischen Krone gebe. Und die Unabhängigkeitserklärung unterstellt George III. dann ein "design", also auch einen geheimen Plan, die "absolute Despotie" einführen zu wollen. Es war also normal, so zu denken. Zumal es ja auch tatsächlich immer mal wieder reale Verschwörungen und Komplotte gab. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde diese Weltanschauung delegitimiert.

SPIEGEL: Wie das?

Butter: Da spielen vermutlich zwei Faktoren eine Rolle. Zum einen setzte sich aus den Sozialwissenschaften der Gedanke durch, dass wir selbst oft gar nicht wissen, was wir eigentlich wollen. Und das, was wir wollen, lässt sich in komplexen sozialen Systemen oft gar nicht umsetzen, sodass vieles, was planvoll wirkt, meist nur Zufall ist. Zum anderen hatte der Nationalsozialismus, der ja zum großen Teil auf einer Verschwörungstheorie aufgebaut war, allen vor Augen geführt, wohin so etwas führen kann. Plötzlich hörten viele auf, sich um Verschwörungen zu sorgen, und sahen stattdessen, welche fatalen Auswirkungen erfundene Komplottszenarien haben können. Aber Verschwörungstheorien sind auch danach nie verschwunden. Sie waren nur eine Zeit lang nicht mehr so hoffähig, wie sie es jetzt wieder sind.

SPIEGEL: "Verschwörungstheoretiker" ist heute ein Schimpfwort.

Butter: Ja, und das Perfide ist, dass damit auch diejenigen überzogen werden, die offizielle Verlautbarungen vielleicht zu Recht infrage stellen. Man kann ganz berechtigte Kritik üben. Aber wenn man dahinter die große Verschwörung postuliert, macht man es den Mächtigen leicht, die Einwände beiseitezuwischen. Dann muss man sich mit Details gar nicht beschäftigen.

SPIEGEL: Gibt es eigentlich so etwas wie einen Urknall der Verschwörungstheorie?

Butter: Eine These ist, dass Verschwörungstheorien das Sinndefizit auffüllen, das die Aufklärung geschaffen hat. Also eine Reaktion auf die Entzauberung der Welt sind. Im 18. Jahrhundert schwand der Glaube an den göttlichen Schöpfungsplan, wo alles letztlich Sinn ergibt, auch wenn er sich dem Einzelnen nicht immer erschließt. Also muss da jemand anderes sein, der lenkend in die Welt eingreift. An die Stelle Gottes traten die Verschwörer.

SPIEGEL: Heute kann man bisweilen den Eindruck gewinnen, die Aufklärung würde gerade wieder abgewickelt.

Butter: Das liegt auch daran, dass Verschwörungstheorien durch die neuen Medien viel sichtbarer geworden sind. Vor 30 Jahren mussten Sie viel Zeit und Arbeit investieren, wenn Sie eine alternative Erklärung für die Mondlandung finden wollten. Heute reicht eine einfache Google-Suche, schon wissen Sie alles über Angela Merkels jüdische Wurzeln oder die 13 mächtigen Familien, die die Welt regieren. Da findet jeder eine Gemeinschaft, die er sonst womöglich vergebens sucht. Verschwörungstheorien haben zugenommen, aber nicht so sprunghaft, wie es uns manchmal erscheint.

SPIEGEL: Das Denkmuster ist immer "die gegen uns". Wer sind eigentlich, aus Sicht von Verschwörungstheoretikern, "die"?

Butter: Das hat sich im Lauf der Zeit geändert. Früher witterten oft die Eliten eine Verschwörung von unten oder von außen. Also etwa durch die Katholiken, die angeblich die USA unterwandern, oder durch die Juden. Heute ist es eher so, dass die Eliten selbst als Teil einer Verschwörung wahrgenommen werden. In dieser Vorstellung sind "die da oben" entweder Superverschwörer oder Marionetten, die von sinistren Mächten gelenkt werden.

SPIEGEL: Trump, Marine Le Pen sind ziemlich weit oben. Wie lange können sie ihre Wir-hier-unten-gegen-die-da-oben-Rhetorik durchhalten?

Butter: Ich bin mir nicht sicher, ob man darauf hoffen kann, dass das alles früher oder später in sich zusammenfällt. Verschwörungstheorien sind heute ein Symptom dafür, wie gespalten viele Gesellschaften sind. Da spielt die Entwicklung im Westen den Populisten in die Hände. Die Frage ist daher vielleicht eher, wie lange die Demokratie diese Fragmentierung aushalten kann.

SPIEGEL: Die Anschläge vom 11. September 2001 haben einen gewaltigen Schub an Verschwörungstheorien ausgelöst. Trägt die Bush-Regierung daran eine Mitschuld?

Butter: Absolut. Das Verrückte war ja, dass Bush als Kriegsgrund selbst eine Verschwörungstheorie in die Welt gesetzt hat: nämlich die Behauptung, dass Saddam Hussein geheime Verbindungen zu al-Qaida habe und über Massenvernichtungswaffen verfüge. Das ist damals von kaum jemandem als Verschwörungstheorie entlarvt worden. Das heißt, es gibt Verschwörungstheorien, die dem Begriff entkommen, weil diejenigen, die sie spinnen, sehr mächtig sind.

SPIEGEL: Ganz ähnlich lief es bei der Tuskegee-Syphilis-Studie in den USA. Damals hat man Schwarze, die an Syphilis erkrankt waren, bewusst nicht behandelt, um die Folgen der Krankheit in Ruhe beobachten zu können. Als das 1972 herauskam, hat es zunächst keiner geglaubt.

Butter: Auch das zeigt: Es gibt reale Verschwörungen. Ein anderes Beispiel ist der Sturz des iranischen Premierministers in den Fünfzigerjahren, als lange Zeit nur vermutet wurde, dahinter stecke die CIA, bis sie das irgendwann zugegeben hat.

SPIEGEL: Für jene, die überall Verschwörungen wittern, ein gefundenes Fressen.

Butter: Viele Theorien enthalten ja auch ein Körnchen Wahrheit. Schauen Sie sich die Kennedy-Ermordung an: Untersuchungen des Kongresses ergaben, dass Lee Harvey Oswald vermutlich nicht allein gehandelt hat. Nur, von da ist es ein weiter Schritt bis zu dem Verschwörungsszenario, dass das Ganze ein Staatsstreich war.

SPIEGEL: Ist Transparenz ein Mittel gegen Verschwörungstheorien?

Butter: Ich fürchte nicht. Ich glaube, selbst wenn es absolute Transparenz gäbe, würden Verschwörungstheoretiker annehmen, dass es sich um eine Inszenierung handelt und die wahren Entscheidungen weiterhin in Geheimzirkeln getroffen werden.

SPIEGEL: Gibt es überhaupt eine wirksame Gegenstrategie?

Butter: Ich glaube, es ist wichtig, ins Gespräch zu kommen und zuzuhören. Aber wie reagiert man, wenn es um ganz offensichtlich rassistische und antisemitische Stereotypen geht? Wann ist dann der Moment gekommen, wo man sagt, nein, so nicht?

SPIEGEL: Es gibt eine Studie, in der Impfgegner mit allen möglichen Fakten bombardiert wurden. Der Effekt war, dass die Betroffenen danach noch skeptischer gegen Impfungen eingestellt waren. Aber es half, die Folgen für Kinder aufzuzeigen, die erkrankt waren, weil sie keine Impfung hatten.

Butter: Ja, vielleicht würde es helfen, eine alternative Geschichte zu erzählen. Verschwörungstheorien sind ja immer spannende Geschichten - wenn man nur Fakten dagegensetzt, berührt man die Menschen nicht.

SPIEGEL: Dann begibt man sich in einen Wettkampf der schöneren Geschichten. Keine ganz unheikle Position.

Butter: Das stimmt. Deshalb grübeln wir auch darüber nach, wie man den Leuten frühzeitig kulturelle, soziale und digitale Fähigkeiten vermittelt, bevor sie zu Verschwörungstheoretikern werden. Die Menschen müssen besser begreifen, was einen gründlich recherchierten Artikel im SPIEGEL von einem Beitrag auf einem islamfeindlichen Blog unterscheidet, wie man Argumente hinterfragt und zu einem ausgewogenen Urteil kommt. Kurz: wie Gesellschaft funktioniert. Ich denke, dass es einen Zusammenhang zwischen Bildung und dem Glauben an Verschwörungstheorien gibt - auch wenn die Impfverschwörungstheorie gerade in gebildeten Schichten verbreitet ist.

SPIEGEL: Sie erforschen das Phänomen mit einer Vielzahl europäischer Wissenschaftler. Haben Sie schon überraschende Erkenntnisse gesammelt?

Butter: Eine Erkenntnis ist, dass die geheimen Mächte - je nachdem wo man fragt - immer woanders vermutet werden. Wenn Sie nach Deutschland schauen, auf die Flüchtlingskrise, da stecken immer die USA dahinter. Aber hören Sie sich mal in Rumänien oder Ungarn um. Man könnte einen tollen Aufsatz schreiben über die Rolle von Angela Merkel in Verschwörungstheorien in unterschiedlichen europäischen Kulturen.

SPIEGEL: Bekommen Sie Post von Leuten, die Sie auf Verschwörungen hinweisen?

Butter: Das kommt manchmal vor. Deswegen stehen wir auch schon seit Längerem nicht mehr im Telefonbuch. Häufiger wird mir jedoch unterstellt, dass ich blind wäre oder bewusst Desinformation streuen würde. Auf YouTube gibt es ein dreistündiges Video, wo jemand unter anderem ein Fernsehinterview von mir "auseinandernimmt" und mich als "Experten♥♥♥" beschimpft.

SPIEGEL: Da geht es Ihnen nicht anders als uns.

Butter: Man darf aber nicht vergessen, dass viele Verschwörungstheoretiker sehr höflich sind. Und viele ihrer Theorien sind ja auch ziemlich harmlos und manchmal tolle Unterhaltung. Das ist eine spielerische Funktion, davon leben ganze Filmstudios oder Verlage. Es ist ja auch toll, wenn im Kino oder im Roman auf einmal diese oder jene Verbindung auftaucht, und am Ende wird aus einem einfachen Mord ein großes Staatskomplott. Das hat nur mit der Wirklichkeit oft nichts zu tun.

SPIEGEL: Herr Butter, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3974 am: 11. September 2018, 18:10:42 »
Sehr langer Artikel über Reichsbürger und eine Analyse der psychischen Hintergründe warum jemand sich der Szene zubewegt

https://www.huffingtonpost.de/entry/reichsburger-was-tun-wenn-der-reichsburger-kommt_de_5b8e9644e4b021ab2c5f97dc

Vom gleichen Autor noch eine Hintergrundbeleuchtung zu Ursache

https://www.huffingtonpost.de/entry/adrian-ursache-der-abstieg-vom-model-zum-gefahrlichen_de_5b90cf69e4b021ab2c5f97fd
Ja, die Motivation und Weg in die Szene sind durchaus sehr unterschiedlich. Ich habe zur Zeit eine Protagonistin in Arbeit, bei der ist es angezeigt etwas mehr auf die Vita zu schauen und ausführlicher darzustellen.
Frust und Verzweiflung sind durchaus nachvollziehbar und darzustellen. Dennoch ist es am Ende keine Rechtfertigung für die Ideologie und Aktionen und die Dimension alldessen.

Dennoch ist es interessant wenn mal wieder ex-plemplem-plarisch belegt werden kann, wie jemand prozessiert, im Verlauf der Verfahren offensichtlich etwas entgleist, dennoch gewinnt, eine Rente erhält und vor Gericht erklärt, dass er aus dem Unrecht-Regime BRD austritt, Zahlungen aber natürlich annimmt.   

Und danach richtig aufdreht, alldieweil die Grundversorgung ist nun gesichert. Aber das wiederum ist so neu auch nicht.