Autor Thema: Presseschnipsel  (Gelesen 1264464 mal)

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Offline dieda

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3180 am: 23. April 2018, 08:46:22 »
Daß sich da soviel Prominenz rumgetrieben hat, war der Lückenpresse (daher der Name) gar nicht zu entnehmen.

Dennoch sollte man nicht zu euphorisch sein, man weiß nicht, was bei der Stichwahl oder der darauffolgenden Wahl durch den Kreistag herauskommt:

Natürlich der erneute Wahlsieg der CDU, was denn sonst?
Oder anders formuliert: der Sieg des so genannten "System Altekrüger", das nach inzwischen 8 Jahren an der Macht scheinbar nur noch mit einer AfD als Scheinkonkurenz daherkommen kann und wo man inzwischen auch eine Koalition mit der AfD längst nicht mehr ausschließen will:
https://brandenburg-cdu.de/index.php?ka=1&ska=1&idn=658

Böse Zungen behaupten ja, das Spiel habe ein gewisses Geschmäckle.
D adaistische I lluminatinnen für die E rleuchtung D es A bendlandes

Tolereranzparadoxon: "Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, (...) dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“ Karl Popper
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3181 am: 23. April 2018, 09:06:10 »
Deggendorf: Mit einem AfD-Wähler und einem Reichsbürger im Biergarten
  22/04/2018

Spoiler
Zitat
Ich sitze mit zwei AfD-Sympathisanten im Bahnhofs-Biergarten in Deggendorf. Hinter uns rattern die Regionalbahnen weiter Richtung Passau.

“Wenn ’ne vollverschleierte Frau in meinen Bus steigen will, werd ich meinen Job verlieren. Denn ich werd’ die nicht reinlassen”, sagt mein Gegenüber. Er stellt sich als Christian vor, 45 Jahre alt, Busfahrer.
“My life is dope and I do dope shit” steht auf dem T-Shirt, das sich über seinen Bauch spannt. Frei übersetzt bedeutet das so viel wie “Mein Leben ist der Knaller und ich mache Knallersachen”.


“Warum denn nicht?”, frage ich.

“Weil ich dann Angst habe.”
“Wovor hast du Angst?”

“Ich sehe nichts von der. Da fühl ich mich unwohl.”

Er rückt die Puma-Sonnenbrille zurecht. Seine Augen kann ich hinter den schwarz getönten Gläsern kaum erkennen.

“Es ist doch nur ihre Kleidung”, sage ich. “Aber klar ist Vollverschleierung für uns ungewöhnlich.”

Ich versuche verständnisvoll zu sein, mich in meine Gesprächspartner hineinzuversetzen. Aber im Laufe des Gesprächs fällt es mir zunehmend schwer. Auch wenn ich froh bin, dass sie offen mit mir sprechen. Weil ich herausfinden will, wie die Menschen in Deggendorf ticken – warum so viele von ihnen im September die AfD gewählt haben.

Die AfD-Hochburg in Niederbayern
Knapp ein Fünftel der Deggendorfer gab den Rechten damals ihre Stimme, nirgendwo in Westdeutschland erzielte die AfD ein höheres Ergebnis. Im Bezirk St. Martin waren es sogar 31,5 Prozent. Damit lag die AfD hier sogar vor der CSU.
Und das ausgerechnet hier, im idyllischen Deggendorf mit seinen pastellfarbenen Häusern, wo unter der Kirchturmuhr “Zu jeder Tat geb Gott Rat” zu lesen ist.

Ein halbes Jahr ist die AfD nun im Bundestag. Ich will herausfinden, wie die Wähler der Partei auf ihre Wahlentscheidung blicken. Ich will erfahren, wie die Wähler nun über die Partei denken, ob sich ihre Einstellung geändert hat, das Ergebnis vielleicht nur Protest war.

Bis ich einen AfD-Wähler in Deggendorf finde, ist es später Nachmittag. Dabei sind die Straßen bei dem schönen Wetter voll mit Menschen. Jeder Fünfte, der an mir vorbeigeht, muss AfD gewählt haben. Zugeben will es niemand.

“Ich denke, es sind Protestwähler”
“Also ich kenne niemanden in Deggendorf, der die AfD gewählt hat”, behauptet ein Fußgänger, weißes Haar, blaue Steppweste. “Von meinen Bekannten würde die sicher niemand wählen.”

Andere ältere Menschen sagen Ähnliches.

Ich versuche es bei den Jüngeren, doch auch da – kein Erfolg.

Nicht einmal der katholische Pfarrer Franz Reitinger, der seine Gemeinde besser als die meisten anderen Bewohner kennt, kann sich die vielen Stimmen für die AfD erklären.

“Ich habe die Menschen hier als eher aufgeschlossen gegenüber den Flüchtlingen erlebt”, sagt er mir am Telefon. “Über den hohen Prozentsatz war ich sehr verwundert. Ich denke, es sind Protestwähler.”
Liegt der AfD-Erfolg am Hochwasser?
“Sie müssen nach Fischerdorf”, rät mir schließlich ein 64-jähriger Rentner. Er stellt sich als Fritz vor, sitzt auf dem Marktplatz in der Sonne und trinkt ein Vormittagsbier.

“Dort werden Sie einen der Gründe für den AfD-Erfolg finden: Das Hochwasser 2013. Viele Bewohner sind seitdem in psychischer Behandlung und haben einen Hass auf die CSU entwickelt.”

Denn die meisten seien nun hoch verschuldet, sagt Fritz. Die Christsozialen hatten damals insgesamt 2,4 Millionen Euro Spenden an die Flutopfer ausgezahlt. Doch damit waren sie nicht zufrieden. Das Problem: Menschen, die in alten baufälligen Häusern gewohnt hätten, hätten genauso viel bekommen wie die Menschen, die neu gebaut hätten.

“Das finden die Bewohner ungerecht”, sagt Fritz. “Und die, die versichert waren, sind jetzt die Blöden. Ich habe lange in Fischerdorf als Disponent gearbeitet und weiß von vielen, die dort nun die AfD wählen.”

“Das Hochwasser war furchtbar”
Fischerdorf erscheint mir auf den ersten Blick idyllisch. Ich gehe an einer riesigen Pferdekoppel und an einem Reiterhof vorbei. Der erste Passant, den ich treffe, dreht gerade einen Film über Rosswurst.

Ich spreche mit einer jungen Frau, die mit einem Pferd am Halfter aus dem Reiterhof kommt.

“Das Hochwasser war furchtbar”, erzählt sie und zeigt auf das Schild des Reiterhofs. “Es ging bis über dieses Schild.”
“Aber darüber sprechen die meisten nicht gerne”, sagt sie.

“Wer soll das zahlen?”
Sie behält Recht. Die Menschen, die ich anspreche, werden verschlossen, sobald es um das Hochwasser geht.

Niemand von ihnen gibt zu, die AfD gewählt zu haben. Was ich wieder mehrmals höre, ist: “Das war doch nur Protest. Hundert Prozent. Weil die Menschen unzufrieden mit der Politik sind. Weil sich nichts tut.” Auch bei den Mieten, sagen sie hier.

“Die Mieten in Deggendorf sind viel zu hoch”, sagen mehrere Passanten. “600, 700 Euro für eine winzige Einzimmerwohnung. Wer soll das zahlen?”

Auf meinem Weg zurück zum Bahnhofsviertel komme ich an einem Biergarten vorbei. Als ich sehe, dass sich eine Gruppe älterer Männer angeregt unterhält, setze ich mich dazu. Ich hoffe, dass sich unter ihnen vielleicht ein AfD-Wähler befindet. Auch dort sind die Mieten Thema.

“Ich würde die AfD wieder wählen”
“Willst du wissen, wo ich wohne? Da!” Mein Sitznachbar zeigt mit dem Finger auf ein Fenster über dem Biergarten.

“Ein winziges Zimmer. Mehr kann ich mir hier als Rentner nicht leisten. Nur wegen der Studenten. Da zahlen ja die Eltern. Oder Bafög.”

In Deggendorf werde “ein Studentenwohnheim nach dem anderen” gebaut, für die älteren Menschen aber nichts getan, beschweren sich die Gäste.

Einer der Männer gibt zu, die AfD gewählt zu haben.

“Ich würde sie wieder wählen. Ganz klar.”

“Warum?”

“Na, weil es die einzige Partei ist, die nicht nur rumlabert, sondern unsere Ängste ernst nimmt.”

“Diese Partei lebt von unseren Ängsten. Die wollen uns Angst machen”, korrigiert ihn ein älterer Herr mit Blindenstock.

Der AfD-Wähler zuckt mit den Schultern. “Ich hab keinen Bock darüber zu reden jetzt”, sagt er und nimmt eine großen Schluck Bier.
Er klingt trotzig, so als hätte er sich schon zu oft dafür rechtfertigen müssen, dass er AfD gewählt hat.

“Ach komm doch, die ist jung. Es ist wichtig, dass die jungen Leute wissen, was auf sie zukommt. Sprich mit ihr.”

“Nein”, sagt der AfD-Wähler. “Aber ich geb dir ’nen Rat.”

Er sieht mir ernst in die Augen. “Setz’ dich direkt vor den Bahnhof Deggendorf. Und dann schau dir an, was da für Zeug rumläuft. Dann gruselts dich. Und dann weißt du, warum ich die AfD wähle.”

Ich kann mir vorstellen, was er mit “Zeug” meint.

“Ich war schon am Bahnhof. Da waren ein paar ganz gewöhnliche Menschen, mehr nicht”, sage ich. 

Der AfD-Wähler lacht verbittert.

“Machs einfach. Aber ey, mach es jetzt. Nicht nachts. Und am besten nicht alleine. So als junge Frau.”

“Dann kannst du auch gleich in den Biergarten am Bahnhof gehen. Da findest du ganz viele AfD-Wähler”, sagt der Mann mit der Sehbehinderung tröstend.

Eine verlockende Aussicht.

Mehr zum Thema:  Erste Plenarsitzungen zeigen: Die AfD stellt die Parteien vor ein Problem, mit dem die wenigsten gerechnet hatten

Der Bahnhof in Deggendorf - ein gefährliches Pflaster?
Ich mache das, was der Mann mir geraten hat und setze mich vor den Bahnhof. Die Sonne scheint, hinter mir blühen Blumen, eine Mutter mit zwei lachenden Kleinkindern geht vorbei.

Noch eine Mutter mit Kind, dann ein dunkelhäutiger junger Mann mit Pflastern im Gesicht, dann ein Dunkelhäutiger mit Verband, zwei weitere Dunkelhäutige. Sie nehmen mich gar nicht wahr. Sie sehen aus, als seien sie tief in Gedanken versunken, keine angenehmen Gedanken.
Ich nehme an, dass der AfD-Wähler diese Menschen mit “Zeug” meint. Direkt neben dem Hauptbahnhof in Deggendorf ist das Transitzentrum.

Flüchtlinge aus Sierra Leone werden hier aufgenommen und untersucht. Daher tragen einige Pflaster und Verbände.

“Wir dürfen keine Interviews führen”, sagt mir der Security-Mann am Eingang des Transitzentrums. 

Ich gehe zurück zum Bahnhof, beschließe, es zum Abschluss in der Gaststätte hier zu versuchen. Bisher habe ich schon verschiedene Gründe für das gute Abschneiden der AfD in Deggendorf gefunden. 

Warum die Menschen hier AfD gewählt haben
► Viele der Bewohner sind frustriert. Sie sind unzufrieden mit der Situation in ihrer Stadt und fühlen sich ungerecht behandelt. Zum einen, weil sie finden, dass die Spenden nach dem Hochwasser 2013 unverhältnismäßig verteilt wurden. Zum anderen, weil die Mieten hoch sind und sich selbst viele Rentner nur ein kleines Zimmer statt einer Wohnung leisten können.

► Auch die Ausländerfeindlichkeit und die Wut auf die Flüchtlinge, die so viele Menschen zur AfD treibt, ist hier präsent. Doch habe ich immer noch keinen AfD-Wähler gefunden, der darüber ernsthaft mit mir sprechen wollte. Bis jetzt.

An der Bahnhofsgaststätte finde ich sie endlich, die Männer, die bereit sind, mit mir zu sprechen: Christian und Klaus. Christian wird später sagen, dass er keine vollverschleierte Frau in seinem Bus fahren würde.

“Wir sind keine Nazis, um Gottes Willen”
Christian bestellt gerade ein neues Bier.

“Jetzt schreib aber nicht, dass ich Bier trinke. AfD-Wähler mit Bier in der Hand, das ist total klischeehaft.”

“Gut, dass ich Wasser trinke”, sagt Klaus, 45 Jahre alt, Jeans, Sweatshirt, zwei Ringe im Ohr.

“Du kannst ruhig meinen richtigen Namen schreiben. Ich hab im Leben eh nichts mehr zu verlieren”, sagt er. Seit er drei Bandscheibenvorfälle hatte, gilt Klaus als arbeitsunfähig und lebt von Hartz IV.

“Aber damit das gleich zu Beginn klar ist: Wir sind keine Nazis, um Gottes Willen”, sagt Christian und streicht sich über die Glatze. “Ich weiß genau, wie ihr Journalisten eure Texte schreibt.”

Er räuspert sich.

“Und das Bild wurde immer klarer. Er war ein alter Nazi. Blabla. Kann mir schon vorstellen, was du schreibst.”

“Ich werde einfach das schreiben, was ihr gerade sagt”, erwidere ich.

“Ja ja, genau.”

Klaus sieht mich mit aufgerissenen Augen an.

“Ich verrate dir jetzt was, weil du Journalistin bist”, sagt er. “Uns wird vorgegaukelt, Deutschland wäre ein Staat, aber das stimmt nicht. Wir haben keine Bundesrepublik. Es ist alles eine Lüge.”

Hier habe ich es also auch noch mit einem Reichsbürger zu tun. Klaus holt seinen Ausweis hervor.

Die angebliche Lüge der Bundesrepublik
“Schau mal. Schau! Siehst du das?”, fragt er.

Ich sehe ein nicht sehr vorteilhaftes Foto von Klaus.

Er drückt mir den Ausweis weiter ins Gesicht.

“Siehst du nichts?”

“Äh…”

“Mein Name ist groß geschrieben. Der muss aber klein geschrieben sein. Der Ausweis ist also ein Fake. Weil Deutschland eigentlich keine Ausweise ausstellen sollte. Und jetzt…”

Klaus hält den Ausweis mit der Rückseite in die Sonne.

“Siehst du den Chip? Die Wölbung? Siehst du?”

“Ich sehe den Chip.”

“Dadurch werden wir überwacht. Die ganze Zeit. Wir sind gläserne Menschen.”

Klaus wird immer aufgeregter, kommt mir mit seinem Gesicht immer näher und erzählt, was er angeblich herausgefunden hat.
Er erklärt, dass Deutschland kein legitimer Staat sei, weil der SPD-Politiker Carlo Schmid – der als einer der Väter des Grundgesetzes gilt – 1949 unterschrieben habe, dass in Deutschland kein Staat entstehen dürfe. Deshalb sei das Grundgesetz ungültig. Deutschland solle schon bald vernichtet werden. Denn: “Deutschland existiert gar nicht”, behauptet Klaus.

Ein typisches Argument der Reichsbürger. Ich sage nichts.

“Ich musste das auch erst mal verdauen, als ich das erfahren habe”, sagt Klaus verständnisvoll. “Was meinst du, was los ist, wenn alle in Deutschland das wissen, was du jetzt weißt.”

Dann halten alle Klaus für verrückt, denke ich.

Gewählt habe er nur einmal, mit 18, sagt Klaus. Dann habe er gemerkt, dass seine Stimme eh nichts bringt und nie wieder gewählt.

Wo der Reichsbürger dem AfD-Wähler Recht gibt
Mit ihm zu diskutieren, erscheint mir hoffnungslos. Er lässt mich nicht ausreden, sagt, dass ich ihm nicht zuhören würde. Dabei tue ich nichts anderes. 

Die Ansichten der AfD-Wähler teilt er offensichtlich. Er stimmt Christian in allem zu.

Die beiden befürchten, dass aus Deutschland ein islamischer Staat wird.

“In vielen Jahren musst du wahrscheinlich ein Kopftuch tragen”, prophezeien sie mir.

“Das glaube ich kaum”, sage ich.

Sie sehen mich mitleidig an.

“Hast du nicht verstanden, was ich dir erklärt habe?”, fragt mich Klaus wie ein strenger Lehrer.

Er erklärt mir erneut, warum Deutschland seiner Meinung nach kein Staat sei. “Deshalb können wir ganz leicht unterdrückt, also auch zu einem Islamischen Staat werden”, sagt Klaus.

“Ich bestelle mir erstmal noch ein Bier”, verkündet Christian. “Aber schreib das nicht, ich will ja nicht wie der Klischee-AfDler rüberkommen.”

Christian bestellt noch ein Bier.

Der Witz über die Türken
“Schreib was Lustiges. Die Türken dürfen ja jetzt schon Messer bei sich tragen”, sagt Christian.

“Wo bei sich tragen?”, schiebt er als Frage hinterher. “Zwischen den Rippen.”

Er lacht grölend. “Ach komm, das war doch witzig!” 

Ich finde es nicht witzig. “Deine Freunde wählen auch alle die AfD, oder?”, frage ich ihn. 

“Ich glaube alle, die in meinem Haus wohnen, haben die AfD gewählt”, sagt Christian. “Und das werden nicht weniger AfD-Wähler in Deggendorf. Ganz im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, es werden mehr. In meinem Freundeskreis jedenfalls.”

Er erzählt, dass er viele russisch-deutsche Freunde habe, die im selben Haus leben und “noch viel krasser” seien als er. Und er wohnt in St. Martin – dem Viertel Deggendorfs, in dem die meisten Menschen ihr Kreuz für die AfD gesetzt haben.

Die Rechtspopulisten und die Russlanddeutschen
Vermutlich waren viele Russlanddeutsche darunter.  In der Grundschule St. Martin, in der das Wahllokal mit den meisten AfD-Stimmen war, sprechen 91 von 285 Schülern Russisch neben Deutsch als Muttersprache.

► Ein weiterer Grund, der die vielen Stimmen für die AfD erklären könnte. Die Partei hat ihre Wahlkampagnen stark auf die Russlanddeutschen ausgerichtet.

Viele Russlanddeutsche sind der Meinung, dass die eigenen konservativen Werte in Deutschland nicht mehr gefragt sind, wie Traditionen oder der christliche Glaube. Hinzu kommt, dass russische Medien immer wieder Verschwörungstheorien, beispielsweise über Merkel, verbreiten, die der AfD in die Hände spielen.
Auch Wut über die anderen Parteien scheint der Grund zu sein. Und nach wie vor die Fremdenfeindlichkeit.

Als ich meine neuen Bekannten frage, ob sie nicht auch glauben, dass Einwanderung Vorteile haben könne, lachen sie mich laut aus.

Die Flüchtlinge würden uns doch nur Geld kosten, wir dafür aber nichts zurückbekommen, sagen sie.

“Die bekommen Smartphones und ich darf mir mit Hartz IV nicht mal einen Hund kaufen!”, sagt Klaus. 

Wenn die Realität schlimmer ist als jedes Klischee
Sie fahren fort, dass sie ja nichts gegen Ausländer hätten, die vor Krieg fliehen, aber gegen die, die aus wirtschaftlichen Gründen kommen.

“Wir nehmen die einfach alle auf. Aber wir dürfen als Deutsche nicht das Gefühl haben, wir müssten das wieder gut machen, was Hitler verbrochen hat”, sagt Klaus. “Der wurde herangezüchtet. Der war auch nicht immer so. Hätte der nicht sogar heute Geburtstag gehabt?”

“Nein, morgen”, sagt Christian.

“Ja, stimmt.”

“Schreib das nicht auf”, sagt Christian zu mir.  “Das wirkt wieder so klischeehaft.”

Es klingt tatsächlich klischeehaft. Aber manchmal ist die Realität noch viel schlimmer als jedes Klischee, merke ich. Wie viel Bier AfD-Wähler trinken, ist mir egal. Aber dass sie menschenfeindliche Witze reißen, Menschen anderer Nationalitäten aufs Übelste beschimpfen und verachten, und dabei doch immer meinen, im Recht zu sein – das erschreckt mich.

Christian wäre sogar bereit dafür, seinen Job aufzugeben, nur um keine vollverschleierte Frau in seinen Bus lassen zu müssen. Und diese Ansichten finden sie völlig normal, verkünden sie fröhlich, im Biergarten bei Sonnenschein im niederbayerischen Deggendorf.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3182 am: 23. April 2018, 11:11:46 »

Noch zu Ostritz:


Zitat
Ostritz ohne Randale geeint gegen Rechts
Der Spuk ist vorüber, eine Kleinstadt atmet auf. Die Bürger wehrten sich geeint gegen Neonazis. Schwierig war, das Alkoholverbot durchzusetzen.
Von Nina Monecke
erschienen am 22.04.2018

Ostritz. Statt Krawallen hat die Stadt Ostritz an der deutsch-polnischen Grenze am Wochenende das Bild eines vereinten Widerstands gezeigt. Anders als von einigen Bewohnern befürchtet, verliefen die Proteste gegen das Neonazi-Festival "Schild und Schwert" friedlich.

Spoiler
Die Festivalteilnehmer selbst ließen zunächst auf sich warten - bis zu 1000 Rechte sollten anreisen, und mindestens genauso viele Gegendemonstranten. Immer nur kurz öffneten die Ordner das Tor zum Gelände am Gasthof Neißeblick in Ostritz. Anreisende Pkw und Caravans passierten, danach war wieder nichts zu sehen, außer großer NPD-Banner mit dem Schriftzug "Kindergärten statt Asylheime". Die Stadt mit 2400 Einwohnern wirkte am Freitag noch wie ausgestorben: leere Straßen, zugezogene Vorhänge, "Geschlossen"-Schilder in den Schaufenstern von Geschäften.

Ein älterer Mann goss in einem der nahe gelegenen Gärten seine Blumen. "Katastrophal, dass so etwas in unserem Staat möglich ist", sagte er mit Blick auf das Neonazi-Festival. "Konnte man das denn nicht verbieten?" Nein, sagen das Landratsamt und die Polizei der Stadt Görlitz. Denn das Festival wurde als politische Versammlung angemeldet und ist damit durch das Grundgesetz geschützt. Anmelder Thorsten Heise ließ die Journalisten am Freitagabend für eine halbe Stunde auf das Gelände. "Das wird legendär", kündigte der Thüringer NPD-Chef an, während er an Bühne und Ständen mit Fanartikeln vorbeiführte. An einem Wagen hing eine große Fahne der Arischen Bruderschaft, darunter zwei gekreuzte Handstabgranaten. Dasselbe Symbol fand sich auch auf den T-Shirts des Sicherheitsdienstes. Es wurde noch am Samstag ein Fall für die Staatsanwaltschaft: Sie ermittelt wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen. Die Polizei beschlagnahmte T-Shirts und Banner mit dem Logo des für seine Kriegsverbrechen berüchtigten "SS-Sonderkommando Dirlewanger".

Für Diskussionen sorgte immer wieder das verhängte Alkoholverbot und die Frage, wie es durchgesetzt werden soll. Denn die Kampfsportschau und die Tattoo-Convention auf dem Festivalgelände waren nicht Teil der Versammlung, das Trinken von Alkohol hier deshalb erlaubt. Die Verantwortung liege zunächst beim Versammlungsleiter, sagte Polizeisprecher Thomas Knaup. Die Polizei werde aber regelmäßig kontrollieren. Am Samstag waren jedoch immer wieder größere Gruppen Rechter, angetrunken und mit Bierflaschen in der Hand, im Stadtgebiet zu beobachten. Sie trugen ihre Vorräte vom örtlichen Supermarkt zum Festivalgelände. Dabei hatte die Versammlungsbehörde zuvor das Alkoholverbot noch auf das gesamte Festival ausgeweitet.

Einige Teilnehmer der Gegenveranstaltung "Rechts rockt nicht" versuchten daraufhin am Samstagnachmittag einen Durchgang vom Supermarkt zum Festival zu versperren. Es kam zu verbalen Auseinandersetzungen, die Polizei trennte die beiden Gruppen. Zuvor war es zu Provokationen durch rechte Festivalteilnehmer am Rande der Gegenveranstaltung "Rechts rockt nicht" gekommen.

50 Meter weiter fand auf dem Markt ein Friedensfest statt. 3000 Besucher sollen es laut Veranstalter am gesamten Wochenende gewesen sein. "Widerstand gegen Nazis ist nicht Sache kleiner linker Gruppen", sagte Michael Schlitt vom Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal. In Ostritz wehrten sich Menschen aus der Region, ein breites gesellschaftliches Bündnis sei dafür zusammengekommen. Vier weitere Gegenveranstaltungen gab es am Wochenende, darunter je eine der Landtagsabgeordneten der Linken, Juliane Nagel und Mirko Schultze, sowie zwei Fahrraddemos des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Michael Schlitt bedauerte, dass sich die Linkspartei und die Initiative "Rechts rockt nicht" nicht dem Friedensfest angeschlossen haben. Seine Befürchtung: Deren Veranstaltung ziehe Linke aus anderen Teilen Deutschlands an, die eher zu Gewalt neigen. Sascha Elser, Sprecher der Initiative "Rechts rockt nicht", sah das anders. "Viele von uns sind aus der Region, aus dem ländlichen Raum oder zum Beispiel aus Themar angereist. Und das ausdrücklich in Solidarität mit den Ostritzern."

Im thüringischen Themar fand im vergangenen Jahr ein Neonazi-Konzert mit 6000 Teilnehmern statt. Neben dem bürgerlichen Protest auf dem Markt auch explizit politisch Widerstand zu zeigen, sei laut Elser doch unproblematisch. Wie die Polizei mitteilte, beschränkten sich die Konflikte zwischen Rechten und Linken letztlich im Wesentlichen auf verbale Auseinandersetzungen.

Den linken Widerstand lobte auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in seiner Eröffnungsrede. Alle, die in seiner Heimat einen Beitrag zum friedlichen Protest gegen Nazis leisten, sollten zusammenhalten. Kretschmer hatte ausgerechnet in diesem Landkreis bei der letzten Bundestagswahl sein Mandat an einen AfD-Mann verloren.

Bei einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag zeigten sich dann auch Michael Schlitt und die Parteien des Görlitzer Kreistages geeint. Protest in einer solchen Dimension habe es so noch nicht gegeben, betonten die Abgeordneten von CDU, SPD, Grünen und Linke. Lediglich der Stuhl für Tino Chrupalla (AfD) blieb leer. Der Görlitzer Kreisverband seiner Partei hatte kürzlich noch vergeblich gefordert, die Gegenveranstaltungen um eine Woche zu verschieben - zum Schutz der Ostritzer vor Eskalationen.
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https://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/SACHSEN/Ostritz-ohne-Randale-geeint-gegen-Rechts-artikel10189493.php?utm_campaign=Echobox&utm_medium=Social&utm_source=Facebook
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 

Offline Gutemine

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3183 am: 23. April 2018, 16:52:46 »
Mal wieder ein voller Erfolg für einen Siegburger "GEZ-Verweigerer", der dank Akzeptanzschreiben und Rechnungen nun zusätzlich 30 x 30 Euro zahlen darf. Da ist er ziemlich billig mit weggekommen.

Spoiler
Prozess in Siegburg
Versuchte Erpressung im Stil der „Reichsbürger“

Siegburg. Niederkasseler will Rundfunkgebühren nicht zahlen und droht einem Vollziehungsbeamten. Amtsgericht verurteilt Angeklagten zu einer Geldstrafe
Von Hanjo Wimmeroth, 23.04.2018

. 30 Tagessätze zu je 30 Euro war das Verhalten eines Niederkasslers dem Richter Herbert Prümper wert. Mit seinem Urteil blieb das Gericht knapp unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die 40 Tagessätze zu je 40 Euro gefordert hatte. Einer versuchten Erpressung war der Niederkasseler schuldig gesprochen worden.

Mitte vergangenen Jahres hatte der Mann einen Rundfunkgebührenbescheid erhalten, den er zunächst nicht zahlte. Nach Fristablauf und vergeblicher Mahnung erschien bei dem Angeklagten ein Vollziehungsbeamter der Stadt Niederkassel, um die ausstehenden Gebühren einzutreiben. Im Garten der Wohnung des Angeklagten fing der nun an, den Vollstreckungsbeamten zu filmen. „Zu seiner eigenen Sicherheit“ habe er die Videoaufnahmen gemacht, erklärte der Angeklagte. Denn niemand habe auf seine Beschwerden reagiert, weil er die Gebühren nicht zahlen wollte. Der Beamte war gegen die Filmerei und rief die Polizei. „Welches Gesetz zwingt mich zur GEZ?“ fragte der Angeklagte immer wieder.

Jedenfalls forderte der Niederkasseler nachdrücklich von dem Beamten „notariell beglaubigte“ Schreiben und Urkunden, dass die Stadt überhaupt berechtigt sei, Gebühren einzutreiben, zweifelte die Rechtmäßigkeit der Gebühren an sich an, die eine Firma – gemeint war der WDR als öffentlich-rechtliche Anstalt – erhebe. So brach der Beamte seine Aufgabe zunächst ab und kehrte 14 Tage später wieder mit gleichem Ansinnen zurück.

Nun erhielt der Beamte ein mit „Akzeptanz“ tituliertes Schreiben, in dem allerlei Forderungen erhoben wurden, die darin gipfelten, der Beamte habe bei Verstoß gegen dieses „Regelwerk“ 500 000 Euro an den Angeklagten zu zahlen und die Stadt Niederkassel gleich fünf Millionen Euro. Zudem fügte er dem Schreiben noch „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ mit einem Gebührenkatalog bei. Prümper versuchte immer wieder, dem Angeklagten zu erklären, dass öffentliche Gebührenbescheide immer zu bezahlen sind, um die Handlungsfähigkeit öffentlicher Einrichtungen zu gewährleisten. Da zeigte der Angeklagte wenig Einsicht, was den Richter hörbar verärgerte.

Die Staatsanwaltschaft erklärte schließlich, er habe gegenüber dem Vollstreckungsbeamten eine „Drohkulisse“ aufgebaut und ihm einen „Gebührenbescheid“ über 130 Euro wegen eines Verstoßes gegen die selbst erfundenen Geschäftsbedingungen zugeschickt. Der Beamte erklärte als Zeuge, er habe sich bedroht gefühlt und regelrecht Angst gehabt, weil der ganze Vorgang im Stile sogenannter „Reichsbürger“ verfasst war.

Wegen der Filmerei wurde der Angeklagte freigesprochen, aber für den Versuch, den Vollstreckungsbeamten mittels der „Akzeptanz“ zu drängen, die Vollstreckung einzustellen, gab es dann die Strafe von 30 Tagessätzen zu je 30 Euro wegen versuchter Erpressung.
[close]
http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/sieg-und-rhein/siegburg/Versuchte-Erpressung-im-Stil-der-%E2%80%9EReichsb%C3%BCrger%E2%80%9C-article3836909.html
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3184 am: 23. April 2018, 16:55:42 »
Die Reichsdeppen-Variante des "Endsiegs".  ;D
Zyniker, der - Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung Dinge sieht, wie sie sind, statt wie sie sein sollten.
Wörterbuch des Teufels - Ambrose Bierce
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3185 am: 23. April 2018, 18:25:35 »
Auch in Württemberg gibt es erstaunliche Erkenntnisse:


Zitat
   Waiblingen   
Reichsbürger im Staatsdienst   
ZVW/Peter Schwarz,  24.04.2018 - 00:00 Uhr

   

Waiblingen/Stuttgart. Sogenannte „Reichsbürger“ arbeiten offenbar auch im öffentlichen Dienst des Landes Baden-Württemberg – das legt eine Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der grünen Landtagsabgeordneten Willi Halder und Petra Häffner nahe.
Spoiler
Gibt es Reichsbürger im öffentlichen Dienst? Die Frage klingt zunächst abwegig, da Leute aus dieser Szene ja die Bundesrepublik gar nicht als legitimen Staat akzeptieren und deshalb oft Steuern oder Bußgelder nicht bezahlen und Gerichtsbeschlüsse oder Verwaltungsentscheidungen ablehnen. Oder, mit den Worten des grünen Landtagsabgeordneten Willi Halder: „Wie kann ich mir von einem Staat, den ich nicht anerkenne, mein Geld zahlen lassen?“ Das sei doch „psychopathisch“. Aber siehe: „Derzeit sind sechs Personen in Baden-Württemberg bekannt, die im öffentlichen Dienst beschäftigt sind bzw. waren und bei denen der Verdacht einer Zugehörigkeit zur ,Reichsbürgerbewegung’ besteht.“ Dies schreibt das baden-württembergische Innenministerium auf die Kleine Anfrage der beiden Grünen Halder, Winnenden, und Häffner, Schorndorf. Mit einem zehn Punkte umfassenden Fragenkatalog hatten sie sich an die Landesregierung gewandt.

Reichsbürger im Staatsdienst – dazu fügt sich eine jüngst im „Spiegel“ erschienene Meldung: Bundesweit gehe der Verfassungsschutz von einer „im hohen zweistelligen Bereich liegenden Zahl von Verdachtsfällen“ aus. Allein bei der bayrischen Polizei „laufen gegen elf mutmaßliche Reichsbürger in Uniform Disziplinarverfahren“, bei der Bundespolizei gebe es sieben Verdächtige, bei der Bundeswehr zwölf und einen gar beim Bundesnachrichtendienst.


Die Situation im Rems-Murr-Kreis

Ansonsten belegt die Antwort des Landes-Innenministeriums vor allem eines: Das Reichsbürger-Dunkelfeld ist bislang nicht wirklich ausgeleuchtet. „Erst seit November 2016“ werde das Milieu „vom Verfassungsschutzverbund als Beobachtungsobjekt bearbeitet“, das Landesamt für Verfassungsschutz befinde sich „gegenwärtig noch in der Phase der Datenerhebung“, zur Situation im Rems-Murr-Kreis gebe es noch „keine validen Zahlen“. Willi Halder kommentiert: „Es ist allerhöchste Zeit gewesen, dass der Verfassungsschutz sich der Sache mal annimmt.“

Das „Personenpotenzial in Baden-Württemberg“ liege bei „2500“, heißt es in der Antwort des Innenministeriums. Wobei Halder ergänzt: Hinter den Kulissen höre er, dass die „Zahl offensichtlich viel höher“ und die offizielle Schätzung konservativ gehalten sei.
Eine gefährliche Szene

Dass die – ob ihrer schrägen Theorien oft belächelte – Szene gefährlich ist, lässt sich seit geraumer Zeit nicht mehr von der Hand weisen: Im Oktober 2016 schoss ein Reichsbürger im Bayrischen auf Polizisten, weil er fand, er sei berechtigt, sein „Staatsgebiet“ mit „Blut, Eisen und Feuer“ zu verteidigen, tötete einen Beamten und verletzte zwei weitere. Und im Januar berichtete das Magazin Focus unter Berufung auf Verfassungsschützer aus den östlichen Bundesländern: Es gebe Pläne zum „Aufbau einer eigenen Armee“. Auch das baden-württembergische Innenministerium geht von einer „hohen Gewaltbereitschaft“ aus; wenngleich bei uns „konkrete Bestrebungen zur Gründung von bewaffneten Milizen bisher nicht festgestellt“ wurden. Beruhigende Nachricht: Im Rems-Murr-Kreis gab es drei Reichsbürger, „die über eine waffenrechtliche Erlaubnis verfügt haben“ – alle drei „Erlaubnisse wurden bereits widerrufen“.

Im Kreis seien im Jahr 2017 „fünf politisch motivierte Straftaten“ von Reichsbürgern verzeichnet worden, es ging um Beleidigung, Volksverhetzung, Verleumdung und Urkundenfälschung, in der Regel im Streit mit Mitarbeitern von Behörden und öffentlichen Einrichtungen. Dass Reichsbürger auch an Rems und Murr „durchaus auffällig“ sind, war für Halder und seine grüne Fraktionskollegin Petra Häffner Auslöser, diese Anfrage zu formulieren.
Remshalden: Ein Reichsbürger als Bürgermeisterkandidat

Besonders befremdlich findet Halder, dass in Remshalden Axel Fischer als Bürgermeisterkandidat auftritt, der früher auf Facebook geschrieben haben soll, die „BRD“ sei eine „Verwaltungs-Einheit der aus Zion ferngesteuerten Alliierten“. Halder dazu: „Dass sich so jemand überhaupt um ein öffentliches Amt bewerben kann, halte ich für absolut unterirdisch.“

Ferngesteuert aus Zion: Der Tonfall stehe in der Tradition der „Protokolle der Weisen von Zion“, betont Halder. Dieses Machwerk wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom russischen Geheimdienst fabriziert, um Juden als Sündenböcke abzustempeln und Pogrome gegen die Minderheit zu rechtfertigen. Diese Pseudo-„Protokolle“, die sich lasen wie die Niederschrift eines jüdischen Geheimtreffens zur Erlangung der Weltherrschaft, wurden bereits in den 20er Jahren als Fälschung entlarvt – was an ihrem hartnäckig nachwirkenden Einfluss nichts ändert. Bis heute werden sie immer wieder als „Beweis“ einer angeblichen jüdischen oder „zionistischen“ Weltverschwörung herangezogen. Hitler berief sich auf die „Protokolle“ ebenso wie die palästinensische Organisation „Hamas“ oder der AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon.


Reichsbürger im Rems-Murr-Kreis

Menschen, die im Stile der „Reichsbürger“-Bewegung argumentieren und aufbegehren, fallen im Rems-Murr-Kreis seit Jahren immer wieder auf. Beispiele:

Sechs Polizeibeamte, zwei Hundestaffeln, ein Schlüsseldienst und ein Krankenwagen mussten im Jahr 2012 ausrücken, um einen Reichsbürger zu einer Gerichtsverhandlung wegen Beleidigung herbeizuschaffen. Im Saal erklärte der Mann die Bundesrepublik zu einem „staatssimulierenden Gewerbebetrieb“.

Im August 2016 in Korb wiedersetzte sich ein Autofahrer einer Polizeikontrolle, fuhr los, schleifte einen Polizisten mit und hielt erst an, als ein anderer Beamter auf den Reifen schoss. Das Amtsgericht Waiblingen verurteilte den 61-Jährigen zu vier Monaten auf Bewährung.

Im Februar 2018 wurde ein bereits polizeibekannter 57-Jähriger bei einer Verkehrskontrolle angehalten, weil der dringende Verdacht bestand, dass der Mann mal wieder ohne Führerschein unterwegs sei. Der mutmaßliche Reichsbürger habe, wie die Polizei berichtete, „bei laufendem Motor sämtliche Anweisungen der Beamten“ ignoriert, weder die Tür geöffnet noch seine Papiere herausgerückt und „sein zunächst teilweise geöffnetes Seitenfenster nach und nach weiter zu“ gekurbelt. Um eine Flucht zu vermeiden, legte die Polizei „einen Stoppstick“ vor das Auto. Nun habe der Mann zwar die Tür geöffnet, sich aber „im Auto festgekrallt“ und habe herausgezerrt werden müssen. Sein Wagen wurde „von einem Abschleppunternehmen entfernt“.
[close]

https://www.zvw.de/inhalt.waiblingen-reichsbuerger-im-staatsdienst.3186ecc1-a039-4c17-afae-79b7f127c173.html
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3186 am: 24. April 2018, 07:02:48 »
@Reichsschlafschaf

Bei den Betrügern aus Dillingen tippe ich eher auf "Das Deutsche Reich" von Lorenz bzw. die Mischpoke die sich hinter Weinmann gesammelt hat. Wirklich "gute Ausweise" hat aber vor allem Lorenz mit seiner "Reichsdruckerei".

Vice bringt die Sache heute:

Zitat
Reichsbürger
Reichsbürger sollen andere Reichsbürger um 124.000 Euro erleichtert haben
Offenbar nutzten sie ein veraltetes Alliertengesetz, um ihre Opfer abzuzocken.

Spoiler
Wenn ich einfach so tue, als ob es eine Regel nicht gibt, kann sie mich auch nicht treffen: Diese Denkweise haben die meisten von uns spätestens mit der Einschulung abgelegt. Drei Männer aus dem Landkreis bayrischen Dillingen, die sich mit der "Reichsbürger"-Bewegung identifizieren sollen, haben da offenbar Nachholbedarf – und stehen deshalb am Freitag vor dem Augsburger Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, zehn Gleichgesinnte abgezockt zu haben, indem sie absurde Gebühren von Hausbesitzern erhoben und Ausweise für andere "Selbstverwalter" bastelten. Und da Reichsbürger offenbar an alles glauben, außer an die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland, fielen sie auf die Masche rein.

Die Betrüger sollen behauptet haben, Deutsche dürften gar keine Wohnungen oder Häuser besitzen. Das begründeten sie laut Süddeutscher Zeitung mit einem ihrer Meinung nach immer noch gültigen Alliiertengesetz. Die Immobilien ihrer Opfer wären deshalb verloren, sollte die aus ihrer Sicht unrechtmäßige BRD irgendwann untergehen. Nur wenn sie eine 8.000-Euro-Gebühr zahlen, könne dieses Fiasko umgangen werden. Angeblich machten die Betrüger so innerhalb von vier Jahren 123.650 Euro. Wie ein Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft gegenüber VICE bestätigte, handelte es sich bei den Geschädigten aber nicht um demente Senioren, sondern um Immobilienbesitzer mittleren Alters. Sowohl Opfer als auch Täter haben laut Sprecher im weitesten Sinne etwas mit der Reichsbürger-Szene zu tun, jedoch sei es schwierig, dazu eine eindeutige Aussage zu treffen.

Derzeit geht der Bundesverfassungsschutz in Deutschland von 16.600 Reichsbürgern aus – über 50 Prozent mehr als im Januar 2017. Sie erkennen die BRD nicht als souveränen Staat an und glauben weiterhin an die Grenzen und die Verfassung des Deutschen Reichs. Deshalb halten sie sich weder an die Gesetze der BRD, noch respektieren sie ihre Gerichte oder Behörden.

Da ist es nur konsequent, dass viele Reichsbürger ihre Personalausweise wegwerfen und sich stattdessen mit Papieren des Deutschen Reichs ausweisen. Blöd nur, dass es die offiziell gar nicht gibt. Viel Nachfrage, wenig Angebot – eine perfekte Marktlücke. Das scheinen sich zwei der drei Angeklagten gedacht zu haben. Ihnen wird zusätzlich vorgeworfen, Reichsbürger-Ausweise hergestellt und verkauft zu haben. Dafür fanden sie immerhin fünf Abnehmer und machten 150 Euro. Auch wenn man stutzig werden könnte, wenn irgendwo das "Deutsche Reich" als Behörde angegeben wird, sollen die Abnehmer der Pässe es laut Süddeutscher Zeitung geschafft haben, mit ihren Fantasiepässen Behörden im Ausland zu täuschen.

Da Gesetzlosigkeit und Waffen im Reichsbürger-Weltbild gut zusammen passen, fand die Polizei während der Wohnungsdurchsuchungen noch 60 Patronen bei einem der Angeklagten. Für die soll er keine waffenrechtliche Erlaubnis gehabt haben – zumindest nicht von einer Behörde, die auch wirklich existiert.
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https://www.vice.com/de/article/gym9wy/reichsburger-sollen-andere-reichsburger-um-124000-euro-erleichtert-haben
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3187 am: 24. April 2018, 09:34:33 »
Ich weiss...kein ReichiBezug aber ein, wie ich finde, wichtiger und richtiger Beschluss

Im Fall der "Sharia Police" wurden im November 2016 die Angeklagten vom Landgericht Wuppertal freigesprochen mit Verweis auf das Versammlungsgesetz.
Dieses Urteil hat der BGH jetzt mit Hinweis auf das Uniformverbot aufgehoben und weil
"...und sich seine Schlussfolgerungen teilweise auch in Widerspruch zu den getroffenen Feststellungen setzen..."

http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&Datum=Aktuell&Sort=12288&Seite=1&nr=80583&linked=pm&Blank=1
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3188 am: 24. April 2018, 12:13:10 »
Wen wundert's?


Zitat
Schwerin (ots) - Die Politisch motivierte Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern war im Jahr 2017 durch folgende wesentliche Eckwerte gekennzeichnet:

   -   Rückgang der Gesamtfallzahlen Politisch motivierte Kriminalität
von 1.762 Delikten auf 1.417 Delikte (- 19,6 %)

- Deutlicher Rückgang der Straftaten im Phänomenbereich "Links" um 53,7 %

   -   Anstieg der Gewaltdelikte im Phänomenbereich "Rechts" um 6,3 %

   -   Fremdenfeindlichkeit bildet einen Schwerpunkt


https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/108531/3924538
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3190 am: 24. April 2018, 20:06:45 »
Wen wundert's?


Zitat
Schwerin (ots) - Die Politisch motivierte Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern war im Jahr 2017 durch folgende wesentliche Eckwerte gekennzeichnet:

   -   Rückgang der Gesamtfallzahlen Politisch motivierte Kriminalität
von 1.762 Delikten auf 1.417 Delikte (- 19,6 %)

- Deutlicher Rückgang der Straftaten im Phänomenbereich "Links" um 53,7 %

   -   Anstieg der Gewaltdelikte im Phänomenbereich "Rechts" um 6,3 %

   -   Fremdenfeindlichkeit bildet einen Schwerpunkt


https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/108531/3924538

Wundervoll, gilt sowas dann als "Erfolg"? Diese alte Statistikersache, Kopf im Eisfach, Füße in Flammen, im Mittel angenehme Temoeratur? :facepalm:
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In wenigen Wochen haben wir H. in die Ecke gedrängt dass er quietscht!
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3192 am: 25. April 2018, 06:49:31 »
Winnenden
Angeklagter will kein Reichsbürger sein

Spoiler
Zitat
Winnenden/Waiblingen. Ein Rentner aus Winnenden hat einen Gerichtsvollzieher aus dem Schlafzimmer geschubst, in dem seine Frau schlief. Darf er das? Vor Gericht verteidigt er sich unter anderem mit dem Argument, er habe die Würde seiner Frau schützen müssen.

Ob er damit durchkommt, wird sich in den nächsten Wochen bei der Fortsetzung der Verhandlung zeigen. Die Staatsanwältin nennt das Vorgehen des Angeklagten Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Der Rentner aus einem Winnender Mehrfamilienhaus schwelgt in Paragrafen und Grundsatzurteilen, mag juristische Finten und Spitzfindigkeiten, belehrt gelegentlich seine Anwältin in rechtlichen Angelegenheiten.

„Zum Schutz der Würde meiner Frau"
Dass der Angeklagte den Gerichtsvollzieher damals nicht ins Schlafzimmer ließ, begründete er so: „Zum Schutz der Würde meiner Frau sollte er das Schlafzimmer nicht betreten.“ Der Gerichtsvollzieher hatte den Rentner am 11. Februar 2017 verhaften wollen.

Und dafür habe der Gerichtsvollzieher die Voraussetzungen nicht erfüllt, findet der Angeklagte. Er habe sich nicht korrekt vorgestellt, nicht ordentlich ausgewiesen, die Vorwürfe gegen den Angeklagten seien nicht klar dargestellt.

Der Rentner untermauerte alle seine Vorwürfe gegen den Gerichtsvollzieher mit Paragrafen und Urteilen, führte letztlich alles auf das geltende Grundgesetz zurück und betonte, dass er schon alleine deshalb kein Reichsbürger sein könne.

"Der Redakteur hat mich diffamierend und beleidigend als Reichsbürger bezeichnet"
Auf den ersten Zeitungsartikel über seinen Prozess reagierte er empört: „Die Bezeichnung meiner Person als Reichsbürger ist absurd ... Der Redakteur hat mich diffamierend und beleidigend als Reichsbürger bezeichnet ... Ich habe Rechte, die im Grundgesetz verankert sind, und diese Rechte fordere ich ein ... Der Redakteur sollte sich für die Zukunft im Klaren sein, wann ein Bürger ein Reichsbürger ist.“

So eifrig er sich in diesem Fall vom Reichbürgertum distanzierte – es gefielen ihm doch einige andere Passagen aus dem Zeitungsartikel so sehr, dass er sie vor Gericht als Beweise verwenden möchte. Man könne auch den Redakteur als Zeuge befragen. Zu alldem sagte Richter Dautel nichts.

Verhandlung wird fortgesetzt
Die Verhandlung dauerte zwei Stunden und bestand überwiegend aus Monologen des Angeklagten. Weil Richter Dautel dann den nächsten Prozess im Terminkalender hatte, unterbrach er die Sitzung. Sie wird in einigen Wochen fortgesetzt.
[close]
https://www.zvw.de/inhalt.winnenden-angeklagter-will-kein-reichsbuerger-sein.f6b750a5-49c4-4da2-8dcc-272d7d3d4e7c.html
« Letzte Änderung: 25. April 2018, 06:57:02 von Schnabelgroß »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3193 am: 25. April 2018, 06:52:33 »
Winnenden
Angeklagter will kein Reichsbürger sein

Spoiler
Zitat
Winnenden/Waiblingen. Ein Rentner aus Winnenden hat einen Gerichtsvollzieher aus dem Schlafzimmer geschubst, in dem seine Frau schlief. Darf er das? Vor Gericht verteidigt er sich unter anderem mit dem Argument, er habe die Würde seiner Frau schützen müssen.

Ob er damit durchkommt, wird sich in den nächsten Wochen bei der Fortsetzung der Verhandlung zeigen. Die Staatsanwältin nennt das Vorgehen des Angeklagten Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Der Rentner aus einem Winnender Mehrfamilienhaus schwelgt in Paragrafen und Grundsatzurteilen, mag juristische Finten und Spitzfindigkeiten, belehrt gelegentlich seine Anwältin in rechtlichen Angelegenheiten.

„Zum Schutz der Würde meiner Frau"
Dass der Angeklagte den Gerichtsvollzieher damals nicht ins Schlafzimmer ließ, begründete er so: „Zum Schutz der Würde meiner Frau sollte er das Schlafzimmer nicht betreten.“ Der Gerichtsvollzieher hatte den Rentner am 11. Februar 2017 verhaften wollen.

Und dafür habe der Gerichtsvollzieher die Voraussetzungen nicht erfüllt, findet der Angeklagte. Er habe sich nicht korrekt vorgestellt, nicht ordentlich ausgewiesen, die Vorwürfe gegen den Angeklagten seien nicht klar dargestellt.

Der Rentner untermauerte alle seine Vorwürfe gegen den Gerichtsvollzieher mit Paragrafen und Urteilen, führte letztlich alles auf das geltende Grundgesetz zurück und betonte, dass er schon alleine deshalb kein Reichsbürger sein könne.

"Der Redakteur hat mich diffamierend und beleidigend als Reichsbürger bezeichnet"
Auf den ersten Zeitungsartikel über seinen Prozess reagierte er empört: „Die Bezeichnung meiner Person als Reichsbürger ist absurd ... Der Redakteur hat mich diffamierend und beleidigend als Reichsbürger bezeichnet ... Ich habe Rechte, die im Grundgesetz verankert sind, und diese Rechte fordere ich ein ... Der Redakteur sollte sich für die Zukunft im Klaren sein, wann ein Bürger ein Reichsbürger ist.“

So eifrig er sich in diesem Fall vom Reichbürgertum distanzierte – es gefielen ihm doch einige andere Passagen aus dem Zeitungsartikel so sehr, dass er sie vor Gericht als Beweise verwenden möchte. Man könne auch den Redakteur als Zeuge befragen. Zu alldem sagte Richter Dautel nichts.

Verhandlung wird fortgesetzt
Die Verhandlung dauerte zwei Stunden und bestand überwiegend aus Monologen des Angeklagten. Weil Richter Dautel dann den nächsten Prozess im Terminkalender hatte, unterbrach er die Sitzung. Sie wird in einigen Wochen fortgesetzt.
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https://www.zvw.de/inhalt.winnenden-angeklagter-will-kein-reichsbuerger-sein.f6b750a5-49c4-4da2-8dcc-272d7d3d4e7c.html

Das ist Hans-Joachim Zimmer. Findet man hier oft, vor allem in der youtube-Ablage, aber auch hier:
https://forumzwo.sonnenstaatland.com/index.php?topic=3682.15
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #3194 am: 25. April 2018, 14:54:54 »
Rechtsextrem ist kein Problem, aber Steuern nicht zahlen, geht gar nicht!
Selbst Al Capone hat man so drangekriegt und der war um einiges "wichtiger":

Zitat
Razzia bei rechtsextremem Thüringer Konzertveranstalter
Wegen des Verdachts, Konzerteinnahmen nicht korrekt versteuert zu haben, sind zwei Rechtsextremisten ins Visier der Steuerfahndung geraten – unter anderem in Kloster Veßra.
25. April 2018 / 13:42 Uhr

Spoiler
Erfurt. Die Steuerfahndung hat mit Unterstützung der Polizei in Thüringen und Bayern mindestens drei Objekte zweier Rechtsextremisten durchsucht.

Bereits am Dienstagmorgen waren die Fahnder in Kloster Veßra und Oberhof sowie im bayerischen Mantel eingerückt. Im Visier der Behörden sollen dabei laut MDR die beiden Rechtsextremisten Tommy Frenck und Patrick Schröder stehen, die Rechtsrock-Konzerte organisieren.

Nach Recherchen von MDR Thüringen stehen die Männer in Verdacht, Einnahmen aus den Konzerten nicht korrekt versteuert haben.

Im Juli 2017 waren mehr als 6000 Rechtsextremisten zu einem Neonazi-Konzert im thüringischen Themar angereist. Dabei sollen mindestens 210.000 Euro eingenommen worden sein, die allein durch Eintrittspreise eingenommen worden sein.

Das zuständige Finanzamt in Gotha und das Thüringer Finanzministerium wollten sich mit Hinweis auf das Steuergeheimnis nicht äußern. Es bestehe kein zwingendes öffentliches Interesse, erklärte ein Sprecher des Ministeriums gegenüber dem MDR.

Zuletzt war immer wieder diskutiert worden, ob es sich bei den Rechtsrock-Konzerten um eine politische Kundgebung oder um eine rein kommerzielle Veranstaltung handeln würde. Die rechtsextremen Veranstalter nutzen das Versammlungsrecht, um drohende Verbote zu umgehen.
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http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/Razzia-bei-rechtsextremem-Thueringer-Konzertveranstalter-522686971
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