Manuel träumt den Traum vom weisen und gütigen Diktator. Der "starke Mann", der jenseits der Niederungen des Kompromisses Entscheidungen fällt und umsetzt. Keine unentschiedene und schwatzhafte Demokratie, die mit ihrem Für und Wider Prozesse verlangsamen und manchmal auch lähmen kann.
Der kindliche und bei Erwachsenen kindische Wunsch nicht selbst allein in Unsicherheit entscheiden zu müssen. Der Wunsch die Freiheit mit der unausweichlich dazugehörigen Verantwortung an jemand zu übertragen, der diese Last tragen kann, will und soll.
"Die Freiheit," sagte der routinierte Sklave verächtlich, "was ist die Freiheit? Sie zerstört die Kette, die uns alle eint, und entlässt uns einzeln in die Einsamkeit".
Solches Sehnen ist regressiv und Zeichen großer Angst und Verunsicherung. Mag das Vaterland doch ruhig und sorglos schlafen während der Vater über das Land und den Schlaf wacht.
In ausgesuchten Einzelpunkten kann man manchmal sogar glauben Vorteile in diktatorischen Systemen zu erkennen: Lenin soll den Feudalismus überwunden haben. Stalin soll das rückständige Russland erneuert haben. Bei Hitler wird von manchen verdächtig gern über Arbeitslose und Autobahnen gesprochen. Castro hat das mit Abstand beste Gesundheitswesen in Lateinamerika. Trujillo Molina war finsterer Tyrann und erfolgreicher Umweltschützer. Und bewundern nicht viele die Chinesen, die Golfstaaten und andere autoritäre Systeme um ihre Erfolge?
Aber viele dieser Erfolge waren zwangsläufig, sind aufgeplustert oder bleiben fragwürdig. Und in keinem Fall kann ich erkennen, dass die einzelnen Erfolge die Summe der Unfreiheiten, Misserfolge, Schwächen und Katastrophen dieser Regime aufwiegen würde.
Die einzigen diktatorischen Figuren denen ich Anerkennung zollen kann sind diejenigen, die erkannt haben, dass die Zukunft in der Freiheit liegt und die daher ihre Macht zur Abschaffung dieser Macht und zur Einführung eines freiheitlichen Staatswesens benutzt haben.
Aber von den Ausnahmen abgesehen vereint die Liste der Diktatoren zu allen Zeiten die entsetzlichsten Exemplare unserer Gattung. Kaum ein Verbrechen in dem sie nicht himmelweit führend wären. Aberhundert Millionen Tote und Morde stehen in ihren Büchern.
Es hat schon sehr gute Gründe, dass fast niemand sich einen Diktator wünscht.