Nur kurz ein paar Bemerkungen zum Thema "Meinungen":
Heute höre ich ja durchaus öfter, dass jeder Mensch eine Meinung habe, der Eine eben diese, der Andere jene Meinung. Das bedeutet dann im Klartext: "Jede Meinung ist gleich gut bzw. berechtigt."
Doch stimmt das auch? Ist wirklich jede "Meinung" gleich gut bzw. gleich "berechtigt"?
Nehmen wir einmal die "Meinung": "Die Erde ist hohl." Das ist keine "Meinung", sondern eine Tatsachenbehauptung. Zudem ist es eben keine Tatsache, dass die Erde hohl sei, sondern längst durch viele verschiedene Nachweise belegt, dass die Erde durchaus nicht hohl ist, sondern bis in den Kern im Wesentlichen ausgefüllt (von einzelnen Hohlräumen einmal abgesehen, aber es fiele wohl niemandem ein, einen Käse als "hohl" zu bezeichnen, nur weil er vergleichsweise kleine Löcher enthält).
Wer also als seine "Meinung" bekundet, die Erde sei hohl, weiß es nicht besser oder leugnet wissentlich Tatsachen. Immer dann also, wenn eine "Meinung" die Behauptung von Sachverhalten einschließt, die für sich betrachtet und unabhängig von der Person, die diese Meinung äußert, überprüfbar ist, geht es um Tatsachen, die entweder zutreffen (also überprüfbar richtig sein) oder nicht zutreffen (also einer Überprüfung nicht standhalten) können.
Nun gibt es natürlich Sachverhalte, die nicht eindeutig überprüfbar, sondern zweifelhaft oder die gar nicht überprüfbar sind. Die Existenz gewisser kleinster physikalischer Teilchen ist z. B. zweifelhaft: Sie passen zu den gegenwärtigen Theorien der Physik, es gibt Anzeichen dafür, dass sie tatsächlich existieren könnten, aber sie sind bisher nicht eindeutig nachgewiesen. Man kann also mit Gründen die Meinung vertreten, dass es diese Teilchen gebe, aber auch die Meinung, dass es sie nicht gebe. Es kann aber geschehen, dass der Nachweis ihrer Existenz gelingt, dann ist es eben kein zweifelhafter Fall mehr.
Nun gibt es einen weiten Bereich von Meinungen, die sich einer Nachprüfung grundsätzlich entziehen, nämlich Werturteile, Geschmacksfragen und andere Willkürentscheidungen. Da es keinen objektiven Maßstab dafür gibt, was "gut" und "schlecht", "schön" oder "hässlich" ist, kann man auch schwerlich sagen, die eine Meinung über diese Fragen sei richtig, die andere Meinung hingegen nicht. Es fällt auch schwer, gleichsam "objektive" Gründe dafür zu nennen, warum ein Mensch sich heute dafür entscheidet, sich einen Film anzusehen, morgen hingegen dafür, Musik zu hören. Dies ist seine Willensentscheidung und somit im Wortsinne "willkürlich".
Ein großer Teil der Politik dreht sich um genau solche Fragen: Was halten wir für gut, was werten wir als schlecht? Je nach dem werden Gesetze geändert, Verbote erlassen oder Fördergelder verteilt.
Das erscheint gerade reichsdeppischen und verwandten Kreisen dann als "Parteiengezänk". Dabei ist es ein ständiger Diskurs und ein Aushandeln dessen, was in einer Gesellschaft als gut, erstrebens- und fördernswert gilt und was nicht.