Der Ungermane hielt die Backen still, denn Diablo II galt seine volle Konzentration. Drei Tage und Nächte durchzocken oder so.
Am Mittwochabend streamt Andyklein wieder. Ist aber alles triviales Geblubber.
Auf Telegram dagegen reichsbürgert zweifach.
Bei ersteren Videostatement -
https://t.me/meinungsverbrechen/1535 - erzählt der siegerlose Wirrsingfan mit stolzgeschwellter Brust von einer großartiger Leistung seiner Vorfahren. Also den Deutschen allgemein. Aber vorher ein Witz von und über ihn - seit nunmehr zehn Jahren sei er Student der Geschichte, Schwerpunkt europäische und deutsche Geschichte von 1840 bis 1945. Also mir ist vor lauter Heiterkeit mein Monokel und meine Pfeife runtergefallen.
Inhalt dreht es sich um Grossartigkeit von Deutschland in diesen Jahren als es noch nicht geknechtet am Boden. Deutschland war eine führende Kulturnation, wenn nicht gar die führendste Führungsnation aller Führungsnationen der Welt - eingetragenes Warenzeichen. Insbesondere in der Kartographie.
Offensichtlich ist das Geschichtsbuch runtergefallen, öffnete sich dabei und Andyklein las drei Sätze über die Antarktis-Expedition von 1938/39. Eine für ihn unglaubliche Leistung Deutschlands, also seiner Vorfahren, also von ihm selbst. Die Erkundungen in Neuschwabenland sollen wohl herausragende Erkenntnisse geliefert haben.
Bedauerlicherweise bracht kurz nach der Rückkehr der Expedition der Krieg aus. Die Bilder sind zum grössten Teil verschollen und die Berichte danach unterdrückt worden. Der ungermanische Superduperrecke sieht dies als Teilbeweis für die vollständige Unterdrückung alles Deutschen. Dies ist schon viel, viel länger im Gange als 1945. Er glaubt auch nicht, dass die Bilder tatsächlich verschollen sind. Dass der Krieg zufällig danach ausbrach. Dass Admiral Byrd "Jahrzehnte später" die Erkenntnisse über grüne Landschaften in der Antarktis als erste Person beschrieben hat. Das es heutzutage so gut wie unmöglich ist in die Antarktis zu reisen, liegt an den Überflugsverbot, den militärischen Absperrungen und der Steuerung. Aber die Deutschen waren damals einfach die Besten der Besten der Besten mit Auszeichnung.
Sammeln wir mal der Reihe nach die Bruchstücke des Wissens vom Andyboychen ein.
Die deutsche Antarktis-Expedition reiht sich in die lange Liste von Polar-Expeditionen ein, die verstärkt seit dem Ende der napoleonischen Kriege von den europäischen Mächten sowie den Vereinigten Staaten (etwa ab 1880) unternommen wurden. Sie alle standen im Zeichen von Grossmachtpolitik und wirtschaftlicher Erschliessung. Das ab 1871 vereinigte Deutschland ist hierbei, wie in einigen anderen auch Bereich, ein später Akteur. Die Polarerkundungen sind im 19. Jhd. klar dominiert von den Briten - Barrow, Beaufort, James Ross, John Ross, Franklin, Penny, Austin, Collinson, McClure, Kellett, McClintock. John Rae -, bevor dann im letzten Drittel auch US-Amerikaner und, insbesondere, Norweger präsent sind. Ab der Jahrhundertwende 19./20. Jhd. tummeln sich eine Vielzahl unterschiedlicher Nationen in den Polargebieten. Der Zweikampf zwischen Amundsen und Scott ist nur beispielhaft zu nennen. Deutsche Wissenschaftlicher wie Erich von Drygalski und Wilhelm Filchner leiten die zwei großen Expedition im Kaiserreich. Ab den 1920er Jahren sind die US-Amerikaner mit Flugzeugen führend dabei. Die Italiener nutzen bspw. Luftschiffe, wie Umberto Nobile die Italia - bei deren Rettungsversuchen Amundsen selbst verschollen geht, wahrscheinlich durch Absturz seines Flugzeugs stirbt.
All diese Expeditionen stehen im Dreiklang Geopolitik-Wirtschaft-Forschung. Bei einigen überwiegen die wirtschaftlichen Gründe, bei andere die machtpolitischen. Der Nebeneffekt bei allen sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Flora und Fauna der Polargebiete. Die stetige Erkundung der Landflächen. Per Flugzeug werden hunderttausende Photographie angefertigt. Darauf basierend Landkarten aktualisiert. Norwegen, Australien, das Vereinigte Königreich, Frankreich stecken sehr schnell hier Gebiete ab. Ob rechtsverbindlich, ist ein andere Frage. Andere Nationen reklamieren auch Landstriche für sich.
Die Antarktis-Expedition des nationalsozialistischen Deutschland ist eine sehr späte. Nach dem I. Weltkrieg war Deutschland erstmal aussen vor, später waren die Schwerpunkte erstmal andere und eine nationale Forschungspolitik in dem Masse nicht ausgeprägt. Der NS-Staat ändert das, sofern es zu seinem Vorteil ist. Die 1938/39er-Expedition steht unter Leitung von Kapitän Ritscher und hatte vornehmlich wirtschaftliche Gründe - Walfang für Fette - und geopolitische - Landnahme eines Teils der Antarktis. Als Zusatz wären wissenschaftliche Erkenntnisse zu sehen. Das Ganze stand unter Führung Hermann Görings in seiner Eigenschaft als Beauftragter des Vierjahresplans. Stichwort: Schliessung der Fettlücke, Autarkie des Deutschen Reiches.
Das Schiff hiess Schwabenland. Das Gebiet wurde dann einfach Neuschwabenland getauft. Gebietsansprüche wurden zwar abgesteckt, aber nicht international reklamiert. Die Norweger haben zeitgleich den Landstrich für sich beansprucht, wogegen es keinen Protest aus Deutschland gab.
Kein Teilnehmer hat die Antarktis betreten. Alle Aktivitäten erfolgten durch die zwei Wasserflugzeuge, die systematisch 350.000 Quadratkilometer phototechnisch kartographierten. Knapp 15.000 Fotos entstanden dabei. Nach etwa fünf Monate war die Expedition wieder in Hamburg zurück.
Kurioser Fakt: Auf der Rückfahrt wurde noch ein kleines Landungsunternehmen auf einer brasilianischen Insel geübt, das so seine Schwierigkeiten hatten und wenig Nutzen für die Marine lieferte.
Berichte, Mannschaftslisten, Ausrüstungsgegenstände und viele Berichte sind auch heutzutage erhalten. Einiges, darunter die meisten Fotos sind im Kriegsgeschehen verschollen, ergo zerstört worden. Die Auswertungen lieferten ihren Beitrag für die unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen. Weitere Puzzelteile für das Gesamtbild der Welt. Ob herausragend, kann ich nicht bewerten, dafür fehlt die Expertise.
Zu den heutigen Möglichkeiten bzw. Unmöglichkeit, die der Ungermane ansprach, in die Antarktis zu reisen, enthalte ich mich. Das ist mir zu doof.
Quintessenz: Drei Seiten lesen und losplappern reicht dem Ungermanen für ein 8-Minuten-Statement am Freitagnachmittag. Aber die Deutschen, also er, sind die Besten, Größten, Tollsten. Etwas ganz besonderes. Alle anderen wollen deswegen Deutschland fertig machen.
Beim zweiten Videostatement - Location: der Wald - gibt Andyklein die Schlafschafe als verloren auf. Aber das Millionen-Publikum von Nuoviso, KenFm, Schrang, Kellner und Co. kann er auch nicht verstehen. Es muss doch für die offensichtlich sein, was hier seit 80 Jahren abläuft. Dass "Verräter" von "Deutschland-Hassern" ausgewählt wurden. Nicht gewählt. Damit diese dann die Deutschen kleinhalten mit Propaganda. Außerdem ist die BRD 1990 aufgelöst worden, das hier ist nur ein Verwaltungskonstrukt und alle Anweisungen kommen von ausserhalb. Wieso sehen und verstehen die das nicht, fragt der Ungermane. Seine Antwort, subtil und nicht direkt, aber suggerierend, Nuoviso, KenFm und Co. sind auch nur bezahlt oder machen es nur wegen der Kohlen. Keine aufrichtigen Deutschen sind das. Er ist der einzigst (sic!) aufrichtige(TM) deutsche(TM) Superdeutsche(TM), dem es um Deutschland(TM) geht.
Abruptes Ende ohne Spendenbettelei diesmal.
Wieso ist Andreas Göbel aus Siegen ein Reichsbürger? Das ist die Kurzversion von ihm selbst.
https://t.me/meinungsverbrechen/1538