Autor Thema: Medizinisches Hintergrundwissen  (Gelesen 5031 mal)

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Offline tobias-vom-rias

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Medizinisches Hintergrundwissen
« am: 13. April 2015, 16:04:09 »
Ihr wolltet mal Mediziniches Hintergrundwissen haben, ich hab mich die vergangenen Tage hingesetzt und geschreiben.
Der Text ist noch nicht zu ende, weitere folgt, wenn ihr zu einem bestimmten schon genannten oder noch nicht genannten Punkt, nähres Erfahren wollt so werde ich das Nachliefern.
Viel Spaß erstmal bei 7 Seiten Text :D
und danke für das Korrekturlesen @Deppendorf

Reichsdeppen und evtl. zugrunde liegende psychische Störungen


Einleitung:

Psychische Erkrankungen können sich in einer Vielzahl an Störungen oder verändertem Verhalten zeigen. Diese fallen dem Umfeld unter Umständen bei Beginn nicht auf oder werden als Stress oder „komisches“ Verhalten abgetan. Oft heißt es, „der hat mal wieder so 'ne Idee“ oder „ na hat der Kollege wieder seine 5 Minuten?“.
Betroffene nehmen Erkrankungen und deren Symptome teils auch nicht wahr, tun diese als Einbildung ab oder aber trauen sich nicht, sich Personen oder Ärzten/Therapeuten, Kollegen, Vorgesetzten, Lehrern und anderen anzuvertrauen.
Die Erkrankungen sind in der Gesellschaft stigmatisiert,  soziale Ausgrenzung ist oft die Regel. Dies ist teils mit mangelndem Wissen über die folgenden Erkrankungen zu erklären. Teils viel schlimmer für die Betroffenen ist aber das fundierte und über alle anderen Erkenntnisse erhabene Halbwissen anderer Personen.
Die Geschichte der Psychiatrie tut ihr übriges, eine negativ eingestellte Haltung zu dieser medizinischen Disziplin, zu festigen. Die häufig eingesetzten Medikamente, mit Ihren teils sehr drastischen Nebenwirkungen, verbunden mit der sehr langen, teils lebenslangen Einnahme helfen auch nicht die Akzeptanz zu erhöhen. Hinzu kommt, dass wir einen gebrochen Arm sehen können, Gallensteine als Schmerzen wahrnehmen und wenn wir kurzsichtig werden dies im wahrsten Sinne des Wortes sehen können.
Eine Schizophrenie und deren mögliche Symptome, wie Stimmen die den Betroffenen Befehle erteilen, Farben und Geräusche die sich verändern, dass stetige Gefühl verfolgt zu werden, all dies können wir als Außenstehende nicht sehen. Auch das Nachfühlen solcher Phänomene gelingt nicht oder nur eingeschränkt. So werden die Betroffenen zusätzlich gestraft. Einerseits leiden sie vielleicht unter ständigen Beleidigungen, fremder nicht anwesender Personen, können sich hierdurch nur schwer konzentrieren in Schule und Beruf. Dann werden sie auch noch von Vorgesetzten, Eltern oder Lehrern, wegen ihrer mangelnden Leistungen zurechtgewiesen, ja doppelt bestraft.
Hinzu kommen Störungen die sich in der Persönlichkeit der Person zeigen.
Auf all die verschiedenen Aspekte der Erkrankungen versuche ich einzugehen und einige von Ihnen näher zu beleuchten. Beschränken möchte ich mich hierbei darauf auf eben diejenigen Erkrankungen einzugehen, die bei den sogenannten „Reichsbürgern“ am häufigsten anzutreffen oder zu vermuten sind.

Im folgenden Text werden immer wieder ICD-Codes genannt werden. Diese geben verschlüsselt die gestellte Diagnose an, kennen tut man den ICD-Code von der Krankschreibung des Arztes. Sie sind leicht im Internet zu finden.


1.   Persöhnlichkeitsstörungen ( ICD 10 Code: F60 –F69)

Definition:    „Als Persönlichkeitsstörung bezeichnet man ein psychiatrisches Krankheitsbild, bei dem der Patient Charaktereigenschaften bzw. -ausprägungen hat, die in Intensität, Dauer und Inhalt deutlich von der Norm abweichen.“

Die Persönlichkeit einer jeden Person wird meist im Kindesalter erlernt und geprägt. Der Einfluss des persönlichen Umfeldes spielt dabei eine große Rolle. Erfahrungen wie wertschätzendes Verhalten der Eltern, übermäßige Strenge oder zum Beispiel das Sanktionieren von bestimmtem Verhalten prägen uns für das ganze Leben.
Ich zitiere einmal den Text der Berliner Charite hierzu:

Die betroffenen Personen sind dadurch einerseits einem besonderem Leidensdruck unterworfen, andererseits leidet häufig auch die Umgebung unter den entsprechenden Krankheitssymptomen. Was heute als Persönlichkeitsstörung bezeichnet wird, nannte man früher Neurose, Hysterie oder Psychopathie. Diese Begriffe waren aber sowohl stigmatisierend als auch inhaltlich unklar und werden deswegen heutzutage nicht mehr gebraucht. Neuer Studien haben gezeigt, daß ca. 10% aller Menschen die Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung erfüllen. Grundsätzlich haben Persönlichkeitsstörungen einen chronischen Verlauf und beginnen schon in der Kind- bzw. Jugendzeit.
Die Grenze zwischen einer "normalen" Persönlichkeit und einer Persönlichkeitsstörung ist natürlich fließend und deshalb Anlass für vielfältige Diskussionen. Es ist deswegen besonders wichtig, daß man zwischen einem Persönlichkeitsstil und einer Persönlichkeitsstörung unterscheidet. Grundsätzlich muss man bei dieser wichtigen Unterscheidung darauf achten, ob ein Mensch durch seine Persönlichkeit deutlich in seiner sozialen Stabilität und Wohlbefinden gestört ist und seine Umgebung durch seinen Persönlichkeitsstil massiv beeinträchtigt. Erst wenn dies gegeben ist, darf man von einer Persönlichkeitsstörung sprechen. Ein Mensch, der trotz eines sehr ausgeprägten, vielleicht sogar auffälligen Persönlichkeitsstils sozial stabil, nicht leidend und im sozialen Umgang für seine Mitmenschen nicht ausgeprägt belastend ist, hat keine Persönlichkeitsstörung.
Ich gehe nun auf die für die „Reichsbürger“ und ähnliches Klientel relevantesten psychischen Erkrankungen und Störungen ein und unterteile sie.

F60.0   Paranoide Persönlichkeitsstörung
Diese Erkrankung ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass persönliche Erfahrungen übertrieben bewertet und nicht richtig eingeordnet werden.
Jede Meinungsäußerung oder jede Handlung von Außenstehenden mit der betroffenen Person, gleich ob positiv oder neutral,  wird als geringschätzig, verachtend oder gar als Angriff auf die eigene Person gewertet. Das durchgehende Misstrauen gegenüber anderen Personen und deren Handlungen ist allgegenwärtig. Stets rechnet der Betroffene damit, dass andere Personen ihm selbst schaden wollen. Erfährt der Betroffene eine wirkliche oder vermeintliche Kränkung oder Geringschätzung, so trägt er dies über lange Zeiträume nach.
Gleichzeitig können die Personen ein Gefühl entwickeln, anderen überlegen zu sein.
Des Weiteren wirken diese Menschen sehr starrsinnig, unfähig ihre Meinung oder Handlung anzupassen, wohlwissend, dass gerade dieses Verhalten die Probleme verursacht.

Als Beispiel könnte uns hier evtl. der gute DJ Silvan dienen. Alle Handlungen die die Gerichte, Staatsanwälte und Polizei gegen ihn unternehmen dienen nur einem Zweck: ihn selbst zu töten (paranoides Erleben). Er selbst weiß als, einer der Wenigen, über diese Methoden Bescheid und teilt diese der Welt mittels seines Weblogs wieder. Auch deshalb versuchen die Behörden immer wieder ihn mundtot zu machen.
Weiteres Beispiel ist Cassandra, obwohl sie wohl eine Kombination verschiedener  Diagnosen hat.

Innerhalb der F60.0 gibt es noch die querulatorische Persöhnlichkeitsstörung. Dies ist eine Sonderform der paranoiden Persöhnlichkeitsstörung. Hierbei ist das Leitsymptom, dass die betroffene Person, ein situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen, vorhandenen oder vermeintlichen, Rechten zeigt.
Teils liegen diesen Forderungen reale und berechtigte Ansprüche zugrunde. Hierauf werden dann aber weitere, meist erhöhte und unangemessene Forderungen erhoben. Eine Ablehnung dieser wird als Kränkung empfunden. Das Rechtsempfinden der Betroffenen wurde gestört. Eine gütige Einigung oder gar ein Zurücktreten von diesen Forderungen ist den Personen nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.
Nun versucht die Person Ihre Forderungen mit allen Mitteln zu erhalten. Das hierfür bekannteste Beispiel dürfte Mustafa Selim Sürmeli sein. Obwohl diese Person ja auch bekanntermaßen andere psychiatrische Diagnosen attestiert bekommen hat.
Hier muss man auch betrachten, dass die Diagnosekriterien, anders als in der Chirurgie bei einem gebrochenen Arm, meist fließend sind.
Meist scharen Personen mit querulatorischen Persöhnlichkeitsstörungen andere Personen um sich oder erhalten Unterstützung um Ihre vermeintlichen Rechte und Forderungen zu erhalten. Damit erhält der Betroffene einen Krankheitsgewinn. Hierdurch kann er fließend Kriterien der F60.8 erfüllen und die Diagnose wechseln oder zusätzlich erhalten, insofern er genügend Kriterien erfüllt.


F60.8   

Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen
Unter diesen Code fallen auch alle Personen die gemeinhin als Narzissten bezeichnet werden. Hierunter versteht man Personen die teils folgende Charakteristika aufweisen:
Um die Diagnose einer narzisstischen Persöhnlichkeitsstörung zu erhalten, müssen mindestens 5 der folgenden Kriterien erfüllt sein, zusätzlich zu den Kriterien unter ICD-Code F60.
hat ein grandioses Verständnis der eigenen Wichtigkeit (übertreibt etwa Leistungen und Talente, erwartet ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden)
ist stark eingenommen von Phantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Brillanz, Schönheit oder idealer Liebe
glaubt von sich, „besonders“ und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder hochgestellten Menschen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder mit diesen verkehren zu müssen
benötigt exzessive Bewunderung
legt ein Anspruchsdenken an den Tag, d. h. hat übertriebene Erwartungen auf eine besonders günstige Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen
ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, d. h. zieht Nutzen aus anderen, um eigene Ziele zu erreichen
zeigt einen Mangel an Empathie: ist nicht bereit, die Gefühle oder Bedürfnisse anderer zu erkennen/anzuerkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren
ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn
zeigt arrogante, hochmütige Verhaltensweisen oder Ansichten

Wenn wir uns diese Kriterien anschauen, werden viele bestimmt ein Familienmitglied vor Augen haben. Den Onkel der alles schon erlebt hat, überall alles gesehen hat und so weiter. Nun ist dies ein Kriterium aber noch nicht ausreichend. Erst die gemeinsam vorliegenden Einzelteile ergeben hier das Gesamtbild.
Ich sehe hier deutlich zum Beispiel Herrn Fitzek, den König von Deutschland. Auf die einzelnen Kriterien die Herr Fitzek hier erfüllt, gehe ich im einzelnen vorerst nicht ein, da diese den Rahmen des Schriftstückes sprengen würden.



2.    Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen (ICD10 Code: F20-F29)

Definition:

Die Schizophrenie ist eine psychiatrische Erkrankung, bei der sich die Wahrnehmung der Umwelt und das innere Erleben einer Person verändert. Es gibt verschiedene Formen einer Schizophrenie, die sich in Form und Ausprägung der Erkrankung und der Symptome sowie im Verlauf und Ursache unterscheiden.
Grob unterscheidet man die folgenden 5 Grundtypen der Schizophrenie, anbei die häufigste Symptom-Charakteristika:
paranoide Schizophrenie: hauptsächlich Wahnvorstellungen und Halluzinationen
katatone Schizophrenie: Symptome betreffen vor allem die Motorik
hebephrene Schizophrenie: vorwiegend das Gefühlsleben ist gestört
Schizophrenia simplex: Symptome entwickeln sich schleichend über einen längeren Zeitraum. Vor allem das Denken und die Emotionen sind beeinträchtigt. Wahn oder Halluzinationen treten meist nicht auf.
Für diese Ausarbeitung, möchte ich bezugnehmend auf das hier behandelte Klientel, auf die paranoide Schizophrenie eingehen.  Die anderen Formen der Erkrankung blende ich hier bewusst aus, weil sie nicht typisch sind. Personen, die an einer katatonen Schizophrenie erkrankt sind, haben meist sehr starke Ängste und optische Phoneme (Halluzination). Hierdurch ist die Motorik eingeschränkt und die Betroffenen erscheinen wie eingefroren.
Aber nun zurück zum Thema.

F20.0 Paranoide Schizophrenie


Dies ist die häufigste Form der schizophrenen Erkrankung.
Leitsymptomatik / Diagnosekriterien

Eines der folgenden Kriterien für mindestens einen Monat:
- Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung
- Fremdbeeinflussungserleben, Wahnwahrnehmung
- kommentierende oder dialogisierende Stimmen
- anhaltender bizzarer Wahn

Oder zwei der nun folgenden Kriterien:
- anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität
- formale Denkstörungen
- katatone Symptome
- Negativ-Symptome

Folgende Kriterien schließen die Diagnose der F20.0 aus:
- wenn affektive Störungen, müssen schizophrene Symptome vorher aufgetreteten sein
- organische Erkrankung (z.B. Schädel-Hirn-Trauma, Tumore, entzündliche Vorgänge)


Nun möchte ich auf die Diagnosekriterien eingehen, sowie die Symptome erläutern.

Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung
Dies beschreibt eine Gruppe unterschiedlicher Symptome, die aber teils zusammengehören.
Der Betroffene hat zum Beispiel das Gefühl, das ihm fremde Personen oder „Mächte“ seine Gedanken wahlweise abziehen oder der Person fremde, von dieser nicht gewollte Gedanken, eingeben. Hierdurch fühlt sich der Betroffene meist fremdgesteuert, entwickelt dann meist  auch das Gefühl überwacht zu werden.
Teilweise interpretieren die Betroffenen solche Symptome aber auch als hellseherische oder gottgegebene Kräfte, wodurch sie sich dann zum Beispiel als neuer Messias sehen. (Gotteswahn siehe auch Jerusalem-Syndrom).

Fremdbeeinflussungserleben, Wahnwahrnehmung
Siehe a

kommentierende oder dialogisierende Stimmen

Die Betroffenen hören durchgängig oder phasenweise Stimmen (akustische Phoneme), auch wenn keine Personen in der Nähe sind. Diese können bekannt sein (Mutter, Oma, Lehrer oder andere) oder dem Betroffenen gänzlich unbekannt sein. Diese können verschiedenste Formen annehmen, teils führen sie zwanglose Gespräche, teils kommentieren sie jede! Handlung die der Betroffene ausführt.
Als am belastensten werden von Patienten die Form der akustischen Phoneme beschrieben, die die Betroffenen zu Handlungen auffordern (bis hin zum Suizid) oder sie beleidigen.
Für Außenstehende ist dies nur schwer nachvollziehbar oder erlebbar. Ein kleines Experiment kann hierbei aber helfen. Es werden hierfür 3 Personen benötigt. Person 1 versucht einen einfachen Test von 20 bis 30 Fragen zu beantworten. Allgemeinwissen, wie "Wer ist Bundeskanzler?" etc. Dabei trägt Person 1 einen Sichtschutz aus Papier, der nur den Blick auf das Papier erlaubt.  Person Nummer 2 und 3 reden während der Lösung des Testes unaufhörlich auf Person 1 ein.  Person 2 kommentiert zum Beispiel und wertet ab, Person 3 unterhält sich über die Mondlandung. Viel Spaß beim Lösen! :)

anhaltender bizarrer Wahn
Hierunter sind Wahnideen zu verstehen. Diese können unterschiedlichste Arten umfassen, wie zum Beispiel: Verfolgungswahn, Liebeswahn, Größenwahn,  Verarmungswahn, Schuldwahn und andere.
Beispiel Schuldwahn: Die Person glaubt, dass sie Schuld an Ereignissen trägt, mit denen sie nichts zu tun hat (z. B. „allein meinetwegen gibt es Armut auf der Welt", "Der Unfall auf der Autobahn, bei dem zwei Menschen gestorben sind, an deren Tod bin ich schuld, denn ich habe kurz vorher eine Pause gemacht. Eigentlich hätte ich zu dieser Zeit an dieser Stelle sein sollen").
Je länger ein Wahn anhält, desto mehr wird dieser für die Betroffenen zur Wirklichkeit. Eine Therapie ist umso schwerer, je länger der Wahn anhält, teils werden Wahnsysteme mit mehreren verschiedenen Wahninhalten zusammengelegt, um evtl. auftretende Unstimmigkeiten mit dem tatsächlich erlebten in Einklang zu bringen.
Für Außenstehende kann es daher teils schwierig werden reales Erleben und Wahnhaftes auseinander zu halten.

Bei den weiteren Kategorien (anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität,  formale Denkstörungen,  Katatone-Symptome und Negativ-Symptome) halte ich mich kurz.
Halluzinationen können akustisch in Form  von Stimmen oder Geräuschen, seltener in Form von Bildern (optisch) auftreten. Auch eine veränderte Wahrnehmung von Farben oder Gerüchen sind möglich.
Denkstörungen erklären sich vom Namen her. Katatone-Symptome sind meist als Einschränkung der Motorik erkennbar. Die genaue Erläuterung dessen sprengt aber den Rahmen.
Negativ-Symptome: Beispielsweise ein verringerter Antrieb, eine Teilnahmlosigkeit, Personen beschreiben zum Beispiel auch, dass sie alles wahrnehmen, als ob sie hinter einen Vorhang stehen würden und anderes.

Ursache der Erkrankung:
Es werden verschiedene Ursachen für das Entstehen einer Schizophrenie oder einer akuten Psychose vermutet. Ein Zusammenhang mit der Einnahme von psychotropen Substanzen wie LSD, THC, Kokain und anderen ist so gut wie sicher und vielfach belegt. Auch eine genetische Disposition ist anzunehmen und wird derzeit wieder einmal  intensiv erforscht.
Grob kann man folgende Faktorengruppen benennen:
biologische Faktoren, hoxische Faktoren, hormonelle Faktoren, immunologische Faktoren, perinatale Komplikationen, psychosoziale Faktoren.

Fortsetzung folgt
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« Letzte Änderung: 13. April 2015, 16:07:33 von tobias-vom-rias »
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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #1 am: 13. April 2015, 16:14:17 »
@tobias-vom-rias
Vielen, vielen Dank für diesen Text. Hast dir das Karma redlich verdient ;-)
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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #2 am: 13. April 2015, 18:29:01 »
@tobias-vom-rias
Vielen, vielen Dank für diesen Text. Hast dir das Karma redlich verdient ;-)

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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #3 am: 13. April 2015, 18:51:32 »
Sehr, sehr geil @tobias-vom-rias:thumb:

Das kann uns hier helfen, manche Verhaltenweisen der Reichsdeppen besser einzuordnen. Freue mich schon auf die Fortsetzung, gerne auch mit noch mehr Beispielen und Querverweisen zu unserer Kundschaft.
 
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Müllmann

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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #4 am: 13. April 2015, 19:10:08 »
Dabke @tobias-vom-rias genau sowas hab ich mir gewünscht. Ganz große Klasse.
Weiter so.

Vielleicht kannst Du uns ja die Tage mal das Fallbespiel Rüdiger Hoffmann geb. Klasen anläßlich seines Verhaltens vor dem Verwaltungsgericht näherbringen. Ich freue mich schon drauf.

Und danke auch an @Deppendorf für das Lektorat.

EDIT:
Eine Frage noch: was sind

Zitat
hoxische Faktoren

Meinst Du vielleicht toxische Faktoren?
« Letzte Änderung: 13. April 2015, 19:24:39 von Müllmann »
 

Offline aargks

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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #5 am: 13. April 2015, 19:20:11 »
Und danke auch an @Deppendorf für das Lektorat.

Yepp! +1

 

Offline Dete

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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #6 am: 13. April 2015, 22:18:31 »
Hi @tobias-vom-rias,
Auch vom mir vielen Dank, und ein Karma > für Deine Arbeit.

Psychische Erkrankungen können sich in einer Vielzahl an Störungen oder verändertem Verhalten zeigen. Diese fallen dem Umfeld unter Umständen bei Beginn nicht auf oder werden als Stress oder „komisches“ Verhalten abgetan. Oft heißt es, „der hat mal wieder so 'ne Idee“ oder „ na hat der Kollege wieder seine 5 Minuten?“.

Wo beginnt die psychische Krankheit Störung? Ist meine stressgeplagte Kollegin krank, wenn sie überarbeitet, irgendwann ihre Ticks bekommt? Meine  Nachbarin, die den ganzen Tag mit Lalalala, Hmm, Hmm,…Lalala, Hmm, Hmm verbringt, wenn sie sich unbeobachtet fühlt? Der erkennbare Realitätsverlust, sollte zum besseren Verständnis noch eingefügt werden.

Zitat
Betroffene nehmen Erkrankungen und deren Symptome teils auch nicht wahr, tun diese als Einbildung ab oder aber trauen sich nicht, sich Personen oder Ärzten/Therapeuten, Kollegen, Vorgesetzten, Lehrern und anderen anzuvertrauen.

Wenn Du mit den Betroffenen, nicht die erkrankte gestörte Klientel meinst, sondern die betroffenen Angehörigen. Oh Ja, sie sind sogar oft eine reine Kontraindikation!
Zitat
Die Erkrankungen sind in der Gesellschaft stigmatisiertsoziale Ausgrenzung ist oft die Regel. Dies ist teils mit mangelndem Wissen über die folgenden Erkrankungen zu erklären. Teils viel schlimmer für die Betroffenen ist aber das fundierte und über alle anderen Erkenntnisse erhabene Halbwissen anderer Personen.

Bevor Du jetzt in Dein Fachgebiet, die psychiatrischen Erkrankungen und deren Definition übergehst, solltest Du unbedingt noch mal auf die Graustufen zwischen Spleen, Tick, mental Herausgefordert und Irre hinweisen.
Ich Denke viele unserer Klienten sind einfach nur Dumm, dass ist zwar pathologisch, aber nicht Krank.

Gruß Dete

 
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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #7 am: 14. April 2015, 08:40:23 »
natürlich auch +1 an @Deppendorf fürs Lektorat.
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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #8 am: 14. April 2015, 09:42:00 »
Meiner Meinung sollte noch erwähnt werden, daß sich keiner der Betroffenen mit seinem echten, nahen Umfeld austauschen kann und es meidet.  Eben aufgrund oben erwähnten Dingen. Somit erklärt sich auch, warum sich besagte Personen immer wieder in den virtuellen Welten der Foren und sozialen Netzwerken wieder finden !
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Offline A.R.Schkrampe

Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #9 am: 14. April 2015, 22:11:19 »
Meiner Meinung sollte noch erwähnt werden, daß sich keiner der Betroffenen mit seinem echten, nahen Umfeld austauschen kann und es meidet.  Eben aufgrund oben erwähnten Dingen. Somit erklärt sich auch, warum sich besagte Personen immer wieder in den virtuellen Welten der Foren und sozialen Netzwerken wieder finden !

Dir ist bewußt, daß diese Aussage 1:1 auf Sonnenstaatländer übertragen werden kann?   ???

Was nicht pe se schlecht sein muß. Ich stehe dazu, ein Exzentriker zu sein.
 
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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #10 am: 14. April 2015, 23:48:50 »
Meiner Meinung sollte noch erwähnt werden, daß sich keiner der Betroffenen mit seinem echten, nahen Umfeld austauschen kann und es meidet.  Eben aufgrund oben erwähnten Dingen. Somit erklärt sich auch, warum sich besagte Personen immer wieder in den virtuellen Welten der Foren und sozialen Netzwerken wieder finden !

Dir ist bewußt, daß diese Aussage 1:1 auf Sonnenstaatländer übertragen werden kann?   ???

Was nicht pe se schlecht sein muß. Ich stehe dazu, ein Exzentriker zu sein.
Auch wenn ich auch zu meiner Exzentrik stehe, so kann ich mich durchaus - zugegeben, in begrenztem Umfang - sowohl mit meinem beruflichen, als auch privaten Umfeld über dieses Thema unterhalten. Ich lasse es ja sogar in meinen Unterricht und die bei mir stattfindenden Ausbildungsteile einfließen. Man braucht ja auch was zum Lachen.
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erzähle nichts, sonst wird es schlimmer.
 

Offline kalizzy

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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #11 am: 15. April 2015, 00:01:42 »
Ihr seid ja alle schon näher am Grab als am Geburtskanal aber bei den jüngeren Generationen ist exzentrisch sein mittlerweile voll hipp, was die ganze Angelegenheit ziemlich anstrengend macht. Wer ist jetzt exzentrisch, wer ist hipp, wer ist cool, wer ist uncool, wer ist normal? Da blickt man gar nicht mehr durch.

Die wahren Exzentriker werden heutzutage als "Spastis" bezeichnet.
 
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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #12 am: 20. April 2015, 18:24:52 »
Ankündigung - 2. Teil in Arbeit - Die Saga geht weiter - nächster Teil beschäftigt sich mit dem Thema Wahn - sowohl innerhalb einer Schizophrenie als auch als isolierte Erscheinung und warum die Leute irgendwann nicht mehr anders können als ihn aufrecht zu erhalten
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Offline tobias-vom-rias

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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #13 am: 2. Juni 2015, 03:19:16 »
Ihr wolltet Medizinisches Hintergrundwissen? Teil 2

In der heutigen Folge möchte ich speziell auf einen Aspekt von Psychiatrischen Erkrankungen eingehen, dem Wahn.

1. Was ist Wahn?
Definition:    Der Duden definiert Wahn wie folgt:
a)   (gehoben) Einbildung, irrige Annahme; falsche Vorstellung, die sich bei jemandem festgesetzt hat
b)   (besonders Medizin) krankhafte, in der realen Umwelt nicht zu begründende zwanghafte Einbildung und weiter:
2.   Einbildung, Fantasie[bild], Fantasievorstellung, Illusion, irrige Annahme, Luftschloss, Phantom, Realitätsverlust, Täuschung, Trugbild, Utopie, Vision;   
               (gehoben) Gaukelbild; (bildungssprachlich) Fiktion, Imagination, Phantasmagorie, Schimäre; (abwertend) Hirngespinst; (Psychologie) Phantasma
3.   Halluzination, psychische Störung, Sinnestäuschung, Wahnvorstellung, zwanghafte Einbildung; (umgangssprachlich, meist veraltend) Wahnsinn; (Medizin,
               Psychologie) Psychose

In der Gesellschaft wird ein Wahn oder der Wahn im Allgemeinen, meist im Zusammenhang mit der Erkrankung Schizophrenie gesehen. Es ist aber ein Symptom, welches bei einer Vielzahl an Psychiatrischen und Neurologischen Erkrankungen auftreten kann.
Beispiele sind die bereits erwähnten Erkrankungen aus dem Schizophrenen Formenkreis, sowie als Symptom von affektiven Störungen (schweren Depressionen oder Manien sowie Bipolaren Störungen mit psychotischen Symptomen). Des Weiteren können Wahnsymptome auftreten wenn der betroffene an Hirnorganischen Erkrankungen leidet (Bsp. Enzephalitis, SHT u.a.), an Demenzen, sowie Hirnschädigungen anderer Art. Weitere aber seltenere Ursachen können auch delirante zustände sein.

Der Wahn als Eigenständige Diagnose ist im ICD 10 Code unter F22.0 gelistet. Darunter versteht man einen isolierten Wahn. Dies ist eine selten gestellte Diagnose, deren Häufigkeit aber meist unterschätzt wird. Die betroffenen haben meist nicht so auffällige oder bizarre Wahninhalte. Auch sind Halluzinationen seltener anzutreffen. Der Affekt ist meist nicht abgeflacht.

Der folgende Text ist Wikipedia entnommen. Die Bildung mittels Wikipedia sollte immer kritisch erfolgen, da sich in diesem Werk immer wieder auch falsche Informationen finden. Doch der folgende Text erklärt das Thema korrekt und treffend, daher entnommen, Danke an den Autor unbekannterweise ;)
Die (isolierten) Wahninhalte, welche meist sachlich einen Realitätsbezug haben und auf den ersten Blick plausibel erscheinen. Jedoch sind die Gedankenstrukturen im Rahmen der wahnhaften Störung noch stärker emotional besetzt und ich-syntoner als überwertige Ideen. Abgesehen von ihren Wahnthemen funktionieren Patienten mit wahnhafter Störung im Alltagsleben in der Regel gut, so lange keine weiteren Symptome (z.B. depressive oder zwanghafte Strukturen) hinzukommen. Allerdings können die Wahngedanken zu Konflikten in Partnerschaft, Freundeskreis und Sozialleben führen. Eine Diagnose der wahnhaften Störung ist selten, da die Wahngedanken sachlich nicht bizarr erscheinen und daher erst aus dem Kontext als unangemessen und krankhaft erkannt werden könne.
(kursiver Text entnommen aus Wikipedia)

Dieser Text beschreibt es sehr gut. Die betroffenen gehen normal Ihrer Tätigkeit nach, sind im Idealfall in stabilen Sozialen Gefügen, dem Umfeld fallen diese Personen in der Regel nicht auf. Allenfalls ist das der merkwürdige Kollege, der komische Ideen hat, ein Eigenbrötler.
Da die Erkrankung meist nicht bzw. sehr spät erkannt wird ist eine Behandlung schwierig. Je länger die Wahnhaften Ideen anhalten, desto mehr verfestigen sie sich. Eine Chronifizierung ist möglich.

Eine Behandlung von Wahnhaften Störungen erfolgt meist Medikamentös wie bei Schizophrenie, begleitet von Psychotherapeutischer Behandlung.

Ein weiteres Problem was bei allen Erkrankungen die mit Halluzinationen und Wahninhalten einhergehen besteht ist folgendes. Die Erkrankung wird chronisch, die Wahninhalte werden immer präsenter. Teils sind sie die einzigen Lebensinhalte, nachdem die Betroffenen alles andere „Verloren“ haben. Familie, Freunde, Arbeit etc. . Nun kommen diese Personen in Behandlung, die Medikamentöse Behandlung schlägt an. Die Personen werden dann mit der Realität konfrontiert. Sie erkenen dass alle Ihre Ziele, für die sie evtl. Jahrelang gekämpft haben, obsolet sind. Da gibt es keine Verschwörung des BND. Auch wird Ihnen dann bewusst was sie verloren haben, Familie, Freunde Arbeit und so weiter. Ein Teil der Patienten bricht dann die  Behandlung ab und flüchtet so zu sagen in den Wahn weil sie das Leben dort kennen und sich dort wohler fühlen als in der Realität.

Als Beispiel können wir den fiktiven Patienten Herrn Trail erschaffen.
Herr Trail war in früheren Jahren Unternehmer, sagen wir Fuhrunternehmer. Nach einigen Jahren des mehr oder weniger erfolgreichen Wirtschaftens musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.
Grund hierfür waren Forderungen des Finanzamtes sowie Sozialabgaben die nachberechnet wurden.
Für Herrn Trail ist dies eine Ungerechtigkeit. Bei Recherchen im Internet stößt er dann auf Informationen, wonach es Deutschland als Staat gar nicht gibt. Dies sei in Wahrheit eine Firma. Nun soll er einer Firma sein hart erarbeitest Geld geben. Das sieht er nicht ein.
Nun kommen weitere Informationen hinzu zu sogenannten Chemtrails etc.
Es vergehen 2-3 Jahre und etliche Briefe an Behörden mit den üblichen Quälereien.
2-3 Jahre später Herr Trail zeigt nun dies:
Herr Trail ist der festen Überzeugung dass die Regierung mittels versprühter Chemikalien das Wetter und auch die Gedanken und Handlungen der Bürger kontrolliert und Manipuliert. Dies wird auch über Elektromagnetische Wellen unterstützt. Dieses Wissen ist vorhanden, Personen die dies jedoch öffentlich machen werden gezielt verfolgt, unterdrückt und durch Mannigfaltige Interventionen der verschiedenen Behörden an Ihrer Arbeit behindert.
Diese Behörden sind auch Teil einer illegitimen Firmengeflechtes was die Regierung der Bundesrepublik nur simuliert. Insgesamt gibt es keine Legitime Regierung, daher sind Steuern, sonstige Abgaben und die Gesetze nicht existent.

Nun geht das uns bekannte Verhalten los. Herr Trail hat aber keine Erkrankung des Schizophrenen Formenkreises. Eine Persöhnlichkeitsstörung kann auch nicht sicher Diagnostiziert werden, da nicht genügend Kriterien erfüllt werden.   
Wie ordnen wir dies nun ein. Am ehesten passt es dass man hier einen isolierten Wahn annimmt. Dieser dient als ordnendes Ventil, um die Erfahrungen und Erlebnisse einzuordnen und für den betroffenen besser erträglich zu machen. Querulatorische Persönlichkeit‘s Züge gehören dabei zum Programm und dienen als Mittel zum Zweck.

Eine Behandlung gestaltet sich hier schwierig. Die betroffenen haben meist keinen Leidensdruck, sehen bei sich keine Erkrankung und sind daher nicht Behandlungswillig. Eine angeratene Therapie wird meist als Versuch wahrgenommen, Sie die Betroffenen Mundtot zu machen, oder von Ihren nun entdeckten Wahrheiten die sie veröffentlichen abzulenken. Auch fällt es den betroffenen mit zunehmend schwerer von Ihrem Wahn oder den Ideen denen sie anhängen zurückzutreten.
Einerseits würde dies bedeuten zugeben zu müssen, eine Zeit lang falschen Ansichten angehangen zu haben. Sie müssten Ihre bis jetzt Vertretenden Meinungen Wiederrufen, würden sich teils selbst als Lügner outen müssen.
Auch haben sie meist über Ihre Ansichten auch Personen kennengelernt, die die gleichen Erfahrungen, Ängste und Ansichten haben. Mit diesen stehen sie meist in engem Kontakt. Dieses Umfeld würden sie verlieren und damit einen Großteil Ihrer Sozialen Kontakte.
Das ursprüngliche Soziale Umfeld ist meist verlustig und eine Rückkehr in der Regel schwer.
Des Weiteren stehen diese Personen dann meist einem für sie immensen Behördlichen Berg an Forderungen, Anträgen und Problemen gegenüber. Rechnungen die nicht bezahlt wurden, evtl. Strafbefehle oder anstehende Pfändungen, Zwangsräumungen etc. pp. Die Aufarbeitung dessen kann für die betroffenen schon so schwer und frustan sein, dass diese die evtl. angefangene Aufarbeitung abbrechen und zu Ihrem gewohnten Verhaltensmuster zurückkehren.
Auch sorgen die Kontakte der betroffenen teils dafür, dass die Personen es schwerer haben. Angebotene Hilfe von externen Personen wird schlecht geredet, deren Ambitionen und Ziele als falsch und heuchlerisch beschrieben und teils Torpediert. Viele Betroffene und deren Freunde (meist aus dem Internet und selbst betroffen) haben 100 gute Vorschläge. Musterbriefe, angebliche in den Gesetzestexten stehende Informationen, oder durch Hörensagen erworbenes Wissen werden präsentiert. Diese Informationen versprechen die schnelle Hilfe. Zu erkennen dass diese Handlungsanweisungen und Ratschläge mittel bis Langfristig die Probleme vergrößern ist Personen wie unserm fiktiven Herrn Trail nicht möglich.
Die Informationen, der Austausch über Probleme und Erfahrungen und auch ein Rückhalt, sind für diese Personen meist im Internet und hier in diversen Foren leicht erhältlich. Der Austausch mit der Familie oder anderen sozialen Kontakten gestaltet sich meist schwierig, da diese insofern sie diesen Ideen und Meinungen nicht angehören und teilen sehr schwer. Zu schnell wird man als Dumm, Spinner, Querulant und so weiter bezeichnet und abgestempelt. Eine Ausgrenzung ist die meist eintretende Folge.
Gleichgesinnte auf Facebook, Homepages, Foren und Blogs sind dann meist die einzigen die zuhören und die bereits erwähnte vermeintliche Hilfe anbieten. Diese Unterstützer dann auch noch zu verlieren ist Angstbehaftet und erschwert den Ausstieg zusätzlich. Den genauso wie ein Alkohol- oder Heroinabhängiger, nach seiner Entgiftung und Entwöhnung sein gesamtes Leben umkrempeln muss, was auch einen Kontaktabbruch zum alten Umfeld beinhaltet, müssen dies unsere Klienten auch tun.
Sonst werden sie stets mit diesen Informationen in Kontakt geraten, ein Rückfall ist dann leicht.

Wie oben schon erwähnt, externe Personen, die dann helfen wollen, wird meist grundlegend misstraut. Vor allem da diese ja dann zur Kooperation mit den „bösen Feind“ den Behörden Raten. Auch wenn Hilfe im Einzelfall zugelassen wird, ist ein Abbruch dieser Arbeit häufig.
Der einzige Weg hier ist kontinuierliches Arbeiten an der Beziehung und Hilfsangebote.

Wie gewünscht wird gerade der 3. Teil bearbeitet der sich nur auf Herrn Hoffmann geborener Klasen konzentriert. Weitere Anregungen und Fragen jederzeit an mich ich versuch es einzuarbeiten.
Aber wie gesagt, dass was ich schreibe sind Medizinische Informationen die auf unsere Klienten zutreffen können aber nicht müssen. Es ist immer ein wenig Kaffeesatz Leserei ;)
« Letzte Änderung: 2. Juni 2015, 03:30:22 von tobias-vom-rias »
Ich geh jetzt Raptoren streicheln, Löwen sind mir zu kuschelig!

"Seit ich meine Tabletten wieder nehme, reden die Möbel kein Wort mehr mit mir. Eingeschnapptes, zickiges Pack!"
 

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Re: Medizinisches Hintergrundwissen
« Antwort #14 am: 3. Juni 2015, 00:59:55 »
Was mich interessieren würde ist, wie man zumindest mit denen, die gerade auf dem Weg nach unten sind, konstruktiv umgehen kann. Ich hatte noch keine Reichshärtefall in meiner Umgebung, dafür aber einen heftigen Eso♥♥♥en und darüber hinaus ein paar leichte Fälle von esoterischer und unternehmerischer Verblendung. Ich möchte das alles nicht in irgendeine Kategorie einordnen. Es handelt sich aber um immer wiederkehrende und vergleichbare Verhaltensweisen.

Solche Leute in die Realität zurückzuholen ist gar nicht mal so einfach. Kaum habe ich denen gesagt "Nein, Deine 'Idee' korrelliert nicht mit der Realität", kamen manche, vermutlich weil sie danach zu lang in ihrem Schneckenhaus saßen, mit der gleichen oder einer anderen dämlichen Idee zurück. Manchmal hat das aber auch geholfen, Das hing immer auch von deren Umfeld ab.

Hilft da NLP? Intensive Betreuung? Elektroschocks? Das geht über die dieagnostische Intention dieses Threads vielleicht hinaus, aber es gibt da bestimmt auch Kochrezepte, wie man mit Personen in Situationen zwischen der und ihrer Realität umgeht.
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Spirituelle Geistvernetzung durch Neugeborenenopfer ist eine Mechanik.
 
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