… dass eine wirkliche politische Linke in der BRD nicht vorhanden ist …
Das ist ganz genau ein Grundproblem in der Bundesrepublik Deutschland. Seit Jahrzehnten. In der Zeit bis 1989 war es verpönt, links zu sein, weil links gleich DDR oder Baader-Meinhof war. Meinte man. Nach 1989 war es verpönt, weil links zu sein gleich SED war.
Die Rolle, die in anderen Ländern von Linksparteien übernommen wird, wurde in Deutschland lange Zeit von den Grünen wahrgenommen, die dies aber längst abgelegt haben.
Lange Zeit gab es keine politische Kraft, die diese gesellschaftliche Position einer linken Partei vertreten konnte, auch nicht die PDS/LINKE, denn diese galt als unwählbarer SED-Nachfolger und hat es komplett versäumt, den leeren politischen Raum, den die Grünen hinterließen, zu besetzen.
Genau dort setzt sich nun die AfD fest. So bizarr es ist, ich denke, dass die AfD, also eine rechtsextreme Hass- und Hetzpartei, im Begriff ist, die Rolle zu übernehmen, die in anderen Ländern von linken Parteien besetzt sind.
Ob in anderen Ländern die linken Parteien besonders viel stärker sind, weiß ich nicht unbedingt. Die DDR und die damit zusammenhängenden Thematiken sind sicherlich propagandistisch ein Problem für linke Ansätze in Deutschland, ebenso wie die "-SSR-Vergangeheit" Mittel- und Osteuropas das zum Tei für die dortigen Gruppierungen sein dürfte.
Das allein kann aber nicht das Problem sein, denn NS-Vergangenheit haben wir hier ja auch (auch wenn man die lange Zeit unter den Teppich gekehrt hat, weil es einfacher war sich über den Osten aufzuregen, als vor der eigenen Türe zu kehren).
Das eigentliche Problem, was ich im Bezug auf eine politische Linke sehe, ist dass dieselbe völlig vergessen zu haben scheint, wozu sie ursprünglich einmal da gewesen ist, als Begleiterscheinung und Reaktion auf die industrielle Revolution.
Was man dort aber völlig verpennt zu haben scheint und was für mich auch das eigentliche Problem darstellt, ist dass sich der Prozess, den die Entwicklung kontinuierlich hervorgebracht hat und der an der Montanindustire einfach nur sehr auffällig geworden ist, nämlich die Konzentration und Dehumanisierung von Arbeitsprozessen, nicht etwa abgeschlossen ist sondern sich fortsetzt und das hat gesellschaftliche Konsequenzen.
Wenn nämlich die Arbeitseffiziens selbst bei sinkendem Personalstock durch kontinuierliche weitere Mechanisierung und Digitalisierung gleich bleibt oder gar ansteigt, bedeutet das eben allgegenwärtigern Personalabbau.
Jetzt müsste man sich für dijenigen, die dadurch ihre Stelle verlieren oder erst gar keine kriegen Maßnahmen einfallen lassen, passiert aber nicht, sondern das höchste der Gefühle auf der linken Seite scheint momentan zu sein sich über die Nachkommastellen von Harz4-Regelsätzen zu streiten.
Würde man mir völlig die Perspektive entziehen, würde ich mir von einer solchen politischen Linken auch verarscht vorkommen, denn was da von linker Seite derzeit hervor gebracht wird ist ja im Grunde keine systemische Opposition mehr, sondern das sind Versuche zur Bewahrung dessen, was (wenn auch im modifizierten Sinne) bereits das Kaiserreich im wesentlichen hervor gebracht hat.
Über grundsätzliche Änderungen der Gesellschaft (und das meine ich im notwendigen evolutionären Sinne und sicher nicht im Bau von Mauern und parolieren von "Heil Stalin" oder ähnlichem) macht sich doch keiner dort mehr ernsthafte Gedanken und genau das war eigentlich mal der Grund, warum es eine politische Linke brauchte.
Sicherlich ist die DDR und die SED ein propagandistisches Problem, allerdings würde ich es auch nicht dramatisieren wollen denn sich z.B. mal laut darüber gedanken zu machen, wie man staatliche Systeme noch finanzieren, wo durch fortschreitende Technisierung ganz logischer Weise das Verhältnis von arbeitender und arbeitssuchender (d.h. bedürftiger) Bevölkerung zwangsläufig immer größer werden muss, ohne die Gewinnler des Systems mehr in die Pflicht zu nehmen oder in wie fern Arbeitsbeschaffungsprogramme und alternative Einsatzmöglichkeiten der in der Produktion nicht mehr benötigten und daher freigesetzten Arbeitskräfte denkbar sind, sollte das einen eigentlich nicht gleich zum Kommunisten stempeln, dass sind einfach die Herausforderungen der Zeit, auf die man sich einschießen muss und das tut auf der linken Seite, aus welchen Gründen auch immer niemand mehr.
Insofern würde ich sagen, die politische Linke hat eher peripher das Problem, des DDR-laibels, sondern viel mehr das interne Problem ihren Marx nicht verstanden zu haben und versuchen statt auf die Probleme der Zeit mit gestalterischen Maßnahmen zu reagieren nur die Strukturen eines überkommenen (weil für andere demographische und wirtschaftliche Zeiten bestimmten) Systems nicht anzutasten.
Was die AfD in diesem Kontext angeht, sie bieten halt eine Veränderung der Verhältnisse an oder viel mehr, sie suggerieren es. Darüber, dass diese kein tatsächliches Programm haben braucht man sich sicherlich nicht zu streiten, das ist wohl allgemein als Tatsache akzeptiert. Auf der andnderen Seite, wenn ich gesellschaftlich ganz unten angekommen bin und im System keine Perspektive mehr sehe, habe ich eben nur die Möglichkeit es außerhalb des selben Systems zu versuchen.
Wenn die am weitesten links stehende im Parlament überhaupt vertretene Partei, mit der von den anderen Parteien freiwilig niemand redet nicht mehr tut, als im bestehenden System die Regelsätze geringfügig verändern zu wollen ist klar, dass das vielen zu wenig sein wird und man sich ebem andarweitig orientiert, insofern ist die AfD schon eine logische Reaktion, weil das gesamte politische Establishment inklusive der Linken mehr oder minder für einen gesellschaftlichen Stillstand steht. Wenn die Vorstellung einer selbsternannten sozialistischen Partei, wie sich die Linke das ja auf die Fahne geschrieben hat, im Bezug auf die wirtschaftliche Emanzipation dessen, was man früher mal Proletariat genannt haben mag darauf beschränkt über den Umfang der abzutretenden Almosen herumzuschachern, fehlt da einfach das gedankliche Gegenangebot, auch wenn die AfD wählen sicherlich nicht zielführend sein wird.
Wirklich in diesem Sinne linke Parteien sehe ich auch im übrigen Europa nicht/selten. An der Stelle muss man mit den Sprachregelungen etwas aufpassen, denn in den meisten anderen Ländern läuft ja unter "sozialistisch" das, was in Deutschland unter "sozialdemokratisch" zu verstehen ist, also haarscharf links der Mitte, wenn überhaupt.