Autor Thema: Die AfD hat sich endgültig für eine Aufnahme in unseren Kundenkreis qualifiziert  (Gelesen 411945 mal)

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Offline Aluhutträger

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Problematisch ist, dass man als Partei damit die Mitte abstößt. Das lässt uns ziemlich wehrlos zurück. Wahlbroschüren a la "Warum CDU und nicht AfD" sind fast undenkbar. Dazu kommt, dass wenn Leute einmal an der AfD hängengeblieben sind, die im Prinzip nicht mehr ansprechbar sind. Die sind wie gehirngewaschen, Gespräche sind völlig unmöglich.

Das Problem ist in den letzten Jahren, denke ich, die politische Mitte an sich gewesen. Jahrelange Konsenspolitik, die auf konsequenten Sozialabbau hinauslief, Sreitzen der Einkommensunterschiede etc. musste irgendwann zu einem Popularitätseinbruch und einer Stärkung der in der Opposition verbliebenen politischen Kräfte führen. Was ich allerdings für meinen Teil viel beunruhigender finde, ist dass von der derzeitigen politischen Umschichtung ausnahmslos die politische Rechte profitiert, was mich allerdings auch wieder auf den Schluss bringt, dass eine wirkliche politische Linke in der BRD nicht vorhanden ist, in jedem Fall wird das im kommenden Jahr wohl eine sehr spaßige Regierungsbildung werden.


Das Zurückdrängen der AfD ist damit zu einer Aufgabe geworden, die die Politik nicht mehr leisten kann und vermutlich auch nie leisten konnte, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Selbst groß angelegte Sozialprogramme bringen da glaube ich nichts mehr. Gute Nachrichten: Nutzlos, es wird eh nur noch RT und Kopp geglaubt.

Insgesamt befürchte ich, dass der AfD-Teil der Gesellschaft weitgehend verloren ist.

Ob sie diese Aufgabe leisten kann, hängt für mich eher damit zusammen ob sie es leisten will, denn dazu müsste sie bereits sein, die von ihr selbst mühsam herbeigeführten herbeigeführten sozialen Ungerechtigkeiten, wieder zu kippen und das sehe ich nicht.
 

Offline BlueOcean

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Man sagte ja immer, dass "negative-campaigning" in Deutschland nicht wirken würde. Inzwischen bezweifele ich diese Aussage. Es wirkt offensichtlich auf 10-20% der Bevölkerung ziemlich gut.

Von wem stammt denn die These? Ich hätte da ein paar Zweifel.

Zitat
Das Zurückdrängen der AfD ist damit zu einer Aufgabe geworden, die die Politik nicht mehr leisten kann und vermutlich auch nie leisten konnte, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Selbst groß angelegte Sozialprogramme bringen da glaube ich nichts mehr. Gute Nachrichten: Nutzlos, es wird eh nur noch RT und Kopp geglaubt.

Insgesamt befürchte ich, dass der AfD-Teil der Gesellschaft weitgehend verloren ist.

Da bin ich optimistischer. Das Gros der AfD-Stimmen halte ich für Protestwähler, die bei veränderter Lage ganz schnell etwas anderes (oder wieder nicht) wählen. Paradebeispiel Sachsen-Anhalt, wo die DVU mal aus dem Nichts lärmend mit 18 Prozent in den Landtag eingezogen ist aber schon bei der nächsten Wahl auf kaum noch messbare Prozentzahlen zurück fiel.

Problematischer und immer unansprechbarer sind aus meiner Sicht jene, die sich bei AfD, PEgIdA und whatever engagieren und ein immer homogeneres, rechtsradikales Umfeld bilden, das sich immer mehr zu einer latent wahnhaften Parallelgesellschaft entwickelt.
"Teurer als die bittere Wahrheit ist uns der erhabene Wahn." (Alexander Puschkin)
 
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Syssi

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Ich kenne die "negative-campaigning-These" aus früheren Wahlkämpfen. Paradebeispiel ist die "Rote-Socken-Kampagne", die fürchterlich nach hinten losging.


Echte, linke Politik - sorry, aber die findet nicht wirklich statt. Zu zerstritten und zu wenig kompromissfähig und pragmatisch sind die Linken.
Wie gesagt, ich glaube nicht an einen Effekt von Sozialprogrammen oder das linke Politik die von den unzufriedenen Personen gewünschten Aussagen bedienen kann.
Sozialprogramme bedienen nicht den Wunsch auf das "Herabblicken können" und niederste Instinkte, linke Solidaritätspolitik erst recht nicht.

In den Köpfen der AfD- und Pegida-Anhänger hat sich halt ein Weltbild festgesetzt, nach welchem sie die tolerante Mitte sind und von den Linken, also alle außer ihnen und den in ihren Augen wahren Nazis, verfolgt und geknechtet werden. Dazu kommt noch, dass genau diese Leute überhaupt kein Verständnis von der Bedeutung von Zahlen haben. Frag mal einen von denen, wieviele Einwohner Deutschland überhaupt hat oder ob sie die Umrisse von Deutschland zeichnen können.
 

Offline Reling

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… dass eine wirkliche politische Linke in der BRD nicht vorhanden ist …

Das ist ganz genau ein Grundproblem in der Bundesrepublik Deutschland. Seit Jahrzehnten. In der Zeit bis 1989 war es verpönt, links zu sein, weil links gleich DDR oder Baader-Meinhof war. Meinte man. Nach 1989 war es verpönt, weil links zu sein gleich SED war.
Die Rolle, die in anderen Ländern von Linksparteien übernommen wird, wurde in Deutschland lange Zeit von den Grünen wahrgenommen, die dies aber längst abgelegt haben.
Lange Zeit gab es keine politische Kraft, die diese gesellschaftliche Position einer linken Partei vertreten konnte, auch nicht die PDS/LINKE, denn diese galt als unwählbarer SED-Nachfolger und hat es komplett versäumt, den leeren politischen Raum, den die Grünen hinterließen, zu besetzen.
Genau dort setzt sich nun die AfD fest. So bizarr es ist, ich denke, dass die AfD, also eine rechtsextreme Hass- und Hetzpartei, im Begriff ist, die Rolle zu übernehmen, die in anderen Ländern von linken Parteien besetzt sind.
 

Offline rtk

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So bizarr es ist, ich denke, dass die AfD, also eine rechtsextreme Hass- und Hetzpartei, im Begriff ist, die Rolle zu übernehmen, die in anderen Ländern von linken Parteien besetzt sind.

Wenn ich mir die umliegenden europäischen Länder so anschaue, scheint mir das weder bizarr noch überhaupt richtig zu sein, weder im parlamentarischen, noch im außerparlamentarischen Bereich. Wo sollen diese "anderen Länder" denn sein? Die AfD nimmt m.E. in Deutschland jene Rolle der Opposition ein, die momentan in den wenigsten (europäischen wie nicht-europäischen) Ländern links besetzt werden kann - in Europa am ehesten noch in denen, die im Nationenvergleich am stärksten Opfer neoliberaler Austeritätspolitik geworden sind. Tatsächlich ist Spanien dabei das einzige, wo ich diese Rolle mit Podemos überhaupt sehe, und das wohl auch nur, weil die Indignados sich nicht (wie Occupy und die folgenden Kopien) nach rechts geöffnet haben. Die Oppositionsrolle selbst, also der institutionalisierte Widerstand gegen die bestehenden Herrschaft, muss keinesfalls zwingend "links" sein. Historisch sind momentan offensichtlich die Rechten dran. Dieser Prozess läuft schon länger, als es die AfD überhaupt gibt.

Ob die AfD mit ihren paarundzwanzig Prozent nach der Bundestagswahl was anfangen kann oder nicht, ist für mich weniger die Frage - die anderen Parteien werden sich schon bemühen, durch geschickte Teilübernahme von Forderungen und Argumenten ihre Positionen zu sichern. Tun sie ja bereits. Das ist das eigentlich Wesentliche jenseits der Zahlen: Die langsame, aber stetige Verschiebung des politischen Diskurses. Und die werden viele nicht einmal bemerken.
 

dtx

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Vorgestellt: Alexander Gauland

http://www.taz.de/AfD-Politiker-Alexander-Gauland/!5361541/

Am Ende des Artikels wird berichtet, daß Gauland in der "Bratpfanne" in Templin einem Reichsbürger widersprochen habe.
« Letzte Änderung: 16. Dezember 2016, 22:17:39 von dtx »
 

Offline Aluhutträger

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… dass eine wirkliche politische Linke in der BRD nicht vorhanden ist …

Das ist ganz genau ein Grundproblem in der Bundesrepublik Deutschland. Seit Jahrzehnten. In der Zeit bis 1989 war es verpönt, links zu sein, weil links gleich DDR oder Baader-Meinhof war. Meinte man. Nach 1989 war es verpönt, weil links zu sein gleich SED war.
Die Rolle, die in anderen Ländern von Linksparteien übernommen wird, wurde in Deutschland lange Zeit von den Grünen wahrgenommen, die dies aber längst abgelegt haben.
Lange Zeit gab es keine politische Kraft, die diese gesellschaftliche Position einer linken Partei vertreten konnte, auch nicht die PDS/LINKE, denn diese galt als unwählbarer SED-Nachfolger und hat es komplett versäumt, den leeren politischen Raum, den die Grünen hinterließen, zu besetzen.
Genau dort setzt sich nun die AfD fest. So bizarr es ist, ich denke, dass die AfD, also eine rechtsextreme Hass- und Hetzpartei, im Begriff ist, die Rolle zu übernehmen, die in anderen Ländern von linken Parteien besetzt sind.

Ob in anderen Ländern die linken Parteien besonders viel stärker sind, weiß ich nicht unbedingt. Die DDR und die damit zusammenhängenden  Thematiken sind sicherlich propagandistisch ein Problem für linke Ansätze in Deutschland, ebenso wie die "-SSR-Vergangeheit" Mittel- und Osteuropas das zum Tei für die dortigen Gruppierungen sein dürfte.
Das allein kann aber nicht das Problem sein, denn NS-Vergangenheit haben wir hier ja auch (auch wenn man die lange Zeit unter den Teppich gekehrt hat, weil es einfacher war sich über den Osten aufzuregen, als vor der eigenen Türe zu kehren).
Das eigentliche Problem, was ich im Bezug auf eine politische Linke sehe, ist dass dieselbe völlig vergessen zu haben scheint, wozu sie ursprünglich einmal da gewesen ist, als Begleiterscheinung und Reaktion auf die industrielle Revolution.
Was man dort aber völlig verpennt zu haben scheint und was für mich auch das eigentliche Problem darstellt, ist dass sich der Prozess, den die Entwicklung kontinuierlich hervorgebracht hat und der an der Montanindustire einfach nur sehr auffällig geworden ist, nämlich die Konzentration und Dehumanisierung von Arbeitsprozessen, nicht etwa abgeschlossen ist sondern sich fortsetzt und das hat gesellschaftliche Konsequenzen.
Wenn nämlich die Arbeitseffiziens selbst bei sinkendem Personalstock durch kontinuierliche weitere Mechanisierung und Digitalisierung gleich bleibt oder gar ansteigt, bedeutet das eben allgegenwärtigern Personalabbau.
Jetzt müsste man sich für dijenigen, die dadurch ihre Stelle verlieren oder erst gar keine kriegen Maßnahmen einfallen lassen, passiert aber nicht, sondern das höchste der Gefühle auf der linken Seite scheint momentan zu sein sich über die Nachkommastellen von Harz4-Regelsätzen zu streiten.
Würde man mir völlig die Perspektive entziehen, würde ich mir von einer solchen politischen Linken auch verarscht vorkommen, denn was da von linker Seite derzeit hervor gebracht wird ist ja im Grunde keine systemische Opposition mehr, sondern das sind Versuche zur Bewahrung dessen, was (wenn auch im modifizierten Sinne) bereits das Kaiserreich im wesentlichen hervor gebracht hat.
Über grundsätzliche Änderungen der Gesellschaft (und das meine ich im notwendigen evolutionären Sinne und sicher nicht im Bau von Mauern und parolieren von "Heil Stalin" oder ähnlichem) macht sich doch keiner dort mehr ernsthafte Gedanken und genau das war eigentlich mal der Grund, warum es eine politische Linke brauchte.
Sicherlich ist die DDR und die SED ein propagandistisches Problem, allerdings würde ich es auch nicht dramatisieren wollen denn sich z.B. mal laut darüber gedanken zu machen, wie man staatliche Systeme noch finanzieren, wo durch fortschreitende Technisierung ganz logischer Weise das Verhältnis von arbeitender und arbeitssuchender (d.h. bedürftiger) Bevölkerung zwangsläufig immer größer werden muss, ohne die Gewinnler des Systems mehr in die Pflicht zu nehmen oder in wie fern Arbeitsbeschaffungsprogramme und alternative Einsatzmöglichkeiten der in der Produktion nicht mehr benötigten und daher freigesetzten Arbeitskräfte denkbar sind, sollte das einen eigentlich nicht gleich zum Kommunisten stempeln, dass sind einfach die Herausforderungen der Zeit, auf die man sich einschießen muss und das tut auf der linken Seite, aus welchen Gründen auch immer niemand mehr.
Insofern würde ich sagen, die politische Linke hat eher peripher das Problem, des DDR-laibels, sondern viel mehr das interne Problem ihren Marx nicht verstanden zu haben und versuchen statt auf die Probleme der Zeit mit gestalterischen Maßnahmen zu reagieren nur die Strukturen eines überkommenen (weil für andere demographische und wirtschaftliche Zeiten bestimmten) Systems nicht anzutasten.

Was die AfD in diesem Kontext angeht, sie bieten halt eine Veränderung der Verhältnisse an oder viel mehr, sie suggerieren es. Darüber, dass diese kein tatsächliches Programm haben braucht man sich sicherlich nicht zu streiten, das ist wohl allgemein als Tatsache akzeptiert. Auf der andnderen Seite, wenn ich gesellschaftlich ganz unten angekommen bin und im System keine Perspektive mehr sehe, habe ich eben nur die Möglichkeit es außerhalb des selben Systems zu versuchen.
Wenn die am weitesten links stehende im Parlament überhaupt vertretene Partei, mit der von den anderen Parteien freiwilig niemand redet nicht mehr tut, als im bestehenden System die Regelsätze geringfügig verändern zu wollen ist klar, dass das vielen zu wenig sein wird und man sich ebem andarweitig orientiert, insofern ist die AfD schon eine logische Reaktion, weil das gesamte politische Establishment inklusive der Linken mehr oder minder für einen gesellschaftlichen Stillstand steht. Wenn die Vorstellung einer selbsternannten sozialistischen Partei, wie sich die Linke das ja auf die Fahne geschrieben hat, im Bezug auf die wirtschaftliche Emanzipation dessen, was man früher mal Proletariat genannt haben mag darauf beschränkt über den Umfang der abzutretenden Almosen herumzuschachern, fehlt da einfach das gedankliche Gegenangebot, auch wenn die AfD wählen sicherlich nicht zielführend sein wird.
Wirklich in diesem Sinne linke Parteien sehe ich auch im übrigen Europa nicht/selten. An der Stelle muss man mit den Sprachregelungen etwas aufpassen, denn in den meisten anderen Ländern läuft ja unter "sozialistisch" das, was in Deutschland unter "sozialdemokratisch" zu verstehen ist, also haarscharf links der Mitte, wenn überhaupt.
 

Offline Sandmännchen

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In meiner Erinnerung wurde Politik früher grundlegend anders betrieben. Politiker und Parteien hatten deutlich unterscheidbare Ausrichtungen, und die Leute sind in die Politik gegangen, um ihre Weltsicht durchzusetzen.

Heute dagegen werden Äußerungen und die Grundsätze der Parteipolitik gezielt danach zugeschnitten, was den größten Wahlerfolg verspricht. Damit werden die Parteien ähnlicher, und im Zweifelsfall können dieses Spiel Außenseiter besser spielen, die noch nie in der Politik waren. Trump hat das Spiel auf die Spitze getrieben, in dem jeweils auf einzelne Personen zugeschnittene Wahlwerbung gemacht wurde.

Gefährlich finde ich daran über die AfD hinaus, daß dadurch die Demokratie insgesamt schlecht funktioniert. Man hat als Wähler nicht mehr die Auswahl zwischen gegebenen Positionen, sondern nur noch zwischen Leuten, die alle versprechen, es so zu machen, wie die Mehrheit es will, gelegentlich aber dann alles auch wieder umwirft, was dann das Vertrauen in die etablierten Parteien vollends untergräbt.

Gefährlich ist auch, daß sich durch Pegida/AfD eines wesentlich geändert hat: Es ist in einigen Regionen sozial akzeptiertes Verhalten geworden, Ausländerhaß nicht nur im stillen Kämmerlein oder unter seinesgleichen zu formulieren, sondern offen auszuleben.
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
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Offline hair mess

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Syssi

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In meiner Erinnerung wurde Politik früher grundlegend anders betrieben. Politiker und Parteien hatten deutlich unterscheidbare Ausrichtungen, und die Leute sind in die Politik gegangen, um ihre Weltsicht durchzusetzen.

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Gefährlich finde ich daran über die AfD hinaus, daß dadurch die Demokratie insgesamt schlecht funktioniert. Man hat als Wähler nicht mehr die Auswahl zwischen gegebenen Positionen, sondern nur noch zwischen Leuten, die alle versprechen, es so zu machen, wie die Mehrheit es will, gelegentlich aber dann alles auch wieder umwirft, was dann das Vertrauen in die etablierten Parteien vollends untergräbt.

Gefährlich ist auch, daß sich durch Pegida/AfD eines wesentlich geändert hat: Es ist in einigen Regionen sozial akzeptiertes Verhalten geworden, Ausländerhaß nicht nur im stillen Kämmerlein oder unter seinesgleichen zu formulieren, sondern offen auszuleben.


Das ist doch eigentlich nur das alte Vorurteil. So läuft es in der Politik nicht, die Entscheidungen hängen nicht vom potentiellen Wahlerfolg ab. Auch die Versprechungen nicht. Politischen (Grundsatz)entscheidungen gehen ewig lange Diskussionen unter Einbeziehung von allen möglichen fachkundigen Leuten voraus. Gegenargumente werden geprüft - und am Ende kommt raus, was 1. Wissenschaftlich irgendwie haltbar ist; 2. Den Grundüberzeugungen einer Partei am nächsten ist; 3. Die wohl voraussichtlich am wenigsten schlimmen Folgen hat; 4. Rechtmäßig ist; 5. Was überhaupt möglich ist.

Die Diskussionen beim Bier gehen auch in eine andere Richtung als das Vorurteil vermuten lässt: Meist musste man irgendeine Entscheidung treffen, die Unzufriedenheit produzieren wird. Dann kreist die Diskussion eher darum, wie man erklären kann, dass man so entscheiden musste. Oder es geht tatsächlich darum, wie man denn jetzt das Wahlversprechen umsetzen kann. Insgesamt ist die Politik viel ehrlicher als das Vorurteil es vermittelt. Und wird man/frau beim Lügen erwischt, bringt das nicht etwa Pluspunkte, sondern jede Lüge schießt einen mehr ins Abseits, bis niemand mehr mit einer/m spielen will. Genauso verhält es sich mit Gier. Gierige Leute kommen mal kurz hoch und fallen dann aber sehr schnell wieder. (Mein Stundenlohn beträgt übrigens ca. 2 Euro.)

Es ist m.M.n. auch gut, dass es innerhalb der Parteien, die innerhalb des demokratischen Grundkonsenses arbeiten, nicht so extrem polarisierende Ausprägungen gibt. Das bringt nämlich auch nichts, siehe die verschiedenen 2-Parteien-Systeme in der Welt. Westblock-Ostblock gibt es zum Glück auch nicht mehr. Eher die Blöcke "Offizielle westliche Werte und Zusammenwachsen" vs. Autokratie und Autonomie. Diese sind aber sehr viel weniger kohärent bzw. klar abgrenzbar. Entsprechend geht natürlich auch eine politische Polarisierung nicht mehr so einfach wie früher. Sie kann derzeit eigentlich entlang der Linie "Liberale und soziale Demokratie" und "Autokratie a la Putin/Erdowahn" erfolgen.
Und dieses Muster wird ja auch bedient. Bildlich:
AfD und Teile der Linke so: "Jeah, einen neuen Führer brauchen wir, der alles wieder "schön - schön deutsch/französisch/italienisch/englisch usw" macht. Und deren Anhänger so: "Oi! Heil dir Bernd Höcke!" Und die anderen Parteien so: "Aaarrgghhh!!! Picard-Facepalm! Head -> Desk!" Und der Bürger: "Einheitsbrei!" Antwort der Parteien: Weinender Smiley und "ja, aber ihr könnt doch nicht ernsthaft wieder einen Führer wollen, seid ihr noch bei Trost?!? "Nein, sind wir nicht, wir machen uns die Welt, widewidewie sie uns gefällt! Volksverräter! Lügenhesse! Heilt Höcke!" Parteien: Wie eben: "Aaarrgghhh! Weinender Smiley".
 

Offline BlueOcean

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Die althergebrachten Rechts-Links-Schemata taugen kaum noch, nachdem die "rechte" CDU eine Sozial-, Familien-, Militär- und Umweltpolitik umgesetzt hat, die noch vor ein/zwei Jahrzehnten der Wunschtraum aller "linksgrün Versifften" gewesen wäre, während die "linke" SPD wahrlich nicht nur mit dem "Genossen der Bosse" eine Wirtschafts- und Sozialpolitik betrieben hat, die das Herz des kältesten Kapitalisten hätte rühren sollen.

Die großen deutschen Volksparteien haben sich beide so stark in die von ihnen vermutete Mitte bewegt, dass ihre jeweiligen Ränder heimatlos wurden und in diesem Vakuum buhlen und fischen die Extremen:

Auf der einen Seite dauerhaft skurril "Die Linke", die östlich starker Wurmfortsatz der ewig-DDR-igen bleibt und westlich eher das schwache Wünsch-dir-was der ehedem versprengten Alt- und Jungganzlinken ist.

Und auf der anderen Seite die jeweils angesagte Rechts-Truppe, die derzeit vorrangig in der Geschmacksrichtung AfD Zuspruch findet. Wobei der Haufen noch inhomogener als die weitgehend nur in zwei Lager zersplitterten Linken. Da reicht die Spanne vom wertkonservativen Gymnasiallehrer über den in stählernen Papiergewittern geprüften Salon-Radikalen bis zum tumben Haudrauf im Bildungsnotstand.

Eingefleischte Extreme sind nicht so häufig und sie wachsen langsam (aber beharrlich!). Für spürbare Erfolge sind sowohl "Die Linke" wie auch die "AfD" auf eine Menge von Proteststimmen angewiesen, die sich um die jeweiligen Programme der Parteien kaum scheren. Sie wählen "Protest", um es den Etablierten "mal zu zeigen".

Das kann - leider - sogar sinnvoll sein, um "über Bande" auf die politische Willensbildung, also letztlich die Entscheidungen der Regierenden, einzuwirken.
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Auf der einen Seite dauerhaft skurril "Die Linke", die östlich starker Wurmfortsatz der ewig-DDR-igen bleibt und westlich eher das schwache Wünsch-dir-was der ehedem versprengten Alt- und Jungganzlinken ist.
Was die Ansammlung einiger Elemente im Osten mit entschieden zu viel Beton im Schädel angeht, würde ich dem zustimmen. Mit dem "schwachen Wünsch-dir-was"-Element würde ich ebenfalls mitgehen, mit der Bezeichnung "Alt- und Jungganzlinke" gehe ich alles andere als konform, mit der Begründung dass dem meisten dieser Leute jeder Bezug zu theoretischen Denkansätzen, historischen Problemen, der eigenen politischen Vergangenheit, wie auch im weiteren Sinne der Zugang zu strategischen Erwägungen und ihrer Tragweite völlig abgeht.
Demnach würde ich diese nicht als "ganzlinke" sondern "schönwetterlinke" oder "vulgärlinke" bezeichnen wollen und genau deswegen ist diese Partei auch zum Scheitern verurteilt. Zu viele Altlasten auf der einen, zu wenig fähige Köpfe auf der anderen Seite, dabei kann keine vernünftige Alternative herauskommen.
Was den harten Kern linker Provenienz angeht, so denke ich, geht diese Annahme fehl, weil die nämlich ähnlich denken und diese Partei als in sämtlichen Belangen inkonsequent und zu lasch meiden, wobei es natürlich drauf ankommt, woran man einen linken Hintergrund fest macht, tut man das Anahnd von theoretischen Gedankengebäuden und historischer Reflektion, ist "die Linke" keine in dem Sinne linke Partei und dass diese im Moment noch viele Protestwähler zu binden vermag, bezweifle ich, viel mehr dürfte sie mittlerweile den ehemaligen linken Rand der SPD oder zumindest große Teile davon als Stammklientel übernommen haben (diese Elemente passen da noch ganz gut rein) und eben die Wählerbasis im Osten, die sich noch zu großen Teilen aus Leuten speisen mag, die das einfach schon immer gewählt haben, seit sie wählen können. Da sehe ich eher Gewohnheit als Protest, aus demselben Grund (zumindest denke ich so) sind die Ergebnisse dieser Partei, auch seit jahren konsequent bei um die 10%. Bei der Wahl 2005 waren es 8,7% 2009 waren es mal 11,9% 2013 waren es 8,6%, da hat sie vor allem dadurch profitiert, dass FDP, AfD und Piraten neben den Sonstigen an der 5%-Hürde gescheitert sind. Schaue ich in das aktuelle politbarometer rein, beläuft sich die Schätzung auf 10%. Eine solche Entwicklung über nunmehr 12 Jahre, Finanzkriese etc. inklusive deutet für mich eigentlich nicht auf eine verstärkte Mobilisierung von Protestwählern in dem Sinne hin, wie das bei der AfD der Fall ist, dafür sind die Zahlen zu stabil. Der größte Ausreißer bis dato war 2009 ein Sprung um ca. 3 Prozentpunkte und das nachem ein Jahr zuvor wegen der Bankenkriese sehr viel mediale Unruhe präsent war. Diese Zugewinne gingen dann auch bei der nächsten Wahl prompt wieder verloren und werden wohl auch in diesem Jahr nicht wieder erreicht werden.
Das lässt für mich wie gesagt darauf schließen, dass das Mobilisierungspotenzial der Partei "Die Linken", was akkut unzufriedene Anbetrifft eher gegen null tendiert, weswegen ein entsprechendes Gegenangebot auf der linken Seite zur AfD schlicht und ergreifend fehlt.
Das sehe ich insofern als ein Problem an, als dass man mit der Linken zummindest reden kann. Die mag einige seltsamen, skurrile und disfunktionale Ideen mitbringen, aber das könnte man wenn man dahingehend kooperieren wollte (Der SPD wird auf Dauer ohnehin nichts anderes bleiben, mit dem Binden an die CDU/CSU koaliert die sich tot) ganz gut absolvieren, mit der AfD ist das nicht zu machen. Die programmatischen Aspekte, mit denen die Linke aneckt sind zumindest nur skurril, die der AfD tendenzeill eher menschenverachtend. Demnach wäre es besser, die Linke wäre in der Lage mehr Protestler zu absorbieren, da wären sie für den politischen Betrieb weniger schädlich. Offensichtlich ist sie dazu aber nicht in der Lage.
 

Offline rtk

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Was den harten Kern linker Provenienz angeht, so denke ich, geht diese Annahme fehl, weil die nämlich ähnlich denken und diese Partei als in sämtlichen Belangen inkonsequent und zu lasch meiden

Das kann ich bestätigen. Die radikale Trümmerlinke ist mehr als ambivalent mit der Partei Die Linke. Die sehen auch genau, dass und warum z.B. Sarah Wagenknecht bei den AfDlern so beliebt ist. Andererseits will man es sich etwa mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ihren Fördermöglichkeiten nicht verscherzen, und lokal bilden immer wieder Politikerinnen eine Brücke vor allem zu antifaschistischer Arbeit (wer weiß, wie es zum Beispiel in Thüringen aussähe ohne Katharina König).

Teile der Radikalen schlagen sich schon seit ein paar Jahren mit dem Projekt eines "linken Populismus" herum, dem sie aber bislang (mit gutem Grund) nicht so viel abgewinnen konnten. So bleibt ihnen seit einigen Jahren vor allem zur Kenntnis zu nehmen, dass ihnen die Anlässe zu breiter Opposition langsam aber sicher von rechts entwendet werden (TTIP als letztes Beispiel), ohne viel entgegen setzen zu können jenseits internationaler Vernetzungen (über Anlässe wie Ende Gelände) und - Antifa bleibt Handarbeit - Opposition auf der Straße. Die "tatsächliche" Linke in Deutschland kämpft seit Jahren mit dem Rücken zur Wand.
 

Offline A.R.Schkrampe


Auf der einen Seite dauerhaft skurril "Die Linke", die östlich starker Wurmfortsatz der ewig-DDR-igen bleibt und westlich eher das schwache Wünsch-dir-was der ehedem versprengten Alt- und Jungganzlinken ist.
Was die Ansammlung einiger Elemente im Osten mit entschieden zu viel Beton im Schädel angeht, würde ich dem zustimmen. Mit dem "schwachen Wünsch-dir-was"-Element würde ich ebenfalls mitgehen, mit der Bezeichnung "Alt- und Jungganzlinke" gehe ich alles andere als konform, mit der Begründung dass dem meisten dieser Leute jeder Bezug zu theoretischen Denkansätzen, historischen Problemen, der eigenen politischen Vergangenheit, wie auch im weiteren Sinne der Zugang zu strategischen Erwägungen und ihrer Tragweite völlig abgeht.
Demnach würde ich diese nicht als "ganzlinke" sondern "schönwetterlinke" oder "vulgärlinke" bezeichnen wollen und genau deswegen ist diese Partei auch zum Scheitern verurteilt. Zu viele Altlasten auf der einen, zu wenig fähige Köpfe auf der anderen Seite, dabei kann keine vernünftige Alternative herauskommen.
Spoiler
Was den harten Kern linker Provenienz angeht, so denke ich, geht diese Annahme fehl, weil die nämlich ähnlich denken und diese Partei als in sämtlichen Belangen inkonsequent und zu lasch meiden, wobei es natürlich drauf ankommt, woran man einen linken Hintergrund fest macht, tut man das Anahnd von theoretischen Gedankengebäuden und historischer Reflektion, ist "die Linke" keine in dem Sinne linke Partei und dass diese im Moment noch viele Protestwähler zu binden vermag, bezweifle ich, viel mehr dürfte sie mittlerweile den ehemaligen linken Rand der SPD oder zumindest große Teile davon als Stammklientel übernommen haben (diese Elemente passen da noch ganz gut rein) und eben die Wählerbasis im Osten, die sich noch zu großen Teilen aus Leuten speisen mag, die das einfach schon immer gewählt haben, seit sie wählen können. Da sehe ich eher Gewohnheit als Protest, aus demselben Grund (zumindest denke ich so) sind die Ergebnisse dieser Partei, auch seit jahren konsequent bei um die 10%. Bei der Wahl 2005 waren es 8,7% 2009 waren es mal 11,9% 2013 waren es 8,6%, da hat sie vor allem dadurch profitiert, dass FDP, AfD und Piraten neben den Sonstigen an der 5%-Hürde gescheitert sind. Schaue ich in das aktuelle politbarometer rein, beläuft sich die Schätzung auf 10%. Eine solche Entwicklung über nunmehr 12 Jahre, Finanzkriese etc. inklusive deutet für mich eigentlich nicht auf eine verstärkte Mobilisierung von Protestwählern in dem Sinne hin, wie das bei der AfD der Fall ist, dafür sind die Zahlen zu stabil. Der größte Ausreißer bis dato war 2009 ein Sprung um ca. 3 Prozentpunkte und das nachem ein Jahr zuvor wegen der Bankenkriese sehr viel mediale Unruhe präsent war. Diese Zugewinne gingen dann auch bei der nächsten Wahl prompt wieder verloren und werden wohl auch in diesem Jahr nicht wieder erreicht werden.
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Das sehe ich insofern als ein Problem an, als dass man mit der Linken zummindest reden kann. Die mag einige seltsamen, skurrile und disfunktionale Ideen mitbringen, aber das könnte man wenn man dahingehend kooperieren wollte (Der SPD wird auf Dauer ohnehin nichts anderes bleiben, mit dem Binden an die CDU/CSU koaliert die sich tot) ganz gut absolvieren, mit der AfD ist das nicht zu machen. Die programmatischen Aspekte, mit denen die Linke aneckt sind zumindest nur skurril, die der AfD tendenzeill eher menschenverachtend. Demnach wäre es besser, die Linke wäre in der Lage mehr Protestler zu absorbieren, da wären sie für den politischen Betrieb weniger schädlich. Offensichtlich ist sie dazu aber nicht in der Lage.
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Es sollten auch die erheblichen Unterschiede in Ost und West beachtet werden. Während die Linke im Osten noch von der alten SED-Substanz zehrt und so das Image der Kümmererpartei erhalten hat, war -und ist- sie im Westen oft nichts anderes als, das was die AfD auf dem rechten Rand heute ist: das Sammelbecken von Unzufriedenen, Abgehängten, Querulanten und deswegen aus anderen Parteien rausgekegelten Einzelkämpfern. Nicht wenige hatten in der Vergangenheit versucht, in mehreren Parteien ihre Heimat zu finden, sind damit aber gescheitert. Das ist in der WASG-Vergangenheit begründet. Es sammelten sich dort auch Radiallinke, die mit DKP und MLPD ideologische Schwierigkeiten hatten. Also allesamt Leute, die im Wahlvolk noch nie gemocht und akzeptiert wurden.

Die DKP hingegen, die als westdeutscher Wurmfortsatz und Päppelkind -vor allem in finanzieller Hinsicht- der SED angesehen wurde (am Eindeutigsten war das bei dem Westberliner Ableger SEW), hat seit jeher Abstand zur PDS-Linken gehalten. Es gibt sie noch, aber selbst hier in NRW, wo sie einzelne Hochburgen hat -aber immer im niedrigen einstelligen Bereich- spielt sie wie schon immer keine Rolle, auch nicht bei der vermeintlich klassischen Klientel, den Arbeitern oder sozial Schwachen. Die DKP ist hier so eine Art putziges Maskottchen aus alten Zeiten, im persönlichen Umgang durchaus nett, aber von niemandem ernstgenommen.

Was die Linke in NRW angeht, so hat sie sich, abgesehen von dem nie vorhandenen Interesse beim Wahlvolk, aus eigener Kraft in die Nichtbeachtung geschossen. Sie waren zwar indirekt an einer Landesregierung beteiligt -das ist für den Westen schon beachtlich-, aber nachdem Sahra Wagenknecht als Spitzenkandidatin die Stimmenanteile auf 2,5% halbiert hat, hörte man nichts mehr von ihr. Also man hörte schon etwas von ihr, auch in den Mainstreammedien, aber diese Meldungen betrafen immer nur interne Querelen, gegenseitige Rausschmisse, Strafanzeigen, u.ä. Auf diese Weise hat die NRW-Linke sich derart zerlegt, daß sie sich bis heute nicht davon erholt hat. In weiten Teilen des Landes gibt es noch nicht einmal Ortsvereine. Oder mehrere, die sich gegenseitig das Existenzrecht absprechen. So wie es aussieht, wird es mit denen in NRW so bald nichts mehr.

Glücklicherweise sieht es mit der AfD ähnlich aus. Bei denen ist hier keine Verwurzelung wie in weiten Teilen des Ostens erkennbar. Auch hier fehlen viele Ortsvereine und die wenigen Protagonisten sind meist versprengte Verwirrte und Querulanten. Zudem konnten nich die ...gida-Dödel hier in NRW nie festsetzen. Deren Aktivitäten schmolzen rasch dahin, bis nur noch Duisburg als einziger Ort öffentlicher Auftritte übrig blieb. Zum Schluß hampelten das gerade einmal 300 Hanselchen herum -einmal sogar mit Curdi, aber ohne Schlabbermäulchen-, und dann lösten sie sich in Wohlgefallen auf.
300 Figuren, das ist -wie auch die laute, aber kleine Dortmunder Naziszene- so gut wie nichts, erst recht auf die Bevölkerungszahl und -dichte bezogen. Man vergleiche das mit den Verhältnissen in Vorpommern oder Ostsachsen.

Was NRW angeht, bin ich daher guter Dinge. Weder Linke, noch AfD dürften hier so abräumen, wie sie es im Osten gemacht haben. Gerade auf dem Lande stehen die Chancen gut, daß wir in unserer altwestdeutschen Gemütlichkeit verbleiben können.
 

Offline Aluhutträger

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@ A.R.Schkrampe

Im Bezug auf die Parteienlandschaft auf dem linken Flügel ist das, was du da schreibst insgesamt gesehen sicherlich richtig, was du schreibst und das sicherlich auch im Bezug dessen, was von Linker und AfD in NRW zu erwarten ist.
Mein Eindruck bleibt aber dennoch insgesamt gesehen der, dass die Partei "Die Linke" schlicht nicht das Sammelbecken von Radikalinskis auf der linken Seite sind, denn was das Moment der Radikalität (was ich in diesem Sinne zunächst einmal nicht zwangsläufig mit Gewaltbereitschaft gleichsetze um diesem Missverständnis vorzubeugen) anbetrifft, hat man, meine ich mit der MLPD, der DKP und in gewissem Sinne auch mit der PSG ganz andere Potentiale, auch wenn es sich dabei selbstredend für das Parteiengefüge insgesamt um sehr unbedeutende Klein- und Kleinstelemente handelt.
Was noch die Befürworter-Klientel angeht, Arbeiter und Sozialschwache wurden zwar von den radikallinken immer als Wunschklientel angestrebt aber doch in den seltensten Fällen tatsächlich erreicht, deren Stammklientel besteht für mich eher aus einem recht bunten Gemisch aus Niescheninteressen, die im Einzelnen aufzuschlüsseln sich nicht lohnt.
Das erscheint mir auf der Rechten Seite mit der AfD allerdings etwas anders zu sein. Wenn man dort offenbar mehr oder minder unbehelligt äußern kann, dass an der Grenze Flüchtlingen gegenüber von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden sollte, befindet sich dieser Verein in einer Region oder zumindest mit ihren rechten Flügel auf dem Weg dorthin, von wo aus man sich mit Gruppierungen wie der NPD oder eben den diversen -gida Kreaturen bequem die Hand reichen kann oder diese in Teilen sogar schon rechts überholt und diesen Vorgang sehe ich auf der anderen Seite nicht.
Man kann von der Partei "Die Linke" halten was man will, aber im Vergleich zu den anderen genannten Splitterparteien dort halte ich sie durchaus für Systemtreu und darüber hinaus deutlich weniger gewaltbereit als die AfD-Befürworter auf der anderen Seite von ein paar verwirrten Antifanten abgesehen, die der Meinung sind, dass man mit steineschmeißen irgendwas ändern könnte, im Vergleich zum Anstecken von Asylheimen etc. halte ich das aber für weniger gefährlich (auch wenn ich damit natürlich nicht d'accord bin und jeden Polizisten/Ordnungshüter, der sich dafür bedankt sich mit denen auseinander setzen zu müssen sehr gut verstehen kann).
Wie gesagt, ich sehe unter den Anhängern der Linken deutlich weniger den Ansatz System und Recht komplett auszuhebeln, als bei anderen einschlägigen linken Gruppierungen oder eben bei der AfD.
Das die Linke in NRW eine andere Wählerbasis hat, als in ihrer Rolle als Ostpartei in den neuen Bundesländern ist mir völlig klar, dass sie hart darum wird kämpfen müssen um überhaupt in den Landtag rein zu kommen. Die AfD wird hier im Westen nicht auf die schaurig heraufbeschworenen 20% kommen, 10-15 wird da das höchste der Gefühle sein, aber selbst dann, wäre es ihr immernoch gelungen aus dem Stand 2-3 mal so viele Wähler zu aquirieren wie die Linke und das sagt mir das die Linke nicht wirklich eine Partei ist, die kurzfristig Protestler ausheben kann. das Konnte sie im Bund in den letzten 12 jahren nicht wirklich, auch in NRW gelang ihr das bei der letzten Wahl nicht, im Gegenteil, man flog aus dem Landtag, während dafür die Piraten mit(aus dem Stand heraus) 7% (also immer noch deutlich mehr, als die Linke jemals hier zu Stande bekommen hat) einzogen.

In diesem Sinne also die Linke zur klassischen Protestpartei Links zu deklarieren, ist mMn ein Fehler, einfach weil sie weder in der Lage scheint aus der politischen Situation dahingehend kapital zu schlagen größere Mengen an Protestklientel zu organisieren, die lief ehe anderswo hin und wird es auch dieses mal tun. Auch ist ihr Programmatischer Ansatzweit weniger radikal, als das er es bei anderen Gruppierungen auf der linken Seite ist, vergichen damit ist sie ja fast schon Establishment, was ihre Inhalte angeht.
Somit sehe ich wie gesagt weder, dass diese Partei im Stande wäre größere Massen an Unzufriedenen zu organisieren (sonst würden diese sich nicht andarweitig orientieren und hätten es in der Vergangenheit auch nicht getan), noch schließt sie programmatisch oder personell zu den wirklichen Radikalen auf und das sind zwei Merkmale, die diese Partei eigentlich nicht als breite Protestpartei erscheinen und setzt sie auch in deutlichen kontrast zur AfD, denn wie gesagt, was von deren rechten Flügel so kommt, könnte auch orriginal von Pegida oder der NPD stammen.

Das ist zumindest meine Ansicht dazu.