Rezension: "Mondaufnahme", von Mario H. Ramanowski, erschienen am 2. September 2015.
Der neue Kurzfilm "Mondaufnahme", des alternativen Berliner Cineasten Mario H. Romanowski ist eine gelungene Hommage an das menschliche Streben nach Lebensinhalt. Romanowski beginnt diese filmische Sinnsuche nach einer kurzen Einführung mit einer 5-minütigen, unkommentierten Aufnahme des Erdtrabanten in seinem abendlichen blau-weißen Gewand. Untermalt wird diese eindrucksvolle, kalte, aber doch durch geschickte Kameraführung lebendig und aufreizend wirkende Luna durch krude Windgeräusche, die der Magie des Momentes, des "Hier und Jetzt" des Betrachters, eine klangliche Umrahmung bieten. Erst wenn auch der letzte geneigte Filmfan in den Bann des Erdumrunders gezogen wurde, bricht Romanowski die Stille mit einer nüchternen zeitlichen Einordnung durch den eponymen Helden.
Der deutliche Berliner Akzent unterstreicht den terrestrischen Standort der Hauptfigur, jedoch fällt die zeitliche Einordnung nicht so leicht: Zwar erwähnt der Held den 2. September 2015, jedoch folgt diesem Datum sogleich ein "Wes ick nischt". Der Regisseur will uns hier ganz klar im Dunkeln lassen. Wird hier ein Zukunftsszenario aufgespannt? Oder handelt es sich um eine alternative Realität?
Der Held erklärt nun den Zweck seiner Observation: Den Existenzbeweis einer 35 Kilometer großen Raumstation im Orbit des Mondes. Hier wird ganz klar, dass es sich mehr um eine Metapher, ein Rückzugsort seiner Frustrationen handeln muss. Wie schon Don Quijotes Windmühlen ist die Raumstation hier mehr ein symbolisches Aufbegehren gegen die immer komplexer werdende Welt, die ihm die vertraute Umgebung raubt und Nachts nicht schlafen lässt. Hier hätte Romanowski nun philosophischer glänzen müssen, doch leider verliert sich die Hauptfigur in einer Aneinanderreihung weiterer Beobachtungen, die die Symbolik zu vielschichtig werden lassen und daher Tiefgang vermissen.
Insgesamt ein gewagtes cineastisches Werk, welches ab und an das künstlerische Genie Romanowskis durchblicken lässt.