Die "GEZ-Gebühren" sind ja der Aufhänger und "Mausefalle" für die ganze "Reichsbürgerszene". Nicht nur bei FB gibt es eine Menge Gruppen die sich darauf spezialisiert haben und in denen die entsprechenden Musterbriefe kursieren bzw. genaue Anleitungen zur Vorgehensweise verbreitet werden.
Beim VG Köln denke ich aber erst mal an unseren Superjuristen Markus Hissler, es könnte aber auch jeder andere sein, der da ordentlich den Kopf gewaschen bekommt.
Spoiler
Tenor:
Die Klage wird abgewiesen.
Der Kläger trägt die Kosten des Verfahrens.
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T a t b e s t a n d
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Der Kläger wendet sich gegen die Erhebung von Rundfunkbeiträgen.
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Mit Schreiben vom 28.05.2016 forderte der Kläger den Beklagten auf, seine persönlichen Daten aus dessen Datenbanken zu löschen und die „Belästigungen“ zu unterlassen. Er habe die Rundfunkgebühren „im Treu und Glauben“ gezahlt, weil er fälschlicherweise davon ausgegangen sei, dass es sich beim Rundfunkgebührenstaatsvertrag um geltendes Recht gehandelt habe. Zugleich meldete er Rückerstattungsansprüche auf unrechtmäßig eingeforderte Beitragszahlungen an.
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Mit Bescheid vom 02.01.2017 setzte der Beklagte gegenüber dem Kläger Rundfunkbeiträge für den Zeitraum von Januar 2013 bis Oktober 2016 in Höhe von 826,14 Euro einschließlich Säumniszuschlag fest.
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Den hiergegen erhobenen Widerspruch wies der Beklagte mit Bescheid vom 22.02.2017 zurück.
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Einen Antrag des Klägers auf Befreiung von der Rundfunkbeitragspflicht „aus Gewissensgründen“ lehnte der Beklagte mit Bescheid vom 03.04.2017 ab.
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Am 17.01.2017 hat der Kläger Klage erhoben. Zu deren Begründung behauptet er unter anderem, dass seine Person nicht mehr existiere oder dass für diese Person nur die staatliche Gesetzgebung vor dem 01.01.1914 gelte. Der Rundfunkbeitrag löse bei ihm eine Gewissensnot aus. Zudem legt er eine „rechtswissenschaftliche Expertise zum verfassungswidrigen Rundfunkbeitrag“ vor. Die „Weiterbetreibung verbotener nationalsozialistischer Gesetze und Verordnungen in der BRD“ werde auf internationaler Ebene bekannt gemacht.
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Mit Schreiben vom 24.03.2018 hat der Kläger beim Beklagten die Löschung des zu seiner Person geführten Beitragskontos beantragt, weil diese Person verstorben sei.
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Mit Schriftsatz vom 25.11.2018 hat der Kläger den entscheidenden „sogenannten Richter“ als befangen und „allgemein den Einzelrichter“ abgelehnt, weil er den „Verdacht“ habe, dass sich die „Richterschaft am VG Köln“ der „Korruption schuldig gemacht“ habe, „das heißt, dem Beitragsservice alles zuzuspielen“.
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Der Kläger beantragt schriftsätzlich sinngemäß,
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1. den Festsetzungsbescheid des Beklagten vom 02.01.2017 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 22.02.2017 aufzuheben,
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2. den Beklagten unter Aufhebung des Bescheides vom 03.04.2017 zu verpflichten, ihn von der Rundfunkbeitragspflicht zu befreien.
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Der Beklagte beantragt schriftsätzlich,
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die Klage abzuweisen.
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Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie der beigezogenen Verwaltungsvorgänge Bezug genommen.
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E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e
17
Das Gericht konnte trotz Ausbleibens der Beteiligten im Termin zur mündlichen Verhandlung über die Klage entscheiden, weil es in der Ladung darauf hingewiesen hat (§ 102 Abs. 2 VwGO).
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Die Klage ist unzulässig.
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Das Ablehnungsgesuch des Klägers ist rechtsmissbräuchlich und daher für den abgelehnten Einzelrichter unbeachtlich. Das Verbot des Rechtsmissbrauchs entspringt dem Rechtsgrundsatz von Treu und Glauben (bona fides; vgl. Abs. 5 Pr. EuGRCh i.V.m. Art. 1 Magna Carta [1215]; Sachsenspiegel [zw. 1220 u. 1235] Landrecht I. Buch Art. 7, III. Buch Art. 78; Siete Partidas [Mitte 13. Jh.], Partida III, Titulo I, Leyes I y III, Titulo XXXII, Ley XXI; S. 3 d. schweiz. Bundesbriefs [1291]; Liber sextus [1298] 5, 13, 75; Buch IV Titel 16 Art. 4 § 1 Landrecht d. Hzgt. Preußen [1620]; § 270 I 5, § 539 I 11, § 2024 II 8 PrALR [1794]; § 858 SächsBGB [1865]; Art. 8 Abs. 2 S. 1 EuGRCh; §§ 157, 162, 242, 275 Abs. 2, § 307 Abs. 1, § 320 Abs. 2, § 815 BGB; § 1 StVO; Art. 5 Abs. 3, Art. 9, 44 Abs. 2 S. 1 schweiz. BV; Art. 2 ZGB; § 914 ABGB; Art. 1104 Code civil;
20
Art. 1546 Código Civil Chil.; Art. 1:201 Abs. 1 PECL; Art. 7 Abs. 1 CISG; Art. 2 Ziffer IV, Art. 4 Ziffer II des brasilianischen Gesetzes Nr. 9.784/98; Art. 26, Art. 31 Abs. 1, Art. 46 Abs. 2 WVK; Art. 2 Nr. 2 UN-Charta). Dieses elementare Gerechtigkeitsprinzip beherrscht jede Rechtsordnung und verlangt die Ausübung von Rechten sowie die Erfüllung von Pflichten in einer Weise, auf die die andere Seite vertrauen kann. Es verpflichtet zur Redlichkeit und zur Rücksichtnahme auf die schutzwürdigen Interessen anderer (iuris praecepta sunt haec: honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere. Ulpian, Dig. 1, 1, 10 § 1). Vertrauen („Glauben“), auf dem Beziehungen zwischen Personen beruhen, setzt Redlichkeit („Treu“, vgl. engl. „true“) voraus, die Übereinstimmung von Reden und Tun.
21
Vgl. Cicero, De officiis 1, 23, 1; von Savigny, System des heutigen römischen Rechts, Bd. V, Berlin 1841, S. 108 ff.; RG, Urteil vom 02.02.1926 – III 627/24 –, RGZ 113, 19 (24); OGHBrZ, Urteile vom 07.10. 1948 – II ZS 4/48 –, NJW 1949, 62 f. und vom 13.10.1949 – I ZS 34/49 –, NJW 1950, 24 f.; PrOVG, Urteile vom 28.04.1927 – IV B 7/25 –, PrOVGE 82, 305 (315) und vom 06.06.1928 – VIII B 5/25 –, PrOVGE 83, 144 (150 f.); StSchGH, Schiedsspruch vom 07.09.1910, North Atlantic Coast Fisheries, RIAA 11, 167 (186 ff.); brit.-am. SchG, Schiedsspruch vom 22.01.1926, Cayuga-Indians, RIAA 6, 173 (179); IGH, Urteil vom 20.12.1974, Nuclear Tests, ICJ Rep., 1974, 253 (268); ISGH, Urteil vom 14.03.2012, Bay of Bengal, ITLOS Reports 2012, 4 (42); EGMR, Entscheidung vom 20.02.2007 – 35865/03 –, juris, Rz. 125; EuGH, Urteil vom 15.07.1960 – C-43/59 –, juris, S. 989; BVerfG, Beschluss vom 05.12.2001 – 2 BvR 527/99 u.a. –, juris, Rz. 34; BGH, Urteile vom 29.01.1953 – III ZR 135/52 –, NJW 1953, 787 f., vom 18.05.1955 – I ZR 8/54 –, juris, Rz. 43, vom 09.03.1965 – VI ZR 218/63 –, juris, Rz. 16, vom 26.05.1966 – III ZR 59/64 –, juris, Rz. 27, vom 09.07.1992 – XII ZR 57/91 –, juris, Rz. 30, vom 14.10.1992 – VIII ZR 91/91 –, juris, Rz. 28 und vom 22.01.2014 – 5 StR 468/12 –, juris, Rz. 29 sowie Beschluss vom 24.01.2011 – X ZB 33/08 –, juris, Rz. 11; BVerwG, Urteile vom 25.01.1974 – IV C 2.72 –, juris, Rz. 23 ff., vom 25.02.1977 – IV C 22.75 –, juris, Rz. 20 ff., vom 14.04.1978 – IV C 6.76 –, juris, Rz. 10, vom 06.09.1988 – 4 C 26.88 –, juris, Rz. 10 ff. und vom 22.01.1993 – 8 C 46.91 –, juris, Rz. 27 ff.; BFH, Urteil vom 09.08.1989 – I R 181/85 –, juris, Rz. 13 ff.; OGH, Urteil vom 07.10.1974 – 1 Ob 158/74 –, VersR 1976, 202 (juris); BGer, Urteile vom 17.06.1957, BGE 83 II 345 (348 ff.) und vom 12.10.1977, BGE 103 Ia 505 (505 ff.); SCC, Urteil vom 13.11.2014, Bhasin v. Hrynew, [2014] 3 SCR 494, 2014 SCC 71 (CanLII), paras. 33, 63 ff.; VGH Bad.-Württ., Beschluss vom 27.01.1987 – 9 S 2504/85 –, NJW 1987, 1350 (1351 f.); VG Köln, Urteil vom 10.06.2016 – 23 K 5757/14 –, juris, Rz. 26; Ruck, Treu und Glauben in der öffentlichen Verwaltung, in: Aequitas und Bona Fides – Festgabe zum 70. Geburtstag von August Simonius, Basel 1955, S. 341; Waldstein, Ist das suum cuique eine Leerformel?, in: Studia et documenta historiae et iuris, 61 (1995), S. 179; ders., Zu Ulpians Definition der Gerechtigkeit (D 1, 1, 10 pr.), in: Festschrift für Werner Flume zum 70. Geburtstag, Band 1, Köln 1978, S. 213; Kaufmann, Gerechtigkeit, in: ders., Über Gerechtigkeit: Dreißig Kapitel praxisorientierter Rechtsphilosophie, Köln u.a. 1993, S. 27 (32 f.).
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„Treu und Glauben gebietet ein Stehen zum gegebenen Wort, verlangt, dass man auch dann beim Zugesagten bleibt, wenn man hernach anderen Sinnes geworden ist; Treu und Glauben verpflichtet zu einem gesinnungsmäßig anständigen Verhalten im gegenseitigen Umgang, verbietet es, fremde Schwächen auszunutzen und den anderen zu täuschen; Treu und Glauben fordert eine Übereinstimmung der Rede mit der Überzeugung, verlangt eine Geradheit und Aufrichtigkeit des Wesens; Treu und Glauben will, dass man dem andern als sittlicher Person vertraut und glaubt, dass er sein Wort halten, dass er in anständiger Gesinnung handeln wird.“
23
Baumann, Der Begriff von Treu und Glauben im öffentlichen Recht. Ein Beitrag zur Lehre von den obersten Rechtsgrundsätzen, Zürich 1952, S. 31.
24
Treu und Glauben ist Maßstab für Rechtsausübung (vgl. § 242 BGB) und -auslegung (vgl. § 157 BGB). Die Rechtsprechung präzisiert diesen Rechtsgrundsatz anhand von Fallgruppen und Funktionskreisen wie etwa dem Verbot des Rechtsmissbrauchs (male enim nostro iure uti non debemus. Gaius, Inst. 1, 53), welches die Rechtsausübung begrenzt (vgl. § 226 BGB, § 8 Abs. 4 UWG; § 34 Abs. 2 BVerfGG; Art. 35 Abs. 3 Buchst. a EMRK). Missbräuchlich ist der treu- oder zweckwidrige Gebrauch eines Rechts.
25
Vgl. EGMR, Urteil vom 15.09.2009 – 798/05 –, NVwZ 2010, 1541 (1543); EuGH, Urteile vom 23.03.2000 – C-373/97 –, juris, Rz. 13, 33, vom 21.07.2011 – C-186/10 –, juris, Rz. 25 und vom 30.04.2014 – C-26/13 –, juris, Rz. 40; BVerfG, Beschlüsse vom 02.02.2015 – 2 BvR 2437/14 –, juris, Rz. 21, 42 ff. und vom 14.09.2017 – 2 BvQ 56/17 –, juris, Rz. 17; BVerwG, Urteile vom 18.12.1973 – C 34.72 –, juris, Rz. 125 ff. und vom 11.10.2012 – 5 C 22.11 –, juris, Rz. 25 ff.; BGH, Urteil vom 14.11.2014 – V ZR 118/13 –, juris, Rz. 21 und Beschluss vom 20.05.2014 – VI ZB 9/13 –, juris, Rz. 6 ff.; BGer, Urteile vom 10.09.1919, BGE 45 II 386 (398) und vom 28.10.1960, BGE 86 II 417 (421); den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Treu und Glauben und dem Missbrauchsverbot verdeutlicht Art. 2 des schweiz. ZGB: „Jedermann hat in der Ausübung seiner Rechte und in der Erfüllung seiner Pflichten nach Treu und Glauben zu handeln.“ (Abs. 1) „Der offenbare Missbrauch eines Rechtes findet keinen Rechtsschutz.“ (Abs. 2); s.a. Art. 300 SRÜ; Art. 281 griech. ZGB sowie Abs. 5 Pr. EuGRCh i.V.m. Art. 25 Abs. 3 griech. Verf.
26
Das Recht, einen Richter wegen Besorgnis der Befangenheit abzulehnen (§ 54 Abs. 1 VwGO, § 42 ZPO), soll gewährleisten, dass die Sache in einem fairen Verfahren, d. h. nach Treu und Glauben, (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 3 GG und dem Rechtsstaatsprinzip bzw. Art. 6 Abs. 1 EMRK, Art. 47 Abs. 2 S. 1 EuGRCh) von einem unparteiischen, unabhängigen und unbefangenen Richter (Art. 20 Abs. 3, Art. 97 Abs. 1, Art. 101 Abs. 1 S. 2 GG; § 1 GVG; §§ 25, 39 DRiG) gehört wird. Es schützt das Vertrauen der Rechtssuchenden und der Öffentlichkeit in die Unparteilichkeit und Sachlichkeit der Gerichte.
27
Vgl. EGMR, Urteil vom 10.08.2006 – 75737/01 –, juris, Rz. 37 ff.; BVerfG, Beschlüsse vom 27.03.1974 – 2 BvR 38/74 –, juris, Rz. 24 und vom 02.06.2005 – 2 BvR 625/01 u.a. –, juris, Rz. 47; BSG, Beschluss vom 20.04.2015 – B 12 KR 122/14 B –, BeckRS 2015, 68278, Rz. 11; Schlussanträge des Generalanwalts beim EuGH Ruiz-Jarabo Colomer vom 05.03.2009 – C-14/08 –, juris, Rz. 29 zu Art. 40 Magna Carta [1215]; zum Begriff „fair“: Radbruch, Der Geist des englischen Rechts, Göttingen 1956, S. 15 f.; zur Kongruenz von Fairness und Treu und Glauben: House of Lords, Entscheidung vom 25.10.2001, The Director General of Fair Trading v First National Bank plc [2001] UKHL 52 = ZEuP 2003, 865; SCC, Bhasin v. Hrynew, [2014] 3 SCR 494, 2014 SCC 71 (CanLII), paras. 24, 38, 42 ff., 54 ff., 86; BVerfG, Beschlüsse vom 26.04.1988 – 1 BvR 669/87 u.a. –, juris, Rz. 7 ff. und vom 15.04.2004 – 1 BvR 622/98 –, juris, Rz. 11; VerfG Bbg., Beschluss vom 19.05.2017 – 2/16 –, juris, Rz. 38; BGH, Urteile vom 08.02.1952 – I ZR 63/51 –, juris, Rz. 11 f. und vom 18.11.1986 – IVa ZR 99/85 –, juris, Rz. 15; BVerwG, Urteile vom 28.04.1978 – VII C 50.75 –, juris, Rz. 17 f. und vom 18.04.1996 – 4 C 6.95 –, juris, Rz. 22; BAG, Urteil vom 10.11.1977 – 2 AZR 269/77 –, juris, Rz. 24; Nds. OVG, Beschluss vom 30.03.1999 – 1 M 897/99 –, juris, Rz. 43; BayVGH, Urteil vom 24.10.2005 – 3 B 03.3367 –, juris, Rz. 72 ff.; OLG Köln, Beschluss vom 06.07.2012 – 19 Sch 8/11 –, juris, Rz. 35 ff.; Kühne, in: IntKommEMRK, Stand: April 2009, Art. 6, Rz. 356 f.; s.a. Art. 1:201 Abs. 1 PECL („good faith and fair dealing“); Abs. 5 Pr. EuGRCh i.V.m. Art. 29 Magna Carta [1354] sowie US-Verfassungszus. V und XIV Abs. 1 („due process of law“: [etwa] „zustehendes“ [suum cuique!] Gerichtsverfahren).
28
Unbefangenheit ist Freiheit für das Recht in Geist und Gehabe, bedeutet also Parteinahme für das Recht.
29
Vgl. P. Kirchhof, Recht wirkt durch Sprache, in: Festschrift für Erik Jayme, Band 2, München 2004, S. 1165 (1170 f.).
30
Ein Ablehnungsgesuch ist rechtsmissbräuchlich und daher unbeachtlich, wenn es unter keinem denkbaren Gesichtspunkt geeignet ist, die Befangenheit des abgelehnten Richters zu begründen. Dies gilt insbesondere für Gesuche, die Handlungen des Richters beanstanden, welche nach der Prozessordnung vorgeschrieben sind oder sich ohne weiteres aus der Stellung des Richters ergeben.
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Vgl. RG, Beschluss vom 23.06.1899 – III 53/90 –, RGZ 44, 402 f.; BVerfG, Beschlüsse vom 02.11.1960 – 2 BvR 473/60 –, juris, Rz. 14 und vom 11.03.2013 – 1 BvR 2853/11 –, juris, Rz. 30; BVerwG, Urteil vom 05.12.1975 – VI C 129.74 –, juris, Rz. 7, Beschlüsse vom 24.01.1973 – III CB 123.71 –, Buchholz 310 § 54 VwGO Nr. 13, vom 14.11.2012 – 2 KSt 1.11 – juris, Rz. 2 und vom 29.11.2017 – 10 B 5.17 –, juris, Rz. 1; BGH, Beschlüsse vom 14.04.2005 – V ZB 7/05 –, juris, Rz. 9 f. und vom 31.08.2005 – XII ZB 159/05 –, juris, Rz. 2; BFH, Beschluss vom 10.03.1972 – VI B 141/70 –, juris, Rz. 7 ff.; OVG NRW, Beschluss vom 28.02.2019 – 19 A 773/18.A –, juris, Rz. 12.
32
Der Vortrag des Klägers, dass die Richter am Verwaltungsgericht Köln dem Beklagten „alles zuspielen“, kann eine Besorgnis der Befangenheit des Einzelrichters offensichtlich nicht begründen. Vortrag von Beteiligten (§ 63 VwGO) der Gegenseite bekanntzugeben, gebieten das prozessuale Urrecht des Menschen auf rechtliches Gehör (audiatur et altera pars.), welches als objektivrechtliches Verfahrensprinzip der Achtung seiner Würde dient (Art. 1 Abs. 1, Art. 103 Abs. 1 GG),
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vgl. dazu BVerfG, Beschlüsse vom 08.01.1959 – 1 BvR 396/55 –, juris, Rz. 22 f., vom 09.07.1980 – 2 BvR 701/80 –, juris, Rz. 9, vom 17.05.1983 – 2 BvR 731/80 –, juris, Rz. 32 und vom 19.05.1992 – 1 BvR 986/91 –, juris, Rz. 35; EuGH, Urteil vom 22.03.1961 – C-42/59 –, juris, Ls. 1,
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sowie das grundrechtsgleiche Recht auf prozessuale Waffengleichheit (non debet actori licere, quod reo non permittitur. Ulpian, Dig. 50, 17, 41 pr.; Art. 3 Abs. 1, Art. 20 Abs. 3, Art. 103 Abs. 1 GG),
35
vgl. dazu BVerfG, Beschlüsse vom 30.01.1985 – 1 BvR 99/84 –, juris, Rz. 44 und vom 30.09.2018 – 1 BvR 1783/17 –, juris, Rz. 14 ff.; Tettinger, Fairneß und Waffengleichheit: rechtsstaatliche Direktiven für Prozeß und Verwaltungsverfahren, München 1984, insbes. S. 42 ff.,
36
und die für die Klage geltende Prozessordnung (§ 81 Abs. 2, § 85 S. 1, 2, § 86 Abs. 4 S. 3, § 108 Abs. 2 VwGO).
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Die Klage ist mangels Rechtsschutzinteresses unzulässig. Das Erfordernis des allgemeinen Rechtsschutzinteresses dient der Wahrung des Rechtsfriedens; es soll verhindern, dass prozessuale Rechte missbraucht werden. Ein Rechtsschutzbedürfnis fehlt demjenigen, der gegen das Verbot widersprüchlichen Verhaltens (venire contra factum proprium nemini licet. Vgl. Ulpian, Dig. 1, 7, 25 pr.) verstößt. Auch dieses Verbot wurzelt im Grundsatz von Treu und Glauben und besagt, dass niemand sich einem zuvor erweckten Rechtsschein entziehen und das hervorgerufene Vertrauen enttäuschen darf. Wer vor Gericht Widersprüchliches vorträgt, wird nicht gehört (allegans contraria non est audiendus.).
38
Vgl. IGH, Urteil vom 15.06.1962, ICJ Rep. 1962, 39 ff., Temple of Preah Vihear (Sondervotum Alfaro); IAGMR, Urteil vom 11.12.1991, Neira Alegría et al., Reihe C Nr. 13, Rz. 29 ff.; EuGH, Beschluss vom 24.06.2010 – C-117/09 P –, juris, Rz. 44; BVerfG, Beschluss vom 05.12.2001 – 2 BvR 527/99 u.a. –, juris, Rz. 34; BVerwG, Urteile vom 24.11.1966 – II C 119.64 –, juris, Rz. 27, vom 18.12.1973 – C 34.72 –, juris, Rz. 125 ff. und vom 02.07.1992 – 5 C 51.90 –, juris, Rz. 22 sowie Beschluss vom 27.07.2005 – 6 B 37.05 –, juris, Rz. 6; BFH, Beschluss vom 12.06.2017 – III B 144/16 –, juris, Rz. 18; BGH, Urteil vom 16.07.2014 – IV ZR 73/13 –, juris, Rz. 33; OVG Schl.-Holst., Beschluss vom 09.02.1993 – 4 M 146/92 –, juris, Rz. 5; VG Köln, Gerichtsbescheid vom 15.01.2019 – 6 K 6676/18 –, juris, Rz. 22; Knödler, Missbrauch von Rechten, selbstwidersprüchliches Verhalten und Verwirkung im öffentlichen Recht, Herbolzheim 2000, insbes. S. 192 ff. m.w.N.
39
Eklatant widersprüchlich verhält sich, wer ein Gericht anruft, das er nicht anerkennt. Rechtsschutz durch die Justiz kann nur auf Basis des Grundgesetzes und im Rahmen der geltenden Gesetze der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Länder erlangt werden. Erst das Grundgesetz garantiert überhaupt gerichtlichen Rechtsschutz gegen Maßnahmen der Exekutive. Wer die gesamte Rechtsordnung der Bundesrepublik und damit auch die Existenz bzw. Legitimation der von ihm angerufenen Justiz in Zweifel zieht, verhält sich widersprüchlich und verletzt seine Pflicht zu redlicher Prozessführung nach Treu und Glauben. Eine Rechtsordnung, die sich ernst nimmt, darf die Missachtung ihrer selbst nicht ignorieren oder gar fördern. Sie schafft sonst Anreize zur Rechtsverletzung, diskriminiert rechtstreues Verhalten und untergräbt dadurch die Voraussetzungen ihrer eigenen Wirksamkeit.
40
Vgl. BVerfG, Urteil vom 24.05.2006 – 2 BvR 669/04 –, juris, Rz. 63; BGH, Urteil vom 07.10.1977 – I ZR 10/76 –, juris, Rz. 31; FG Bad.-Württ., Beschluss vom 21.01.2004 – 14 K 160/03 u.a. –, juris, Rz. 2 f.; FG Sachs.-Anh., Urteil vom 31.03.2004 – 2 K 92/04 –, juris, Rz. 18; FG Bbg., Urteil vom 17.08.2005 – 4 K 1739/04 –, juris, Rz. 6; Hess. FG, Urteil vom 09.10.2013 – 4 K 1406/13 –, juris, Rz. 8; FG Münster, Urteil vom 14.04.2015 – 1 K 3123/14F –, juris, Rz. 23 ff.; FG Berl.-Bbg., Urteil vom 01.09.2015 – 6 K 6106/15 –, juris, Rz. 11; FG München, Urteile vom 14.04.2015 – 2 K 3118/14 –, juris, Rz. 12 und vom 06.06.2018 – 2 K 2789/17 –, juris, Rz. 28 ff.; Sächs. LSG, Urteil vom 19.01.2017 – L 8 SO 135/13 –, juris, Rz. 16 f.; VG Frankfurt (Oder), Urteil vom 12.07.2011 – 7 K 626/10 –, juris, Rz. 60 ff.; VG Köln, Beschlüsse vom 20.07.2017 – 25 L 2773/17 –, juris, Rz. 2 ff. und vom 23.05.2018 – 6 L 246/18 –, juris, Rz. 4 ff.; SG Heilbronn, Urteil vom 05.08.2014 – S 11 SO 2377/13 –, juris, Rz. 17 ff.; SG Düsseldorf, Urteil vom 30.03.2016 – S 33 SV 26/15 –, juris, Rz. 18.
41
Der Kläger hat sich widersprüchlich verhalten, denn er hat einerseits das erkennende Gericht um Rechtsschutz ersucht, andererseits dem Gericht die Legitimität abgesprochen, indem er mit Schriftsatz vom 23.11.2018 für seine Person nur die staatliche Gesetzgebung vor dem 01.01.1914 gelten lassen wollte. Zudem hat er mit Schriftsatz vom 12.11.2018 behauptet, dass seine Person juristisch nicht mehr existiere; gegenüber dem Beklagten hat er mit Schreiben vom 24.03.2018 behauptet, dass diese Person verstorben sei. Auch diese Äußerungen stehen im Widerspruch zu dem für seine Person begehrten Rechtsschutz.
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Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO.
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Rechtsmittelbelehrung
44
Gegen dieses Urteil steht den Beteiligten die Berufung an das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen zu, wenn sie von diesem zugelassen wird. Die Berufung ist nur zuzulassen, wenn
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46
1. ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,
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2. die Rechtssache besondere tatsächliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,
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3. die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat,
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4. das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder
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5. ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.
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Die Zulassung der Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils bei dem Verwaltungsgericht Köln, Appellhofplatz, 50667 Köln, schriftlich zu beantragen. Der Antrag auf Zulassung der Berufung muss das angefochtene Urteil bezeichnen.
52
Statt in Schriftform kann die Einlegung des Antrags auf Zulassung der Berufung auch als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a der Verwaltungsgerichtsordnung – VwGO – und der Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung – ERVV) erfolgen.
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Die Gründe, aus denen die Berufung zugelassen werden soll, sind innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollständigen Urteils darzulegen. Die Begründung ist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143 Münster, einzureichen, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist.
54
Vor dem Oberverwaltungsgericht und bei Prozesshandlungen, durch die ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht eingeleitet wird, muss sich jeder Beteiligte durch einen Prozessbevollmächtigten vertreten lassen. Als Prozessbevollmächtigte sind Rechtsanwälte oder Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europäischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, die die Befähigung zum Richteramt besitzen, für Behörden und juristische Personen des öffentlichen Rechts auch eigene Beschäftigte oder Beschäftigte anderer Behörden oder juristischer Personen des öffentlichen Rechts mit Befähigung zum Richteramt zugelassen. Darüber hinaus sind die in § 67 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung im Übrigen bezeichneten ihnen kraft Gesetzes gleichgestellten Personen zugelassen.
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Die Antragsschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.
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Beschluss
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Der Wert des Streitgegenstandes wird auf
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826,14 €
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festgesetzt.
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Gründe
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Der festgesetzte Betrag entspricht der Höhe der streitigen Geldleistung (§ 52 Abs. 3 GKG).
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Rechtsmittelbelehrung
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Gegen diesen Beschluss kann schriftlich oder zu Protokoll des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle, Beschwerde bei dem Verwaltungsgericht Köln, Appellhofplatz, 50667 Köln eingelegt werden.
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Statt in Schriftform kann die Einlegung der Beschwerde auch als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a der Verwaltungsgerichtsordnung – VwGO – und der Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung – ERVV) erfolgen.
65
Die Beschwerde ist innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, einzulegen. Ist der Streitwert später als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.
66
Die Beschwerde ist nur zulässig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200 Euro übersteigt.
67
Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.