Bei solchen Bildern frage ich mich immer "Wie konnte es dazu kommen, dass die Menschen einer solchen Figur hinterhergelaufen sind?"
Meine Großmutter väterlicherseits wohnte in Essen und dann auch noch an einer Straße, die der Herr öfter benutzte, wenn er (in Begleitung von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach) die Kruppschen Werke besuchte, bzw auf dem Weg zur Villa Hügel.
Sie konnte ihn also öfter einmal sehen.
Zwar lagerten jedesmal Hundertschaften von SS und SD in den Häusern, um zu verhindern, daß einer der begeisterten Volksgenossen tätig wurde gegen den Fööhhrrer, aber der Blick auf den offenen Wagen war unverstellt.
Über sein Aussehen hat sie sich nie geäußert, zwei Dinge waren ihr wichtig:
1. Bei Kaisers Besuch oder Kaisers Geburtstag (27. Januar) war schöner und aufwendiger dekoriert bzw. geflaggt, Da konnten die Nazis nicht hin.
2. Wenn sie von ihm sprach, dann nur verächtlich als "der Schreihals", sie war von der Stimme ziemlich abgestoßen (mußte man ja auch anhören im Volksempfänger").
Daher kann ich zur eigentlichen Fragestellung nicht soviel beitragen.
(Rein inhaltlich bestand bei meinen Großeltern eine gewisse Voreingenommenheit: Meine Tante - 1928 geboren - erzählte öfter, wie sie mit ihrem Vater spazierengegangen sei, als sie die Nachricht vom Reichstagsbrand erreichte. "Das waren die Nazis!", habe mein Großvater daraufhin spontan gesagt. Der Bruder meiner Großmutter hatte eine Jüdin geheiratet und emigrierte nach seinem Berufsverbot als Lehrer in die Niederlande, ihre Schwägerin samt Familie nach Great Britain. Schließlich wurde mein Großvater durch eine englische Luftmine getötet, was meine Großmutter aber nicht zum Haß gegen Churchill oder seine Landsleute brachte, sondern zu noch größerem Haß gegen den GröFaZ, da ihr klar war, WER den Krieg angefangen hatte.)