Reichsbürger wollen nicht mehr Reichsbürger genannt werdenFrüher redeten sie davon, dass nicht die Gesetze der Bundesrepublik gültig seien, sondern ausschließlich die des Deutschen Reiches. Seit Oktober letzten Jahres versucht sich die Szene neu zu positionieren. Reichsbürger will kaum noch einer sein. Nach den tödlichen Schüssen auf einen Polizeibeamten im mittelfränkischen Georgensgmünd hat sich die Sicht auf die Reichsbürger verändert. Sie tauchen […]
Reichsbürger festgenommen. Dobermann erschossen.
Früher redeten sie davon, dass nicht die Gesetze der Bundesrepublik gültig seien, sondern ausschließlich die des Deutschen Reiches. Seit Oktober letzten Jahres versucht sich die Szene neu zu positionieren. Reichsbürger will kaum noch einer sein.
Nach den tödlichen Schüssen auf einen Polizeibeamten im mittelfränkischen Georgensgmünd hat sich die Sicht auf die Reichsbürger verändert. Sie tauchen regelmäßig in den Nachrichten auf – nicht als harmlose Querulanten, eher als gewaltbereite Zeitgenossen. Und es sind nicht eben wenige.
Die Reichsbürger-Szene selbst hatte lange Zeit auf die deutsche Öffentlichkeit gesetzt. Man müsse nur genug „Aufklärung“ betreiben, dann würden die Massen „erwachen“ und die Bundesrepublik mal eben von der Landkarte fegen. Eine groteske Fehleinschätzung.
Die auf YouTube, Facebook und unzähligen Blogs veröffentlichten Behauptungen stießen zwar auf erschreckend hohe Zustimmung, eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung erlangten der Unfug jedoch nie. Dass Deutschland kein Staat sein soll, blieb der Mehrheit der Bundesbürger unbekannt. Wirklich in die Schlagzeilen kam die Reichsbürger-Bewegung erst, als zwei ihrer Mitglieder zu Schusswaffen griffen: Adrian Ursache kam dabei selbst zu Schaden, Wolfgang Plan hingegen tötete einen SEK-Beamten.
In der Reichsbürger-Szene wurde die Bluttat des Wolfgang Plan als „antifaschistischer Widerstand“ gefeiert. Die deutsche Öffentlichkeit nahm das Tötungsdelikt hingegen mit Abscheu und Unverständnis zur Kenntnis. Grundsätzlich fragten sich die Leser der Zeitungen und Online-Medien, warum sich die Mehrheit der Reichsbürger vom verhassten Staat mit Hartz IV alimentieren lässt, warum sich diese Leute vor angeblich nicht legitimierten Gerichten herumstreiten. Auch das ständige Schikanieren von Behördenmitarbeitern wurde keinesfalls als Heldentat wahrgenommen.
Innerhalb der Szene hat man registriert, dass der eigene Ruf mehr als ruiniert ist. So beklagt ein Facebook-Kommentator, dass er als Reichsbürger in der Öffentlichkeit weniger gelte als ein Vergewaltiger oder Kinderschänder.
Reichsbürger will plötzlich niemand mehr sein. Ausgerechnet Peter Fitzek erklärte der verdutzten Presse, dass er mit Reichsbürgern rein gar nichts zu schaffen habe. Und Rüdiger Klasen (alias Rüdiger Hoffmann) schäumt sogar vor Wut, wenn man ihn mit der Reichsbürger-Szene in Verbindung bringt.
Als Reichsbürger hat man es neuerdings auch wirklich schwer:
- Waffenscheine werden einkassiert, ebenso die dazugehörigen Pistolen und Gewehre.
- Beamte haben umgehend mit Konsequenzen zu rechnen, wenn sie mit Reichsbürgern gemeinsame Sache machen.
- in Brandenburg (Raum Zossen) soll jüngst einem „reichsdeutschen Rentner“ das Haus unter dem Hintern wegversteigert worden sein. Er hatte sich geweigert, 180 EUR Rundfunkbeitrag zu begleichen.
- bei Durchsuchungen werden (erstaunlich häufig) illegale Waffen gefunden, oder Beweise für volkverhetzende Internetbeiträge. Ebenso gesetzeswidrig angefertigte Bild- und Tonaufnahmen.
- der Nazi und Verschwörungstheoretiker Ernst Köwing (Honigmann-Blog) wurde zu acht Monaten Gefängnis verurteilt – wegen Holocaustleugnung.
- Mario Romanowski hat offenbar eine Ersatzfreiheitsstrafe vor sich, auch sein Volksgenosse Dennis Ingo Schulz soll von Haft bedroht sein.
Die Reichsbürger, die einst von einem handlungsunfähigen „Micky-Maus-Staat“ sprachen, haben sie nun wenigstens ein bisschen: die autoritäre Obrigkeit, die sie sich so sehr wünschen.
Trotzdem liegen die Nerven dieser Leute blank: Ein Reichsbürger verlor beinahe beide Unterarme, als er den neuen Eigentümer seines Hauses attackiert. Der Angegriffene hatte zuvor mit einer Kettensäge hantiert. Gestern versuchte ein Reichsbürger sich einer polizeilichen Maßnahme zu entziehen, indem er seinen Dobermann auf die Beamten hetzte. Das unglückselige Tier wurde erschossen.
Weitere Horrormeldungen aus der reichsdeutschen Beklopptenszene sind zu befürchten.
Alter schützt vor braunem Gedankengut nicht: Ernst Köwing will sich mit ärztlichem Attest vor dem Haftantritt drücken.
Aufruf zum illegalen Waffenbesitz. Trotz frischer Verurteilung lässt Köwing strafrechtlich relevante Kommentare stehen.
Quelle:
Reichsbürger wollen nicht mehr Reichsbürger genannt werden
Dieser Artikel wurde automatisch importiert