Autor Thema: Auf der Suche nach Prof. Richard Day ...  (Gelesen 3950 mal)

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Offline kairo

Es gibt eine schon recht alte Geschichte, nach der ein gewisser Prof. Richard Day, seinerzeit ein führender Kinderarzt in den USA, im Jahre 1969 einen Vortrag gehalten haben soll, in dem er detailliert die Pläne der bösen Eliten darlegte.

Zitat
Oberste Priorität der selbsternannten „Welteliten“ sei die Verhinderung der „Überbevölkerung“ durch totale Bevölkerungskontrolle. Eine Überbevölkerung könne man durch:

– Förderung der Abtreibung (inklusive „Pille danach“),
– Förderung von Verhütungsmitteln,
– Beeinflussung der Bevölkerung zu „kinderlosem Spaß-Sex“,
– Förderung der Homosexualität und
– die Zerstörung der Familie

verhindern.

Es erscheint mir unglaubhaft, dass ein Mitverschwörer diese finsteren Geheimnisse vor einem nicht eingeweihten Publikum dargelegt haben soll. Daher habe ich mal ein wenig recherchiert. Auf https://www.legitim.ch/single-post/2018/04/29/Unglaublich-Im-Jahr-1969-machte-Dr-Richard-Day-erstaunliche-Vorhersagen-dar%C3%BCber-wo-die-Welt-heute-sein-w%C3%BCrde findet man folgende biographische Angaben:

Zitat
Der Vortragende war Dr. Richard Day (1905-1989), der zu dieser Zeit Professor für Pädiatrie an der Mount Sinai Medical School in New York war.

Es gibt eine angesehene Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York. Dort gibt es auch eine große pädiatrische Abteilung. Auf deren Website findet sich aber kein Hinweis auf einen Herrn Richard Day.

Weiter liest man:

Zitat
Day diente zuvor als Medical Director der Planned Parenthood Federation of America.

Auch bei dieser Organisation scheint ein gewisser Richard Day nicht bekannt zu sein. Na ja, ist ja auch schon eine Weile her, wenn er 1989 gestorben sein soll. Aber merkwürdig ist das schon, wenn man über die medizinischen Verdienste eines führenden Arztes und Wissenschaftlers so gar nichts erfährt. Sein Name taucht nur auf einschlägigen Websites mit Verschwörungstheorien auf.

Meiner Meinung nach ist die Sache genau so erfunden wie "Napoleons" erfundene Rede, in der er unvorteilhafte Bemerkungen über die Deutschen macht. Nur hat es Napoleon wirklich gegeben, auch wenn ihn keiner von uns je gesehen hat. Herr Day dagegen scheint ein Phantom zu sein.

Vermutlich hat man seine "Rede" erfunden, indem man eine Beschreibung aktueller Verhältnisse ins Jahr 1969 datiert hat, um den Eindruck zu erwecken, alles, was wir sehen, sei die Realisierung eines finsteres Planes, der schon vor vielen Jahren ausgeheckt wurde.

Aber ich kann mich ja irren. Weiß jemand mehr darüber?
 
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Offline Spielkind

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Ich bin mal so frei und helfe aus,
https://www.nytimes.com/1989/06/16/obituaries/dr-richard-day-84-ex-pediatrics-professor.html
Das ist die Todesnachricht aus der New York Times, also gegeben hat es den Mann tatsächlich, was da an Auszeichnungen aufgezählt wird, ist nicht ganz ohne. Da er auch als herausragender Skeptiker bezeichnet wird, denke ich eher, dass er wie so oft bei unserer Klientel, auf irgendeiner Veranstaltung mal einen missverständlichen Satz raus gehauen hat, der sich dann verselbstständigt hat, im Laufe der Zeit wurde dann wahrscheinlich immer mehr dazu gestrickt und die heutige Interpretation war fertig.
 
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Offline kairo

Danke vielmals. Also, gegeben hat es ihn.

Allerdings ist in dem Nachruf kein Hinweis auf eventuelle politische Betätigungen oder sonstige Ehrenämter enthalten. Dass er als "quintessential skeptical inquirer" bezeichnet wird, steht im Zusammenhang mit einer medizinischen Auszeichnung. Offenbar hat er in seinem Fachgebiet nicht alles vorbehaltlos geschluckt.
 
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Offline Neubuerger

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Auch bei dieser Organisation scheint ein gewisser Richard Day nicht bekannt zu sein. Na ja, ist ja auch schon eine Weile her, wenn er 1989 gestorben sein soll. Aber merkwürdig ist das schon, wenn man über die medizinischen Verdienste eines führenden Arztes und Wissenschaftlers so gar nichts erfährt. Sein Name taucht nur auf einschlägigen Websites mit Verschwörungstheorien auf.

Meiner Meinung nach ist die Sache genau so erfunden wie "Napoleons" erfundene Rede, in der er unvorteilhafte Bemerkungen über die Deutschen macht. Nur hat es Napoleon wirklich gegeben, auch wenn ihn keiner von uns je gesehen hat. Herr Day dagegen scheint ein Phantom zu sein.

Es gab einen Herrn Day, der auf die entsprechenden Daten passt, du hast nur nicht mit dem kompletten Namen gesucht.
Ich habe über Google Scholar mal nach wissenschaftlichen Artikeln eines entsprechenden Autors gesucht (wer an so einem großen Krankenhaus arbeitet, veröffentlicht meistens auch) und bin dabei auf einen Richard L. Day, MD gestossen. Über den erweiterten Namen bin ich auf einen Nachruf in der New York Times aus dem Jahr 1989 gestossen, der u.a. folgende Informationen enthält:

1965-1968 nationaler medizinischer Direktor von Planned Parenthood
1968-1971 Professor am Mount Sinai Krankenhaus.

Der komplette Nachruf ist hier zu finden (oder unten):

Spoiler
Zitat von: New York Times
Dr. Richard L. Day, retired professor of pediatrics at the Mount Sinai School of Medicine in Manhattan, died yesterday at his home in Westbrook, Conn. He was 84 years old.

Dr. Day taught at Mount Sinai from 1968 until he retired in 1971. Earlier he had been national medical director of Planned Parenthood (1965-1968); professor and chairman of the department of pediatrics at the University of Pittsburgh (1956 to 1965); professor and chairman of the department of pediatrics in the Downstate Medical School in Brooklyn (1953 to 1956) and associate professor at the College of Physicians and Surgeons, Columbia University (1935 to 1953).

He was recognized for his studies of the mechanism controlling the body temperature of premature babies and for his discovery that a yellow pigment that causes jaundice can on occasion damage a newborn baby's brain.

In 1986 he received the American Pediatric Society's highest honor, the Howland Award, for being ''the quintessential skeptical inquirer.''

Dr. Day was born in Manhattan and graduated from Harvard College in 1927 and Harvard Medical School in 1931.

He is survived by his wife, the former Ida Holt; three children, Sally Ranti of Old Saybrook, Conn.; Betsy Darlington of Ithaca, N.Y., and Kate Beare of London, and six grandchildren.
[close]

Ob die Behauptungen der Verschwörungstheoretiker stimmen, kann ich natürlich nicht sagen. Ich kann aber nachher mal schauen, ob ich noch Informationen über das Meeting der "Pittsburgh Paediatric Society" von 1969 finden kann. Das könnte aber ziemlich schwierig werden, weil das nun lange vor dem Internet war.
Sebastian Leber über Rüdi: Hoffmanns Beweisführung ist, freundlich ausgedrückt, unorthodox. Es geht in seinen Filmen drunter und drüber wie bei einem Diavortrag, bei dem der Vortragende kurz vor Beginn ausgerutscht ist und alle Dias wild durcheinander auf den Boden flogen.
 
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Offline Rolly

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Es gibt sogar eine eigene Website die diesem Thema gewidmet ist https://drrichardday.wordpress.com/. Ich habe versucht bei Snopes was zu finden, aber deren Suchfunktion ist ... bescheiden, oder ich bin zu doof sie zu bedienen.
Da kann man doch sagen: "Beim SSL haben wir etwas gelernt!"
https://www.youtube.com/watch?v=9uZLrHiCMhQ
 
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Offline Caligula

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@kairo
Die ganze Geschichte beruht offensichtlich auf Tonbandaufnahmen aus 1988, von einem gewissen Dr. Lawrence Dunegan. Der ist wohl der auslösende Moment. 
Dort berichtet er von dem Treffen aus 1969, bei dem Day sich zu all den Dingen geäußert haben soll. Also schon mal schlappe 19 Jahre später.
Und mittlerweile kursieren gewiss immer mehr Abschriften, mit immer mehr Deutungen und Erweiterungen.
Die Schilderungen des Treffens, mit einer beträchtlichen Anzahl von Ärzten, bei einem offiziellen Meeting ist schon sehr dubios.
Andere Quellen, als seine Tonbänder, habe ich beim ersten Überblicken nicht gefunden.

Es würde mich nicht sehr wundern, wenn die ganze Geschichte komplett erfunden wäre. Schon beginnend mit den Ausführungen von Day in 1969 in Pittsburgh.
DENN: die im unten verlinkten Bericht erwähnte Gesprächspartnerin soll von der Coaliton of Life sein, das ist eine militante Organisation von Abtreibungsgegnern, welche auch Mord als Maßnahme für Anbieter von Abtreibungen propagiert.
https://www.encyclopedia.com/politics/legal-and-political-magazines/american-coalition-life-activists
Zitat
The group, which split from Operation Rescue, approves of the use of violence in the fight against legal abortion, and considers the murder of abortion providers to be "justifiable homicide.

Das erklärt vielleicht die extreme Interpretation und Erweiterung und den Weg, den eventueller Aussagen von Day genommen haben.

Unabhängig davon können auch qualifizierte, sowie hoch geehrte und ausgezeichnete Ärzte schräge und abwegige Gedanken und Ansichten haben und vertreten.   
Wäre ja nicht so ungewöhnlich wenn sich ein Kinderarzt zu Abtreibungen, Geburtenkontrolle, Schulbildung, und Bevölkerungsentwicklung äußern würde. 
Und das er da durchaus eigene Ansichten hat.

In den damaligen sehr bewegten Zeiten, Kalter Krieg, Rassenunruhen, Summer of Love mit beginnendem Drogenkonsum, der nichts mit Alkohol zu tun hat, freie Liebe und was noch alles .., da kann alles mögliche diskutiert worden sein.
Wir können gerne mal versuchen zu verifizieren, ob es belastbare Quellen gibt die dokumentieren, ob er jemals davor oder danach etwas derartiges geäußert hat.
Oder ein anderer der Beteiligten an diesen Projekten dahingehend auffällig war. Und vor allem ob er außerhalb der diversen VT- und sonstigen Freakforen zitiert wird.
 
Das ist dann keine Verschwörungstheorie, sondern Verschwörungspraxis.
Feel free. Die Dynamik ist umgekehrt. Die VT'ler suchen sich etwas, das sie auf ihre Überzeugungen und Phantasien umdeuten können.
Ihre Geschichte ist zuerst da, dann suchen sie passende Legenden und für diese eigenen Überzeugungen werden Storys und Aussagen "gechannelt".
Das ist gängige Praxis.

Je länger her und je weiter weg umso besser. Und wenn es dafür keine weiteren Situationen, Zeugen oder Belege gibt, dann ist das für den echten VT'ler der Beweis schlechthin.
Alles unterdrückt und vertuscht.

Ich könnte mit gut vorstellen, dass auch der Name Rockefeller und die Tätigkeit für seine Organisation ausschlaggebend waren.
Rothschild, Rockefeller, allen wird alles mögliche unterstellt und nachgesagt.
Auch der im 19. Jahrhundert reichste Mensch der Welt J.P. Morgan, war Gegenstand so einiger Gerüchte. Die Macht, die diese Menschen hatten, ist der Nährboden.
 
Ich habe auch eine Seite entdeckt mit einem Masterplan, wo sich auf Day berufen wird..
http://www.gottliebtuns.com/masterplan.htm

Und die Kommentare am Ende des verlinkten Artikel dokumentieren ganz gut wie es abläuft. Was da plötzlich alles an Stichworten und Themen im Spiel ist, was aber im Bericht so gar nicht vorkommt.
« Letzte Änderung: 30. April 2018, 19:49:03 von Caligula »
 
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Offline kairo

Die Schilderungen des Treffens, mit einer beträchtlichen Anzahl von Ärzten, bei einem offiziellen Meeting ist schon sehr dubios.

Das kann man wohl laut sagen. Zitate von https://drrichardday.wordpress.com/about-the-meeting/:

Zitat
At the meeting on the 20th March 1969, Dr Day asked the attendees not to take notes or record what he was about to tell them. 

Der Herr Professor müsste das Wesen und den Zweck einer wissenschaftlichen Konferenz wohl gründlich missverstanden haben. Da geht man hin und spricht, damit es sich verbreitet. Damals kamen die Beiträge hinterher auch in Buchform heraus ("Proceedings of the 999th Conference on Nothing at all").

Zitat
Something which Dr Dunegan said he found unusual for a professor to ask of his audience.

Und das ist noch sehr milde ausgedrückt.

Zitat
The reason Dr Day implied was that there would be negative repercussions – possibly personal danger –  against him if it became widely known that he had talked about the information he was about to relay to the group.

Ja, du Dussel, dann stell dich nicht auf die Bühne und erzähl all das, was der allerstrengsten Geheimhaltung unterliegt.

Alle Informationen über diesen angeblichen Vortrag gehen auf die Erinnerungen eines gewissen Dr. Dunegan zurück, die dieser 1988 berichtete. Es ist nicht plausibel, dass eine große Zahl von Zuhörern diese Rede gehört haben soll, ohne sich je dazu zu äußern. Dabei hätten sie doch diesmal zu Hause wirklich was zu erzählen gehabt ("Na, wie war deine Tagung?" "Och, wie immer, nichts Besonderes."). Herr Dunegan hat sich das entweder zusammengesponnen, oder es wurde auch ihm untergeschoben.
 
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Offline BlueOcean

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Gewohnt glaubwürdig... ;D So lautet also die angebliche Notiz von Dr. Dunegans Sohn, nachdem er vom Tod seines Vaters erfahren hat:

Zitat von: von wem auch immer
FRIDAY, JANUARY 16, 2004
Today is my first day back to work. It’s a big step in returning to normal.

So far it’s going well, mostly I’m being left alone to do the piles of work that appeared while I was away. For those of you who don’t know, my father passed away a week ago today (last Friday). He suffered from colon and liver cancer. He was 70, almost made it to his 71st birthday. It’s a bit wierd sorting through all these emotions and stuff, but it’s also quite an eye-opener learning experience. My father was a good man, and I’ll surely miss him. As one friend aptly put it, “he was very sweet, yet scrappy.” I am so very appreciative of all the friends and folks who came to pay their respects, and for those who couldn’t make it… thanks for being there if only in your thoughts.

In memory of Dr. Lawrence A. Dunegan
February 23, 1923 – January 9, 2004

Das Zitat und die Lebensdaten werden gemeinsam oder einzeln an vielen Stellen aufgeführt. Aber nicht einem von all den Deppen scheint aufzufallen, dass jemand, der von 1923 bis 2004 gelebt hat NICHT 70 Jahre alt geworden wäre, wie der Sohn ganz ausdrücklich schreibt, sondern 80.
"Teurer als die bittere Wahrheit ist uns der erhabene Wahn." (Alexander Puschkin)
 
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