Wie ich einmal Majo Heinz Kiesel geschtorkt habe
10 März, Berlin Spandau. Protokoll eines Schtorking-Angriffs
Da ich in Spandau umsteigen muss, und einiges an Zeit habe, habe ich mir überlegt, doch mal die Gegend genauer zu erkunden. Der Ort, an dem unser Bürgermeister im Amt residiert. Die Wohnung, seinen Balkon, den Park – all das kenne ich schon so gut aus diversen Youtube-Filmen, und nun möchte ich diesen weihevollen Ort auch mal selbst sehen, die Luft atmen, die Mario atmet, die Chemtrails sehen, die Majo so oft gefilmt hat, und vielleicht sogar einen Blick auf den Bürgermeister im Amt selbst erhaschen.
Aber, so weit sollte es nicht kommen. Ich höre die genuschelte Durchsage: „Nächster Halt, Spandau. Endstation!“. Klar. Spandau das Ende der Welt, oder zumindest von Berlin. Ich steige aus, überlege mir noch, ob ich rechts oder links gehe, ob ich Google-Maps anmache oder nicht… und werde stutzig. Links von mir läuft ein Mann, Käppi auf dem Kopf, Kunststoffjacke an und einen billigen No-Name-Rucksack auf dem Rücken. In den Seitenfächern steckt Leergut.
Ich laufe weiter, kurz nach dem wir den Bahnhof verlassen haben, quatscht der Typ Leute an: „Eine kleine Spende! Ham se ma 10 Cent für mich?!“ So quatscht er auch mich an. Ich gehe weiter, und bin mir fast sicher: Das muss Majo sein! Er sieht jünger aus als ich es mir gedacht hätte, die Zähne scheinen vollständig zu sein, er ist deutlich kleiner als ich es mir vorgestellt habe.
Ich gehe weiter, rufe einen Freund an und erzähle ihm, dass ich hier gerade den einzig wahren Majo Heinz Kiesel gesehen habe! In dem Augenblick kommt mir Majo wieder näher, ich nehme all meinen Mut zusammen und frage ihn: „Bist du Majo?“ – „Ja, det bin ick. Wer will det wissen? Wer bist du??“ Er geht dabei weiter, und aus einiger Entfernung rufe ich ihm zu „Ich komm von der NWO!“. Ob die Antwort klug war? Majo brabbelt einiges Zeug, geht weiter, quatscht Leute an, zeigt dabei auf mich. Er geht über eine Ampel, bettelt auf der anderen Seite weiter. Ich, weiterhin am Telefon, warte auf die nächste Grünphase und folge Majo unauffällig. Oder auch nicht unauffällig. Er läuft etwas vor mir her, quatscht Passanten an, zeigt auf mich und erzählt denen irgendwas. Leider verstehe ich es nicht. Eigentlich wollte ich ein Foto machen, aber Majo ist zu aufgebracht. Er schüttelt die Fäuste gegen mich, kommt aber nicht näher, quatscht weiter Leute an und zeigt auf mich. Nebenbei kassiert er fleißig weiter seine „10 Cent“. Ich stehe da und warte, nun kommt mir Majo wieder näher. Der zweite Kontakt: Er beschimpft mich wüst als Schtorker! Faschist! Drecksau! Ich erwidere nichts weiter, nur dass ich hier nur warte. Majo fragt mich, ob er die Bullen rufen soll. Ich hab nix dagegen, die Wortmarke Polizei kann mir doch nix anhaben. Leider macht er das nicht (kein Handy?) Jedenfalls beschimpft er mich dann weiter wüst, und kommt zu der interessanten Feststellung: „Jeder normale Mensch hätte mich jetzt schon angezeigt!“ Tja, was er damit wohl beweisen will?
Nun heißt es Abschied zu nehmen. Majo geht langsam von mir weg, bequatscht wieder Passanten und erzählt den irgendwas. Ich denke mir: bis zur Straße geh ich noch mit! Majo geht langsam, dann plötzlich fängt er an zu rennen, schnell, schneller und mit einem Satz biegt er rechts ab durch eine Hecke und ist weg. Da ich mein Gepäck (NWO-Ausrüstung) dabei habe, wird mir die Sache zu beschwerlich, und ich lasse Majo Majo sein. Tschüss Majo, es war schön mit dir. Ein interessantes Erlebnis, welches ich nicht so schnell vergessen werde.
Von einem Besuch in der Straße sehe ich für heute ab, Majo ist vorbereitet, und wird mich wohl filmen. Und das kann ich mir nicht erlauben, denn dann wäre die nächste Gesichtsoperation fällig, und das heißt wieder Formularkrieg führen…